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Wanderreportagen ABO

Warum Wespen nützlich sind

Wespen sind nur lästige Plagegeister – oder doch nicht? Auf einer Wanderung auf der Walliser Südrampe erklären Nina König und Adrien von Virag die unglaubliche Vielfalt dieser faszinierenden Insekten – und deren Rolle für das Gleichgewicht des Ökosystems.
11.04.2025 • Text und Bilder: Rémy Kappeler
Die Riesenschlupfwespe (Rhyssa persuasoria) hat einen langen Legebohrer, mit dem sie ihre Eier ins Holz legen kann. © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Keller, Siegfried
Auf Wespensuche an der Südrampe
Hohtenn • VS

Auf Wespensuche an der Südrampe

In der Schweiz gibt es rund 8800 Wespenarten, die grosse Mehrheit sieht ganz anders aus als die bekannte Deutsche Wespe mit ihren gelb-schwarzen Streifen. Einige ähneln einer Fruchtfliege, sind zum Teil millimeterklein und meist nicht gelb. Wespen sind damit die artenreichste Insektengruppe der Schweiz. Auf dieser Rundwanderung können viele der Arten recht einfach beobachtet werden. Ebenso sind Schmetterlinge und Heuschrecken zahlreich. Das Klima an der Walliser Südrampe ist trocken, die Sonne scheint oft und intensiv – das lieben die Wespen. Für uns Menschen heisst das, uns zu schützen oder frühmorgens zu starten, denn der Weg verläuft oft an der Sonne. Früh aufstehen passt auch, da die Insekten am Morgen noch etwas ruhiger unterwegs sind. Die Wanderung beginnt unterhalb des Bahnhofs. Der Weg unterquert etwas westlich davon die Geleise und steigt sofort an. Beim ersten Kreuz bei Punkt 1149 hat es nicht allzu steile Felsplatten, ein Mäuerchen und kleine Grasstücke, die für gefahrenfreies Beobachten sorgen. Am besten sucht man an sandigen und felsigen Stellen und verhält sich ruhig und geduldig. Im Juni/Juli kann man einige parasitische Wespen bei der Paarung beobachten, einige Wochen später beim Bau von Löchern im Sand; darin verstecken sie ihre Beutetiere – zum Beispiel Spinnen oder Fliegen –, auf die sie ihre Eier legen. Die Larven ernähren sich schliesslich von ihrem Wirtstier, bevor dieses stirbt. Nach dem Beobachten folgt der steile Aufstieg, der in Ladu für ein Picknick unterbrochen werden kann. Es geht weiter steil bergauf, dafür immer mehr auch im schattigen Wald, bis dann auf der Spilbielalpji der höchste Punkt erreicht ist. Belohnt wird man dabei immer wieder mit einem weitreichenden Panorama ins Rhonetal und auf die Walliser Alpen. Der Abstieg verläuft dann über Tatz – wie Ladu ein hübscher kleiner Weiler mit Kapelle und Brunnen. Zum Schluss passiert der Weg den Lüegilchi-Graben; an den steilen Stellen ist Aufmerksamkeit gefordert. Bald ist das Bahntrassee erreicht, nun ist es nicht mehr weit zum Bahnhof.

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Der Stich sitzt. Wie eine heisse Nadel bohrt sich der Schmerz in den Finger. Und auch die Wut auf die Wespe ist innert Sekunden da. Warum muss sich dieses Viech ausgerechnet am unteren Rand des Tellers aufhalten? Noch bevor die Wespe das Weite suchen kann, decke ich sie innerlich mit wüsten Beleidigungen ein. Und schleudere ihr hinterher: Wozu braucht es dich überhaupt, du aggressives Ding?

«Diese Frage wird uns immer als Erstes gestellt», erklärt Adrien von Virag. Der Biologe arbeitet im Gebiet der Honigbienenforschung und widmet sich in seiner Freizeit den Wespen. So verteidigt er diese auch gleich: «Wespen sind nicht aggressiv, nur sehr hartnäckig, wenn es ums Fressen geht. Aber ja: Geraten sie in Not, stechen sie zu.» Und schiebt – als Imker, der er auch ist – nach: «Wenn aber ein Insekt aggressiv ist, dann die Honigbiene. Sie kann dich aus dem Nichts heraus angreifen, grundlos.»

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