Wandern im Sommer

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Der Pic Chaussy Nr. 0677
Col des Mosses • VD

Der Pic Chaussy

Schön sieht sie aus, die Hochebene von Les Mosses. Damit ist spätestens jetzt, beim Aussteigen aus dem Postauto auf dem Col des Mosses, die Wanderlust geweckt. Gleich zwischen Post und Le Relais Alpin geht’s los, immer den mit Lac Lioson und Pic Chaussy beschrifteten Wegweisern folgend, den Hang hoch, durchs Dorf hindurch und links den Waldrand entlang aufwärts. Auf der ersten Terrasse quert der Weg eine Matte und führt nach Lioson d’en Bas, direkt auf eine kleine Käserei zu. Wer die Alpkäserei besuchen oder Hofprodukte kaufen möchte, ruft am besten vorher an. Weiter geht’s ein kurzes Stück auf der Teerstrasse hoch und nach einer scharfen Linkskehre wieder auf einem Naturweg nach Lioson d’en Haut mit einem Bergrestaurant und dem Lac de Lioson, der auch «Perle der Bergseen» genannt wird. Der Aufstieg geht weiter in Richtung Pic Chaussy. Kleine Wege ziehen den Hang hoch, mit jedem Schritt weitet sich die Sicht auf die Salaires ein wenig mehr. Auf dem Übergang vor dem letzten Aufstieg zum Gipfel gilt es, den angezeigten, aber nicht sehr gut sichtbaren Weg zu erspähen, dann geht’s weiter aufwärts. Am Südhang tummelt sich eine Herde Steinböcke. Die Tiere sind gar nicht scheu. Sie sind wohl an die Besucher gewöhnt. Dann ist der Gipfel (2351,4 m) erreicht, und die Aussicht öffnet sich nach Les Diablerets hinüber: das perfekte Panorama zu Sandwich und Tee oder Kaffee. Der Abstieg führt bis zur Verzweigung bei P. 2079 über den gleichen Weg, dann aber geht’s linksherum über Vers les Lacs nach Lioson d’en Bas und wieder zurück nach Col des Mosses. Wer das Waadtland nicht gleich wieder verlassen möchte, kann im Dorfzentrum zum Beispiel im Hotel Le Relais Alpin übernachten oder vor der Rückfahrt wenigstens ein Stück feine Fruchtwähe geniessen.
Abstieg vom Monte Generoso Nr. 0678
Monte Generoso — a • TI

Abstieg vom Monte Generoso

Wer erinnert sich nicht an den dreieckigen, mit Crème gefüllten MonteGeneroso‑Cake? Auf dem gleichnamigen Berg startet die Wanderung. Blauorange wie die Verpackung des Cakes leuchtet die Zahnradbahn in Capolago, die einen auf den schweizerisch‑italienischen Grenzberg hinaufträgt. Zufall ist es nicht, dass die Migros einen Cake nach dem Berg benannt hat; Gottlieb Duttweiler rettete 1940 die Zahnradbahn vor dem drohenden Konkurs. So ist der beliebte Ausflugsberg, dessen Süd‑ und Westflanke zur Schweiz und die Nordflanke zu Italien gehört, den Wandernden erhalten geblieben. Bei klarer Sicht reicht der Blick über den gesamten Alpenbogen bis hin zur Bernina. Der lässt sich am besten bei einem wandermotorenstartenden Kaffee im Panoramarestaurant Vetta oder an der Bar im Parterre geniessen. Überraschend und wunderschön ist es hier. Wer hätte eine derart urtümliche Landschaft erwartet? Los geht es abwärts in Richtung Alpe Nadigh. Der Berg, den die Einheimischen Calvagione nennen, ist bekannt für seine vielfältige Flora. Augenfällig sind die vielen Ziegen in allen denkbaren Farben, die sich hier offensichtlich wohl fühlen und um die eigentümlichen kleinen Trocken‑mauerhäuschen klettern. Es sind Schneegrotten oder Nevere, Vorläufer des heutigen Kühlschrankes. Zwei Drittel des Häuschens sind unterirdisch angelegt, aus der Erde ragt nur so viel der Schneegrotte, wie eine Tür Platz braucht. Sennen benutzten sie, um Milch in der Nähe des Stalls zu lagern. Nach der Alpe Génor und einer Hangpassage überquert der Weg die Bahnlinie und führt dann parallel dazu zur Bahnstation Bellavista.
Bisse de Clavau im Rebhang Nr. 0680
St-Léonard — n • VS

Bisse de Clavau im Rebhang

74 Kilometer ist er lang, der Weinweg, der in sanftem Auf und Ab inmitten von Rebgärten in vier Etappen von Martigny nach Leuk führt. Er ist ganzjährig begehbar, im Winter ist es die apere sonnenerwärmte Südhang‑Lage, die lockt, im Frühling die fortgeschrittene erwachende Vegetation, im Herbst sind es die Ausblicke auf die farbenfrohe Natur mit bereits weiss gekrönten Bergspitzen. Bloss unter der Sommerhitze ist die Route besser zu meiden. In Saint‑Léonard, dem Dorf mit dem grössten natürlichen, unterirdisch befahrbaren See Europas (www.lac‑souterrain.com), beginnt diese Wanderung. In der Bäckerei gleich neben dem Bach, der die Dörfer Uvrier und Saint‑Léonard trennt und wo auch der Hauptwegweiser steht, lässt sich der Tag mit einem Frühstück gemächlich starten. Dann geht’s direkt den Hang hoch und immer der Bisse de Clavau entlang durch die Rebhänge, stets begleitet von Ausblicken aufs Rhonetal und die Walliser Bergwelt, die sich im Hintergrund majestätisch erhebt. Einblicke in die Seitentäler wie das Val d’Hérens machen Lust auf weitere Wanderungen. Auf den Schautafeln des Weinwegs erfährt man viel Neues über den Weinbau. Chasselas, Johannisberg, Gamay und Pinot noir sind die vier Hauptsorten, die neben einheimischen Reben wie Amigne, Humagne, Petit Arvine, Cornalin und Païen, aber auch international bekannten Trauben wie Syrah angebaut werden. In der Guérite Brûlefer, sie gehört zum ältesten Weingut im Kanton Wallis, und wird von der Familie Bonvin geführt, bietet es sich an, bei einem Raclette Mittagspause einzulegen und bei einem Glas Fendant Brûlefer die Aussicht zu geniessen. Dann sticht der Weg bereits nach Sion hinunter, wo er durch die Altstadt zum Bahnhof führt.
Vom Bernina hinunter Nr. 0679
Bernina Suot — n • GR

Vom Bernina hinunter

In Sameden besteigt man den Zug in Richtung in Tirano. Je nach Lust kann man mit der Rhätischen Bahn (RhB) soweit fahren, wie man zurück wandern kann; die Via Albula/Bernina Nr. 33 führt von jeder Station an der Berninalinie sicher nach St. Moritz. Für diese Variante der Via Bernina steigt man bei der Bahnstation Bernina Suot aus. Der morgendliche Talwind bläst hier scharf ins Gesicht. Wer die traumhafte Fahrt mit der RhB, – mit Aussichten zum Piz Bernina oder Morteratsch Gletscher – verschlafen hat, ist spätestens hier wach! Dem Fluss Ova da Bernina talwärts entlang wandernd, wandelt sich der ruhig dahin rauschende Fluss bald in einen Bergbach, mit tosenden Wasserfällen und schäumenden Strudeltöpfen. In Morteratsch angelangt, eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf den gleichnamigen Gletscher: An beiden Talflanken sieht man immer noch die Schliffgrenzen des ursprünglichen Gletschers. Das mussten gigantische Eismassen gewesen sein. Ein Abstecher zur Gletscherzunge dauert aktuell 53 Minuten, aber in jedem folgenden Jahr wird es länger dauern, wie Tafeln mit Jahreszahlen das Abschmelzen des Gletschers eindrücklich dokumentieren. In Sichtdistanz zum Bahntrassee geht es weiter Richtung Pontresina, sodass man keinen der roten RhB‑Züge der verpasst. Das Pfeifen der Züge und der ganz sanft abfallende Wanderweg lädt jeden ein, mit voller (Zugs‑) Kraft zu wandern; hier erreicht man Wander‑Höchstgeschwindigkeit! Kurz unterhalb von Pontresina wird dieses Vergnügen gar verdoppelt, weil links und rechts der Wanderweg von Bahntrassees gesäumt wird. Bei der Station Fda Punt Muragl–Staz stechen wir linkerhand in den Wald, vorbei an Sümpfen zur Waldlichtung mit dem Lej da Staz. Ein wunderbarer Ort für einen letzten Rast, bevor es an das Ufer des Lej da S. Murenzzan und in das mondäne St. Moritz geht, dem Endpunkt der Wanderung geht.
Entdeckungen im Schwarzbubenland Nr. 0681
Aesch (BL) — ) • BL

Entdeckungen im Schwarzbubenland

Ausgangsort dieser Wanderung ist der Bahnhof Aesch. Hier zwängen sich Eisenbahnlinie, Haupt‑ und Autostrasse durch die Klus, dem Nadelöhr ins Laufental. Es erstaunt daher nicht, dass man zu Beginn der Wanderung an Panzersperren und Bunker vorbei wandert, denn während des zweiten Weltkriegs war die Klus von Angenstein ein militärstrategisch wichtiger Ort. Mit viel List wurde hier eine 9‑Zentimeter‑Panzerabwehr‑Kanone in einem Haus mit Ziegeldach, bemalt mit Wabenfenster, getarnt. Vorbei am Schloss Angenstein und den Felstürmen mit Resten der Ruine Bärenfels geht es auf die Herrenmatt hinauf, wo man in der Gartenwirtschaft erstmals einen Rast einschalten kann oder sich schon von der gutbürgerlichen Küche verwöhnt lassen kann. Nur unweit dieses Gehöfts stürzte 1973 ein britisches Flugzeug nach langer Irrfahrt ab. Ein Denkmal erinnert noch heute an die 108 Todesopfer. Durch Wälder, entlang von Wiesen geht es Richtung Hochwald, oder Hobel, wie man im Volksmund sagt. Doch die Einwohner haben noch einen weiteren Übernamen: Buttenklopfer. Er kommt daher, dass Hochwald praktisch der einzige Ort in der Schweiz ist, wo man aus Hagenbutten einen Früchtebrei, den Buttenmost, herstellt. Dabei werden die Hagenbutten zerklopft. Aus Buttenmost lassen sich Konfitüren, Parfait, Joghurt‑ oder Quarkspeisen herstellen. Wer im September oder Oktober durch Hochwald wandert, kann ihn direkt ab Hof kaufen. Über den höchsten Punkt von Hochwald, dem Nättenberg, geht es hinunter nach Seewen. Man folgt jetzt ausnahmsweise nicht mehr den gelben Wanderwegweisern, sondern den braunen, die zum Musikautomattenmuseum führen. Hier lässt man sich zum Abschluss der Wanderung von den Drehorgeln‑Klängen oder von den dutzenden Orgelpfeifen der Britannic‑Orgel verzaubern.
Von Carona nach Montagnola Nr. 0705
Carona — a • TI

Von Carona nach Montagnola

«Nie aber habe ich so schön gewohnt wie im Tessin... und eines meiner Bücher, das «Wanderung» heisst, ist nichts als ein Lobgesang an die Tessiner Landschaft. Sie ist mir zur Heimat geworden», schrieb Hesse 1954. Die Zeilen zeigen etwas von der heilsamen Wirkung, die Klima, Landschaft und Kultur dieses Landstrichs auf ihn hatten. Auf der Wanderung begeben wir uns auf die Spuren des Dichters. Im Zentrum von Carona angekommen, lohnt sich ein Besuch in der Pfarrkirche San Giorgio. Bemerkenswert ist ein Fresko des Jüngsten Gerichts im Chor der Kirche. Das malerische Dorf ist auch in Hesses Erzählung «Klingsors letzter Sommer» beschrieben. Gut wiederzuerkennen ist etwa ein Haus mit zwei kleinen Balkonen und einem im Dachgiebel aufgemalten Papagei. Ausgangs des Dorfes stehen das Grotto del Pan Perdü, im Wald ein Brunnen mit Tierfratzen und die Wallfahrtkirche Santa Maria oder Madonna d’Ongero, alles Bauten, die Hesse beschrieb. Die Kirche hatte es ihm besonders angetan: «Um die Zeit des Sonnenuntergangs ist der kleine Platz vor der Waldkirche der schönste in der ganzen weiten Gegend.» Vorbei am ehemaligen Kloster Santa Maria Assunta di Torello, das 1389 bereits aufgehoben wurde, führt der Weg durch schattigen Wald hinunter nach Figino und steigt auf der anderen Seite, der Collina d’Oro, über Agra nach Montagnola empor. Hier besteht ein Hesse‑Rundweg mit mehreren Stationen und eigener Signalisierung. Zu empfehlen ist ein Besuch im Hesse‑Museum in der Casa Camuzzi, in der der Dichter zwölf Jahre lang gewohnt hatte.
Wurstwandern Nr. 0612
Montfaucon — n • JU

Wurstwandern

Eine eisige Bise weht über Montfaucon, das noch ein Morgennebel umhüllt. Hier beginnt eine vierstündige Wanderung, deren Herzstück der verträumte Weiher Etang de la Gruère ist. Bevor man sich Richtung Bémont aufmacht, drängt sich ein Zwischenhalt auf, um im Laden Couleurs du Terroir den Wandervorrat mit einer wohlschmeckenden Trockenwurst aus örtlichem Bio-Rindfleisch zu ergänzen. Ein breiter Weg führt durch Weiden, die von imposanten Fichten gesäumt sind. Bis zum Weiler Bémont ist keine Seele zu sehen. Nachdem die Route kurz der Hauptstrasse Saignelégier–Delsberg gefolgt ist, biegt sie Richtung Weiler Cerlatez ab und führt vorbei an stattlichen Freiberger Höfen, bevor ein Märchenwald auftaucht, in dem man sich leicht verirren kann. Da ist es beruhigend, wieder auf eine Strasse zu stossen und sich von einem gelben Wegweiser versichern zu lassen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Einige Kühe, die friedlich in der Nähe des Naturschutzzentrums Cerlatez grasen, sind ein willkommenes Lebenszeichen. Der Dunst ist unverschleiertem Sonnenschein gewichen, der aber gegen die hartnäckige Bise nicht aufkommt. Ein Weg führt nach Petite Theurre, von wo der Blick auf den Etang de la Gruère fällt, einen silbernen, von hohen, dunklen Tannen umgebenen Spiegel. In Petite Theurre zweigt ein gewundener Pfad rechtwinklig Richtung Montfaucon ab. Hier lässt sich der unbestreitbare Charme dieser Freiberger Landschaft geniessen, die sich im sanften Oktoberlicht hinter einem Trüppchen rastender Pferde weit ausbreitet. Der Ausflug endet bei der Bahnstation Pré Petitjean, etwa 20 Minuten von Montfaucon entfernt. Der Wind ist richtig eisig.
Piz Spadla Nr. 0614
Vnà — t • GR

Piz Spadla

Der Piz Spadla verspricht eine prächtige Gratwanderung. Ein paar anspruchvolle Passagen mit Kettengeländer sorgen für etwas Prickeln. Das alles ergibt einen Leckerbissen für geübte Bergwanderinnen und Bergwanderer. Der Start zur Wandertour erfolgt entweder in Vnà, dem kleinen Dorf hoch über dem Haupttal, oder beim Kurhotel Val Sinestra, das bereits ein Stück weit im gleichnamigen Tal hinten liegt. Beide Orte sind mit dem Postauto erreichbar. Man kann aber auch den ersten Teil der Wanderung bis zum Hof Zuort bereits am Vorabend zurücklegen. Der Weiterweg vom Hof Zuort führt hinauf ins Val Laver. Etwa auf der Höhe von Tiral zweigt die Route in Richtung Fuorcla Spadla ab. Von dieser Lücke führen die Pfadspuren über den Grat, den Fil Spadla, in nordöstlicher und östlicher Richtung weiter bergan. Eine Felskuppe muss umgangen werden. Zur Sicherheit wurde hier ein Kettengeländer befestigt. Die höchste Erhebung ist der Punkt 2936.3 auf dem Fil Spadla. Der eigentliche Piz Spadla ist nur ein unscheinbarer Nebengipfel, wo sich aber drei Grate treffen. Der Abstieg geht in östlicher Richtung bis zu besagtem Piz Spadla, dann über die Fortsetzung des Grates in südöstlicher Richtung. Hier folgt die heikelste Stelle der Wanderung. Mithilfe von Ketten turnt man über ein paar Felsstufen hinunter. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unabdingbar. Ohne Schwierigkeiten gehts dann weiter bis zu Punkt 2654 und im Zickzack zwischen Lawinenverbauungen hinunter auf einen breiten Weg, der nach Sent hinabführt.
Turtmanntal Nr. 0616
Gruben • VS

Turtmanntal

Von der Bergstation der Luftseilbahn in Oberems fährt der Ortsbus in einer Viertelstunde bis nach Gruben ins Tal (nur zwei Kurse am Vormittag). Hier beginnt die anspruchsvolle Rundtour zur Turtmannhütte. Die einfache Variante heisst Strassenweg und führt ab Gruben auf dem Jeepweg zum Stausee und von dort weiter zur Hütte (2 Std.). Der interessantere Bergweg steigt gleich hinter der Terrasse des Hotels Schwarzhorn am rechten Talhang hinauf Richtung Augstbordpass. Oberhalb der Waldgrenze bei den Wegweisern bei Punkt 2270 verlässt man die Passroute nach St. Niklaus und folgt nun dem Panoramaweg Turtmanntal zum grasüberwachsenen Damm und über die Gigi Oberstafel in südlicher Richtung. Auf diesem Höhenpfad ist bald der Turtmanngletscher in Sichtweite, ebenso die beiden milchigblaugrünen Stauseen. Ohne zur Materialbahn abzusteigen, wo auch der Stausee‑Weg einmündet, folgt der letzte kurze Anstieg zur Hütte. Für den Abstieg nicht den Steinmannliweg nehmen, sondern ein kurzes Stück der Aufstiegroute folgen, diesmal zur Materialbahn hinabsteigen. Von der breiten Naturstrasse führt ein Pfad durch den Geröllhang zur Staumauer. Weiter geht es auf dem Jeepweg, um nach knapp 30 Minuten kurz vor der Gefahrentafel wenige Meter in den imposanteren Schluchtweg hinabzusteigen, der die Turtmänna überquert. Im Vorder Sänntum, wo Strassenweg und Schluchtweg zusammenkommen, wird die Brücke überquert, und danach geht es links des Bachs auf Graswegen bis nach Gruben.
Romantische Hotels Nr. 0618
La Ferrière • BE

Romantische Hotels

Wie ein Spielzeugzug muten die beiden roten Waggons an, wenn sie hinter dem Bahnhof von La Ferrière eine grosse Kurve durch die verschneite Landschaft ziehen und in dem vom Raureif verzierten Märchenwald verschwinden. Trocken knirscht der Schnee unter den Schuhen, und die Kälte verschlägt einem den Atem. Der Weg schlängelt sich über die lang gezogenen Hügel, und auf einer Anhöhe taucht überraschend ein mächtiges Haus auf. Mitte des 19. Jahrhunderts war es als Wohnhaus gebaut worden, seit gut hundert Jahren wird es als Gasthaus genutzt, mal für wohlhabende Zürcher Industrielle – wie den Schokoladenfabrikanten Sprüngli, der zu Pferd über die weiten Juraweiden ritt –, mal für die aus dem Flachland vertriebenen Täufer und in jüngster Zeit für Langlaufbegeisterte und Leute, die Stille und Abgeschiedenheit lieben. Fast ein bisschen abweisend sieht das Haus von seiner Rückseite her aus; umso herzlicher ist der Empfang von Agnès Frochaux, die seit fast zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel La Chaux‑d’Abel führt. Gerade verabschiedet sie eine Gruppe, die ein Familienfest im Haus gefeiert hat. Schon bald dampft eine heisse Schokolade auf dem Tisch im Esszimmer, in dem das hölzerne Täfer und die Kassettendecke Stil und Gemütlichkeit verbreiten. In dem nur eine Bahnstation entfernten Les Bois sind mehrere Winterwanderwege ausgesteckt. Vor Ort empfiehlt die Hausherrin eine Rundwanderung auf einer verschneiten Strasse über die Montagne du Droit zurück nach La Ferrière, und ihrer familiären Freundlichkeit ist es keine Spur anzumerken, dass ihr Hotel im Führer des Schweizer Heimatschutzes als eines der schönsten Hotels der Schweiz aufgeführt ist.
Romantische Hotels Nr. 0620
S-chanf • GR

Romantische Hotels

Ladina Florineth und Christian Klainguti haben 2009 ein Engadiner Auswandererhaus aus dem Jahre 1904 mit viel Fingerspitzengefühl restauriert: mit viel Respekt vor dem Bestehenden und viel Geschick im Einbringen von Neuem! Zu Recht findet sich dieses Kleinod im Büchlein «Die schönsten Hotels der Schweiz» vom Schweizer Heimatschutz. Als Auftakt eines Aufenthaltes in der Villa Flor eignet sich ein halbstündiger Spaziergang den Inn entlang nach Zuoz, wo Geniesser/innen in der Pastizaria Café Klara vor der Vitrine mit der Patisserie leicht und gern schwach werden. Oder man wandelt durch die wunderbaren Räume der Villa Flor, macht es sich auf dem roten Sofa im Salon bequem, schmökert in der ausgesuchten Bibliothek, steigt auf die Dachterrasse und blickt in den sternenübersäten Nachthimmel, geniesst allein oder zu zweit eines der sieben schönen Zimmer – und lässt es sich gut gehen. Am nächsten Tag (nur ungern das himmlische Bett, das umwerfende Badezimmer, das feine Zmorge verlassend) empfiehlt die Hausherrin eine Wanderung zur Alp Griatschouls (Wildruhezone beachten). Es ist kein offizieller Winterwanderweg, nichtsdestotrotz ist der Weg gut gepfadet, und die Wanderwegweiser (etwas mehr Zeit einrechnen als angegeben) leiten einen ans Ziel: Nach einem gemächlichen Beginn klettert der Weg steil bergan, gute Schuhe sind vonnöten, doch dank dieser Anstrengung ist rasch Höhe dazugewonnen. Ab Acla Laret geht es mal eben, mal leicht ansteigend durch den märchenhaften Winterwald, die Baumgrenze ist überschritten, und die (geschlossene) Hütte der Alp Griatschouls taucht auf, umgeben von viel Ruhe. Zurück geht es auf dem gleichen Weg und mit grandiosem Blick ins Tal.
Toggenburg Nr. 0621
Ebnat-Kappel — u • SG

Toggenburg

Die gesamte Länge der Thur von ihrer Quelle bis zur Einmündung in den Rhein misst 130 Kilometer. Das Stück zwischen Ebnat-Kappel und Nesslau im Toggenburg ist von besonderer Schönheit, da sich der Fluss als voralpiner Wildbach gebärdet. Ob von St. Gallen oder vom Zürichsee kommend, steigen Wandernde in Wattwil um in die S9 nach Ebnat-Kappel und wandern in der Fahrrichtung zunächst unter der Unterführung durch. An der Pinselfabrik PEKA vorbei geht es zehn Minuten auf der Strasse geradeaus, bis sie in einen Kiespfad mündet. Fortan weist der Thurweg einem als Schweiz-Mobil-Route Nr. 24 den Weg, und dies fast immer den Fluss entlang. Ein letzter Teil Hartbelag im Ortsteil Thurau, von wo der Thurweg nach den letzten Häusern rechts zum Wehr des kleinen Wasserkraftwerks Ebnat hinführt. Fern der Strasse und Bahn herrschen jetzt nur noch Stille und das Rauschen der Thur. Wiesen und Hügel wechseln sich mit Mischwald und eindrücklichem Urgestein am Ufer ab. Nach der Brücke im Brandholz folgt ein feuchtes Waldstück bis zur steilen Passage, die eine enge Flussstelle umgeht. Oben erreicht man die Höhe der Gleise. Die nächsten Stufen führen wieder steil hinunter zur Thur, die jetzt mit natürlichen Stromschnellen und einem sechs Meter tiefen Wasserfall überrascht. Nach dem Kraftwerk Trempel bei Krummenau dann der erste Blick auf die verschneiten Churfirsten. Am Bahnhof vorbei und beim Campingplatz über die Brücke und schon wird wieder auf Pfaden gewandert. Bei der letzten Brücke, anstatt dem Wegweiser nach Nesslau zu folgen, in Richtung Stein weitergehen. Das ist der schönere Abschnitt. Bei der Kirche und dem Hotel Sternen mündet der Thurweg in die Hauptstrasse ein. Von hier sind es flussabwärts fünf Minuten zum Bahnhof.
Röstigraben Nr. 0624
Giffers • FR

Röstigraben

Mitten durchs jetzt winterstille Freiburgerland zieht sich die Sprachgrenze zwischen Französisch und Deutsch (das heisst dem charaktervollen Senslerdialekt). Im Bereich dieser Röstigraben genannten kulturellen Trennlinie verläuft eine abwechslungsreiche Rundwanderung ab Giffers/Chevrilles durch meist offenes, bei schönem Wetter angenehm besonntes Gelände. Hier im Vorfeld des Alpenrandes, gebildet durch die Kette der La Berra, erinnern viele Namen von Fluren, Weilern und Dörfern an die Geschichte der Besiedlung durch zwei Volksgruppen, die stets friedlich mit‑ und nebeneinander lebten. Die Route mit einigen nur wenig akzentuierten Höhenunterschieden in angenehm verteilten Portionen quert nicht nur zweimal den Röstigraben selber, sondern auch ebenso oft das Flüsschen Ärgera/La Gérine – ein Wildwasser aus dem Plasselbschlund, das nun zur kalten Jahreszeit bloss wenig Wasser in seinem breiten Bett aus Steinblöcken führt. Wie für Wanderungen im Winterhalbjahr angemessen, kommt man unterwegs mehrmals durch Siedlungen, wo man sich im Restaurant aufwärmen oder, falls erwünscht, einen Bus der freiburgischen Regionaltransportgesellschaft tpf nach Fribourg/Freiburg besteigen kann. Wer die ganze Tour absolviert, macht einen weiten Bogen im Gegenuhrzeigersinn und gelangt, bereichert um mancherlei Aus‑ und Einsichten, über die Dörfer Bonnefontaine, St. Silvester, Plasselb und Rechthalten zurück nach Giffers.
Goms Nr. 0606
Münster — s • VS

Goms

Der Gommer Höhenweg führt auf einer sonnigen Terrasse entlang des gesamten Goms von Bellwald bis Oberwald. Wie in einem Landschaftsfilm gleitet das urige Walliser Hochtal vorbei. Alte sonnen~ verbrannte Häuser, schmucke Kirchen und Kapel~ len und leuchtende Felder zeugen von einer Jahrhunderte alten Kultur am Fusse dreier Pässe und am Laufe der Rhone. Eisige Gipfel fächern angenehme Kühlung zu an heissen Tagen und beleben den Blick. Zwischendurch keucht die Matterhorn-Gotthard-Bahn, die den Wandernden die Möglichkeit gibt, in jedem Talort auszusteigen und den Zugang zum Höhenweg zu nehmen. Wer diesen mit einem Aufstieg zum Grimselpass verbindet und gar noch einen Schwenker zum Jostsee macht, kann sicher sein, beinahe alles erlebt zu haben, was das Goms landschaftlich zu bieten hat: Wälder, Pässe, Berge, Gletscher und Seen. Bleibt nur noch, direkt einzutauchen in die Kultur. Dafür bietet sich Münster an. Hier lässt es sich gut zwischen Häusern flanieren, die mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Und seinen Kaffee kann man trinken, wo dereinst Goethe und Thomas Platter schon einkehrten. Wer hier in den Gommer Höhenweg einsteigt, dem bietet der Tag Zeit genug, auch noch hinauf auf den Grimselpass zu gelangen.
Via Capricorn Nr. 0607
Glaspass — s • GR

Via Capricorn

Die Wanderung vom Glaspass zum Turrahus führt auf dem neuen Walserweg Graubünden und der Via Capricorn durch das Siedlungsgebiet der Walser im Safiental. Bei der Postautostation auf dem Glaspass folgt man dem Fahrsträsschen nach Inner Glas und steigt über die historische «Stäga», die den alten Walsern als einzige Ganzjahres~ verbindung zur Aussenwelt diente, nach Safien Platz hinunter. Im Hauptort kann man sich im Selbstbedienungsladen «Spensa» mit lokalen Produkten wie Käse und Salsiz versorgen und schon gehts auf markiertem Pfad an der Schindelwerkstatt vorbei zu den Siedlungen von Camana hinauf. Bald ist Camanaboda mit dem sehenswerten Safier Heimatmuseum erreicht, wo die Zusatzvariante über die Camaner Hütta abzweigt. Die einmalige Alpsiedlung mit ihren charakteristischen Safier Gebäudetypen ist ein lebendiges Beispiel der Walser Holzbaukultur. Hier sind alle lokalen Gebäudetypen von der Hütte (Sennerei) über das Stupli (Schlafstube) bis zum Stall vertreten und auch mehrere frisch gedeckte Schindeldächer zu bewundern. Über saftige Kuhweiden und durch den märchenhaften Bawald zieht die Route dem Talabschluss entgegen, wo die «Taller Chilcha» steht. Vor dem schlichten Gotteshaus am Schluchtrand wurde ein neuer «Steggelzuun» (traditioneller Holzzaun) errichtet, der dem Wanderer Spalier steht. Der Rabiusa folgend ist nach kurzer Zeit das Berggasthaus Turrahus erreicht, wo man übernachten oder das Postauto besteigen kann. Bei dieser Tour gibt es verschiedene Ein‑ und Ausstiegsorte (siehe Wanderkarte).
Alpstein Nr. 0608
Brülisau — n • AI

Alpstein

Nach der Fahrt mit der Appenzellerbahn bis Weissbad fährt der Bus nach Brülisau. Diese Wanderung führt von der Talstation der Seilbahn auf den Hohen Kasten zum Brüelbach hinunter, folgt ein kurzes Stück der Strasse, bis der Wegweiser die Wiesen hinauf Richtung Alp Sigel zeigt. Vor dem Hof Obere Leugangen stösst die Route auf den Wanderweg, der vom Weissbad heraufführt. Über den Grat mit herrlicher Sicht auf Appenzell und zum Säntis steigt der Weg höher, der drohenden Felswand der Zahmen Gocht entgegen. Spätestens bei der Hütte Bärstein sollte man sich eine Rast gönnen und nochmals die Fernsicht geniessen. Denn jetzt führt der fast ein wenig Angst einflössende Weg steil, teils mit Seilen gesichert, den Felsspalt entlang zur Alp Sigel hinauf. Oben atmet man auf und gesteht sich ein, dass der Name Zahme Gocht gar nicht schlecht gewählt ist. Eine grosse, leicht gegen Süden geneigte Alp mit traumhafter Sicht auf den südlichen Teil des Alpsteins empfängt einen. Hoher Kasten, Staubernkanzel und Kreuzberge sind nur einige bekannte Gipfel. Während der Alpzeit schenkt der Senn Getränke aus. Trotz der kleinen Seilbahn sind hier nur wenige andere Wandernde unterwegs. Eigentlich zu unrecht, denn die Wanderung zur Alp Mans ist unvergesslich. Bei der Mans schwenkt der Blick wieder auf die nördliche Seite des Bergmassivs. Steil führt der Weg abwärts zur Alp Hütten und weiter das raue Hüttentobel hinunter zur Bahnstation Wasserauen. Dort fährt die Bahn im Halbstundentakt wieder nach Weissbad oder über Appenzell nach St. Gallen oder Gossau.
Wurstwandern Nr. 0609
Erlenbach im S. — i • BE

Wurstwandern

Es ist sinnvoll, sich von Anfang an um den Rückweg zu kümmern und die Wanderung nach dem Fahrplan des Postautos ab Riedli auszurichten. Dieses fährt nämlich unregelmässig. Vom Bahnhof Erlenbach führt der Weg ein kleines Stück die Bahnlinie entlang und an der Sägerei vorbei, wo es herrlich nach frisch geschnittenem Holz duftet. Bald schon geht es links über die Simme in den Wald hinein und in einem ersten Aufstieg Richtung Ägelsee. Wer jetzt ins Schnaufen gekommen ist, kann sich auf einem der Bänkchen am Ufer des kleinen Sees ausruhen und Kräfte sammeln für den zweiten Aufstieg. Nach einem kurzen Stück in der Ebene geht es nämlich wieder steil hoch, an einem sonnigen Tag ist man hier froh um den Schatten spendenden Mischwald. Nur kurz geniessen Wandernde die erreichte Höhe, immerhin sind es fast 800 Höhenmeter, die sie von Erlenbach im Simmental bis Tschuggen erklommen haben. Und schon geht es wieder abwärts, erst steil und stellenweise im Zickzack, dann gemächlich. Zwischendurch bietet sich ein schöner Ausblick auf die gegenüberliegenden Hänge und Berggipfel des Diemtigtals. Man durchwandert auf der ganzen Strecke immer wieder Kuhweiden. Schön ist die herbstliche Flora; blühende Disteln, Herbstzeitlosen und goldenes Laub. Im «Burelädeli» gleich bei der Talstation der Wiriehornbahn werden köstliche Backwaren, Glace und einheimische Produkte verkauft. Die verschiedenen Trockenwürste sind ganz besonders empfehlenswert. Aus Ziegen‑ oder Rindfleisch, dicke, dünne, weiche Landjäger oder härtere «Bauernknebel». Mit einem frischen Brot und einem Stück Käse aus der Region ein wunderbares Abendessen für den Heimweg oder zu Hause.
Wurstwandern Nr. 0610
Maloja — a • GR

Wurstwandern

Der Wanderweg führt direkt an seinem Hof vorbei. Doch man muss von ihm wissen, muss das kleine Schild an Renato Giovanolis Haus erkennen, auf dem geschrieben steht, was hier zu finden ist: Schinken, Coppa, Salami, Speck, Bündnerfleisch und Engadiner Brat- und Leberwürste. Am bekanntesten jedoch ist Renato Giovanoli für seine Salsiz. Hat man Glück, steht er, wenn man an die grosse Tür klopft, dahinter, in seiner Werkstatt, in der Wursterei. Auf dem Tisch liegen gewaschene Därme, die Wurstmischung für die Salsiz steht bereit: zwei Drittel Schwein, ein Drittel Rind, Salz, Pfeffer, Wein und Gewürze – welche, ist sein Geheimnis. Eines, das er von seinem Grossvater mitgenommen hat, der die Metzgerei aufbaute, als Ende des 19. Jahrhunderts der Tourismus im Engadin ankam und in Maloja Graf Renesse das Palace Hotel hochzog. Salsiz, die geräucherten Bündner Trockenwürste, sind das beste Picknick für die Wanderung zum Piz Lunghin. Um sicherzugehen, dass Renato Giovanoli Würste auf Vorrat hat, ist es ratsam, vorher anzurufen. Hinter seinem Hof im Weiler Pila geht der Weg steil den Hang aufwärts. Der Blick zurück besticht mit der Sicht über den Silsersee und auf die dahinterliegenden Gletscherberge. Beim Lägh dal Lunghin ist der grösste Teil des Aufstiegs geschafft. Über Sand- und Geröllhänge geht es den Markierungen entlang zum Pass Lunghin, wo der Inn entspringt, wo aber auch Julia und Mera ihren Ursprung haben – der Pass ist Wasserscheide, und die drei Flüsse fliessen je in ein anderes Meer. Ein kurzes Stück folgt der Weg Zuflüssen von Julia und Mera zum Septimerpass. Von dort geht es auf dem alten Säumerweg nach Casaccia, dem obersten Dorf im Bergell.
Val di Campo Nr. 0613
Lukmanier Passhöhe — ) • TI

Val di Campo

Nur im Sommer fährt das Postauto über den Lukmanier, den niedrigsten Pass der Schweizer Alpen. Von der Haltestelle aus geht es hinter dem Hospiz ostwärts ein paar Schritte die Matten hoch, wo der Wind schon bald das Dröhnen der Motoren auf der Passstrasse übertönt. Richtung Süden erstreckt sich der Blick zu den in Grau getauchten Gipfel, die die Leventina im Norden begrenzen. Weiter geht es, vorbei am Vallone di Casaccia, das eine tiefe Wunde in die Landschaft gerissen hat, aus der Dolomitgestein hell gegen die Sonne hervorbricht. Am Passo di Gana Negra hingegen sind die Steine schwarz. Verwitterter Bündner Schiefer liegt im Gras; bei den drei mächtigsten Brocken zweigt ein Weg südwärts ab zum Pizzo di Cadrèigh und zur Krete, die das Val di Campo vom Valle Santa Maria und der Lukmanierstrasse trennt. Der gemächlichere Weg führt zur Alpe di Bovarina: hinein ins stille Seitental, vorbei an einem Seelein, das kaum diesen Namen verdient, und über weite Matten, auf denen weitere schwarzen Schieferbrocken verstreuet liegen. Schon bald rückt das Rheinwaldhorn ins Blickfeld – die Adula, so das italienische und rätoromanische Wort für den Berg, der dem entstehenden neuen Nationalpark den Namen gibt. Die Capanna Bovarina am unteren Ende der gleichnamigen Alp ist beliebter Ausgangspunkt für eine mehrtätige Hüttentour ins Herzstück des geplanten Parks. Durch Wald führt der Weg zunächst nach Ronco di Gualdo und dort auf die andere Talseite wechselnd über Orsàira hinab nach Campo im Bleniotal.
Rothenfluh Nr. 0626
Rothenfluh • BL

Rothenfluh

Es ist Mai in Rothenfluh ganz im Osten des baselländischen Juras. Ein warmer Tag. Die Scheunen im kleinen Dorf verbreiten bereits den Duft des eingebrachten Heus, in den Wiesen zirpt und sirrt es, und am wolkenlosen Himmel ertönt das hohe «Hiäääh» eines Mäusebussards. Bald schon wird es heiss sein, und so kommt es ganz gelegen, dass der Weg schon bald in einem kühlen Wald verschwindet. Nach einem halbstündigen Aufstieg taucht der Rastplatz auf der Rote Flue auf, einer rötlich gefärbten Felswand, die markant über dem Dorf aus dem dichten Wald aufragt. Am Abbruch der Rote Flue strecken Föhren ihre gekrümmten, dicken Äste wie erstarrte Schlangenwesen in den Himmel. Von hier bietet sich die schönste Aussicht über diesen Teil des Tafeljuras und über das kleine Runddorf Rothenfluh mit seinem geschützten Dorfbild. Schon beim Aufstieg, und auch hier oben aufdem Plateau, fällt einem die Vielfalt an Bäumen auf, mit Buchen, Eichen, Eschen, Ahorn, Tannen, Fichten und einer Vielzahl von Sträuchern. Nicht weniger als 32 unterschiedliche Waldgesellschaften haben hier Forscher gezählt, und 60% der Waldfläche Rothenfluhs stehen unter Naturschutz. Aufgrund einer vorbildlichen Verbindung von naturgerechter Pflege und der Nutzung des Holzes für Heizungen erhielt der Forstbetrieb den renommierten Binding-Waldpreis.Die Rundwanderung führt durch den Wald aufdem Plateau - auch einige Lothar-Flächen gibt es hier - und über einige Wiesen zum Dörfchen Anwil (das hier «Ammel» ausgesprochen wird). Unterhalb des Dörfchens führt der Wanderweg an den zwei idyllischen Talweihern vorbei. Sie sind dank ihrem wertvollen Lebensraum kantonal geschützt, und ein Rastplatz lädt zum Verweilen ein.
Clos du Doubs Nr. 0627
St-Ursanne • JU

Clos du Doubs

Dieser Doubs ist schon ein merkwürdiger Geselle. Statt wie alle anderen Flüsse hierzulande ins Ausland zu fliessen, ist er ein ausgewachsener Einwanderer! Bei Saint‑Ursanne allerdings scheint er sich eines Besseren zu besinnen, macht linksumkehrt und verlässt nach einigen Windungen wieder unser Land. In Saint‑Ursanne beginnt diese Wanderung, und der Ort ist für sich bereits eine Reise wert. Besonders sehenswert sind im kleinen mittelalterlichen Städtchen die Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert und die Pont Saint‑Jean Népomucène, eine massive Steinbogenbrücke über den Doubs. Ideal: Wen es schnurstracks auf die Wanderung zieht, der verpasst gar nichts, denn das Städtchen bildet auch den Schluss dieser Rundtour. Auf der ersten Hälfte der Wanderung erklimmt man den Hügelzug in der engen Doubs‑Schlaufe, kommt durch die beiden kleinen Dörfer Montenol und Epauvillers und gelangt in La Charbonnière wieder an den Doubs. Von hier geht es, stets das nördliche Flussufer entlang, zurück nach Saint‑Ursanne. Die Vielfalt der Lebensräume am Doubs ist bemerkenswert. Entlang dem Fluss finden sich schöne Auenwälder mit Weiden, Erlen, Eschen, Ahorn und Ulmen. Hier haben zahlreiche Vögel ein Zuhause, unter ihnen der Feldschwirl, die Bekassine, der Flussuferläufer und der Eisvogel. Höher oben bedecken Buchenmischwälder die stellenweise recht steilen Hänge. Bei Tariche wurden 1972 zwei Naturwaldreservate eingerichtet, um die Entwicklung dieser strukturreichen Buchenwälder wissenschaftlich studieren zu können. Auf den letzten Kilometern führt der Weg auch immer wieder durch artenreiche, ökologisch wertvolle Trockenwiesen.
Leuk Nr. 0629
Leuk • VS

Leuk

Diese überaus abwechslungsreiche Rund- wanderung in der Mitte des Wallis beginnt im kleinen Städtchen Leuk, das etwas erhöht über der Rhone liegt und fast rundherum von Weinbergen umgeben ist. Obwohl kaum grösser als andere Dörfer der Region, hatte Leuk im Mittelalter eine grosse regionale Bedeutung und besass gar das Stadtrecht. Bei einem Bummel durch die verwinkelten Gassen lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch des Beinhauses in der Kirche am Hauptplatz. Hier wurden über Jahrhunderte Schädel und Oberschenkelknochen der Ver- storbenen aufbewahrt, sodass schliesslich eine 20 Meter lange und mehr als einen Meter tiefe Mauer aus den Gebeinen entstanden ist. Oberhalb des Städtchens führt der Weg an einigen Weinbergen vorbei und durch Wälder und Wiesen hoch nach Albinen. In diesem ursprünglichen, gut erhaltenen Walliser Bergdorf schmiegen sich die kleinen sonnen-geschwärzten Häuser und Spycher eng aneinander, und nur die schneeweisse Kirche in der Mitte des Dorfes setzt einen modernen Akzent. Nach einem kurzen Anstieg durch einen kühlen, mit einem dichten Moosteppich ausgelegten Wald führt der Wanderweg um eine Krete – und unvermittelt steht man vor einer riesigen Waldbrandfläche. Im Sommer 2003 verwüstete hier ein verheerendes Feuer nicht weniger als drei Quadrat-kilometer Wald. Der Anblick von Tausenden von blassgrauen Baumskeletten ist ungewohnt, beim Wandern durch die Fläche wird aber schnell ersichtlich, wie vielfältig die Natur in dieser Regenerationsphase ist, und im Frühsommer überziehen die buntesten Blumenwiesen die Hänge. Über das Dörfchen Guttet und die Satellitenbodenstation mit ihren mächtigen Parabolspiegeln führt die Route schliesslich zurück nach Leuk.
Sörenberg Nr. 0630
Sörenberg — g • LU

Sörenberg

Hochmoore sind wichtige Lebensräume für seltene Pflanzen und Tieren. Leider zählen sie zu den be­drohtesten Lebensräumen der Schweiz, und in den letzten 200 Jahren sind nicht weniger als 90% der Moore in unserem Land durch Entwässerung, Kulti­vierung oder Torfabbau verloren gegangen. Das weitaus grösste erhalten gebliebene Moor­gebiet der Schweiz liegt zwischen dem luzernischen Flühli und dem bernischen Habkern, und diese Rundwanderung führt durch das Herz dieses Ge­bietes. Der Start liegt in Sörenberg, das bequem im Stundentakt mit dem Postauto erreichbar ist. Von hiersteigt der Weg durch einen schmalen Wald­streifen auf die Husegg, die einen tollen Rund­blick auf die ganze Region bietet: auf die Haglere im Osten, das Brienzer Rothorn im Süden und den lang gezogenen Felsrücken der Schratteflue im Westen. Kurz vor dem Berggasthaus Salwideli, aber auch auf dem Weg zur Alpwirtschaft Schlund führt der Weg an einigen schönen Hochmooren vorbei. Man­chenorts sind sie mit knorrigen, verdrehten Fichten und Bergföhren durchsetzt, andernorts sind sie baumfrei und übersät mit Knabenkräutern, dichten Büscheln von Trollblumen und Roten Waldnelken. Je näher man der Schratteflue kommt, desto auf­fälliger wird der karstige Untergrund, und immer wieder treten jetzt die scharfen Kanten und Fur­chen des zerfressenen Kalkes an die Oberfläche. Besonders verträumt ist der Weg zwischen Sil­wänge und der Bodehütte – hier windet sich der Pfad, der streckenweise nicht auszumachen, aber gut markiert ist, durch einen lockeren Wald, bevor er wieder ins Tal absteigt und einen zur Postauto­haltestelle an der Kantonsstrasse bringt.
Dischma Nr. 0631
Davos Dorf • GR

Dischma

Wer heute Davos besucht, kann kaum erahnen, wie sich dieses Hochtal noch vor kurzer Zeit präsentiert hat. Es ist nur 150 Jahre her, da gab es eine Kirche, um die sich ein paar Dutzend Häuser scharten, und rundherum nichts als Wiesen, Weiden und ver­streute Bauernhöfe. Doch der Wandel in Davos kam schnell. 1868 wurde das erste Sanatorium gebaut, 1890 fuhr die erste Eisenbahn ein, und Pensionen und weitere Kuranstalten schossen nun wie Pilze aus dem Boden. Heute ist Davos einer der grössten Wintersportorte der Schweiz. Diese Entwicklung von der Agrarwirtschaft zum Tourismus widerspiegelt sich auch in der Nutzung der Davoser Wälder. Nach der Besiedelung des Hochtales durch die Walser im 13. Jahrhundert wurden die Wälder intensiv genutzt: Sie wurden gerodet, Kühe und Ziegen weideten in ihnen, und sie wurden als Lieferanten für Bau- und Brennholz genutzt. Bereits 1496 erliess die Gemeinde einen ersten Bannbrief, um die Übernutzung einzudäm­men - mit begrenztem Erfolg. Die Übernutzung dauerte an, verglichen mit heute waren die Wälder noch Mitte des 19. Jahrhunderts sehr lückig und offen. Erst nach zerstörerischen Flutkatastrophen wurde 1873 begonnen, die Wälder schonender zu nutzen. Das Dischma ist das ruhigste und unberühr­teste der drei grossen Davoser Südtäler Sertig, Dischma und Flüela. Diese Wanderung führt durch den Büelen- und den Chaiserenwald zum vielleicht schönsten Aussichtspunkt über das lang gezogene Tal. Ideal: Der Aufstieg beträgt nicht einmal 500 Meter, und kurz nach der Halbzeit der Tour wartet ein schmuckes Berggasthaus mit einem kühlen Bier, einem Teller knackigen Salat oder einer währ­schaften Teufischnitte.