Wandern im Sommer

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Lochsitenkalk bewegt die Welt 1 Nr. 1447
Weisstannen — Pizolhütte • SG

Lochsitenkalk bewegt die Welt 1

Im Grenzgebiet der Kantone Glarus, St. Gallen und Graubünden liegt die 300 Millionen Jahre alte Verrucano-Decke über 35 bis 50 Millionen Jahre jungem Flysch. Lange Zeit gab diese verkehrte Abfolge der Decken Rätsel auf, bis die Geologen mit ihr die Alpenbildung als die Überschiebung von Decken erklären konnten. Nirgendwo sonst auf der Erde ist das Phänomen so klar erkennbar wie in diesem Gebiet. 2008 wurde es darum zum Unesco-Welterbe erklärt. Auf dem Weg von Weisstannen über den Lavtinasattel zur Pizolhütte durchwandert man die verkehrte Abfolge der Gesteine. Von der Busstation Weisstannen folgt man dem Gufelbach bis zum Batöni, einem eindrücklichen Talkessel, wo das Wasser von drei Wasserfällen in die Tiefe kracht. Nun geht es dem Lavtinabach entlang zum Lavtinasattel. Fast die ganze Zeit über befindet man sich im Flyschgebiet. Härtere, schroffe Gesteinsschichten - meist Sandstein - wechseln sich ab mit weichen, tonigen Lagen. Letztere sind leicht abfallend und mit Gras bewachsen. Darüber liegen die schroffen Zacken aus Verrucano, der Hochwart und die Lavtinahörner. Dazwischen liegt der Lochsitenkalk - er diente als Gleitmittel bei der Verschiebung der Gesteine. Über den Lavtinasattel gelangt man in ein Hochtal, das mit dem 2844 Meter hohen Pizol abschliesst. Unter dessen Gipfel lag bis vor Kurzem der Pizolgletscher, der mit seinem Wasser den Wildsee speiste. Dieser könnte blauer nicht sein, baden ist erlaubt. An seinem östlichen Ufer befindet sich die Wildseeluggen. Von hier steigt man über einige Serpentinen und später nördlich des Twärchamms zur Pizolhütte. Hier fährt eine Sesselbahn hinunter nach Wangs (Fahrplan beachten).
Lochsitenkalk bewegt die Welt 2 Nr. 1448
Mettmen • GL

Lochsitenkalk bewegt die Welt 2

Das Ziel dieser Wanderung ist eine 50 Meter breite, natürliche Gesteinsbrücke: die Chärpf- brugg auf der Niderenalp. Sie ist für die Geologie ein aufschlussreiches Naturphänomen. Anhand des Gesteins, das diese Brücke bildet, des sogenannten Lochsitenkalks, konnte die Geologie die Vorgänge ableiten, die zur Alpenbildung führten. Die Alpen sind nämlich entstanden, als die afrikanische Platte gegen die eurasische stiess und dabei riesige Gesteinsdecken übereinanderschob. Dabei kam 300 Millionen Jahre alter Verrucano auf 35 bis 50 Millionen Jahre jungen Flysch zu liegen. Der Lochsitenkalk diente dabei als Gleithorizont. Auf dieser Wanderung entdeckt man die Chärpfbrugg auf einem erweiterten Rundweg um den Stausee Garichti. Am Ende der Staumauer beginnt der Aufstieg Richtung Matzlenfurggelen. Hier nimmt man den linken Weg, der zum Kärpf- stafel führt und dann hinunter zum Punkt 1853. Der südlichste Punkt ist hier erreicht, und es geht wieder zurück Richtung Mettmen. Die Chärpfbrugg befindet sich 150 Meter unter- halb dieses Punkts. Achtung, immer wieder zurückschauen, sonst verpasst man sie noch. Geformt hat die Naturbrücke der Niderenbach, indem er sich hier seinen Weg unterirdisch unter dem harten Lochsitenkalk durchgegraben und dabei das junge, weichere Flyschgestein aufgelöst hat. Auf der Brücke lag früher Verrucano, der aber bereits abgetragen ist. Die Brücke ist bei niederem Wasserstand unterirdisch leicht passierbar. Die Wanderung führt von der Chärpfbrugg zur Alpwirtschaft Niederen und von hier zu einem Moor mit Teichen, knorrigen Baumgruppen und Gebüschwald. Ein schöner Weg verläuft schliesslich am Ufer des Stausees Garichti entlang zurück zur Bergstation Mettmen.
Auf den Gipfel des Pilone Nr. 1449
Spruga — Comologno • TI

Auf den Gipfel des Pilone

Meist entspringen Flüsse in der Schweiz und fliessen in die umliegenden Länder. Auf dem Grenzberg Pilone erlebt man aus der Vogelperspektive, wie der Fluss Isorno dieser Logik widerspricht. Auf dem Gipfel liegt einem das Quellgebiet des Isorno zu Füssen - auf italienischem Boden. Ausgangspunkt für die Bergtour ist Spruga. Der gestufte Weg steigt steil durch Weiden und Häuser hinauf zur Siedlung Pian Secco. Von dort zieht sich der breite Weg durch lichten Lärchenwald bis zur Alpe Pesced und dann durch die Flanke des Munzelüm auf den Passo del Bùsan. Ein gutes Weglein führt auf dem Grat zum Pilone. Hier befindet sich die Landesgrenze. Ein 1806 geschlossenes Abkommen zwischen Italien, dem Tessin und der Eidgenossenschaft hat den oberen Talabschnitt Italien zugeschlagen, die Dörfer hingegen sind bei der Schweiz geblieben. Auf dem Gipfel überblickt man gegen Süden eine nun fast menschenleere, von Bergen eingerahmte wilde Landschaft. Die meisten Alpen sind mittlerweile verfallen, der Wald hat die Weideflächen teilweise zurückerobert. Auch talabwärts gibt es Wälder so weit das Auge reicht, darin eingebettet sind die malerischen Dörfer auf der linken Talseite. Nun geht es zum Passo del Bùsan zurück und steil hinunter zu einem der schönsten Tessiner Bergseen, dem Laghetto dei Saléi. Dann wandert man über die Alpe Saléi hinunter nach Comologno. Dort stehen neben rustikalen Häusern auch stattliche Palazzi. Sie wurden von Auswanderern gebaut, die ausserhalb ihres engen Tales zu Reichtum gekommen waren.
Piz Umbrail, der einfache Dreitausender Nr. 1450
Pass Umbrail — Valchava • TI

Piz Umbrail, der einfache Dreitausender

Italien und Österreich-Ungarn lieferten sich im Ersten Weltkrieg einen erbitterten Gebirgskampf. In Höhen zwischen 2500 und 3900 Metern wurde um Gipfel, Gletscher, Pässe und Abgründe gerungen, ja um das nackte Überleben gekämpft. Einer dieser Kriegsschauplätze liegt an der Schweizer Grenze zwischen Stilfser Joch, Umbrailpass und Piz Umbrail. Dank dem Verein Stelvio-Umbrail 14/18 kann der Ort mit seinen vielen Zeitzeugen erlebt und erwandert werden. Die Tour folgt vom Umbrailpass der ehemaligen Frontlinie Schweiz-Italien auf den Piz Umbrail. Der 3033 Meter hohe Berg gehört zu den einfachen Wanderdreitausendern, dennoch sind ein paar Herausforderungen zu meistern: ein ausgesetztes Geröllfeld, mit Seilen gesicherte Felspassagen und ein rassiger Gipfelaufschwung. Unterwegs erinnern Infotafeln und zerfallene Militärposten an den Ersten Weltkrieg. Blickt man zurück, scheinen das Stilfser Joch, der Piz da las Trais Linguas und der Ortler zum Greifen nah: Vom 3900 Meter hohen Berg schossen die Österreicher mit Kanonen auf die Italiener. Der Abstieg vom Piz Umbrail nach Valchava ist lang; die abwechslungsreiche Landschaft entschädigt für die 1600 Höhenmeter. Als Erstes wartet der tiefblaue Lai da Rims, für viele der schönste Bergsee Graubündens. In diesem kann man auf eigene Gefahr baden. Schmal und steil geht es sodann talwärts ins Val Vau und zur Alp Las Clastras, vorbei am Wasserfall der Aua da Rims. Beim Punkt 1778 wählt man die rechte Route über die Ebene Plaun da la Multa, wo der Sage nach ein Kopfloser sein Unwesen treibt. Über Palüetta erreicht man Valchava mit den vielen Sgraffiti-verzierten Häusern.
Der bewachte Bergsee Nr. 1304
Arnisee • UR

Der bewachte Bergsee

Gleich zwei Hütten, beide an ausgezeichneter Lage, können auf dieser Bergwanderung besucht werden. Nach kurzem Höhenflug in der kleinen Gondel starten die Wandernden beim lauschigen Arnisee. Zunächst geht es ungefähr eine Stunde ziemlich steil und recht lang durch den Wald, über knorrige Wurzeln und den einen oder anderen Treppentritt. Auf der Lichtung steht schon die erste Bank, die einem eine Pause mit atemberaubender Aussicht auf den Arnisee und das gegenüberliegende Maderanertal gönnt. Die Hälfte ist geschafft! Weiter oben leuchten die Heidelbeeren in sattem Blau aus den Büschen und süss schmecken sie beim Weiterwandern. Bald ist die Sunniggrathütte erreicht, wo man sich weiter verpflegen lassen kann. Dort befindet sich auch ein Badesee. Ein kleines Stück hinter der Hütte geht es dann bergauf und man hat den Höhenweg auf dem Sunniggrat erreicht. Rechts kann man noch den Gipfel besteigen und die fantastische Aussicht bis zum Urnersee geniessen. Links führt der Weg entlang der Bergflanke. Geissen laufen mit und präsentieren stolz ihre Kitze. Dramatisch ragen die Gipfel in den Himmel und der Bergwanderweg schmiegt sich an die Planggen. Wer es sich anders überlegt, kann bei Fürggi links abbiegen und schon ins Tal hinunterwandern. Zwei Stellen müssen danach mit Handeinsatz überwunden werden, aber sie sind mit Ketten gesichert. Der letzte Aufstieg zieht sich noch etwas, bis endlich die Leutschachhütte SAC mit den eigentlichen Stars des Tages, Ober- und Nidersee, erreicht ist. Der Nidersee leuchtet in surrealem Türkis und wird rundum von scharfen Bergzähnen bewacht. Der Obersee lädt mit einem Kneipp-Pfad, einem Floss und einer sehr bequemen Liege zum Verweilen ein. Und warum nicht in der Hütte übernachten (Anmeldung zwingend) und den Weg durch grüne Urner Wiesen zurück zum Arnisee am nächsten Tag antreten?
Hoch über Davos der Schatzalp entgegen Nr. 1350
Gotschnagrat — Schatzalp • GR

Hoch über Davos der Schatzalp entgegen

Hoch über der Waldgrenze, mit Blick hinunter zu den golden verfärbten Lärchen und hinauf zum ersten Schnee, macht diese Wanderung besonders im Herbst schon fast einen hochalpinen Eindruck. Gleichzeitig geniesst man die Annehmlichkeiten eines einfachen Höhenwegs. Vom Gotschnagrat führt die Wanderung aussichtsreiche Hänge entlang bis zum Strelapass. Bergketten und bekannte Täler wie das Dischma- oder Sertigtal ziehen die Blicke an. Natürlich ist auch das «Goldene Ei» von Davos nicht zu übersehen: das Hotel Intercontinental mit seiner futuristischen Architektur und eigenwilliger Farbgebung. Auf dem Strelapass geht die Sicht nun auch auf die andere Seite ins Aroser Schanfigg und weit hinauf in die Surselva. Der Strelapass war im ausgehenden Mittelalter eine klassische Walserroute. Der Traum einer Zahnradbahn über den Pass platze beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In den 1970er-Jahren gab es sogar Pläne für eine Passstrasse. Tief in den Schubladen steckt noch ein Projekt für einen Tunnel zwischen Davos und Langwies unter dem Strelapass hindurch. Windgeschützt steht etwas unterhalb der Passhöhe ein Bergrestaurant, das eine Stärkung serviert, ehe die Wanderung zügig und auf einem kurzen Abschnitt auch etwas steil hinunterführt zur Schatzalp. Das heutige Berghotel wurde um 1900 im Jugendstil als Sanatorium erbaut. Es ist einer der Schauplätze in Thomas Manns Roman «Der Zauberberg» und erlangte dadurch Berühmtheit. Die Schatzalp gilt ausserdem als starker Kraftort. Mit Verweilen und vielleicht einem Gang durch den botanischen Garten verfliegt die Zeit. Aber das spielt keine Rolle, die Schatzalpbahn hinunter nach Davos fährt in der Hochsaison bis um Mitternacht.
Durch das Surbtal Nr. 1479
Tegerfelden, Hochbrücke — Lengnau AG • AG

Durch das Surbtal

Jahrhundertelang war das Surbtal im Aargau eine Art eidgenössisches Ghetto: Juden, die in der Schweiz leben wollten, durften einzig in den beiden Dörfern Endingen und Lengnau ihren Wohnsitz nehmen. Deshalb begegnet man in unserem Land noch heute nirgends einer solchen Dichte an jüdischer Baukultur wie hier. Der «Jüdische Kulturweg» erschliesst dieses einzigartige Kulturgut. Man erreicht ihn, indem man von Tegerfelden dem Flüsschen Surb entlang über Unterendingen nach Endingen wandert. Dort stehen an der Rankstrasse mehrere historische Häuser mit jeweils zwei Eingangstüren. Eine war für Juden, die andere für Christen bestimmt. Mit dieser Lösung setzte die Bevölkerung den obrigkeitlichen Befehl zu religiöser Separation auf kreative Weise um. Die Synagoge liegt etwas versteckt. Sie ist mit einer prachtvollen klassizistischen Fassade ausgestattet, deren Fenster mit maurisch inspirierten Rundbogen geschmückt sind. Auf der gegenüberliegenden Seite der Surb steht ein schmuckes Haus, in dem früher die Mikwe (rituelles Tauchbad) vollzogen wurde. Daran vorbei führt ein als Veloroute signalisiertes Strässchen, auf dem man dorfauswärts zum «Judenfriedhof» gelangt, dem ältesten israelitischen Friedhof der Schweiz. Am östlichen Ende des Friedhofs geht es wieder auf einem Wanderweg weiter. Dieser führt zunächst dem Talebach entlang, dann durch Wiesland sanft ansteigend über den Weiler Vogelsang in den Wald und schliesslich bei prachtvoller Aussicht über Wiesen und durch Wälder wieder abwärts nach Lengnau. Auch hier gibt es eine Synagoge, und diese kann man nicht verfehlen: Das Bauwerk mit eindrücklicher Schaufassade steht an prominenter Lage mitten im Dorf.
Auf dem Aare-Uferweg nach Bern Nr. 1481
Münsingen — Bern, Tierpark • BE

Auf dem Aare-Uferweg nach Bern

Eine Wanderung entlang der Aare zwischen Münsingen und Bern ist zu jeder Jahreszeit lohnend. Dem Fluss steht heute wesentlich mehr Platz zur Verfügung als in früheren Jahrzehnten. Vom Bahnhof Münsingen gelangt man durch Wohnquartiere an den Aare-Uferweg. Von da an geht es auf der rechten Seite des Flusses immer schön geradeaus. Anfänglich verläuft der Weg streckenweise relativ nahe an der Autobahn, doch vom Verkehrslärm bekommt man nur wenig mit. Schon bald rückt die Hunzigenau ins Blickfeld. Ab 1824 war hier der einst ungeordnet durch die Gegend mäandrierende Fluss in ein hart verbautes Bett gezwängt. 2006 begann man dieses Korsett zu renaturieren. Seither hat das Wasser hier viel mehr Platz. Deshalb fliesst die Aare nicht allein im eigentlichen Flussbett, sondern breitet sich in mehrere Seitenarme aus, in denen das Wasser so langsam strömt, dass es stillzustehen scheint. Weite Ebenen mit Flusskieseln, Bäume und Schilf prägen das Gesicht dieser prächtigen Auenlandschaft. Die Ausweitung hatte den Zweck, Hochwasserschäden zu reduzieren und die Erosion der Flusssohle einzudämmen. Sie bringt aber auch der Tier- und Pflanzenwelt viel - und erfreut obendrein Auge und Gemüt. Während der Wanderweg früher pfeifengerade durch einen bewaldeten Korridor führte, streift man jetzt auf gewundenen und abwechslungsreichen Pfaden durch eine idyllische Landschaft, die immer wieder schöne Ausblicke über das Wasser gewährt. Nicht minder reizvoll sind die nachfolgenden Auenwälder der Chlihöchstetten-Au und der Märchligenau. Angeknabberte Bäume und Holzhaufen im Wasser verraten, dass der Biber sich hier wieder eingelebt hat. Kurz vor Muri rückt der Uferweg wieder ganz nah ans Wasser. Über die Elfenau erreicht man schliesslich den Tierpark Dählhölzli, das Ziel der Route.
Von Mendrisio durch die Gole della Breggia Nr. 1486
Mendrisio — Vacallo, piazza • TI

Von Mendrisio durch die Gole della Breggia

Im südlichsten Zipfel der Schweiz gibt es nur selten Schnee, und wenn doch einmal welcher fällt, dann bleibt er kaum lange liegen. Die wunderbar aussichtsreiche Wanderung am Sonnenhang des Mendrisiotto kann deshalb auch im Winter problemlos ausgeführt werden. Vom Bahnhof Mendrisio verläuft die Wanderroute Richtung Corteglia am Spital vorüber und durch Wohnquartiere bis zu einer Anhöhe mit langen Reihen von Weinstöcken und schöner Aussicht. Von hier führt ein Strässchen über Loverciano nach Castel San Pietro, wo sich ein kurzer Abstecher zur Chiesa rossa lohnt. Die «rote Kirche» liegt an exponierter Aussichtslage hoch über dem Tal der Breggia. Danach steigt man in die Gole della Breggia ab. Das Flüsschen hat hier eine ganze Kaskade von aufeinanderfolgenden Schluchten in den felsigen Grund gegraben. An verschiedenen Standorten informieren Tafeln über die geologischen Eigenheiten des Gebiets. Im Winter sind die Schluchtwege an manchen Stellen zuweilen vereist. Auf dem Punt da Canaa lässt sich der Geländeeinschnitt jedoch auf unproblematische Weise durchqueren. Von der alten Steinbrücke hat man einen guten Blick auf bizarr geformte, schräg aufgereihte Kalkschichten im Flussbett. Auf der anderen Seite geht es in leichtem Anstieg zunächst nach Morbio Superiore, dann via Lattecaldo durch Kastanien- und Buchenwälder zur Kuppe von San Martino. Vom Kirchlein aus geniesst man durch Waldlücken hindurch prachtvolle Ausblicke über das nahe Valle di Muggio und auf die Gipfel des Piemont. Nicht minder aussichtsreich ist der Abstieg. Über das Dörfchen Sagno, wo man eine Ecke des Comersees erspäht, gelangt man auf Waldwegen und befestigten Strässchen hinunter nach Vacallo oberhalb von Chiasso.
Auf einen der sieben Churfirsten Nr. 1208
Alp Sellamatt • SG

Auf einen der sieben Churfirsten

Hoch über dem Walensee ragen die sieben Churfirsten empor. Es gehört quasi zum Allgemeinwissen, ihre Namen aufzuzählen: Chäserrug, Hinterrugg, Scheibenstoll, Zumstoll, Brisi, Frümsel, Selun. Es gibt Menschen, die alle sieben Churfirsten an einem Tag besteigen. Andere, die alle sieben in einem Jahr erklimmen. Wem für den Anfang einmal einer reicht, dem sei der Selun empfohlen. Mit einer Höhe von 2205 Metern über Meer ist er der niedrigste der Churfirsten. Die Bergwanderung ist technisch leicht, wenn auch anstrengend und die Aussicht auf dem Gipfel umwerfend. Von der Alp Sellamatt aus startet die Bergwanderung. Dank der Seilbahn können immerhin rund 500 Höhenmeter von Alt St. Johann her gewonnen werden. Über Alpwiesen und durch kleine Wälder geht es in Richtung Selun, der sich wie ein Leuchtturm vor einem auftürmt. Nach gut einer Stunde startet die Steigung. Der Weg führt im Zickzack über den Rücken des Berges in die Höhe. Stetig und steil werden die rund 900 Höhemeter erklommen. In der Mitte flacht der Bergrücken etwas ab - ein guter Ort für eine Verschnaufpause. Denn für den Schlussspurt braucht man noch einmal alle Kräfte. Das Gipfelerlebnis entschädigt aber für die Mühen: Neben einem steht das Gipfelkreuz und vor einem bricht der Fels schroff ab. Unten glitzert der Walensee in einem tiefen, frischen Blau. Fast möchte man es den Basejumpern gleichtun, die die Churfirsten als Absprungort nutzen. Die sicherere Variante allerdings geht zurück ins Toggenburg - auf dem gleichen Weg, der nach oben geführt hat.
Natur- und Hüttengenuss hoch über Grimentz Nr. 1305
Bendolla • VS

Natur- und Hüttengenuss hoch über Grimentz

Grimentz blieb bis ins letzte Jahrhundert ein wenig bekanntes Dorf. Das änderte sich ab den 1960er-Jahren, als der Bau von Seilbahnen und Skiliften begann. Doch Bendolla ist auch eine tolle Wanderregion. Die Bergsicht ist schon zu Beginn wunderbar, langsam lässt man auch die Technik und den Alltag unter sich, die Bergwiesen werden karger, das Geröll nimmt zu. Eindrücklich ist der aus mehreren Felstürmen bestehende Gipfel der Becs de Bosson. Auf dem Col des Becs de Bosson zweigt eine Wegspur in Richtung Gipfel ab. Doch der Gipfelaufstieg ist sehr exponiert und nicht ohne etwas Kletterei möglich. Besser bleibt man auf dem Weg, der zur Cabane des Becs de Bosson weiterführt. Sie steht am höchsten Punkt dieser Wanderung und ist bester Ort für eine ausgiebige Rast mit Sicht auf Weisshorn, Dent Blanche und weitere Walliser Viertausender. Auch viele Biker treffen sich hier. Das Gebiet um den Pas de Lona unterhalb der Hütte ist nämlich auch ein Mountainbike-Paradies. Die Biker wählen in der Regel eine andere Route als die Wanderer, deshalb teilt man den Weg nur für kurze Zeit mit ihnen. Faszinierend sind die rund 15 Bergseen um den Pas de Lona. Der grösste ist der Lac de Lona. Beim Rückweg um die Pointe de Lona gilt es, gut auf den Boden zu schauen. Zum einen ist der Weg auf einer kurzen Strecke recht holprig, zum anderen gedeiht hier der seltene Alpen-Glocken-Enzian (Gentiana alpina). Zurück bei Bendolla gehts mit der Luftseilbahn wieder hinab nach Grimentz. Schön, wenn noch etwas Zeit bleibt für einen Dorfbummel zu den sonnengegerbten Häusern mit dem roten Geranienschmuck und vielleicht noch für einen Kaffee mit Heidelbeerkuchen, der nirgendwo besser schmeckt als im Val d’Anniviers.
Burgruinen im Toggenburg Nr. 1442
Lichtensteig Bahnhof — Bütschwil • SG

Burgruinen im Toggenburg

Die beiden Burgruinen könnten unterschiedlicher nicht sein. Neu Toggenburg sitzt auf einem Felsklotz aus Nagelfluh mit Blick über das untere Toggenburg, den Bodensee, den Alpstein und auf die Spitzen der Alpen. In der Anlage residierten die Grafen von Toggenburg ab dem späten 12. Jahrhundert, nachdem sie ihren Familiensitz Alttoggenburg an die Abtei St. Gallen verloren hatten. Es muss eine gewaltige Burg gewesen sein, welche die Grafen bewirtschafteten: Fünf Burgwälle hat man ausgemacht, die äussersten sind bis heute erkennbar. Ganz anders zeigt sich die Burgruine Rüdberg bei Bütschwil. Sie liegt gut versteckt an einem Platz im Wald, der das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Steilwand hinter der Burg fällt 50 Meter senkrecht hinab zur Thur. Rüdberg war ein schlichter Bau und diente als Wegsperre an der Reichsstrasse vom Bodensee an den Zürichsee, dem einzigen befahrbaren Weg durch das Toggenburg. Eine abwechslungsreiche Wanderung verbindet die beiden Ruinen. Ausgangspunkt ist Lichtensteig, dessen mittelalterliche Altstadt zum Bummel lädt. Über Vorderhalden und Graben gewinnt man rasch an Höhe, bei der Ruine Neu Toggenburg ist der höchste Punkt erreicht. Der Platz erfreut nebst der Aussicht mit 240 Arten Blütenpflanzen und Farnen, die hier gedeihen. Der Abstieg führt mal durch Wald, mal über offenes Weideland nach Schwanden und Wigetshof und in die kleine Schlucht, in der die Ruine Rüdberg auf Entdecker wartet. Das Schlussbouquet übernimmt nach Laufen der Drahtsteg bei Bütschwil. Hundert Meter lang schaukelt man über dem wilden Wasser der Thur, und wer will, nimmt zuvor noch ein Bad. Zum Bahnhof Bütschwil ist es nach der Hängebrükcke nicht mehr weit.
Blütenzauber im Goms Nr. 1471
Hst. Fürgangen-Bellwald — Fiesch • VS

Blütenzauber im Goms

Wenn die Kirschblüte im Baselbiet schon längst vorbei ist, stehen die Kirschbäume um Ernen herum Ende April noch in voller Blüte. Doch mit Hängebrücke, Suone, Kapellen und Aussichtspunkten ist diese Wanderung auch im Sommer und im Herbst attraktiv. Bereits nach wenigen Minuten überquert man auf der 2015 erbauten Hängebrücke die Rhone und gelangt nach Mühlebach. Am Dorfrand lädt eine Holzbank in Form eines Snowboards zum Rasten ein. Sie wurde zu Ehren von Patricia Kummer, der einheimischen Olympiasiegerin im Parallelslalom, gebaut. Am restaurierten Holzaquädukt einer Suone vorbei wandert man zum Mosshubel hinauf. In dieser lieblichen Landschaft mit Sicht auf verschneite Berge ist der Erner Galgen ein besonders düsterer Zeuge aus dem Mittelalter. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden an dieser weithin sichtbaren Stelle Verurteilte gehenkt. Heute ist das 1979 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnete Bergdorf nicht mehr als Gerichtsort bekannt, sondern als «Mekka der Kammermusik». Jedes Jahr im Sommer treffen sich hier Musiker aus dem In- und Ausland zum Musizieren. Ein Rundgang durch den gepflegten Dorfkern lohnt sich, bevor man den steilen Aufstieg zur Wasserleite Trusera hochsteigt. Die Suone wurde dank der Schaffung des Landschaftsparks Binntal, der auch Ernen mit einschliesst, wieder instand gestellt. Nach einem letzten Anstieg steht man vor der schneeweissen Kapelle des heiligen Antonius. Sie ist eine von vielen Bauten in der Sakrallandschaft des Landschaftsparks Binntal. Von hier hat man einen wunderbaren Blick hinaus ins Rhonetal und hinein ins Binntal. Auf dem folgenden Abstieg verläuft der Wanderweg für kurze Zeit der wenig befahrenen Strasse entlang. Über Wiesen gelangt man hinunter nach Niederernen. Der Weg überquert bald den Rotten und führt in einem kurzen Gegenaufstieg nach Fiesch.
Schluchtwanderung durch das Chaltbrunnetal Nr. 1469
Meltingen, Meltingerbrücke — Grellingen • SO

Schluchtwanderung durch das Chaltbrunnetal

Die Wanderung beginnt im solothurnischen Schwarzbubenland. Die Herkunft dieses Namens liegt im Dunkeln. Eine Deutung besagt, dass das Schmuggeln einst lukrativ gewesen sei. Man bedenke: Solothurner Enklaven grenzen an Frankreich. Schmuggeln nannte man «schwärzen». Schmuggler waren vor allem junge Männer oder «Buben», was den Ausdruck «Schwarzbuben» erklären würde. «Schwarzbuben» könnte auch ein von den Baslern in der Reformationszeit erfundener Übername sein für die Solothurner, die katholisch blieben, während sich Basel zur Reformation bekannte. Schon nach wenigen Schritten taucht man in die faszinierende Schluchtlandschaft ein. Hirschzungen zieren die Felswände und dicke Moospolster überziehen Felsblöcke und Baumstümpfe. Geknickte Stämme hängen im Geäst anderer Bäume, umgestürzte Baumriesen haben sich zwischen den Schluchtwänden verkeilt und bilden wackelige Brücken. Im unteren Teil des Chaltbrunnetals hat das Wasser des Ibachs viele Höhlen geschaffen. Einige verlocken sogar dazu, einzutreten. Taschenlampe mitnehmen! In diesen Höhlen entdeckten Archäologen Werkzeuge, Speerspitzen, Knochennadeln und anderes mit einem Alter von mehreren Zehntausend Jahren. Dann mündet der Ibach in die Birs: Das Ende des Chaltbrunnetals ist erreicht, gleich darauf auch das Chessiloch. Die Felswände sind über und über mit Wappen bemalt. Während des Ersten Weltkriegs haben die Soldaten, die die strategisch wichtige Talenge bewachen mussten, die Wappen ihrer Heimatkantone und ihrer Einheiten an die Felsen gemalt und zum Teil in den Stein gehauen. Zuletzt gehts über etwas Hartbelag zum Bahnhof Grellingen im Kanton Basel-Landschaft.
Der Kleinen Emme entlang durchs Entlebuch Nr. 1472
Wolhusen, Neuemsern-Rossei — Hasle LU • LU

Der Kleinen Emme entlang durchs Entlebuch

Das Napfgebiet mit dem Entlebuch ist ein verwinkeltes Bergmassiv aus Nagelfluhgestein. Nach den Eiszeitgletschern wirkte während Jahrtausenden die Kleine Emme als Landschaftsgestalterin. Und sie wirkt noch heute auf manchmal dramatische Weise, wie man im Jahr 2005 erfahren musste, als heftige Unwetter massive Überschwemmungen, Erdrutsche und Schlammlawinen verursachten. Vom Ausgangspunkt Neuemsern-Rossei, wo man in einer Grillstube einen Kaffee geniessen kann, wandert man ein kurzes Stück der Strasse entlang zurück, bis eine Brücke den Wechsel ans andere Ufer ermöglicht. Von jetzt an geht es flussaufwärts. Bald macht der Weg eine Schlaufe zur Fontanne, die einen beträchtlichen Teil des Napfgebietes entwässert. In der Fontanne wird Gold gewaschen. Normalerweise landen nur kleine Goldflitter in der Waschpfanne. Doch der Sage nach soll im Innersten des Napfs ein riesiger Goldklumpen verborgen sein. Bald nach der Kappelbodenbrücke folgt ein spektakulärer Flussabschnitt. Die Kleine Emme hat hier mehrere Einschnitte in den Nagelfluhuntergrund gegraben, durch die das Wasser schäumt. Vorsicht beim Betreten der rutschigen Felsen! Die Ankunft in Entlebuch wirkt fast etwas surreal, wenn man nach der streckenweise wilden Flusslandschaft auf einmal zwischen riesigen Versandhäusern steht. Hinter dem Dorf gelangt man wieder ans Ufer der Kleinen Emme und wandert abwechslungsreich mal nah am Wasser, mal mehr in der Höhe. Kurz vor Hasle lädt bei Feldgüetli ein ausgedehnter Spiel-, Sport- und Grillplatz zu längerem Verweilen ein. Wer vor der Rückfahrt noch einkehren will, muss vom Ziel beim Bahnhof einen Abstecher hinauf ins Dorf Hasle machen, wo Restaurants und Einkaufsläden in Reichweite sind.
Käse, Blumen und Grate auf dem Moléson Nr. 1473
Plan-Francey — Le Moléson, Station • FR

Käse, Blumen und Grate auf dem Moléson

Wer zur richtigen Zeit in Moléson-sur-Gruyères ankommt, riecht bereits den Greyerzerduft aus der nahen Schaukäserei. Während der Fahrt mit der Standseilbahn nach Plan-Francey türmt sich die von Felsbändern durchzogene Nordseite des Moléson immer steiler auf. Wie ein trutziger Bergwächter beeindruckt er durch seine isolierte Lage und seine massige, stumpfe Kegelform in einer Region von spitzen «Dents» und «Vanils». Der Weg wendet sich von Plan-Francey zunächst um den Gipfel auf die Westseite, danach in leichtem Auf und Ab durch blumenreiche Wiesen und lichte Waldpartien. Auf der Einsattelung namens Le Villard-Dessus beginnt der eigentliche Aufstieg. Zuerst gehts über ein asphaltiertes Strässchen, dann auf einem kurzen Stück recht steil auf schmalem Bergwanderpfad hinauf zur Alp Tremetta. Bald danach ist die Grathöhe, die Crête de Moléson, erreicht. Bis zum Gipfel sind zwar noch einige Höhenmeter zu überwinden, der Anstieg ist jedoch sanft. Obwohl nur ein Gerade-noch-2000er, ist das Panorama vom Moléson dank seiner alleinstehenden Lage ausserordentlich. Bei klarem Wetter sieht man die Zentralschweizer Alpen mit dem Titlis, die Berner Berühmtheiten, eine Reihe Walliser Viertausender und den Mont Blanc. Apropos Greyerzerduft: Nicht zu verachten sind auch die Bergrestaurants bei Plan-Francey, auf der Alp Gros-Plané und natürlich auf dem Moléson. Etwas wird überall serviert: Greyerzer Käse in fester oder geschmolzener Form.
Über den Frienisberger Chutzen nach Aarberg Nr. 1474
Frieswil — Aarberg • BE

Über den Frienisberger Chutzen nach Aarberg

Frieswil ist ein ursprünglich gebliebenes Dorf und erstaunt an dunstfreien Tagen mit Sicht von den Berner und Freiburger Alpen über das Drei-Seen-Land bis zum Jura. «Chutzenturm» ist auf dem Wegweiser bereits vermerkt. Am Waldrand lädt eine Bank dazu ein, die Aussicht noch einen Moment länger zu geniessen. Dann taucht man wie durch ein grosses Tor aus Blättern und Nadeln in die Welt des Waldes ein, vom blendend hellen Land hinein in das gedämpfte Licht zwischen den Säulen hoher Baumstämme und unter rauschendem Blätter- dach. Träumerinnen und Träumer aufgepasst: Der Wanderweg macht hin und wieder eine rechtwinklige Abbiegung, die man leicht verpassen kann, wenn man in Gedanken versunken oder in Gespräche vertieft dahinwandert. Auf einmal ist zwischen den Bäumen hindurch der Chutzenturm zu sehen. Seit 2010 steht die 45 Meter hohe Holzkonstruktion auf dem Frienisberg. 234 Treppenstufen führen auf die oberste Aussichtsplattform mit entsprechend weitem Rundblick. Bei Elemoos führt der Weg wieder ins Freie, nun durch Kulturland und durch die Dörfer Baggwilgraben und Lobsigen. Hier sind ein paar Hartbelagsabschnitte nicht zu vermeiden. Nach der dampfenden und ratternden Zuckerfabrik folgt das beschauliche Aarberg. Bei seiner Gründung um 1220 wurde Aarberg noch von zwei Aarearmen umflossen. Nach den Juragewässerkorrektionen bleibt dem Städtchen nur noch ein Altarm der Aare. Der Stadtplatz ist umgeben von gut erhaltenen Bürgerhäusern, in denen sich heute ein Restaurant ans nächste reiht. Anders als in Frieswil hat man nun fürs Einkehren die Qual der Wahl.
Vom Chasseral zu den Ruinen bei Sonvilier Nr. 1476
Chasseral Hôtel — Sonvilier • BE

Vom Chasseral zu den Ruinen bei Sonvilier

Die Ruine des Château d’Erguel thront weithin sichtbar über Sonvilier. Einer Legende zufolge soll sich ein junges, verliebtes Edelfräulein hinter seinen Mauern aus Trauer und Gram zu Tode gehungert haben. Diese abwechslungsreiche, Emotionen weckende Wanderung beginnt auf dem Chasseral, einem der höchsten Juragipfel. Zu schön ist die Aussicht, um gleich weiterzugehen. Das Gipfelgasthaus bietet Gelegenheit, den mit der Wanderung verbundenen Abstieg noch etwas hinauszuzögern und die Aussicht über die Seen im Mittelland bis hin zu den Alpen noch etwas länger zu geniessen. Über karge Juraweiden führt der Wanderweg in ein liebliches Tälchen hinunter. Statt durch die Schlucht Combe Grède abzusteigen, wandert man durch steinigen Jurawald Richtung Les Pontins. Bei La Corne lohnt sich ein kurzer Abstecher zu einer Felsnase. Von hier aus sieht man hinunter in die felsige Combe Grède, nach St-Imier und hinüber zu den Windenergieanlagen auf dem Mont Soleil. Bei der Métairie des Plânes gibt es die nächste Möglichkeit zum Durstlöschen. Bald darauf wandert man durch eine parkartige Landschaft mit ehrwürdigen, von Zeit und Wetter gezeichneten Bergahornen, die zum Verweilen und Staunen einladen. Vom Gasthaus in Les Pontins ist es nicht mehr weit bis zu den Ruinen des früheren Château d’Erguel. Hier tötete der damalige Schlossherr den unerwünschten Geliebten seiner Tochter. Heute erinnert nichts mehr an diese unselige Tat. Durch eine schöne Lindenallee gelangt man nach Sonvilier, wo die Ruinen nur noch weit in der Ferne sichtbar sind.
Unterwegs am Furner Berg im Prättigau Nr. 1477
Furna, Rasitsch — Furna, Post • GR

Unterwegs am Furner Berg im Prättigau

Bevor 1968 Stromleitungen nach Furna gezogen wurden und das kleine Dorf ans Stromnetz angeschlossen wurde, gehörte dieses Walserdorf zu den letzten Orten in der Schweiz ohne Elektrizität. Dank Strom und Strasse ist Furna ein lebendiges Dorf geblieben, das auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen ist. Nach einem steileren Anstieg gleich zu Beginn der Wanderung geht es mehr oder weniger flach weiter über die reizvollen Weide-, Wald- und Moorlandschaften am Furner Berg. Bei der Alp Rona sind während der Alpsaison Getränke und Verpflegung erhältlich, unter anderem Glace aus eigener Produktion. Bald ziehen interessante Schrägzäune die Blicke auf sich. Wie ein Kunstwerk mit kompliziertem Muster säumen sie den Wanderweg, der hier auf einer kurzen Strecke auf einem Alpsträsschen verläuft. Dieser früher im Alpenraum weit verbreitete Zauntyp ist nur noch selten zu sehen, weil er an den meisten Orten durch weniger arbeits- und materialintensive Zäune ersetzt wurde. Kurz nach Rona zweigt ein Weg rechts ab. Wer möchte, erreicht mit einem etwa viertelstündigen Abstecher den Rücken des Höhsäss. Ein paar Minuten nach Güfer führt der Wanderweg am Waldrand beim Heitengada vorbei, einem Holzstadel mit Tischen und Bänken, an die sich jedermann setzen darf. Gleich daneben ist eine einladende Brätelstelle mit einem sprudelnden Brunnen, bei dem man seine Trinkflasche auffüllen kann. An diesem gastfreundlichen Ort lässt man sich gerne zu einem Picknick nieder. Auf einem kleinen Pfad quert man ein weiteres Waldstück und steht bald oberhalb von Furna. Vor den mächtigen Gipfeln des Rätikons im Hintergrund strahlt diese kleine Streusiedlung trotz Elektrizitätsanschluss nach wie vor zeitlose Beschaulichkeit und Ruhe aus.
Mit Säntisblick vom Kronberg nach Weissbad Nr. 1478
Kronberg — Weissbad • AI

Mit Säntisblick vom Kronberg nach Weissbad

In Jakobsbad scheinen die Bäder einer vergangenen Epoche anzugehören. Darüber, auf dem Kronberg, macht dafür die Höhenkur fast süchtig. Wer Mühe hat, sich von Sonnenterrasse und Panorama loszureissen, sei beruhigt: Weite Sicht und weiter Himmel sind auf der ganzen Wanderung garantiert, und das nächste Berggasthaus folgt schon bald. Besonders der Säntis ist ein allgegenwärtiger Blickfang. Mit seinen rund 2500 Metern ist er zwar nicht besonders hoch, dank seiner gegen Norden vorgeschobenen Lage bildet er aber eine von Weitem sichtbare Landmarke. Im Schwarzwald soll es beispielsweise Häuser geben mit dem Namen «Säntisblick». Seine exponierte Lage macht den Säntis auch zum Berg der Wetterextreme. Er ist der nässeste Ort der Schweiz mit einem jährlichen Niederschlag von etwa 2500 Millimetern. Zum Vergleich: Im Mittelland bis zum Alpenrand sind es rund 1000 bis 1400 Millimeter. Vielleicht ist es fast ein bisschen beruhigend, dass es unterhalb des Säntis doch ganz beschaulich zu- und hergeht. Mit viel Weitblick führt die Wanderung über den Kamm des Kronbergs zur Kapelle St. Jakob, wo es einst auch Heilquellen gegeben haben soll. Bald darauf ist die Scheidegg mit der zweiten Bergbeiz erreicht. Dem Namen entsprechend verzweigen sich hier mehrere Wege. Die Route folgt dem Grat oder auch etwas seitlich in den Flanken. Bei den Weiden von Melchuelisspitz muss man etwas besser auf die Route achten, weil die Wegspur, die hier quer durch das Grünland führt, auf etwa 200 Metern kaum sichtbar ist. Bald danach ist der Talgrund bei Weissbad erreicht, wo in den Kurhotels auch heute noch in Heilwasser gebadet werden kann.
Zur Cascata Piumogna Nr. 1470
Faido Stazione — Dalpe • TI

Zur Cascata Piumogna

Um 1913 waren Ferien in Faido beliebter und teurer als in St. Moritz. Kein Wunder, denn nach dem Bau der ersten Strasse und der Gotthardbahnlinie durch die Leventina wurde Faido gut erreichbar und zu einem beliebten Ferienort für reiche Bürger aus Mailand. Zu den Zeiten der Belle Epoque erlebte Faido seine goldenen Zeiten des Tourismus. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Fluss Ticino hinunter zeugen alte Gebäude im Jugendstil von dieser ruhmreichen Zeit. Faido ist auch heute noch eine Reise wert, nur schon der Cascata Piumogna wegen! Tosend ergiessen sich ihre Wassermassen in mehreren Kaskaden in ein Becken am Ufer des Ticino. Von mehreren Bänken aus kann man dieses Naturschauspiel wie auf einer Bühne bewundern. Am Kinderspielplatz und an der Talstation der Luftseilbahn vorbei beginnt der Aufstieg nach Piana Selva. An heissen Sommertagen ist der Schatten spendende Nadelwald sehr willkommen. Bei Piana Selva kommt man an einem Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeiten, Grotto und Schwimmbad vorbei. Hier befindet sich auch die Bergstation der Luftseilbahn. An Feuchtgebieten und mächtigen alten Fichten vorbei führt der Wanderweg gemächlich weiter Richtung Dalpe. Der letzte Abschnitt verläuft der grünlich schimmernden Piumogna entlang, die sich ein eindrückliches Bett in die Felsen geschliffen hat. Auch hier oben beeindrucken ihre schäumenden Wassermassen. Dann taucht Dalpe auf, das unberührt vom Gotthardverkehr auf einer aussichtsreichen Hochebene liegt. Hinter dem Dorf erheben sich wie Himalajariesen der über 3000 Meter hohe Pizzo Campo Tencia und seine Bergnachbarn.
Köhlerweg durchs Napfgebiet Nr. 1439
Bramboden — Romoos • LU

Köhlerweg durchs Napfgebiet

Gold wird im Napfgebiet zwar längst nur noch als Touristenattraktion gewaschen. Kohle machen die Einheimischen aber immer noch – und zwar mit Holz. Kunstvoll schichten die Köhler des Entlebuchs die Laub- und Nadelholzspälten zu riesigen Meilern auf, entzünden sie und überwachen dann während zweier Wochen Tag und Nacht die Verkohlung. Auf dem Köhlerweg zwischen dem Pilgerort Bramboden und dem Dorf Romoos kann man mit etwas Glück die Köhler beim Stechen der Luftlöcher, beim Ausziehen der Kohle oder beim Verpacken beobachten. Die Wanderung beginnt bei der schmucken Bergkirche von Bramboden und führt durch enge Tobel und über sonnige Kreten, an Wasserfällen und steilen Nagelfluhflanken vorbei quer durch das Luzerner Napfgebiet. Kurz vor Oberlänggrat ist etwas abseits vom Wanderweg das Rose-Beizli. Der Fussweg ist allerdings nicht weniger spektakulär als die Fahrt in der winzigen Gondel. Er führt durch die enge Schlucht des Goldbachs, bevor es nach Romoos geht. Als noch Hufschmiede, Eisengiessereien und Glashütten die Holzkohle im grossen Stil verbrauchten, zählte man in Romoos 200 Kohlplätze. Heute betreiben noch ein paar wenige Landwirte das uralte Handwerk als Nebenerwerb. 100 Tonnen Holzkohle stellen sie jährlich her. Die Tafeln auf dem Köhlerweg informieren nicht nur über die harte Arbeit der Köhler, sondern auch über Goldsucher und Naturphänomene.
Durch die Piottino-Schlucht nach Faido Nr. 1440
Rodi — Faido Stazione • TI

Durch die Piottino-Schlucht nach Faido

Der Gotthard war schon immer eine Herausforderung für den Verkehr. Ganz besonders bei Rodi und seiner Gola di Monte Piottino, der Piottino-Schlucht. Diese Wanderung beginnt beim Locanda Dazio Grande, bei der Sust aus dem Jahr 1516. Dieses altehrwürdige Haus hat den Bau des Säumerwegs, der Eisenbahn, der Gotthardstrasse sowie der Autobahn miterlebt. Ein Museum in den Kellern zeigt die bewegte Geschichte dieses Orts. Vom Locanda Dazio Grande geht es durch die eindrückliche Piottino-Schlucht. Es folgt eine Serie von Brücken über den Ticino und über die Schiene, bis man schliesslich auf der anderen Seite der Gotthardstrasse auf eine kleine Strasse gelangt, der man kurz nach Osten folgt, um sie dann, nach einer weiteren Brücke über den Ticino, rechterhand zu verlassen. Von hier führt die Wanderung durch schönen Laubmischwald und durch Kastanienwälder. Ab und zu erlauben kleine Lichtungen den Blick auf die andere Talseite, wo sich der internationale Verkehr über die Autobahn schleppt. Der Weg trifft auf zwei Lichtungen. Auf der Höhe von Valegia brannte im April 2017 der Wald. Die Stämme sind schwarz, angekohlt, Arbeiter haben einige Bäume entfernt. Neuer Wald und neuer Unterwuchs hat nun wieder Platz. Auch wenn die Schäden noch für Jahrzehnte sichtbar sind, trifft man immer mehr Pflanzen an, die sich den verbrannten Boden zurückerobern. Von Valegia führt der Weg stetig und leicht abwärts nach Polmegio di Sopra, überquert zwei Bäche und trifft kurz darauf rech- terhand auf einen Weg, der direkt nach Faido zum Bahnhof führt.
Burgruinen um Kradolf-Schönenberg Nr. 1441
Kradolf • TG

Burgruinen um Kradolf-Schönenberg

Burgruinen sind Fenster zum Mittelalter. Im thurgauischen Schönenberg gibt es gleich deren drei. Die Burg Last war einst Sitz der Herren von Schönenberg, sie standen ab 1159 im Dienste des Bischofs von Konstanz. Nach ihrem Auszug Mitte des 14. Jahrhunderts zerfiel die Burg zusehends. Die zweite Anlage, Anwil, ist neueren Datums. Erbaut im 13. Jahrhundert, wurde sie mit Unterbrüchen bis ins 17. Jahrhundert genutzt. Archäologische Funde zeigen, dass ihre Besitzer ein luxuriöses Leben führten: Geheizt wurde mit Kachelöfen, getafelt wurde Birkhuhn, serviert auf edlem Geschirr. Ein Teil des markanten Turms ist erhalten und saniert. Von der Ruine Heuberg indes ist wenig bekannt und bis auf ein paar Mauerreste auch wenig übrig geblieben. Drei private Ruinenwege unterschiedlicher Länge machen die Zeitzeugen erlebbar. Der mittlere, blau gekennzeichnete Weg bietet sich an für eine kürzere Tour. Vom Bahnhof Kradolf wandert man erst durch das langgezogene Schönenberg, bevor beim Restaurant Mühle im Ortsteil Oberdorf der Aufstieg zur Ruine Last beginnt. Nach deren Besuch führt ein Pfad über Wiesen und durch urwaldähnliches Baumgewirr ins Stapfetobel zum Rastplatz mit Feuerstelle. Die zweite Ruine, Heuberg, wartet sodann kurz nach dem Hof Unterheuberg. Der unmarkierte Pfad am Eingang des Waldes ist etwas undeutlich, die Mauerreste muss man suchen. Zum Abschluss bringt einen die Naturstrasse zurück nach Schönenberg und das Trottoir zum Bahnhof. Zur Hälfte wandert man auf Hartbelag. Auf halbem Weg zwischen Mühle Schönenberg und Bahnhof Kradolf lohnt sich ein Blick auf die Gartenbahn: Dort entdeckt man liebevoll gestaltete Szenen aus dem Schweizer Eisenbahnalltag.