Wandern im Sommer

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Das autofreie Braunwald Nr. 0673
Grotzenbüel — n • GL

Das autofreie Braunwald

Auf eine Bergterrasse westlich oberhalb von Linthal im Kanton Glarus schmiegt sich Braunwald. Seit 1907 ist eine Standseilbahn Zubringerin zum autofreien Ferienort - deren gibt es in der Schweiz bloss acht. Nach einem kurzen Gang vorbei an der Bruder-Klaus-Kappelle, trägt einen die Gondelbahn nach Grotzenbüel, wo Wandernde im Bergrestaurant bei einem Kaffee erst einmal ankommen und die schöne Gegend geniessen können. Wie wäre es mit einem Ausflug auf den Ortstock an einem anderen Tag? Und, aha, die Eggstöcke (mit Klettersteigen) sind es, die sich in nördlicher Richtung erheben. Für diese Wanderung geht es ebenen Weges los und dann in stetigem Auf und Ab weiter. Anfangs tauchen immer wieder einmal Wegweiser und Objekte des Zwergenweges auf: Es ist ein Themenweg für Familien, der entweder in Gumen oder als moderate Variante ebenfalls in Grotzenbüel startet und Kinder zum Beispiel mit der Aussicht auf einen Besuch im Zwergenschloss zum (Weiter-) Wandern motiviert. Via Ortstockhaus führt die Route mal über Alpwiesen, mal durch Waldstücke abwärts zum Bergetenseeli, in dem Kälteresistente vielleicht ein Bad wagen. Nach einem steilen Abstieg ist das Restaurant Nussbühl in Nussbüel erreicht, das weitherum bekannt ist für seinen Gugelhopf. Nun geht es wieder nach Braunwald zurück, wo nach einem erneuten Marsch vorbei an der Gondelbahn Hüttenberg-Grotzenbüel das Märchenhotel Bellevue vor einem liegt, wo man den Tag bei einem Glas «gespritztem Glarner» ausklingen lassen kann.
Aussichtspunkt Golitschepass Nr. 0674
Undere Elsige • BE

Aussichtspunkt Golitschepass

Zwischen Adelboden und Kandersteg, über dem Engstligen‑ und dem Kandertal, erhebt sich die Elsigenalp auf 1800 Meter über Meer. So schnell sie von Frutigen erreichbar ist, so überraschend ursprünglich ist die Landschaft, die in der Region bekannt ist für ihre Pflanzenvielfalt. In alle Himmelsrichtungen lassen sich genussvolle, wenig schwierige (Berg‑)Wanderungen unternehmen. An sonnigen Tagen ziehen Gleitschirmflieger ihre Kreise über den Köpfen der Wandernden in den Himmel und Bergfexe werden sich über den Klettersteig freuen. Fünf Minuten braucht die Luftseilbahn von Elsigbach auf die Elsigenalp. Dort startet die Rundwanderung. Etwa fünf Minuten nach der Bahnstation steht das Bergrestaurant mit den Wegweisern zu allerlei Zielen. Für diese Route schlagen Wandernde den Weg in Richtung Elsigsee ein. In dem kleinen, idyllischen See kann man im Sommer baden oder am Ufer bräteln. Anschliessend gilt es, kurz Ausschau nach dem Wanderweg zu halten. Der Pfad schlängelt sich über Bergmatten den Hang hoch, schlägt eine enge Kurve und steigt auf den Stand, den höchsten Punkt dieser Wanderung, der auf 2320 Meter über Meer liegt. Nach einem kurzen Abstieg ist der Golitschepass erreicht. Beide Punkte warten mit einer fantastischen Aussicht auf: Blüemlisalp, Fründe‑ und Doldenhorn reihen sich am Horizont auf. Nebenan erhebt sich das Elsighorn - ebenfalls ein kleiner Wandergipfel -, das aus dieser Perspektive wie ein Hügelchen wirkt. Das erste Stück Abstieg ist etwas steil, dann geht’s sanft abfallend auf kleinen Pfaden über Weideland, das die liebliche Hügellandschaft begrünt, zurück zur Station der Luftseilbahn.
Grenzwandern bei Lucelle Nr. 0675
Lucelle • EU

Grenzwandern bei Lucelle

Ein paar Kilometer nordwestlich von Delémont, im Tal der Lucelle, direkt an der Schweizer Grenze, liegt der zur Gemeinde Pleigne gehörende Weiler Lucelle. Die Wanderung beginnt an der Bushaltestelle beim Zoll, wo ein Pfad hinter der Wandertafel Richtung Kloster hinunterführt zum Ufer des kleinen Stausees. Am Seeende über die Staumauer gehen und links die Treppe hinuntersteigen, dann taucht der Weg in den Wald und folgt mehr oder weniger ebenen Wegs der Lucelle. Linkerhand wird der Blick frei auf das ehemalige Kloster von Lucelle. Später zweigt die Route rechts ab und steigt hoch zur Löwenburg, die auf einem Höhenzug liegt. An diesem historischen Ort lässt sich gut eine Pause einlegen, dabei können Wandernde sich von der Sonne wärmen lassen und die Aussicht nach Frankreich hinüber geniessen. Zu besichtigen gibt es in Löwenburg eine gotische Kirche, eine Ruine oder ein archäologisches Museum (vorher anrufen, Tel. 032 431 12 20). Die Hofanlage gehört heute der Christoph-Merian-Stiftung und wird als Landwirtschaftsbetrieb geführt. Der kulinarische Höhepunkt erwartet Wandernde im Restaurant Moulin Neuf oder Neumühle. Im schön restaurierten, mit dem «Goût Mieux» ausgezeichneten Haus in liebevoll gestalteter Umgebung werden frische Bioköstlichkeiten auf den Tisch gezaubert, die allein schon den Ausflug wert sind. Wer müde ist nach dem Essen oder einfach noch ein wenig verweilen möchte, kann hier übernachten oder die Heimreise mit dem Bus in Richtung Laufen antreten. Alle anderen machen sich auf den Rückweg. Der folgt wieder der Lucelle und lässt dem Magen Zeit, die Köstlichkeiten zu verdauen.
Flusswanderung Nr. 0647
Unterengstringen — n • ZH

Flusswanderung

Vom Bahnhof Schlieren aus fährt einen der Bus Nr. 302 oder 308 bis zur Haltestelle Eckstein, weiter geht es zu Fuss ein Stück neben der Limmat her zum Kloster Fahr. Es ist noch heute von Benediktinerinnen bewohnt und beherbergt zudem die Bäuerinnenschule Kloster Fahr sowie einen Klosterladen. Der Wanderweg führt vom Kloster Fahr am rechten Ufer der Limmat entlang. Wer möchte, kann sich über den omnipräsenten Strassenlärm und die vorbeibrausenden Züge ärgern. Andere blenden das Rauschen der Auto~ bahn, die parallel zur Limmat verläuft und diese mehrmals überquert, einfach aus und geniessen die in dieser dicht besiedelten Gegend unerwartet idyllische, gemächliche Flusslandschaft. Immer wieder raschelt es in den trockenen Blättern vom Vorjahr, eine Eidechse huscht über den Kiesweg, Enten, Schwäne und Blesshühner schwimmen vorbei oder sitzen am Ufer in der Sonne. Auf der Höhe des Bahnhofs Killwangen‑Spreitenbach überqueren die Wandernden die Limmat, der Weg führt nun das linke Ufer entlang. Nach dem Elektrizitätswerk Wettingen, bei dem seit 2007 ein «Fischpass» Fischen den Aufstieg bis in den Zürichsee ermöglicht, wird der Fluss erneut überquert, diesmal auf der Zollbrücke, einer gedeckten Holzbrücke. Nun gelangt man direkt auf das Gelände des Klosters Wettingen. Bis 1841 lebten im Maris stella (Meerstern) genannten Kloster Zisterziensermönche. Danach wurden die Gebäude als Lehrerseminar genutzt, heute ist es die Kantonsschule Wettingen. Der Kreuzgang und die Klosterkirche sind von Frühling bis Herbst tagsüber frei zugänglich, Park und Gärten bieten den Schülern und Besuchern wunderschönen Raum zum Ausruhen, Plaudern, Spielen und Geniessen. Im Lädeli bei den Geräteschuppen werden Gemüse, Früchte und Honig aus Eigen~ produktion verkauft.
Flusswanderung Nr. 0648
Rheinfelden — ) • AG

Flusswanderung

Rheinfelden, die Stadt am Rhein, ist die älteste Zähringerstadt der Schweiz. Bei einem Stadt~ rundgang lassen sich die mittelalterlichen Türme und Torbogen, die alte Rheinbrücke und die kunstvoll verzierten Hausfassaden der autofreien Altstadt bestaunen. Die Wanderung nach Stein beginnt beim bekannten Kurzentrum. «Sole uno» heisst die moderne Bade‑Erlebniswelt und die Sole bzw. das Salz sind auch wichtiger Teil der Stadtgeschichte. Im Jahre 1844 wurden zwei Salinen gegründet, die Natursole schon bald zum Baden verwendet. Im Kurpark steht noch ein Sole‑Förderturm aus der Pionierzeit und ist heute als Museum eingerichtet. Vorbei am neuen Kraftwerk führt die Route weiter den Rhein entlang. Auf der deutschen Seite des Flusses zeigt sich das Umgehungsgewässer, ein Fischpass, der beim Bau des neuen Kraftwerkes eingerichtet worden war. Bald erreicht man in Ryburg‑Schwörstadt ein weiteres Flusskraftwerk, das stärkste am Hochrhein. Doch nicht nur Technik herrscht vor, die Route überrascht durch ihren fast durch~ gehenden Verlauf durch die Uferwälder des Rheins; am Weg liegen die Ruinen mehrerer römischer Wachtürme. Auch lässt die Wanderung Raum für Exkursionen: etwa eine Besichtigung der Saline Ryburg oder ein Besuch der Storchensiedlung in Möhlin. Am Ziel, in Stein AG, bietet sich dann die Gelegenheit, hinüber nach Baden Württemberg zu bummeln. Die gedeckte Holzbrücke zwischen Stein und Bad Säckingen ist mit 203,7 Metern die längste Holzbrücke Europas. Die Alte Rheinbrücke, wie sie auch genannt wird, steht nur Fussgängern und Velofahrern zur Verfügung. Und Bad Säckingen verlockt mit einer schönen Altstadt zum Einkaufs‑ und Beizenbummel. Ausweis nicht vergessen!
Von Carona nach Montagnola Nr. 0705
Carona — a • TI

Von Carona nach Montagnola

«Nie aber habe ich so schön gewohnt wie im Tessin... und eines meiner Bücher, das «Wanderung» heisst, ist nichts als ein Lobgesang an die Tessiner Landschaft. Sie ist mir zur Heimat geworden», schrieb Hesse 1954. Die Zeilen zeigen etwas von der heilsamen Wirkung, die Klima, Landschaft und Kultur dieses Landstrichs auf ihn hatten. Auf der Wanderung begeben wir uns auf die Spuren des Dichters. Im Zentrum von Carona angekommen, lohnt sich ein Besuch in der Pfarrkirche San Giorgio. Bemerkenswert ist ein Fresko des Jüngsten Gerichts im Chor der Kirche. Das malerische Dorf ist auch in Hesses Erzählung «Klingsors letzter Sommer» beschrieben. Gut wiederzuerkennen ist etwa ein Haus mit zwei kleinen Balkonen und einem im Dachgiebel aufgemalten Papagei. Ausgangs des Dorfes stehen das Grotto del Pan Perdü, im Wald ein Brunnen mit Tierfratzen und die Wallfahrtkirche Santa Maria oder Madonna d’Ongero, alles Bauten, die Hesse beschrieb. Die Kirche hatte es ihm besonders angetan: «Um die Zeit des Sonnenuntergangs ist der kleine Platz vor der Waldkirche der schönste in der ganzen weiten Gegend.» Vorbei am ehemaligen Kloster Santa Maria Assunta di Torello, das 1389 bereits aufgehoben wurde, führt der Weg durch schattigen Wald hinunter nach Figino und steigt auf der anderen Seite, der Collina d’Oro, über Agra nach Montagnola empor. Hier besteht ein Hesse‑Rundweg mit mehreren Stationen und eigener Signalisierung. Zu empfehlen ist ein Besuch im Hesse‑Museum in der Casa Camuzzi, in der der Dichter zwölf Jahre lang gewohnt hatte.
Wurstwandern Nr. 0612
Montfaucon — n • JU

Wurstwandern

Eine eisige Bise weht über Montfaucon, das noch ein Morgennebel umhüllt. Hier beginnt eine vierstündige Wanderung, deren Herzstück der verträumte Weiher Etang de la Gruère ist. Bevor man sich Richtung Bémont aufmacht, drängt sich ein Zwischenhalt auf, um im Laden Couleurs du Terroir den Wandervorrat mit einer wohlschmeckenden Trockenwurst aus örtlichem Bio-Rindfleisch zu ergänzen. Ein breiter Weg führt durch Weiden, die von imposanten Fichten gesäumt sind. Bis zum Weiler Bémont ist keine Seele zu sehen. Nachdem die Route kurz der Hauptstrasse Saignelégier–Delsberg gefolgt ist, biegt sie Richtung Weiler Cerlatez ab und führt vorbei an stattlichen Freiberger Höfen, bevor ein Märchenwald auftaucht, in dem man sich leicht verirren kann. Da ist es beruhigend, wieder auf eine Strasse zu stossen und sich von einem gelben Wegweiser versichern zu lassen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Einige Kühe, die friedlich in der Nähe des Naturschutzzentrums Cerlatez grasen, sind ein willkommenes Lebenszeichen. Der Dunst ist unverschleiertem Sonnenschein gewichen, der aber gegen die hartnäckige Bise nicht aufkommt. Ein Weg führt nach Petite Theurre, von wo der Blick auf den Etang de la Gruère fällt, einen silbernen, von hohen, dunklen Tannen umgebenen Spiegel. In Petite Theurre zweigt ein gewundener Pfad rechtwinklig Richtung Montfaucon ab. Hier lässt sich der unbestreitbare Charme dieser Freiberger Landschaft geniessen, die sich im sanften Oktoberlicht hinter einem Trüppchen rastender Pferde weit ausbreitet. Der Ausflug endet bei der Bahnstation Pré Petitjean, etwa 20 Minuten von Montfaucon entfernt. Der Wind ist richtig eisig.
Piz Spadla Nr. 0614
Vnà — t • GR

Piz Spadla

Der Piz Spadla verspricht eine prächtige Gratwanderung. Ein paar anspruchvolle Passagen mit Kettengeländer sorgen für etwas Prickeln. Das alles ergibt einen Leckerbissen für geübte Bergwanderinnen und Bergwanderer. Der Start zur Wandertour erfolgt entweder in Vnà, dem kleinen Dorf hoch über dem Haupttal, oder beim Kurhotel Val Sinestra, das bereits ein Stück weit im gleichnamigen Tal hinten liegt. Beide Orte sind mit dem Postauto erreichbar. Man kann aber auch den ersten Teil der Wanderung bis zum Hof Zuort bereits am Vorabend zurücklegen. Der Weiterweg vom Hof Zuort führt hinauf ins Val Laver. Etwa auf der Höhe von Tiral zweigt die Route in Richtung Fuorcla Spadla ab. Von dieser Lücke führen die Pfadspuren über den Grat, den Fil Spadla, in nordöstlicher und östlicher Richtung weiter bergan. Eine Felskuppe muss umgangen werden. Zur Sicherheit wurde hier ein Kettengeländer befestigt. Die höchste Erhebung ist der Punkt 2936.3 auf dem Fil Spadla. Der eigentliche Piz Spadla ist nur ein unscheinbarer Nebengipfel, wo sich aber drei Grate treffen. Der Abstieg geht in östlicher Richtung bis zu besagtem Piz Spadla, dann über die Fortsetzung des Grates in südöstlicher Richtung. Hier folgt die heikelste Stelle der Wanderung. Mithilfe von Ketten turnt man über ein paar Felsstufen hinunter. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unabdingbar. Ohne Schwierigkeiten gehts dann weiter bis zu Punkt 2654 und im Zickzack zwischen Lawinenverbauungen hinunter auf einen breiten Weg, der nach Sent hinabführt.
Turtmanntal Nr. 0616
Gruben • VS

Turtmanntal

Von der Bergstation der Luftseilbahn in Oberems fährt der Ortsbus in einer Viertelstunde bis nach Gruben ins Tal (nur zwei Kurse am Vormittag). Hier beginnt die anspruchsvolle Rundtour zur Turtmannhütte. Die einfache Variante heisst Strassenweg und führt ab Gruben auf dem Jeepweg zum Stausee und von dort weiter zur Hütte (2 Std.). Der interessantere Bergweg steigt gleich hinter der Terrasse des Hotels Schwarzhorn am rechten Talhang hinauf Richtung Augstbordpass. Oberhalb der Waldgrenze bei den Wegweisern bei Punkt 2270 verlässt man die Passroute nach St. Niklaus und folgt nun dem Panoramaweg Turtmanntal zum grasüberwachsenen Damm und über die Gigi Oberstafel in südlicher Richtung. Auf diesem Höhenpfad ist bald der Turtmanngletscher in Sichtweite, ebenso die beiden milchigblaugrünen Stauseen. Ohne zur Materialbahn abzusteigen, wo auch der Stausee‑Weg einmündet, folgt der letzte kurze Anstieg zur Hütte. Für den Abstieg nicht den Steinmannliweg nehmen, sondern ein kurzes Stück der Aufstiegroute folgen, diesmal zur Materialbahn hinabsteigen. Von der breiten Naturstrasse führt ein Pfad durch den Geröllhang zur Staumauer. Weiter geht es auf dem Jeepweg, um nach knapp 30 Minuten kurz vor der Gefahrentafel wenige Meter in den imposanteren Schluchtweg hinabzusteigen, der die Turtmänna überquert. Im Vorder Sänntum, wo Strassenweg und Schluchtweg zusammenkommen, wird die Brücke überquert, und danach geht es links des Bachs auf Graswegen bis nach Gruben.
Romantische Hotels Nr. 0618
La Ferrière • BE

Romantische Hotels

Wie ein Spielzeugzug muten die beiden roten Waggons an, wenn sie hinter dem Bahnhof von La Ferrière eine grosse Kurve durch die verschneite Landschaft ziehen und in dem vom Raureif verzierten Märchenwald verschwinden. Trocken knirscht der Schnee unter den Schuhen, und die Kälte verschlägt einem den Atem. Der Weg schlängelt sich über die lang gezogenen Hügel, und auf einer Anhöhe taucht überraschend ein mächtiges Haus auf. Mitte des 19. Jahrhunderts war es als Wohnhaus gebaut worden, seit gut hundert Jahren wird es als Gasthaus genutzt, mal für wohlhabende Zürcher Industrielle – wie den Schokoladenfabrikanten Sprüngli, der zu Pferd über die weiten Juraweiden ritt –, mal für die aus dem Flachland vertriebenen Täufer und in jüngster Zeit für Langlaufbegeisterte und Leute, die Stille und Abgeschiedenheit lieben. Fast ein bisschen abweisend sieht das Haus von seiner Rückseite her aus; umso herzlicher ist der Empfang von Agnès Frochaux, die seit fast zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel La Chaux‑d’Abel führt. Gerade verabschiedet sie eine Gruppe, die ein Familienfest im Haus gefeiert hat. Schon bald dampft eine heisse Schokolade auf dem Tisch im Esszimmer, in dem das hölzerne Täfer und die Kassettendecke Stil und Gemütlichkeit verbreiten. In dem nur eine Bahnstation entfernten Les Bois sind mehrere Winterwanderwege ausgesteckt. Vor Ort empfiehlt die Hausherrin eine Rundwanderung auf einer verschneiten Strasse über die Montagne du Droit zurück nach La Ferrière, und ihrer familiären Freundlichkeit ist es keine Spur anzumerken, dass ihr Hotel im Führer des Schweizer Heimatschutzes als eines der schönsten Hotels der Schweiz aufgeführt ist.
Romantische Hotels Nr. 0620
S-chanf • GR

Romantische Hotels

Ladina Florineth und Christian Klainguti haben 2009 ein Engadiner Auswandererhaus aus dem Jahre 1904 mit viel Fingerspitzengefühl restauriert: mit viel Respekt vor dem Bestehenden und viel Geschick im Einbringen von Neuem! Zu Recht findet sich dieses Kleinod im Büchlein «Die schönsten Hotels der Schweiz» vom Schweizer Heimatschutz. Als Auftakt eines Aufenthaltes in der Villa Flor eignet sich ein halbstündiger Spaziergang den Inn entlang nach Zuoz, wo Geniesser/innen in der Pastizaria Café Klara vor der Vitrine mit der Patisserie leicht und gern schwach werden. Oder man wandelt durch die wunderbaren Räume der Villa Flor, macht es sich auf dem roten Sofa im Salon bequem, schmökert in der ausgesuchten Bibliothek, steigt auf die Dachterrasse und blickt in den sternenübersäten Nachthimmel, geniesst allein oder zu zweit eines der sieben schönen Zimmer – und lässt es sich gut gehen. Am nächsten Tag (nur ungern das himmlische Bett, das umwerfende Badezimmer, das feine Zmorge verlassend) empfiehlt die Hausherrin eine Wanderung zur Alp Griatschouls (Wildruhezone beachten). Es ist kein offizieller Winterwanderweg, nichtsdestotrotz ist der Weg gut gepfadet, und die Wanderwegweiser (etwas mehr Zeit einrechnen als angegeben) leiten einen ans Ziel: Nach einem gemächlichen Beginn klettert der Weg steil bergan, gute Schuhe sind vonnöten, doch dank dieser Anstrengung ist rasch Höhe dazugewonnen. Ab Acla Laret geht es mal eben, mal leicht ansteigend durch den märchenhaften Winterwald, die Baumgrenze ist überschritten, und die (geschlossene) Hütte der Alp Griatschouls taucht auf, umgeben von viel Ruhe. Zurück geht es auf dem gleichen Weg und mit grandiosem Blick ins Tal.
Toggenburg Nr. 0621
Ebnat-Kappel — u • SG

Toggenburg

Die gesamte Länge der Thur von ihrer Quelle bis zur Einmündung in den Rhein misst 130 Kilometer. Das Stück zwischen Ebnat-Kappel und Nesslau im Toggenburg ist von besonderer Schönheit, da sich der Fluss als voralpiner Wildbach gebärdet. Ob von St. Gallen oder vom Zürichsee kommend, steigen Wandernde in Wattwil um in die S9 nach Ebnat-Kappel und wandern in der Fahrrichtung zunächst unter der Unterführung durch. An der Pinselfabrik PEKA vorbei geht es zehn Minuten auf der Strasse geradeaus, bis sie in einen Kiespfad mündet. Fortan weist der Thurweg einem als Schweiz-Mobil-Route Nr. 24 den Weg, und dies fast immer den Fluss entlang. Ein letzter Teil Hartbelag im Ortsteil Thurau, von wo der Thurweg nach den letzten Häusern rechts zum Wehr des kleinen Wasserkraftwerks Ebnat hinführt. Fern der Strasse und Bahn herrschen jetzt nur noch Stille und das Rauschen der Thur. Wiesen und Hügel wechseln sich mit Mischwald und eindrücklichem Urgestein am Ufer ab. Nach der Brücke im Brandholz folgt ein feuchtes Waldstück bis zur steilen Passage, die eine enge Flussstelle umgeht. Oben erreicht man die Höhe der Gleise. Die nächsten Stufen führen wieder steil hinunter zur Thur, die jetzt mit natürlichen Stromschnellen und einem sechs Meter tiefen Wasserfall überrascht. Nach dem Kraftwerk Trempel bei Krummenau dann der erste Blick auf die verschneiten Churfirsten. Am Bahnhof vorbei und beim Campingplatz über die Brücke und schon wird wieder auf Pfaden gewandert. Bei der letzten Brücke, anstatt dem Wegweiser nach Nesslau zu folgen, in Richtung Stein weitergehen. Das ist der schönere Abschnitt. Bei der Kirche und dem Hotel Sternen mündet der Thurweg in die Hauptstrasse ein. Von hier sind es flussabwärts fünf Minuten zum Bahnhof.
Röstigraben Nr. 0624
Giffers • FR

Röstigraben

Mitten durchs jetzt winterstille Freiburgerland zieht sich die Sprachgrenze zwischen Französisch und Deutsch (das heisst dem charaktervollen Senslerdialekt). Im Bereich dieser Röstigraben genannten kulturellen Trennlinie verläuft eine abwechslungsreiche Rundwanderung ab Giffers/Chevrilles durch meist offenes, bei schönem Wetter angenehm besonntes Gelände. Hier im Vorfeld des Alpenrandes, gebildet durch die Kette der La Berra, erinnern viele Namen von Fluren, Weilern und Dörfern an die Geschichte der Besiedlung durch zwei Volksgruppen, die stets friedlich mit‑ und nebeneinander lebten. Die Route mit einigen nur wenig akzentuierten Höhenunterschieden in angenehm verteilten Portionen quert nicht nur zweimal den Röstigraben selber, sondern auch ebenso oft das Flüsschen Ärgera/La Gérine – ein Wildwasser aus dem Plasselbschlund, das nun zur kalten Jahreszeit bloss wenig Wasser in seinem breiten Bett aus Steinblöcken führt. Wie für Wanderungen im Winterhalbjahr angemessen, kommt man unterwegs mehrmals durch Siedlungen, wo man sich im Restaurant aufwärmen oder, falls erwünscht, einen Bus der freiburgischen Regionaltransportgesellschaft tpf nach Fribourg/Freiburg besteigen kann. Wer die ganze Tour absolviert, macht einen weiten Bogen im Gegenuhrzeigersinn und gelangt, bereichert um mancherlei Aus‑ und Einsichten, über die Dörfer Bonnefontaine, St. Silvester, Plasselb und Rechthalten zurück nach Giffers.
Gratwandern Nr. 0601
Chasseral Hôtel — n • BE

Gratwandern

Vier Stunden Richtung Südwesten nimmt die Gratwanderung vom Chasseral zum Chaumont in Anspruch: vom frei stehenden Aussichtskamm mit seinem Pflanzenschutzgebiet über dem Bielersee zum bewaldeten Touristenberg über Neuenburg. Anstrengend ist die lohnende Tour vor allem im ersten Teil, wo ein schmaler, steiniger Pfad in luftiger Höhe verläuft. Weil aber wirklich exponierte Stellen fehlen, lässt sich diese Wanderung auch von Personen geniessen, die nicht schwindelfrei sind. Schon nach ungefähr einer Stunde, bei der Métairie de l’Ile, beginnt ein weniger anspruchsvoller Routenverlauf auf Flursträsschen und Waldwegen bis zur Bergstation der Chaumont‑Standseilbahn. Unterwegs fehlt es nicht an Verpflegungsmöglichkeiten. Am Anfang und am Ende steht je ein Hotel mit Restaurant; drei gemütliche Bergbeizlein mit Sitzmöglichkeiten draussen wie drinnen runden das kulinarische Angebot ab: Métairie de l’Ile, Métairie d’Aarberg, Chuffort. Bei klarem Wetter ist die Aussicht vor allem auf den ersten fünf Kilometern umfassend: Am Horizont dehnt sich die Alpenkette, davor das Mittelland mit den drei im Sonnenlicht blinkenden Seeländer Gewässern Bielersee, Neuenburgersee und Murtensee; in Gegenrichtung zieht zuerst der Mont Soleil über dem Tal von St‑Imier mit seinen Windkraftrotoren und später das Val de Ruz mit seinem Feldermosaik die Blicke auf sich. Die Anfahrt zum Chasseral geschieht am besten mit dem Bus ab St‑Imier an der SBB‑Linie Biel–La Chaux‑de‑Fonds (täglich von zweiter Hälfte Mai bis zweite Hälfte Oktober), die Rückreise vom Chaumont mit der Standseilbahn hinunter nach Neuenburg.
Gratwandern Nr. 0602
Stn. Steibenkreuz • VS

Gratwandern

Das Risihorn ist der Hausberg von Bellwald und ein spektakulärer Logenplatz mitten im Unesco‑Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau‑Aletsch. Dank zwei Seilbahnen ist der 2876 Meterhohe Gipfel von Bellwald aus relativ kräfteschonend zu erreichen. Mit dem Sessellift Richinen schweben Wandernde zunächst bis Flesche, dann mit dem Sessellift Furggulti weiter zum Steibenkreuz. Hier folgt man auf weiss‑rot‑weiss markiertem Bergwanderweg dem Wegweiser «Risi» bis Furggulti. Am Fuss des Risihorns wechseln dann die Markierungen auf Weiss‑Blau‑Weiss. Der Weg steigt nun steiler an und verläuft leicht ausgesetzt, etwas unterhalb des Grates, durch die Flanke. Heikle Stellen sind mit Halteseilen abgesichert. Unterhalb des Gipfelkreuzes steht eine Sitzbank die zum Schauen und Staunen einlädt, doch erst einige Meter weiter oben eröffnet sich einem beim Gipfelkreuz das grossartige Panorama. Gegenüber stehen die formschönen Wannenhörner; der Blick geht über den Fieschergletscher bis zum Finsteraarhorn, dem höchsten Gipfel der Berner Alpen. Anstatt nun in kurzer Zeit direkt zur Seilbahnstation Steibenkreuz abzusteigen empfiehlt sich unbedingt die Route die Bellwalder Bergseen entlang. Hierzu steigt man zunächst auf dem Aufstiegsweg bis zum Furggulti ab und folgt dann dem Wanderpfad links abwärts. Die Wege zwischen den Seen lassen viele Varianten zu, sodass Wirbul‑, Leng‑, Mittel‑ und Spilsee miteinander kombiniert werden können. Kurzweilig lässt sich so die Seilbahnstation Steibenkreuz erreichen.
Gratwandern Nr. 0603
Luthernbad — l • LU

Gratwandern

Die Strecke vom Napf auf die Lüderenalp gehört zu den Klassikern im Emmentaler Wanderwegenetz und ist auch Bestandteil des Alpenpanoramaweges (nationale Route Nr. 3). Eine gute Zeitplanung ist wichtig, da die Route recht lang und die Anfahrt nicht einfach ist (nur am Sonntag verkehren Postautos nach Lüderen bzw. Mettlenalp, von dort Aufstieg zum Napf ca. 45 Minuten). Unter der Woche bieten sich die Auf‑ und Abstiege nach Luthern Bad (Napf) oder «Heimisbach, Thal» (Lüderen) an, was aber die Wanderung entsprechend verlängert. Wers gemütlicher mag, plant ohnehin besser eine Übernachtung auf dem Napf oder der Lüderen ein. Kulturgüter von nationaler Bedeutung gibt es nur bei der Anfahrt von Langnau her zu sehen, doch auch die etwas weniger bedeutenden Bauten haben durchaus ihren Reiz. Ansonsten sind auf dieser Wanderung vor allem die Landschaft und das Panorama «die Highlights». Nach recht steilem Aufstieg erreicht man vom Luthern Bad her in gut anderthalb Stunden den Napf, wo man erstmals eine herrliche Weitsicht geniessen kann. Danach führt die Route in stetem Auf und Ab in rund dreieinhalb Stunden über Niederund Hochänzi sowie an der Lushütte vorbei zur Lüderenalp. Schmale Waldwege und Wiesenpfade, von denen es sich immer wieder in die Emmentaler «Chrächen» hinunterblicken lässt, wechseln sich auf dieser Gratwanderung die bernisch‑luzernische Grenze entlang ab. Wer sich von der Lüderen den Abstieg nach «Heimisbach, Thal», ersparen will, kann einen Taxidienst bis Wasen anfordern oder im Hotel übernachten. Die Route kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden (etwas mehr bergauf und ca. 20 Minuten länger).
Gratwandern Nr. 0604
Ossasco — i • TI

Gratwandern

Fährt der Zug in Airolo aus dem Gotthardtunnel, mag einem der Himmel schon deutlich blauer erscheinen. Bis zu den Palmen am Lago Maggiore bleibt jedoch noch ein gutes Stück. Der reizvollste Weg dorthin führt über den Berg. Von Ossasco, dem zweiten Dorf das Bedrettotal aufwärts, aus, geht es über das Val Torta hinauf zum Passo di Cristallina. Von Norden her sieht man die 2001/02 neu aufgebaute Capanna di Cristallina wie eine Schuhschachtel auf dem Joch sitzen. Stilvoll mit Lärchenholz verkleidet, bietet sie in komfortablen 4‑ bis 8‑Bett‑Zimmern Platz für 120 Gäste – ein 5‑Sterne‑Bau unter den Berghütten, der Mass~ stäbe versetzte, bis die neue Monte‑Rosa‑Hütte ihn übertrumpft hat. Spuren der alten Hütte, die eine Lawine zerstörte, sind unterhalb der Passhöhe im Boden zu erkennen. Von der Hüttenterrasse und von den Panoramafenstern im Essraum nimmt einem der Blick auf den Gletscherschild des Basòdino fast den Atem. Ein Stück näher steht man dem zweithöchsten Berg des Tessins auf der Cima di Lago. Zu diesem Gipfel führt ein wenig begangener Pfad, der unterhalb der Hütte von Wanderweg nach Robièi abzweigt. Über Stütz~ mauern und alte Pflasterungen, und mit einfachen roten Strichen markiert, gelangt man auf einen Grat, wo der Blick noch einmal zurück ins Bedrettotal fällt. Wer sich, zuletzt nur noch auf Wegspuren, zum Gipfel vorwagt, blickt südwärts hinab in die gewaltigen Stauseen bei Robièi. Seit den 1960er‑Jahren haben die Maggia‑Wasser~ kraftwerke hier Sammelbecken gebaut und sie in kühn unter dem Berg geführten Leitungen mitein~ ander verbunden. Die Cristallina‑Hütte bezieht ihr Trinkwasser und ihre Stromversorgung von ihnen.
Elsigenalp Nr. 0605
Undere Elsige • BE

Elsigenalp

Der Golitschepass und der Stand sind zwei spektakuläre Logenplätze über dem Kander‑ und dem Engstligental. Beide Aussichtspunkte sind von der Elsigenalp, nahe Adelboden, auf einer wenig schwierigen Rundtour erwanderbar. Von der Talstation bei Elsigbach schwebt man zunächst mit der Luftseilbahn hinauf auf die Elsigenalp. Nur fünf Minuten sind es von der Bergstation bis zum Berghaus Elsigenalp bzw. bis zum Hauptwegweiser bei Undere Elsige (1800 m). Hier folgt man dem gelben Wegweiser in Richtung Obere Elsige bzw. Golitschepass. Der Pfad zieht sich zunächst sanft, am Ende etwas steiler hinauf bis zum Golitschepass (2180 m, ohne Name auf der Landeskarte). Von hier aus lohnt sich der kurze Aufstieg auf das nahe und nur 14 Meter höhere Golitschehöri (2194 m). An welchem Punkt man sich auch befindet auf diesem Höhenzug zwischen Kander‑ und Engstligental, sei es auf dem Golitschepass, auf dem Golitschehöri oder kurze Zeit später auf dem Stand (2280 m), das Panorama auf das Eisgebirge über Kandersteg ist schlicht überwältigend. Genau gegenüber erheben sich, zum Greifen nah, Blüemlisalp, Fründen‑ und Doldenhorn, eine Etage tiefer bettet sich der Oeschinensee in die alpine Landschaft ein. Nur 25 Minuten dauert es vom Golitschepass hinüber zum Stand. Hier folgen Wandernde dem nach rechts abfallenden Pfad (weiss‑rot-weisse Stangen und Markierungen am Fels) und steigen durch grasiges Gelände bis an die Ufer des Elsigseelis ab. Es lohnt sich, hier den Tag ausklingen zu lassen, ehe man dann in einer knappen halben Stunde hinüber zur Luftseilbahn spaziert.
Goms Nr. 0606
Münster — s • VS

Goms

Der Gommer Höhenweg führt auf einer sonnigen Terrasse entlang des gesamten Goms von Bellwald bis Oberwald. Wie in einem Landschaftsfilm gleitet das urige Walliser Hochtal vorbei. Alte sonnen~ verbrannte Häuser, schmucke Kirchen und Kapel~ len und leuchtende Felder zeugen von einer Jahrhunderte alten Kultur am Fusse dreier Pässe und am Laufe der Rhone. Eisige Gipfel fächern angenehme Kühlung zu an heissen Tagen und beleben den Blick. Zwischendurch keucht die Matterhorn-Gotthard-Bahn, die den Wandernden die Möglichkeit gibt, in jedem Talort auszusteigen und den Zugang zum Höhenweg zu nehmen. Wer diesen mit einem Aufstieg zum Grimselpass verbindet und gar noch einen Schwenker zum Jostsee macht, kann sicher sein, beinahe alles erlebt zu haben, was das Goms landschaftlich zu bieten hat: Wälder, Pässe, Berge, Gletscher und Seen. Bleibt nur noch, direkt einzutauchen in die Kultur. Dafür bietet sich Münster an. Hier lässt es sich gut zwischen Häusern flanieren, die mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Und seinen Kaffee kann man trinken, wo dereinst Goethe und Thomas Platter schon einkehrten. Wer hier in den Gommer Höhenweg einsteigt, dem bietet der Tag Zeit genug, auch noch hinauf auf den Grimselpass zu gelangen.
Dischma Nr. 0631
Davos Dorf • GR

Dischma

Wer heute Davos besucht, kann kaum erahnen, wie sich dieses Hochtal noch vor kurzer Zeit präsentiert hat. Es ist nur 150 Jahre her, da gab es eine Kirche, um die sich ein paar Dutzend Häuser scharten, und rundherum nichts als Wiesen, Weiden und ver­streute Bauernhöfe. Doch der Wandel in Davos kam schnell. 1868 wurde das erste Sanatorium gebaut, 1890 fuhr die erste Eisenbahn ein, und Pensionen und weitere Kuranstalten schossen nun wie Pilze aus dem Boden. Heute ist Davos einer der grössten Wintersportorte der Schweiz. Diese Entwicklung von der Agrarwirtschaft zum Tourismus widerspiegelt sich auch in der Nutzung der Davoser Wälder. Nach der Besiedelung des Hochtales durch die Walser im 13. Jahrhundert wurden die Wälder intensiv genutzt: Sie wurden gerodet, Kühe und Ziegen weideten in ihnen, und sie wurden als Lieferanten für Bau- und Brennholz genutzt. Bereits 1496 erliess die Gemeinde einen ersten Bannbrief, um die Übernutzung einzudäm­men - mit begrenztem Erfolg. Die Übernutzung dauerte an, verglichen mit heute waren die Wälder noch Mitte des 19. Jahrhunderts sehr lückig und offen. Erst nach zerstörerischen Flutkatastrophen wurde 1873 begonnen, die Wälder schonender zu nutzen. Das Dischma ist das ruhigste und unberühr­teste der drei grossen Davoser Südtäler Sertig, Dischma und Flüela. Diese Wanderung führt durch den Büelen- und den Chaiserenwald zum vielleicht schönsten Aussichtspunkt über das lang gezogene Tal. Ideal: Der Aufstieg beträgt nicht einmal 500 Meter, und kurz nach der Halbzeit der Tour wartet ein schmuckes Berggasthaus mit einem kühlen Bier, einem Teller knackigen Salat oder einer währ­schaften Teufischnitte.
Alpthal Nr. 0632
Alpthal — i • SZ

Alpthal

Die Mythen – der 1898 Meter hohe Grosse Mythen und der fast gleich hohe Kleine Mythen – das sind nicht nur die Wächter hoch über dem Schwyzer Talkessel. Die beiden Berge, der eine wie ein gros­ser, kantiger Dom, der andere wie ein gigantischer Backenzahn eines urweltlichen Tieres, sind auch von weitherum ein markanter Fixpunkt am Hori­zont, und wenn eine Föhnwand über den Alpen hängt, leuchten die beiden Mythen nicht selten in einem Sonnenstrahl unter ihrem ganz «eigenen» Wolkenloch. Zu diesen Mythen geht diese Wanderung in den Schwyzer Voralpen, der Start ist aber bei der Post­autohaltestelle kurz vor dem Dörfchen Alpthal. Von hier führt der Weg schnurstracks ins Vogelwaldto­bel. Die grosse Menge an Geröll und die massiven Bachverbauungen lassen keinen Zweifel daran, dass es hier nach heftigen Regenfällen tosend, rumpelnd und krachend zu- und hergehen muss. Die Verbauungen sind aber nicht nur zum Schutz der Siedlungen da; Wissenschaftler der Eidgenös­sischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) untersuchen in diesem Tal seit mehr als 40 Jahren den Zusammenhang zwischen Regen, Abfluss und Geschiebetransport in den Bächen und haben gar eine weltweit einzigartige Geschiebe-Messanlage erbaut. Etwa anderthalb Stunden nach dem Start wird der Bergrücken erreicht, auf dem es nun in südli­cher Richtung weitergeht. Anfänglich führt der Weg durch einige Sturmflächen, in denen ein dichter Jungwald mit Fichten und Ebereschen gedeiht, durchsetzt mit einigen riesigen, senkrechten Wur­zeltellern der umgestürzten Bäume. Nach dem Nä­bikenfirst bieten sich immer wieder die schönsten Blicke auf die beiden Mythen. Schliesslich geht es am Fuss der beiden Mythen vorbei zur Holzegg und von hier hinab zur Bushaltestelle Brunni.
Col du Marchairuz Nr. 0633
Le Brassus — e • VD

Col du Marchairuz

Ganz im Südwesten unseres Landes, hoch über dem Vallée de Joux, liegt einer der ursprünglichsten Landstriche des Juras. Diese Region kann nicht mitspektakulären Naturschauspielenauftrumpfen, dafür gibt es hier dies: Weite, Stille und viele ruhige und einsame Wege für die Wanderer. Die Rundwanderung beginnt in Le Brassus. Nicht weniger als ein halbes Dutzend der ganz grossen Uhrenmarken haben ihre Manufakturen hier in diesem abgeschiedenen Hochtal. Durch Wiesen, Weiden und Wälder steigt der Weg auf den 1447 Meter hohen Col du Marchairuz. In nordöstlicher Richtung geht es weiter, und bald erreicht man auf einigen Anhöhen den Aussichts-Höhepunkt der Wanderung auf dem Grand Cunay. Rechts reicht der Blick über den Genfersee, zu den Viertausendern der Alpen und bis zum Mont Blanc. Linkerhand liegt das Vallée de Joux, dahinter erstreckt sich der unendlich lange, dicht bewaldete Hügelzug des Grand Risoux. Kurz vor dem Mont Tendre zweigt der Weg links ab und führt durch ein abwechslungsreiches Mosaik aus Wäldern und Wytweiden zum Bahnhof in Solliat-Golisse. Das ganze Gebiet zwischen dem Col du Marchairuz und dem etwa 15 Kilometer südwestlich gelegenen Col de la Givrine gehört zum Parc Jura Vaudois. Seine Anfänge reichen bis ins Jahr 1973 zurück, als weitsichtige Naturschützer undPlanerversuchten, das Gebiet vor Ferienhaus-Wildwuchs und neuen Militärschiessplätzen zu schützen. Charakteristisch für die Region ist die bereits erwähnte Wytweide. Das sind offene Weiden, die immer wieder mit Einzelbäumen oder Baumgruppen durchsetzt sind. Auf diesen Weiden kann der Mensch seit Jahrhunderten sowohl das Land zum Weiden der Kühe als auch die Fichten als Holzlieferanten nutzen.
Tösstal Nr. 0634
Wald (ZH) — t • ZH

Tösstal

Wenig oberhalb des ruhigen Dörfchens Wald liegt das Schmittenbach-Tobel (es heisst auch Sagenrain-Tobel). Obwohl kaum bekannt, ist es nichts anderes als ein kleines Juwel. Unzählige Male führt der Pfad auf Brücklein oder Hüpfsteinen über den Bach. Je höher man kommt, desto feiner und sanfter wird das Rauschen und Gurgeln, am oberen Ende des Tobels sind die Sorgen und Arbeiten des Alltags bereits weggespült, vergessen und Vergangenheit. Ganz Natur ist dieses Tobel jedoch nicht, denn immer wieder erinnern Eisenrohre, Schleusen oder schienengerade Wege daran, dass hier einmal gearbeitet und gewerkt wurde. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich um Wald eine blühende Spinnerei- und Textilindustrie, und in den zahlreichen Tälern und Tobeln um den Ort wurde die Kraft der Bäche angezapft, um die Maschinen anzutreiben. Obwohl Wandernde auf dieser Tour recht viel im Wald unterwegs sind, führt der Weg auch immer wieder zu schönen Aussichtspunkten. Ein erster präsentiert sich beim Bergrestaurant Farneralp, von wo der Blick weit über das «untere» Zürichsee-gebiet und ins Glarnerland reicht. Der höchste Punkt der Wanderung, der Höchhand (1314 m), bietet einen weiten Blick über das dicht bewaldete Bergland hoch über dem Tösstal. Spannend ist der Wald kurz nach dem Habrütispitz. Hier liegt das Anrissgebiet eines gewaltigen Bergsturzes von 1845. Heute bedeckt ein wundersamer Märchen¬wald mit verknorzten, schiefen Buchen und mächtigen, moosbewachsenen Felsbrocken den Hang. Wunderschön ist schliesslich das Berggasthaus Chrüzegg gelegen, mit tollem Blick gegen die Alpen und in die Ostschweiz.
Wurstwandern Nr. 0611
Bürglen — e • UR

Wurstwandern

Einem speziellen «Kulturgut» ist diese Wanderung gewidmet – der Urner «Hüswirscht», die laut Text im «Kulinarischen Erbe der Schweiz» eine Rohwurst aus Kuh‑, Schweine‑, Ziegen oder Hirschfleisch ist. In den meisten Restaurants und Metzgereien an der Wanderroute ist eine solche Wurst erhältlich. Zugleich verläuft die Wanderung auf den Spuren Wilhelm Tells, um den man im Kanton Uri fast nicht herumkommt. Gestartet wird in Bürglen, wo gleich neben der Postauto‑Haltestelle das Tellmuseum im Wattigwilerturm wartet. Zwischen dem Hotel Tell und der Pfarrkirche St. Peter und Paul* verläuft der Weg weiter an der Tellskapelle vorbei. Der Urner Freiheitsheld ist allgegenwärtig, da und dort stehen Tafeln eines Tell‑Lehrpfades, unten am Schächenbach zieht die Route an «Tells Heim» (wers glaubt) vorbei und erreicht beim Suworowhaus* den Ortseingang von Altdorf. Hier steht das Schaupielhaus, in dem alle drei Jahre Tellspiele stattfinden, und fünf Minuten weiter das Türmli*, vor dem das weltbekannte Telldenkmal* des Solothurners Richard Kissling von 1895 steht. An der Pfarrkirche St. Martin* und am Fremdenspital* vorbei führt der Wanderweg rechts hinauf, verläuft durch beidseits von Trockenmauern begrenzte schmale Pfade und später auf einem Kiesweg den Bach entlang zum Bahnhof Flüelen*. Hier biegt die Route auf den Weg der Schweiz ein. Der verläuft in leichtem Auf und Ab, mit herrlichen Ausblicken auf See und Berge sowie durch die Galerie der alten Axenstrasse, bis zur Tellsplatte. Wer mag, kann dort zum Abschluss die 1883 erbaute Tellskapelle (mit vier grossformatigen Gemälden von Ernst Stückelberger) anschauen oder sich im gleichnamigen Restaurant eine Erfrischung gönnen.