Wandern im Sommer

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Flammende Lärchen im Val Bedretto Nr. 1790
Pesciüm — Bedretto, Paese • TI

Flammende Lärchen im Val Bedretto

Gegen Ende Herbst leuchten die Lärchen auf der südlichen Seite des Val Bedretto wunderbar herbstlich. Wie goldene Flammen stechen sie in den blauen Himmel, steigen weit über die geschlossene Waldgrenze hinauf und werden immer kleiner und kleiner, weil sie immer mehr an ihre eigenen Grenzen gelangen. Wer das Farbenspiel auf der Wanderung geniessen will, sollte sich nach dem Fahrplan der Bergbahn erkundigen, damit sie einen noch auf den Berg bringen kann, bevor sie in Revision geht. Von der Bergstation Pesciüm verläuft der Weg im leichten Auf und Ab auf fast immer gleicher Höhe. Man kommt immer wieder an Alpen vorbei, die im Sommer bewirtschaftet sind. Im Stabiello Grande wird sogar Käse gemacht. Doch zur farbigen Lärchenzeit sind alle Alpen verlassen, die Brunnen sind abgestellt, und man tut gut daran, ein Picknick und Wasser in den Rucksack zu packen. Unterwegs trifft man da und dort auf kleine Matten mitten im Wald, wo im Sommer die Kühe weiden. Es sind sogenannte Waldweiden, wie sie noch in 15 Prozent der Gebirgswälder in der Schweiz anzutreffen sind. Meist werden sie von Rindvieh genutzt, aber auch von Ziegen. Hier, auf den Alpen der Südseite des Val Bedretto, sind es Rinder, wie die Kotspuren verraten. Früher gab es hier auch viele Ziegen, die von den Dörfern aus in die nahen Wälder auf der Nordseite des Tals getrieben wurden. Ab Alpe di Valleggia folgt der Weg der Alpstrasse und steigt durch Fichtenwald ins Tal nach Mott ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals fällt nun der Mischwald auf, wo herbstlich farbige Laubbäume und dunkle Nadelbäume stocken. Dem jungen Ticino entlang erreicht man das Dorf Bedretto.
Auf dem Gipfel von Le Folly Nr. 1791
Lally — Les Avants • VD

Auf dem Gipfel von Le Folly

Bauten aus Lärchenholz sind in der Schweiz so beliebt geworden, dass die Nachfrage mittlerweile das Angebot übersteigt. Das langlebige, strapazierfähige Material wird dabei vor allem für Hausteile verwendet, die besonders stark der Witterung ausgesetzt sind, wie Fassadenverkleidungen oder Terrassen. Aufgegriffen wurde dieser Trend auch von den Initiatoren des 2017 eröffneten Zentrums «Espace Régional des Pléiades» im waadtländischen Blonay. Sie entschieden sich schliesslich für eine hinterlüftete Fassade aus Lärchenholz. Das Mehrzweckgebäude, zu dem ein Restaurant mit Aussichtsterrasse gehört – das «Le 1209» –, ist der ideale Ort für einen letzten Kaffee, bevor man die Wanderung in Angriff nimmt. Vom Bahnhof von Lally sind es auf dem markierten Wanderweg nur wenige Gehminuten bis zum «Le 1209». Nach der Kaffeepause führt die Route weiter bis zum Naturschutzgebiet von Les Tenasses, bevor es rechterhand hinunter zum Refuge des Pautex geht. Beim Punkt 1153 beginnt der Wiederaufstieg – zuerst durch den Wald, danach über offenes Gelände – in Richtung des Chalet de Montbrion. Hinter einem Pass folgt ein kurzes Stück entlang der Flanke von Le Folly, und ab Punkt 1612 führt ein steiler Weg bis auf den Gipfel, von wo aus sich ein schöner Ausblick auf den Genfersee bietet. Der Abstieg erfolgt auf dem nicht markierten Pfad nach La Forcla. Zurück auf dem offiziellen Wanderweg gelangt man via den See Goille aux Cerfs nach La Cergniaule und ab da, nun leider auf Asphalt, nach Sonloup. Hier nimmt man entweder das letzte, steile Wegstück durch den Wald hinunter nach Les Avants unter die Füsse oder lässt sich bequem mit der Standseilbahn ins Tal transportieren.
Durch die Weite der Freiberge Nr. 1784
Le Bémont • JU

Durch die Weite der Freiberge

Die befreiende Weite und die grünen Hügel der Freiberge schlucken die Wandernden förmlich, sobald sie die Hauptstrasse in Le Bémont verlassen haben. Die liebliche, ruhige Gegend versprüht Kraft, das Zirpen der Grillen hat schon fast eine meditative Wirkung. Das lässt gar die Wegabschnitte auf Hartbelag verzeihen. Die Rundwanderung führt über abgelegene Weiler nach Montfaucon und nach einem kulinarischen Stopp via Hochmoorsee wieder zurück nach Le Bémont. La Bosse, der erste Weiler, beeindruckt mit dem Charme seiner alten Bauernhäuser. Vorbei an der Kapelle, verlässt man die Landstrasse und quert eine saftige Wiese. Auf der rechten Seite tun sich kleine Krater im Boden auf – Dolinen. Am anderen Ende des schmalen Waldgürtels wird schon bald Les Enfers erreicht. Ein Blick in die Selbstbedienungshäuschen vor den typisch jurassischen Höfen lohnt sich, es warten leckere lokale Produkte. Auf Regionalität setzt ebenfalls das Restaurant «Aux Couleurs du Terroir» in Montfaucon. Wer den Jura lieber bei einem Picknick erlebt, kann sich im angeschlossenen Laden eindecken. Danach geht es auf der anderen Seite der Krete, auf der Montfaucon liegt, durch eine Baumallee hinunter nach Le Prépetitjean. Vom Bahnhof folgt man dem Wegweiser in Richtung Saignelégier leicht aufwärts entlang von Wiesen und durch zwei ganz kurze Waldabschnitte, bevor wieder die grüne Weite mit den typischen Trockensteinmauern und Dolinen folgen. Auf dem ebenen Weg könnte es schon fast eintönig werden, wenn da nicht der Abstecher zum geschützten Seelein Etang des Royes wäre. Hat man sich von der Idylle sattgeschaut, führt ein kurzer Verdauungsspaziergang zurück zum Bahnhof Le Bémont.
Wildes, sanftes Val Tuoi Nr. 1785
Guarda, cumün • GR

Wildes, sanftes Val Tuoi

Die Anreise nach Guarda ist lang. Zur Erkundung des Val Tuoi bietet sich daher eine Übernachtung zuhinterst im Tal in der Chamonna Tuoi an. Der erste Tag ist dem Aufstieg zur Hütte gewidmet. Vom östlichen Dorfteil aus führt der Weg auf einer befestigten Alpstrasse dem Schellen-Ursli-Weg entlang. Schon bald verlässt man ihn aber und steigt zum Bach La Clozza ab, um auf der rechten, wilden Talseite auf den Wanderweg in Richtung Alp Suot zu stossen. Auf der Alp wechselt der Weg auf die sanfte Talseite und führt gemütlich hinauf zur Hütte am Fuss des Piz Buin. Schellen-Ursli begleitet einen in Gedanken weiter. Denn wer kennt ihn nicht, den Buben mit der Zipfelmütze? Das Kinderbuch von Selina Chönz (1910-2000), illustriert vom Kunstmaler Alois Carigiet (1902-1985), erschien 1945 und wurde bisher über eine Million Mal verkauft. Der Schellen-Ursli erobert also bereits die vierte Generation von Kindern. Gewohnt hat Uorsin, so sein rätoromanischer Name, in Guarda. Genau wie Selina Chönz. Carigiet besuchte sie immer wieder und erstellte Skizzen für die Illustrationen des Buchs. Als Vorbild für Uorsins Elternhaus diente das Haus Nr. 51. Am zweiten Tag folgt man dem Höhenweg vorbei am Lai Blau. Der Weg startet hinter der Hütte steil bergwärts. Bei der Verzweigung hält man sich rechts in Richtung Lai Blau. Der Weg zurück nach Guarda ist nicht lang, und so bleibt Zeit für eine ausgiebige Rast beim See. Über teils sumpfige Alpen, aber auch durch prächtige Trockenblumenwiesen geht es nun stetig sanft bergab bis zur Alp Sura, von wo man steil durch lichten Bergwald hinunter nach Guarda absteigt. Bevor das Postauto zum Bahnhof fährt, bleibt Zeit für einen Rundgang durch Guarda, das Schellen-Ursli-Dorf.
Der Regelstein – Berg mit Weltcup-Geschichte Nr. 1787
Ricken SG — Ebnat-Kappel • SG

Der Regelstein – Berg mit Weltcup-Geschichte

Beim Regelstein von einem Berg zu sprechen, ist vermessen. Einer langgezogenen Kuppe gleich erhebt sich der grasbewachsene Hügel zwischen dem Toggenburg und dem Linthgebiet. Hier wurde vor gut vierzig Jahren Weltcup-Geschichte geschrieben. Am 2. Januar 1977 gewann der Schweizer Heini Hemmi den Weltcup-Riesenslalom, gefolgt von seinem Bruder Christian und dem Südtiroler Gustav Thöni. Über 30'000 Zuschauer verfolgten das Rennspektakel am Girlen, der Skipiste zwischen Regelstein und Ebnat-Kappel. Der Skibetrieb am Regelstein war beliebt, an schönen Wochenenden standen die Wintersportler Schlange, direkte Skizüge fuhren vom Unterland nach Ebnat-Kappel. Doch das Dorf liegt lediglich auf 600 Metern, Schneemangel machte den Betreibern zu schaffen. Mittlerweile sind die Anlagen abgebrochen und nach Südamerika verkauft. Dass der Regelstein aber durchaus ein Berg ist, merkt, wer ihn vom Ricken her besteigt. Steil und anstrengend ist der direkte Waldaufstieg, man kommt ordentlich ins Schnaufen. Lange Zeit ist von der Aussicht nicht viel zu sehen, erst kurz vor dem Gipfel tut sich der Blick auf. Dann aber ist das Panorama traumhaft und reicht von den Ostschweizer Bergen über die Linthebene bis zu den Glarner und den Zentralschweizer Alpen. Manch eine neugierige Kuh begleitet die Wanderer auf dem Weg nach Oberbächen, wo aus ihrer Milch würziger Käse gemacht wird. Probieren sollte man in der Alpwirtschaft auch einen «Schlorzi», die Toggenburger Spezialität schlechthin aus Dörrbirnen und Rahmguss. Im langen Abstieg über Unterbächen und Relis sind die Kalorien bis Ebnat-Kappel wieder verbrannt. Und der Weg durch lichten Wald und über lauschige Moore ist ein Genuss.
Aussichtsreiches Gällihore Nr. 1782
Sunnbüel • BE

Aussichtsreiches Gällihore

Der Weg vom Sunnbüel auf das Gällihore ist aussichtsreich. Man sieht auf Kandersteg, ins ursprüngliche Gasteretal und auf die Spittelmatte, über die der Weg zur Gemmi verläuft. Darüber thront die Altels. Eines frühen Morgens im Jahr 1895 öffnete sich im Altelsgletscher auf 3340 m.ü.M. eine Kluft. Ein rund 4,5 Millionen Kubikmeter mächtiges Eispaket donnerte kurz darauf auf die Spittelmatte, wurde zum Eistrümmerstrom, der alles unter sich begrub. Die Druckwelle, die dem Gletschersturz vorausging, wirbelte Balken und Bretter von Alphütten sowie Mensch und Vieh durch die Luft und entwurzelte 1000 Bäume rund um die Arvenseeli. Vom gewaltigen Gletschersturz ist heute nichts mehr zu sehen, auch nicht vom Gällihore aus. Der Aufstieg führt erst über einen schmalen Weg durch ein grosses, steiles Schotterfeld. Dann steigt er über gut zwei Dutzend Spitzkehren ebendiesen Schotter hinauf. In den Kehren muss ab und zu auch etwas gekraxelt werden. Anspruchsvoll ist das nicht, doch die Ausgesetztheit in dem Schotterfeld erfordert Schwindelfreiheit. Nach und nach kommt man der steilen und imposanten Felswand des Gipfels näher, wo Kletterer in der Wand hängen. Die Wanderer erklimmen das Gällihore hintenrum, auf der dem Sunnbüel entgegengesetzten Seite. Dazu erreichen sie erst den 2165 Meter hohen Gratsattel, wo zum ersten Mal genug Platz für eine angenehme Pause vorhanden ist. Nun ist es weniger steinig, es geht weiter durch eine Bergwiese. Der Weg arbeitet sich zum Schluss ein Couloir hinauf, bevor er auf dem geräumigen Gipfel endet. Der Rückweg ist derselbe, wichtig ist es, für den steinigen Abstieg noch genügend Kraft in den Beinen zu haben.
Pilgern am milden Thunerseeufer Nr. 1672
Interlaken West — Merligen • BE

Pilgern am milden Thunerseeufer

Wer im 15. Jahrhundert pilgern wollte, tat gut daran, sich ein priesterliches Empfehlungsschreiben zu besorgen und zuvor sein Testament abzufassen. Unterwegs begegnete man Wegelagerern, und in schmuddeligen Herbergen konnte man sich Krankheiten holen. Heute können wir unbeschwert aufbrechen und Spuren eines kulturellen und religiösen Erbes entdecken. Ab Interlaken West folgt die Wanderroute der Kanalpromenade bis zum Naturschutzgebiet Weissenau, das herrliche Blicke auf See und Berge bietet. Nach Neuhaus und Manor Farm, wo sich im Mittelalter ein Weinlager des Klosters Interlaken befand, geht es in einigem Auf und Ab zur Strasse, der man ein Stück bis Sundlauenen folgen muss. Bei einer Verzweigung in Sundlauenen bleibt man am besten auf dem unteren Weg, der zur Schiffsstation führt. Von dort steigt der Weg hinauf zur Strasse und weiter über eine Felsentreppe zu den St. Beatus-Höhlen, wo laut der Sage der irische Pilger Beatus den Höhlendrachen im Namen Gottes beschwor und vertrieb. Der Weg folgt weiter den bewaldeten Hängen des Beatenbergs, einmal eine riesige Kiesgrube umgehend, immer wieder um aussichtsreiche Ecken und auch mal durch eine enge Waldschlucht führend bis nach Merligen mit seinem perfekten Blick auf die Niesenpyramide.
Durch die vielfältigen östlichen Freiberge Nr. 1673
La Combe — Tramelan • JU

Durch die vielfältigen östlichen Freiberge

Eine sanft gewellte Hochebene von 200 Quadratkilometern Ausdehnung, gut 1000 Meter über Meer gelegen und ein raues Klima: Nicht verwunderlich, war diese Gegend bis ins 14. Jahrhundert weitgehend menschenleer. Dann lockte der damalige Fürstbischof von Basel mit der Befreiung von bestimmten Steuern neue Siedler an, wenn sie das Land rodeten und bewirtschafteten. Darauf geht der Name «Freiberge» zurück. Die Freiberge strahlen nach wie vor eine wohltuende Freiheit und Ruhe aus. Aber langweilig wird es nie, denn die Landschaft ist kleinräumig strukturiert in kleine Tälchen mit Dolinen, Feuchtgebieten, Weiden mit Hecken und Buschwerk, lichten Wäldern und aussichtsreichen Höhen, Einzelhöfen, kleinen Dörfern und überraschenden Gasthöfen. So etwa gleich an der Bahnstation La Combe. Wo man sich fast am Ende der Welt wähnt, steht ein stattliches Wirtshaus. Mit dem Aufstieg durch eine Waldflanke beginnt der Streifzug durch diesen einzigartigen Landstrich. Die Wegweiser zeigen zuverlässig die Richtung, doch zuweilen wandert man fast weglos über Weideland. Nach Les Genevez führt der Weg entlang einer langen Trockenmauer und durch Wald und über Weiden auf eine Höhe, wo ein Grillplatz zu einer letzten Rast einlädt, ehe der Weg nach Tramelan hinunterleitet.
Sanfte Höhenwanderung Nr. 1630
Glaubenberg — Sörenberg • OW

Sanfte Höhenwanderung

Gemäss Bundesinventar ist die 130 km2 grosse Moorlandschaft Glaubenberg «von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung» - es ist sogar die grösste Moorlandschaft der Schweiz. Rasch wechseln sich Moore, Waldgebiete und Alpweiden ab und bieten zahlreichen Wildtieren Lebensgrundlage und Unterschlupf. Nebst Auer- und Birkhühnern ist auch der Luchs hier wieder heimisch. Grund genug also, diese Landschaft auf der Grenze zwischen den Kantonen Luzern und Obwalden auf einer Wanderung zu erkunden. Der Startpunkt ist auf dem Glaubenberg, einem beliebten Passübergang, der die Gemeinden Entlebuch und Sarnen verbindet. Das erste Wegstück führt über eine Alpstrasse zum Übergang zwischen Sewen- und Trogenegg. Von nun an geht es in stetem Auf und Ab immer entlang der Krete, mit prächtiger Sicht auf den Zentralschweizer und Berner Alpenkranz. Vom Sattelpass führt ein steiler Anstieg auf den Bärenturm – ob hier früher wohl Bären gesichtet wurden? Ganz in der Nähe wurde vor rund 250 Jahren Glas hergestellt: Neben Fensterglas und grünen Flaschen entstanden Trinkgläser, Karaffen, Vasen oder Apothekergefässe in allen Farben und Variationen. Unmengen von Holz waren nötig, um die Rohstoffe Quarzsand, Pottasche, Kalk und Soda miteinander zu verschmelzen. Weiter geht die Wanderung durch offenes Gelände über die Looegg, dann durch lichten Wald zum Haldimattstock und über vermoorte Alpweiden schliesslich zur Nünalp. Wer Lust hat, kann einen weiteren Gipfel, den Nünalpstock anhängen – mit 1900 Metern wäre dies gleich der geografische Höhepunkt. Ab hier geht es nur noch hinunter: 600 Höhenmeter sind es nach Sörenberg, wo das Postauto und vorher vielleicht ein kühles Getränk in einer der zahlreichen Gaststätten auf die Wandernden warten.
Aussichtsreich vom Kraft- zum Tourismusort Nr. 1627
Niederrickenbach — Klewenalp • NW

Aussichtsreich vom Kraft- zum Tourismusort

Die Legende erzählt, dass während der Reformationszeit ein Hirtenbub eine Marienstatue rettete und auf der Alp in einem hohlen Ahornbaum versteckte. Am Ende des Alpsommers liess sich die Statue nicht mehr entfernen. Da beschloss man, neben dem Baum eine Kapelle zu errichten. Danach konnte die Statue wieder aus dem hohlen Stamm geborgen und in die Kapelle getragen werden. Die Kapelle zur Heiligen Maria im Ahorn, wie sie nach dieser Begebenheit genannt wird, wurde bald zum viel besuchten Wallfahrtsort. Im 19. Jahrhundert entstand zudem das Benediktinerinnenkloster Maria-Rickenbach. Der Kraftort lebt aber nicht nur von den Sakralbauten, sondern auch von der aussichtsreichen Lage hoch über dem Engelbergertal. Der Bergwanderweg steigt gemächlich an zur Alp Ahorn. Danach geht es immer steiler über Weiden, durch Wald und eine ruppige Geröllhalde. Nach weiteren Kehren überrascht die flache Untere Musenalp mit prächtiger Aussicht zur Bergkette von Brisen, Risetenstock und Schwalmis. Der folgende steile Abschnitt über die Bärenfallen hinunter ist dank Treppen und Geländern sicher begehbar. Nach der Bärenfallen bereitet der Weg keinerlei Schwierigkeiten mehr. Entlang von Weidehängen, hin und wieder beobachtet von ein paar Kühen, wandert man zum Tannibüel und wieder sanft bergan zur Klewenalp mit mehreren Restaurants, Spielplätzen und natürlich auch wunderbarer Weitsicht über den Vierwaldstättersee, zum Rigi, zu den Mythen und vielen anderen Gipfeln.
Doppelpass am Lötschberg Nr. 1780
Selden, Gasthaus Steinbock — Rinderhütte • VS

Doppelpass am Lötschberg

Zwei Möglichkeiten gibt es, um auf Bergwanderwegen vom Kandertal nach Leukerbad zu gelangen. Der Klassiker ist die direkte Route über die Gemmi. Wesentlich länger, aber landschaftlich vielseitiger und attraktiver ist die Zweitagestour auf dem uralten Lötschenpass-Saumweg ins Lötschental und von dort weiter über den Restipass. Ausgangspunkt ist das Gasteretal. Beim Gasthaus Steinbock wird die junge Kander auf einer Hängebrücke überquert. Auf einem steilen Zickzackpfad gewinnt man zügig an Höhe. Über die Gfelalp und Schönbüel geht es nach Balme, wo der Lötschegletscher auf einer mit orangen Pfosten markierten Linie überquert wird. Eine letzte Aufstiegspassage führt teilweise durch einen exponierten Steilhang – Stahlseile bieten aber Halt und Sicherheit. Dann ist die flache und weite Passhöhe mit ihren kleinen Seelein erreicht. Um sie zu betrachten, lohnt sich ein Umweg Richtung Kummenalp. Bei prachtvoller Sicht aufs Bietschhorn geht es praktisch ebenen Wegs, später in mässig steilem Abstieg zur Lauchernalp. Die zweite Etappe führt von der Lauchernalp auf einem Höhenweg in stetem Auf und Ab über die Alpweiden hoch über dem Talboden des Lötschentals: Hockenalp, Kummenalp und Restialp heissen die teilweise sehr malerischen Weiler, die durchquert werden. Danach geht es in die Einsamkeit und Wildnis: Über Geländestufen erreicht man den Restipass. Über Wysse See und Schnydi gelangt man schliesslich zur Rinderhütte, wo eine Seilbahn hinunter nach Leukerbad fährt.
Wildes, ungezähmtes Gasteretal Nr. 1781
Kandersteg, Talstat. Sunnbüel — Selden • BE

Wildes, ungezähmtes Gasteretal

Dass der Wanderer in ein wildes und ungezähmtes Tal eintritt, macht sich früh bemerkbar. Der Weg führt im kühlen Schatten einer Klus steil bergauf. Das Tosen der jungen Kander ist so laut, so dass man sich kaum mehr unterhalten kann. Kurz nach der eleganten Steinbogenbrücke wird die Route flacher, und die Wandernden geniessen die idyllische Flusslandschaft, an deren Ufer Alpenrosen den Weg säumen. An einem sonnigen Sommertag wirkt das Tal friedlich und lieblich. Doch der Schein trügt: Bei starkem Regen wird es ungemütlich hier. Unwetter haben das lange Trogtal geformt und formen es heute noch unablässig. Nichts ist beständig, regelmässig müssen die Wege und das Strässchen instand gestellt werden, da die Wassermassen an den Bauten nagen. Der Weg führt nun auf der rechten Seite der Kander entlang. Hier ist es so abgelegen, dass botanische Juwelen überlebt haben: die Frauenschuhorchidee, die Alpenwaldrebe, der wilde Rittersporn und diverse seltene, kleine Orchideen. Bei Punkt 1429 quert der Weg die Kander abermals und steigt an durch den lichten Bergwald. Hier gedeiht der sehr seltene Blattlose Widerbart. Er blüht unter Umständen nur alle sieben Jahre und ist daher schwierig zu finden. Bald schon gelangt der Besucher nach Selden. Wer noch immer Wanderlust hat, kann der Kander folgen bis zum Heimritz.
Aussichtsreich über dem Oeschinensee Nr. 1783
Oeschinen (Bergstation) • BE

Aussichtsreich über dem Oeschinensee

Die Panoramawanderung via Heuberg ist zu Recht ein Klassiker. Der schmale Pfad führt über steile Felsflanken oberhalb des Oeschinensees durch – das imposante Blüemlisalphorn immer im Blickfeld. Die perfekte Kulisse also, um über die Schönheit der Bergwelt nachzudenken. Denn lange Zeit galten die Berge als unheimlich und hässlich. Die Bewohner des Mittelalters mieden sie, weil sie dort unheimliche Mächte vermuteten. Selbst für Luther waren die Berge eine Ruine, verwüstet durch das Strafgericht der Sintflut. Erst im frühen 19. Jahrhundert wich diese Angst der Entdeckerfreude der Romantik. Das Interesse an den Bergen und ihren Bewohnern bewirkte einen grossen Ansturm auf die Schweizer Alpen. Zwischen 1854 und 1865 strebten vorwiegend britische Bergsteiger, Akademiker und Adelige Erstbesteigungen an. Kunst und Literatur transportierten nun ein romantisches Bild einer idealisierten Schweizer Bergwelt. Heute wissen wir, dass das ästhetische Empfinden der Berge kulturell geprägt und sehr persönlich ist. Die rund dreistündige Bergwanderung beginnt bei der Bergstation Oeschinen. Bei der ersten Verzweigung den Weg «Läger, Oeschinensee» einschlagen, bei der zweiten Richtung «Heuberg». Erst gilt es, einige Höhenmeter zu bezwingen, dann folgt das panoramareiche Filetstück des Wegs, das Trittsicherheit erfordert. Nach rund anderthalb Stunden erreicht man Oberbärgli mit einer kleinen Alpbeiz. Von nun an führt der Weg hinunter zum Oeschinensee, wo sich eine Pause, ein Bad oder eine Einkehr in einem Berghaus anbietet, bevor der Rückweg zur Gondelbahn ansteht.
Im Angesicht des Berner Dreigestirns Nr. 1632
Sulwald — Grütschalp • BE

Im Angesicht des Berner Dreigestirns

Was sind sie doch berühmt. Eiger, Mönch und Jungfrau locken Heerscharen aus aller Welt ins Berner Oberland, nach Wengen oder Mürren. Tritt man von der grossen Touristenbühne einen Schritt zurück, ist das Dreigestirn immer noch schön, aber in viel beschaulicherer Umgebung zu geniessen. Sulwald und das Soustal gewähren den Blick auf die Bergmajestäten aus der zweiten Reihe – und ermöglichen obendrein, mit der Alplandwirtschaft Bekanntschaft zu schliessen, namentlich mit der Kuh. «Acht Personen oder eine Kuh» verkündet das Schild auf der Luftseilbahn von Isenfluh nach Sulwald. Im Sommer tut sich das Vieh an den saftigen Kräutern genüsslich, also hat es jetzt Platz für Bergwandernde. Erstmals zeigen sich die drei Berühmten zu Beginn der Tour in Sulwald. Noch besser wird die Aussicht zwei Stunden später von der Sousegg, doch sind bis dorthin einige stotzige Höhenmeter zu schaffen, zum Auftakt in der Frische des Waldes. Auf der Alp Suls dann empfangen einen die vierbeinigen Luftseilbahngäste. Hängen vor der Hütte Glocken, Käsetücher und Milchkannen, kann man drinnen Alpkäse kaufen, für den Zmittag am Sousseewli, das den Zehn-Minuten-Abstecher wert ist. Die Sousegg im Anschluss fordert nochmals einige Schweissperlen, aber das Ziel ist jede Mühe wert. Das Seeli, das Schilthorn, die Lobhörner und – ja – die berühmten Drei sind da, dazu weit unten ein Tal von einzigartiger Schönheit, das Soustal. Steil ist der Weg bergab, und manchmal etwas luftig. Doch die Sicht aufs liebliche Hochtal wird immer besser, und unten kühlt der Sousbach die heiss gelaufenen Füsse. Das Wasser begleitet bis zur Alp Sousläger, wo der wilde und stotzige Wald zum Finale empfängt und nochmals Käse lockt. Spannend ist das Weglein durchs Meer an Bäumen, ab und zu erhascht man einen Blick in die Tiefe. Erst jetzt wird klar, wie abgeschieden das Soustal ist.
Zwischen den Tälern Nr. 1636
Gitschen — Muotathal • SZ

Zwischen den Tälern

Auf kurzem Weg geht es von der Bergstation Gitschen zur Lidernenhütte. Sie wurde 1944 durch die Sektion Mythen des SAC gebaut. Es bietet sich also gleich die Möglichkeit einer Stärkung für den Wandertag. Diese führt auf gleichbleibender Höhe in Richtung Alp Lidern mit imposanter Aussicht auf die gegenüberliegende Talseite. Der Blick schweift über die Gebirgskette vom Chlingenstock, Hängst über Lauchstock, Sisiger Spitz, Driangel zum Schwarzstock. Käseliebhaber kaufen auf der Alp feinen Alpkäse. Darauf folgt ein leichter Abstieg durch Schluchten über Stufen hinunter nach Höchi, inmitten eines wildromantischen Tals. Nach einem teilweise steilen Aufstieg durch bewachsenes Alpgebiet wird die Bergwanderung in Richtung Achslen fortgesetzt. Auf diesem Wegabschnitt wird es nie langweilig: offene Passagen, steile Tiefblicke, hügelige Landschaft und felsige Partien wechseln sich ab. In der einsamen Gegend ergeben sich oft Begegnungen mit Kühen, jedoch sind andere Wandernde auf diesem Abschnitt eher selten. In Achslen angekommen, nimmt man bei der Abzweigung den Weg links, welcher an den Alphütten Ahöreli, Riggis und Ebnet vorbeiführt. Beim Abstieg bietet sich ein Ausblick auf die Ortschaft Muotathal und das gleichnamige Bergtal. Der Unterschied liegt in der Schreibweise: das Dorf hat ein H im Wort «Tal», das Tal eben nicht. Über offenes Weidegelände und durch ruhige Waldabschnitte geht es weiter talwärts. Die wilde Schönheit des Helltobels zeigt sich beim zweifachen Überqueren des Bürgelibachs. Sprudelnd und gurgelnd fällt dieser über mehrere Stufen und Felsblöcke ins Tal hinunter. Unten angekommen führt der Weg über den offenen Talboden ins Dorf, durch das der Fluss Muota fliesst. Um den Hunger zu stillen, finden sich im Dorf nahe der Postautohaltestelle einige Möglichkeiten dazu.
Die Anziehungskraft des Leuenfalls Nr. 1621
Schwägalp — Weissbad • AI

Die Anziehungskraft des Leuenfalls

Imposant ist anzusehen, wie das Wasser des hohen Leuenfalls in die Tiefe stürzt. 2007 stellte der St. Galler Felix Lämmler einen Weltrekord auf, als er den Wasserfall in einem Kayak hinunterfuhr. Ganz schmerzfrei war es wohl nicht, da Lämmler die steile Wand im freien Fall hinuntersauste. Diese Wanderung führt von der Schwägalp zu eben diesem Wasserfall, der auch als Kraftort gilt. Der Wanderweg führt unter der Schwebebahn hindurch und leitet einen in Richtung Potersalp. Dabei führt er durch offenes Gelände. Rechts erheben sich die Felswände der nördlichen Säntiskette mit dem vorstehenden markanten Öhrli, den Kletterbergen der Altenalptürme und dem Schäfler. Auf den Gemeinschaftsalpen der Potersalp findet jährlich zur Alpzeit die «Potersalpstobede» statt, ein traditionelles Fest mit Tanz und Musik. Weiter geht es in Richtung Oberer Borstböhl und hinunter, vorbei am Schwizerälpli und Grossberndli, in den Wald. Ein ausgiebiger Waldabschnitt bringt die Wandernden nach Lehmen. Spannend ist, dass dieser Wegabschnitt zunächst über dem Leuenfall vorbeiführt und einen immer wieder kurze Blicke auf das hügelige Appenzellerland erhaschen lässt. Der Waldgasthof Lehmen bietet sich für eine gemütliche Pause mit Verpflegung an. Anschliessend wird endlich der Leuenfall besichtigt. 34 Meter stürzt das Wasser des Bernlibaches in die Tiefe und vereinigt sich kurz darauf mit dem Wissbach. Es gilt, einen kurzen Abstecher auf der linken Seite des Wanderwegs zu machen. Über den Wissbach gelangt man zum Berggasthaus Ahorn, ein weiterer Ort zum Einkehren. Nun geht es abwechslungsreich durch Wälder und offenes Gelände, durch Täler und über Hügel auf etwas Hartbelag in Richtung Weissbad. Dabei streift man vorerst nur einzelne Alphütten, bis das Gebiet nach und nach dichter besiedelt wird. Noch vor Weissbad präsentiert sich ein herrliches Panorama mit Aussicht auf den Hohen Kasten und den Kamor. Die Wanderung endet entweder bei der Halstestelle Appenzell, Sonnenhalb bei Rechböhl oder auch im Dorf Weissbad.
Imposante Seerenbachfälle Nr. 1622
Quinten — Amden, Lehni • SG

Imposante Seerenbachfälle

Den Startpunkt dieser Wanderung erreicht man, indem man als Erstes in einem kleinen Schiff von Murg übers Wasser des Walensees nach Quinten gleitet. Das Dorf ist sonst nur zu Fuss erreichbar und somit autofrei. Ungefähr drei Dutzend Einwohner zählt dieser Ort, der eingebettet zwischen Walensee und Churfirsten sogar etwas an skandinavische Fjorde erinnert. Durch seine Lage an der Sonnenseite weist Quinten aber auch ein südländisches Klima mit hoher Biodiversität auf. Dies ist ideal für den Rebbau. Nach einer knappen halben Stunde steigt der Wanderweg durch einen Mischwald in Richtung Fulenbach an. Zwischendurch lässt sich immer wieder einen Blick auf den tiefblauen Walensee erhaschen. Der Wanderweg ist in steiles Gelände gelegt und bei den heiklen Passagen – an einer Stelle sogar durch eine Galerie – gesichert. Die Wanderung wird dann auf leicht abfallendem Gelände fortgesetzt. Auf halbem Weg zu Betlis bietet sich die Gelegenheit zur Rast an einer schön gelegenen Feuerstelle. Gegen Seeren öffnet sich die Umgebung langsam und die Wandernden erreichen nach einem kleinen Aufstieg die Seerenbachfälle. Eindrücklich, wie das Wasser von einem der höchsten frei fallenden Wasserfälle der Welt stürzt. Alle drei Stufen des Wasserfalls messen zusammen nämlich fast 600 Meter. Auf dem weiteren Wegverlauf in Richtung Betlis lassen sich die Kaskaden noch besser beobachten. Nach dem Landgasthof Paradiesli gibt es einen erneuten Aufstieg über Schöpfsagg, an einem kleinen Stausee vorbei, zur Postautohaltestelle in der Kurve von Lehni.
Über die Fuorcla Grevasalvas ins Engadin Nr. 1786
Julier, La Veduta — Maloja, Capolago • GR

Über die Fuorcla Grevasalvas ins Engadin

Ihre Nachbarn gehören zu den bedeutendsten Bündner Pässen. Schon die Römer brachten über den Julier und den Septimer Waren über die Alpen. Im Mittelalter dann spielte sich hier der Handelsverkehr zu den Märkten Oberitaliens und ins Wirtschaftszentrum Mailand ab. Obere Strasse nannte man die Route, die Chur über Tiefencastel mit dem Engadin und dem Bergell verbindet. Zwischen den beiden Übergängen liegt ein dritter Pass – einer, von dem es nicht viel zu berichten gibt, ausser dass seine landschaftliche Schönheit eine Entdeckung wert ist. Die Rede ist von der 2687 Meter hohen Fuorcla Grevasalvas. Bis man sie erklommen hat, ist einiges an Einsatz nötig. Zwar startet man auf dem Julierpass auf gut 2200 Metern, doch der Weg über viel Geröll ist anstrengend. Perlen warten unterwegs einige. Der Leg Grevasalvas ist die erste. Frühmorgens spiegelt sich die Sonne in seinem tiefblauen Wasser, das Wollgras am Ufer wiegt sanft im Wind. Eine gute Stunde später auf der Passhöhe liegt sie dann vor einem, die Bilderbuchlandschaft mit den Oberengadiner Seen, dem vergletscherten Berninamassiv und den markigen Bergeller Zacken. Der weitere Weg ist lang und kräftezehrend. Im Abstieg nach Plaun Grand ist manch ein Geröllfeld zu queren, danach traversiert man zum zweiten Bergsee des Tages, dem Lägh dal Lunghin. Dieses Teilstück ist das anspruchsvollste. Erst gewinnt man durch ein weites Tal mit Mooren an Höhe, danach geht es auf schmaler und teils ausgesetzter Wegspur der Südflanke des Piz Grevasalvas entlang. Hat man sich am malerischen See sattgesehen, wartet der steile Direktabstieg nach Maloja Capolago. Immer dem jungen Inn entlang, der beim Pass Lunghin entspringt, Europas einziger Dreifachwasserscheide.
Die Alpen zum Greifen nah LU Nr. 1599
Hildisrieden — Rothenburg Dorf • LU

Die Alpen zum Greifen nah LU

Das Hinterland im Norden der Stadt Luzern ist eine unspektakuläre Landschaft, wie man sie im Schweizer Mittelland auch andernorts findet: Es gibt ausgedehnte Wiesengebiete mit vielen Obstbäumen, dazwischen grosse Waldflächen. Ungewöhnlich ist jedoch das Panorama: Die Gipfel der Voralpen und Hochalpen liegen hier nicht fern am Horizont, sondern zum Greifen nah. Wer die Gegend von Norden nach Süden durchstreift, hat daher immer wieder eine eindrückliche Szenerie vor Augen. Die Rigi und der Pilatus bilden die Eckpunkte, zwischen denen sich die Kette der Nidwaldner und Obwaldner Alpen entfaltet. Ausgangspunkt ist die Busstation Hildisrieden/Dorf. Vom Dorfrand geht es über offenes Gelände zum Weiler Ohmelinge. Nach einer schönen Waldpassage entdeckt man zwischen den Bäumen bereits den spitzen Kirchturm von Rain. Vom Gehöft Gundolinge an verläuft die Wanderung auf den nächsten 2,5 Kilometern auf mehrheitlich landwirtschaftlich genutzten, kaum befahrenen Strässchen. Just bei einem kleinen Naturjuwel geht die Route wieder auf einen Naturweg über: Die idyllische Weiherlandschaft im Tellewald bietet verschiedenen Amphibien und Insekten Lebensraum. Vor prachtvollem Alpenpanorama geht es nach Obmoos, wo man die Abzweigung nach Bärtiswil/Rothenburg ignoriert und stattdessen die eingeschlagene Marschrichtung nach Süden beibehält, ebenso wie bei der nächsten Wegverzweigung Chärns. Via Moos gelangt man durch Wohnquartiere zum alten Dorfkern der Luzerner Vorortsgemeinde Rothenburg und von dort über eine mehr als 300jährige gedeckte Holzbrücke zur Bahnstation Rothenburg Dorf.
Von Burgen und Einsiedlergärten BL Nr. 1623
Arlesheim — Münchenstein, Dorf • BL

Von Burgen und Einsiedlergärten BL

Hoch über Münchenstein thront die Burg Reichenstein, ein massiver Befestigungsturm auf einem imposanten Felssporn. Hier wohnte im Hochmittelalter die Familie Reich, die sich um die Sicherheit des Bistums Basels und den Dom zu Arlesheim kümmerten, Ländereien bewirtschafteten und Steuern eintrieben. Heute ist die Burg nur noch zu speziellen Anlässen geöffnet. Trotzdem führt die schöne Wanderung von Münchenstein zur Burg und weiter nach Arlesheim auch tief in die mittelalterliche Vergangenheit der Gegend bei Basel. Steil führt der Weg vom Start der Wanderung beim Bahnhof Münchenstein hinauf, und dann auf schmalen Pfad durch den Wald, bis sich dieser plötzlich lichtet und der Schlossturm aus den Baumwipfeln ragt. Rasch ist man vor Ort, kann sich auf verschiedenen Picknickplätzen vertun und die Aussicht vom Vorplatz der Burg aus geniessen. Weiter geht es auf dem schmalen Pfad durchs Dickicht und der Weg führt durch das üppige Naturschutzgebiet Ermitage-Chilchholz. Die Wanderung von Münchenstein nach Arlesheim lohnt sich nämlich nicht nur für Geschichtsfans – auch Geologie- und Naturinteressierte kommen auf ihre Kosten. Der zweite Teil führt um das ruhige Tal, das von Bächen und Gletschern feingliedrig in die Landschaft gefräst wurde. Ein Höhenweg umrandet es, immer wieder geben die Bäume den Blick auf die weitläufige Landschaft frei. Zwei weitere Höhepunkte locken am Schluss der rund dreistündigen Wanderung: Der Wanderweg führt am 1785 eröffneten, grössten englischen Garten der Schweiz, dem Wildnisgarten der Ermitage vorbei. Wird die Wanderung in Richtung Dorf fortgesetzt, kommt man am prächtigen Dom, einem weiteren Wahrzeichen Arlesheims, vorbei
Durchs Ofenloch auf die Schwägalp AR Nr. 1626
Seebensäge — Schwägalp, Passhöhe • SG

Durchs Ofenloch auf die Schwägalp AR

«Heftiger, böser, schneller Fluss». Steht man im Ofenloch und wagt den Blick über die Felsen ins Quellgebiet des Necker, kann man sich die Bedeutung seines Namens lebhaft vorstellen. Necker leitet sich aus dem keltischen «nik» ab und heisst losstürmen. Und das kann er, der Necker, wenn Gewitter toben und der Regen prasselt. Im Ofenloch hat der Fluss eine gewaltige Schlucht geformt, durch die ein kühn angelegter und stellenweise exponierter Bergweg führt. Der Einstieg zur Wanderung ist perfekt zur Einstimmung. Im Direktanstieg erklimmt man die Alp Ellbogen durchs ruppige Rappenloch, die Nagefluhfelsen erfordern sicheres Gehen. Nach der Alp folgt man der Waldstrasse Richtung Horn und entdeckt bald die Bergwegmarkierung, die in die Schlucht leitet. Jetzt heisst es Acht geben. Schon nach wenigen Metern tut sich linkerhand der Abgrund auf, der Ausblick auf die Felswände und der Blick in die Tiefe ist gewaltig. Zuunterst in der Schlucht angelangt, wartet der Höhepunkt der Tour: Der junge Necker stürzt schäumend über die hundert Meter hohen Felsen, der Pfad führt unter dem Wasserfall durch. Der Ausstieg aus der Ofenloch-Schlucht ist nicht minder eindrücklich, und ein paar nervenkitzelnde Passagen später macht man sich an den Aufstieg zur Alp Neuwald. Wer denkt, das Abenteuer sei nun vorbei, irrt. Das Einzugsgebiet des Necker ist verzweigt, es gilt, zwei weitere Schluchten zu queren. Auf der Alp Horn erst ist durchatmen angesagt. Und die Aussicht geniessen: Der Blick auf die schroffe Nordseite des Alpsteins ist beeindruckend. Eine Waldstrasse und ein Pfad leiten im munteren Auf und Ab zur Schwägalp – durch ein Waldreservat, wo Auer- und Birkhuhn zu Hause sind.
Zweitägiger Gang durch die Jahrtausende Nr. 1708
Aarau — Baden Bahnhof • AG

Zweitägiger Gang durch die Jahrtausende

Es ist eine Wanderung der Gegensätze - zwischen viel Beton und unberührter Natur, zwischen sanften Auen und steilen Hügeln, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Der Weg beginnt am Bahnhof Aarau, führt hinunter an die Aare und weiter nach Biberstein. Dort wechselt er auf die linke Flussseite und führt durch das Dorf hindurch aufwärts in Richtung Gatter, dann hinunter nach Thalheim und von dort wieder hinauf zur Ruine Schenkenberg, wo einst verschiedene Adlige und später die Berner Landvögte herrschten. Weiter zeigt der Wegweiser in Richtung Zeiher Homberg, dann folgt die Route ein Stück auf dem Jurahöhenweg Nr. 5 und geht später den Rebbergen entlang hinunter nach Schinznach-Dorf. Hier wird es etwas unübersichtlich, da es keine markierte Verbindung nach Schinznach-Bad gibt. Am besten geht man auf der Hauptstrasse durchs Dorf, folgt ab dem Kreisel dem Talbach und überquert beim Kraftwerk Wildegg-Brugg die Aare. Der zweite Tag beginnt mit einem weiteren Ausflug in die Vergangenheit. Oberhalb von Schinznach-Bad thront das Schloss Habsburg. Von dort führt der Weg zunächst in Richtung Hausen und dann hinunter nach Windisch. Hier quert er den Park der Psychiatrischen Klinik und führt vorbei an den Überresten des Römerlagers Vindonissa. Auf dem Jurahöhenweg wechselt man erneut die Aareseite, durchquert Gebenstorf und steigt hinauf auf das Horn, von wo aus sich das Wasserschloss mit Aare, Reuss und Limmat unter einem ausbreitet. Über das Aussichtsrestaurant Baldegg geht es schliesslich hinunter nach Baden und der Limmat entlang bis ins Bäderquartier.
Auf den Spuren der Habsburger Nr. 1709
Muri AG — Bremgarten AG • AG

Auf den Spuren der Habsburger

Eigentlich verläuft der Weg direkt vom Bahnhof Muri in östlicher Richtung. Doch der Abstecher in die andere Richtung, zum Dorf und zur Klosterkirche, ist Pflicht: weil die von 1694 bis 1697 gebaute oktogonale Kirche durch ihre barocke Bauart beeindruckt. Und weil das Kloster und seine Gründer, die Habsburger, ihre Spuren im Freiamt hinterlassen haben. Diese Wanderung ist darum der Geschichte der Habsburger und ihres Klosters gewidmet, und der Weg folgt nicht streng den gelben, sondern ab und zu auch den braunen Wegweisern des Freiämterwegs. Nach der Besichtigung der Klosterkirche geht es zurück zum Bahnhof von Muri. Man quert die Unterführung und geht geradeaus zur Bünz, der man bis Murimoos folgt. Der Weg zweigt hier nach rechts zum Hasliwald ab. Hier trifft man wieder auf die gelben Wanderwegweiser. Der Weg führt hinauf zum Kapf auf dem Wagenrain, dem östlichen Bergrücken ob Muri, mit einem verwunschenen Haus. Über den Grat, später durch Wald und über Felder geht es nach Besenbüren und zur dortigen Lourdesgrotte, die im Wald eingebettet ist. Gleich darauf verlässt der Pfad wieder den gelb markierten Wanderweg und folgt dem Freiämterweg. Er führt durch den Wald nach Staffeln, dort durch ein Einfamilienhausquartier, dann quert er die Hauptstrasse. Der Weg steigt erst rechts an zur Schule und führt dann über einen schmalen, steilen Weg nach Hermetschwil mit seinem Frauenkloster. Im Innenhof findet man den Weg hinunter an die Reuss. Man folgt ihr ein kurzes Stück flussaufwärts, quert die Holzbrücke und wandert dann flussabwärts der Reuss entlang bis nach Bremgarten.
Durch den Karst hinauf zum Fikenloch Nr. 1725
Melchsee-Frutt • OW

Durch den Karst hinauf zum Fikenloch

Mal verschwindet es, mal taucht es als Quelle irgendwo wieder auf. Das Wasser hat im Kalk nicht nur ein verzweigtes Höhlensystem hinterlassen, sondern auch oberirdisch seine Spuren in den Fels gezeichnet. Die Karstlandschaft, durch die diese Wanderung führt, ist ein faszinierendes Formenspiel aus Rillen, Dellen, Zacken und Kanten. Weil Regen- und Sickerwasser Kohlendioxid aufnimmt, greift es den Kalk an. Die Wanderung beginnt gemütlich an der Bergstation der Seilbahn von Melchsee-Frutt. Der Weg zur Tannalp führt unter dem Bonistockgrat durch und bietet schöne Ausblicke auf den Melch- und den Tannensee. Beim Berggasthaus Tannalp biegt man links Richtung Schaftal ab, passiert das Vogelbüel-Seeli, lässt dann die Route zum Jochpass rechts liegen, um der Fahrpiste zum Hengliboden weiter zu folgen. Bald zweigt rechts ein markierter Wanderweg ab. Er führt durch die Karrenfelder am Follenseeli vorbei zum Fikenloch am Kamm, der jäh ins Engelberger Tal abbricht. Unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen, denn das Loch kann bis zum Höhlenbuch auf eigene Faust begangen werden. Beim Abstieg lohnt es sich, die Engstlenalp mit einzuschliessen. Auf gleichem Weg kehrt man zum Wegschild beim Vogelbüel zurück und biegt nach links ab in die Route über das Schaftal zur Engstlenalp. Am Engstlensee lässt sich auftanken. An einem Findling dort wurde so viel Energie gemessen wie an den Pyramiden von Gizeh. Ein Kraftort, oder wie es der britische Physiker und Alpinist John Tyndall im Sommer 1866 ausdrückte: «Einer der entzückendsten Orte der Alpen.» Zurück zur Tannalp geht es dann auf schönem Pfad unter der Spycherflüö hindurch.