Schweizer Wanderwege | Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Geschichtsträchtige Orte am Jurafuss VD Nr. 1110
La Sarraz — Romainmôtier • VD

Geschichtsträchtige Orte am Jurafuss VD

Auf Schloss La Sarraz waltete einst ein edler Ritter. Er warb um die Hand der schönen Grafentochter, deren Herz aber voller Hochmut war. Mithilfe seiner freigiebigen Eltern gelang es ihm schliesslich, den geforderten Brautpreis aufzubringen und die Angebetete zur Frau zu gewinnen. Die neue Herrin von La Sarraz war aber alles andere als grossmütig. Sie trieb ihren Gemahl dazu, seine Eltern in einer stürmischen Winternacht von der Burg zu verstossen. Als sich die grausamen Edelleute hohnlachend zum Festmahl setzten, traf den Ritter ein schrecklicher Fluch… Diese Wanderung auf der Spur des irregeleiteten Ritters von La Sarraz vereint eine ganze Palette von einmaligen Natur- und Kulturdenkmälern am Fuss des Waadtländer Juras. Die sagenhafte Ritterburg steht immer noch und beherbergt ein Pferdemuseum und andere Sehenswürdigkeiten. Sobald wir das schmucke Städtchen La Sarraz hinter uns gelassen haben, nimmt uns der Wald auf. Am Zusammenfluss von Veyron und Venoge haben die Wasser das grandiose Naturschauspiel Tine des Conflens geschaffen. In der Nähe beginnt der urwüchsige Eichenwald Les Buis de Ferreyres. Wo früher Eisenerz geschürft und Kalk gebrannt wurde, befindet sich heute ein Naturschutzgebiet mit mediterranem Ambiente. Der weitere Weg steigt in den tief ausgewaschenen Waldcanyon des Nozon ab. Unweit von Croy stürzt das Juraflüsschen über eine jähe Felsstufe und bildet die spektakuläre Cascade du Dard. Ob der verfluchte Ritter seine misshandelten Eltern auch in dieser Wildnis gesucht hat? Spuren aus längst vergangenen Zeiten sind am Oberlauf des Nozon allgegenwärtig. Im mittelalterlichen Städtchen Romainmôtier mit seiner mehr als tausendjährigen Abtei kann den alten Geschichten um Ritter und Pilger, Edelfrauen und Mönche in authentischer Umgebung nachgespürt werden.
Von Olivone nach Acquarossa Nr. 1160
Olivone — Acquarossa • TI

Von Olivone nach Acquarossa

Zwischen Olivone und Acquarossa verläuft das Bleniotal in nahezu perfekter Nord-Süd-Richtung. Das begünstigt die Sonneneinstrahlung während des ganzen Jahres, insbesondere weil das Tal nicht tief eingeschnitten, sondern fast auf der ganzen Länge breit und lieblich ist. Im Winter kann es zwar durchaus vorkommen, dass hier Schnee auch bis in den Talgrund fällt, doch wegen der kräftigen Besonnung hält er sich kaum lange. Dass man deshalb auch vom «Valle del Sole» spricht, ist nachvollziehbar. Viel Sonne geniesst man jedenfalls auf dem Sentiero basso. Der Talweg, der Dörfer und Weiler verbindet, führt durch einsame Wälder und über aussichtsreiches Wiesland. Zahlreiche architektonische Bijous säumen die Route. Gleich zu Beginn geht es in Olivone an prächtigen Herrschaftshäusern aus dem 19. Jahrhundert vorbei ins Dorfquartier Chiesa, das sich um die Dorfkirche gruppiert. Danach gelangt man über offenes Gelände und durch lichte Wälder zunächst ins Dörfchen Ponte Aquilesco. Ebenso abwechslungsreich wie das Gelände ist der Höhenverlauf. Meist geht es leicht abwärts, zwischendurch sind aber auch kurze Steigungen zu überwinden, etwa auf dem Teilstück von Aquila über Dangio nach Torre. Stattliche Villen, zierliche Kirchen und schmucke Kapellen zeigen deutliche italienische Einflüsse auf die Baukultur der Gegend. Vom Hügel hinter der stillgelegten Schokoladefabrik von Dangio öffnet sich eine herrliche Aussicht auf den Talboden. Auch zur kalten Jahreszeit verleiht ihm die Vegetation einen frischen Ton. In den Gärten stehen Palmen, dahinter ragen schneebedeckte Berggipfel auf - ein reizvoller Kontrast. Weitere Kleinode am Weg sind der romanische Kirchturm von Torre, der hübsche Weiler Grumo und der gut erhaltene historische Verkehrsweg, der von Lottigna hinunter zum Routenziel Acquarossa führt.
Zum Urwald Scatlè im Val Frisal Nr. 1077
Breil/Brigels — Andiast • GR

Zum Urwald Scatlè im Val Frisal

Urwälder sind Wälder, die sich über Jahrhunderte hinweg frei von menschlicher Nutzung natürlich entwickeln. Nur gerade drei solcher Wälder kennt die Schweiz - der kleinste und höchstgelegene ist der Fichtenurwald Scatlè im Val Frisal hinter Brigels. Steil ziehen sich die über 600 Jahre alten Fichten und die einzige Weisstanne das Bergsturzgebiet bei Chischarolas hoch, die Steigung beträgt zwischen 35 und 45 Grad. Das war zu viel für eine Bewirtschaftung, also überliess man den Wald dem Lauf der Natur. Seit 1911 steht der Scatlè unter Schutz. Urtümlich sieht der Urwald aus. Umgestürzte Bäume bleiben liegen und bilden die Grundlage für neues Leben, von Insekten bis hin zu neuen Bäumen. Die ETH Zürich untersucht in regelmässigen Abständen akribisch, wie sich der Wald entwickelt. Die meisten Wanderer gehen am ältesten Waldreservat der Schweiz vorbei, ohne es eines Blickes zu würdigen. Das hat seinen Grund: Der Scatlè ist nur unter fachkundiger Begleitung zugänglich. Der Weg von Brigels durch das Val Frisal zur Bifertenhütte streift das Reservat lediglich. Beim Rastplatz Chischarolas steht man direkt am Waldrand. Im folgenden Aufstieg zur Alp Rubi Sura hat man einen guten Blick auf die alten Fichten und das wilde, naturbelassene Tal. Der steile Wiesenpfad bringt einen aber ganz schön ins Schwitzen. Auf dem letzten Stück zur Bifertenhütte ist dann wieder Genusswandern angesagt. Wer noch Kraft hat, stattet dem 2745 Meter hohen Kistenstöckli einen Besuch ab. Der Weg dorthin ist allerdings nicht offiziell markiert. Der zweite Wandertag hat etwas Archaisches an sich. Die endlos wirkende Steinlandschaft zwischen der Bifertenhütte, dem Falla Lenn und der Fuorcla da Gavirolas ist an Kargheit kaum zu überbieten. Im langen und kräftezehrenden Abstieg nach Andiast kehrt das Leben allmählich zurück in die Landschaft. Der weite Weg führt über Cuolm da Nuorsas und die Alpen Dadens Sura und Dadens Sut.
Knorriger Bergwald, schroffe Felsen Nr. 1149
Egg — Tal • UR

Knorriger Bergwald, schroffe Felsen

Zugegeben, man würde es an der Transitachse des Gotthard nicht erwarten, noch ein stilles Fleckchen Erde zu finden. Bei Amsteg zweigt rechterhand eine enge Schlucht ab, welche nur mit scheinbar unendlichen, schmalen Serpentinen umfahren werden kann. Dafür eröffnet sich einem ein stilles Tal von geradezu paradiesischer Schönheit. Es braucht schon etwas Zeit, um all die Besonderheiten des Maderantertals zu erkunden, das seinen Namen übrigens von einem reichen Tessiner aus Airolo erhalten hat. Herr Madrano liess das Eisenerz auf 2600m abbauen, danach konnte es in der Schmiede im Talboden gleich weiterverarbeitet werden. Heute ist von der «Eisenzeit» im Tal nicht mehr viel übrig geblieben. Bunte Blumenwiesen, knorrige Bergwälder, schwindelerregende Felsenhöhen und der idyllische Golzernsee ziehen Besucher an. Der Bergsee mit seinem kleinen Weiler Seewen ist auch per Luftseilbahn erreichbar. Unterwegs zur Windgällenhütte bieten sich unvergleichliche Ausblicke auf das klare, spiegelblanke Wasserauge. Vom Autobahnlärm ist hier kein Mucks zu vernehmen: nur ungezähmte Natur mit schroffen Bergzinnen prägen das langgezogene Tal mit den stiebenden Wasserfällen. Ganz hinten hat der einst mächtige Hüfigletscher ein wertvolles Geröllfeld zwischen den abgehobelten Felspartien hinterlassen, auf welchem im Juni unzählige Frauenschuhorchideen in kleinen Grüppchen blühen. Auch die selten gewordene wilde Feuerlilie ist im Maderanertal heimisch, was zeigt, wie sehr sich die Natur hier noch entfalten kann. Kenner wissen das Urner Tal auch aufgrund seines enormen Reichtums an Mineralien zu schätzen. Und da die Einheimischen nicht geizig sind, bieten sie Teile von ihren Kristallfunden in kleinen, unbemannten Ständen überall entlang der Wanderwege an. Man vertraut den Besuchern und glaubt an deren Ehrlichkeit, in diesem Tal, in dem die Zeit stehen geblieben ist.
Sagenlandschaft in Zürichs wilder Ecke ZH Nr. 1106
Wald (ZH) — Steg • ZH

Sagenlandschaft in Zürichs wilder Ecke ZH

Ein fahrender Schüler erschien einst einem Bauern im hintersten Tösstal. Er sei auf der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz vom Mondmilchgubel. Der Bauer willigte ein, den Fremden zu diesem abgeschiedenen Ort im dunklen Wald zu führen. Schlag Mitternacht trafen sie am Felsbogen ein. In der Fluh schimmerte ein eisernes Tor. Der rätselhafte Schatzsucher schärfte seinem Begleiter ein, von nun an keinen Ton mehr von sich zu geben. Dreimal klopfte er an die Pforte, und lautlos schwang sie auf … Wer das Städtchen Wald hinter sich lässt, betritt im Sagenraintobel unvermittelt eine verwunschene Umgebung aus Moos, Farnen und dem rauschenden Bach. Bänke und Feuerstellen laden hier allenthalben zum Verweilen ein. Hinter dem Parkplatz Wolfsgrueb beginnt indes endgültig eine urtümliche Welt. Tief eingeschnitten sind die Quelltäler der Töss. Steile Wälder und hochragende Nagelfluhwände prägen dieses Gelände im wilden Hinterland von Zürich. Der Mondmilchgubel aus der Sage ist schwer zugänglich. Mindestens so eindrücklich und gut erschlossen präsentiert sich jedoch die nahe Brandenfelshöhle, die über einen Pfad rechts vom Wanderweg erreichbar ist. Hinter einem Wasserfallschleier findet sich hier eine fein eingerichtete Raststelle im Fels, wo Brunnen, Tisch, Bänke und eine Feuerstelle mit Grill zur behaglichen Einkehr unter dem Naturgewölbe des Gubels anregen. An diesem wildromantischen Ort kann der Überlieferung um den sagenumwobenen Goldschatz hinter dem Felsentor authentisch nachgelebt werden. Ein steiler Pfad führt später auf die Höhe des Hüttchopfs, welche einen imposanten Rundblick über die Chrächen und Eggen des Tösstales gewährt. Vom Talgrund nebenan steigen bereits wieder die Geräusche der Menschenwelt auf und holen einen unwillkürlich zurück aus der magischen Landschaft des Mondmilchgubels.
Ein frevelnder Jäger im Kiental BE Nr. 1107
Griesalp • BE

Ein frevelnder Jäger im Kiental BE

Hannes Schnyder war einst ein leidenschaftlicher Jäger im hinteren Kiental. Anstatt seinen Eltern auf Hof und Alp zur Hand zu gehen, streifte er rastlos durch die Bergwilde und stellte den scheuen Grattieren nach. Einmal begegnete er hoch oben im menschenleeren Gebirge einem seltsamen grün gewandeten Gesellen, der ihm einen Pakt anbot. Kein Schuss sollte dem jungen Heisssporn künftig mehr fehlgehen, wenn er sich nur an die Bedingungen halte … Bereits die Anfahrt auf die Griesalp ist ein sagenhaftes Abenteuer. Auf der steilsten Postautostrecke Europas kriecht das Gefährt auf engen Kehren bergan. Hinter der Griesalp öffnet sich bald eine Hochgebirgslandschaft par excellence. Mächtige Berggestalten wie die Wilde Frau, der Zahme Andrist und das Gspaltenhorn beschirmen den vergletscherten Talabschluss. Kein Wunder, dass der Jäger aus der Sage in diesem Gelände seines Handwerks nicht müde wurde. Ob er seinen Pakt mit dem verschlagenen Berggeist auf der Bundalp geschlossen hat? Wie den Waidleuten von einst fordert die Höhendifferenz auch von den Sagenwanderern ihren Tribut an Schweisstropfen. Der Ausblick in den Felsenkessel des Gamchi hinab belohnt dafür reichlich. Schroffe himmelragende Felswände ringsumher, wo sich das Wild und seine Heimsucher tummeln können. Heutzutage schlagen hier Adler, Luchs und Bartgeier Beute, für menschliche Jäger ist im ganzen Gebiet der Jagdbann verhängt. Dafür gibt es im Gamchi sagenumwobene Orte wie das Martinskilchli und die Wallisbrücke zu entdecken. Ein ausgeschilderter Sagenweg nimmt sich ihrer an. Und wer nach der Ankunft auf der Griesalp noch nicht genug hat von kraftvoller Gebirgsnatur, kann dem Wildwasserweg entlang bis nach Tschingel absteigen, wo das Postauto ebenfalls haltmacht.
Felszinnen und Zauberwälder im Val Colla TI Nr. 1108
Cimadera — Brè • TI

Felszinnen und Zauberwälder im Val Colla TI

Im wilden Hinterland von Lugano trieb einst eine garstige Wetterhexe ihr Unwesen. Mit entfesselten Naturgewalten suchte sie die Bewohner der Waldhügel heim. Die verängstigten Wesen verkrochen sich, nur noch die Hasenkönigin bot dem Zauberweib Paroli. Sie berief alle Geschöpfe des Tales zu einem geheimen Rat ein und kündigte an, dass sie in die Ferne ziehen würde, um Hilfe zu holen. Ein Jahr später kehrte sie mit einem mächtigen Gefährten zurück… Aufbruch im pittoresken Tessiner Bergdorf Cimadera. Der Weg führt zunächst durch Birkenhaine und einen Wald knorpelig verwachsener Buchen, welche die Fantasie anregen. Trinkwasser auffüllen in einem der Brunnen am Wegrand lohnt sich, da es weiter oben keine Wasserstellen mehr hat. In der Capanna Pairolo des SAT kann übernachten, wer eine lange Anreise hinter sich hat. Oberhalb der Hütte erstreckt sich an der Grenze zu Italien ein bizarrer Zauberwald, der die schroffen Kalkfelstürme der Denti della Vecchia umwuchert. Als hätte sich hier eine Schar hünenhafter Gestalten auf den Grenzkamm gesetzt. In diesem verwunschenen Gelände zeigen sich die Launen der Wetterhexe manchmal überraschend. Einmal dem Bann der felszähnigen Alten entronnen, können müde Wanderer in der Alpe Bolla gemütlich einkehren. In der Umgebung stehen etliche majestätische Buchen von hohem Alter. Buchen mit lebhaften Wuchsformen sind es auch, die den Abstieg nach Brè begleiten. Dieses beschauliche Dorf ist ein beliebtes Ausflugsziel und mitunter rege besucht. Wer die Wanderung mit einem fürstlichen Ausblick auf das Luganese und seinen See krönen will, erwandert in zusätzlichen 30 Minuten den Monte Brè. Vom «sonnigsten Gipfel der Schweiz» führt eine Standseilbahn an den Stadtrand von Lugano und zurück in die Zivilisation.
Das Hardmännliloch an der Ramsflue AG Nr. 1109
Staffelegg — Breitmis • AG

Das Hardmännliloch an der Ramsflue AG

Einstmals arbeiteten zur Erntezeit zwei junge Schnitterinnen auf dem Kornfeld. Unvermittelt entdeckte eine von beiden eine dicke Kröte zwischen den Ähren. Sogleich wollte sie das behäbige Geschöpf mit ihrer Sichel erschlagen, da fuhr ihre Schwester dazwischen. «Siehst du nicht, dass dieses Tierchen trächtig ist?» Die andere lachte und sprach belustigt zur Kröte: «Wenn du eine Gotte für dein Kindchen brauchst, dann rufe mich beizeiten zur Taufe.» Zu Hause erzählten die Mädchen von ihrem Erlebnis. Die Mutter runzelte besorgt die Stirn. «Da hast du dein Maul wieder mal voll genommen, Kind, und weisst nicht gegen wen…» Die Reise in das Reich der Härdlütli kann wahlweise von der Staffelegg oder vom Bänkerjoch (schön eingerichtete Brätlistelle im Buchenwald) aus angetreten werden. Die Wasserflue ist leicht zu erwandern und bietet bei klarem Wetter eine überwältigende Sicht über das zentrale Mittelland zum Alpenbogen. Tiefe Klüfte im Gelände führen der Sage zufolge bis in die Unterwelt hinab, während der moderne Funkturm himmelwärts in den Äther fingert. Am verträumten Weiler Hard vorbei geleitet der Pfad zur Felsenkanzel der Ramsflue, wo früher die Zwerge gehaust haben sollen. Beim nahen Hardmännliloch können sich Mutige dem engen gewundenen Schlauf entlang in die Tiefe des Jurakalkfelsens hineinwinden (der Boden ist nass und lehmig) und den Zugang zum verborgenen Schloss der Härdlütli suchen. Unterhalb der Flue befand sich früher eine weithin bekannte Heilquelle, das Laurenzenbad. Die Schwestern des Klarissenklosters bieten hier während der Sommermonate jeweils am Samstagnachmittag Kaffee und Kuchen an. Wen es nochmals nach Weitsicht und Höhenluft gelüstet, steigt auf die Salhöhe und nimmt dort das Postauto. Anderenfalls findet sich in Breitmis unweit der vormaligen Badeanstalt eine Bushaltestelle für die Rückreise.
Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU Nr. 1105
Bourrignon — Pleigne • JU

Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU

Zu Beginn der Maienzeit, als die Unbilden des Winters endgültig ausgestanden waren, schickte die Druidenpriesterin von den Jurahöhen einen ausgewählten Jüngling über Land. Er war ganz in Grün gekleidet und schwenkte einen blühenden Weissdornzweig in der Hand. Auf einem festlich aufgezäumten Schimmel ritt er durch die Dörfer der Ajoie und verkündete den angebrochenen Wonnemonat. Die schönste Jungfrau der ganzen Lande sass hinter ihm auf der Kruppe und sang die frohen Sommerweisen … Es gibt Orte in unserem Land, die entrücken einen mit ihrer Atmosphäre ohne weiteres Zutun wie von selbst in sagenumwobene Sphären. Zu ihnen gehört der Kalksteinmonolith «La fille de mai» unweit der elsässischen Grenze. Wie eine versteinerte Frauengestalt erhebt er sich 33 Meter hoch aus dem steilen Buchenwald. Für die keltische Urbevölkerung verkörperte er einst die Landesgöttin Maïa. Von unserem Ausgangspunkt Bourrignon aus ist er schon von Weitem erkennbar. Vor dem Besuch der antiken Göttin führt der Pfad aber zunächst auf die hohen Kreten des nördlichen Jura, durch verwunschene Wälder aus knorrigen Buchen und Stechpalmen. Weit schweifen die Blicke von der Felsenkanzel der Grande Roche über die topfebene Ajoie. Auf den Höhenflug folgt das Eintauchen: In der tiefen Klus von Lucelle spiegelt sich die alte Abtei geheimnisvoll im stillen Weiher. In der Nähe führt ein Abstecher zu einer kleinen Grotte oberhalb des Wanderweges, die selbst die Stimmung eines alten Kultplatzes verströmt. Wie geschaffen, um hungrigen Mägen hier etwas Wegzehrung zu gönnen. Am Forstweg durch die Côte de Mai weist schliesslich ein hölzerner Wegweiser auf den Göttinnenfelsen hin, der nur durch einen schmalen Pfad zugänglich ist. Noch heute weht eine Aura längst vergangener naturmythischer Sakralfeiern über diesem geheimnisvollen Ort.
Eine eiskalte Sommergeschichte Nr. 1073
Klöntal, Plätz — Rhodannenberg • GL

Eine eiskalte Sommergeschichte

Im Klöntal gibt es zwei eisige Geschichten - die eine ist Vergangenheit, die andere süsse Gegenwart. Die erste beginnt im Winter 1862, als Gabriel Leuziger mit der Säge Eisblöcke aus dem gefrorenen See heraustrennt. Er bringt sie nach Netstal und bewahrt sie dort gut isoliert auf. Er wird ausgelacht. Aber nur, bis die Leute realisieren, welch riesiges Geschäft sich da auftut. Zehn Jahre später stehen mehrere Hundert Arbeiter mit Pickeln, Sägen, Seilen und Haken auf dem gefrorenen See und laden Unmengen von Eis auf Pferdefuhrwerke. Bierbrauereien, Hotels, Spitäler, selbst Ozeandampfer in aller Welt sorgen für Nachfrage. Im Frühling, wenn der Wasserstand des Klöntalersees tief ist, sind bei Unter Herberig heute noch Mauern von damaligen Häusern zu sehen: In diesen Gletscherhütten lagerte das Eis, das erst im Sommer ausgeliefert wurde. Das Geschäft florierte, bis in den 1950er-Jahren der Kühlschrank erfunden wurde. Die Idee mit dem Eis aufgenommen hat André van Sprundel. Seit über 25 Jahren fährt der findige Hotelier des Rhodannenbergs im Sommer mit seinem «Ice Dream Express» über den See und versorgt Wandernde und Badende mit süssem Eis. Schon von Weitem ist das farbige Boot zu sehen, viele warten bereits auf den süssen Ruf des «Glacemaa». Viel Zeit hat er nicht für seine Tour, die Glaces schmelzen in der Kühlbox nach wenigen Stunden dahin. Das Boot ist der süsse Höhepunkt einer idyllischen Familienwanderung dem Klöntalersee entlang. Sie beginnt hinter dem Restaurant Im Plätz am westlichen Ende des Sees. Einmal auf dem markierten Weg, kann man sich kaum mehr verlaufen. Ohne Höhenmeter führt die Wanderung grossteils durch den schattigen Wald, vorbei an Badeplätzen, einem Wasserfall und dem Bärentritt, wo die Kriegskasse des russischen Generals Suworow seit 1799 im See liegen soll - im Sommer wie im eisigen Winter.
Ein Blick auf Babelis Welt 1 Nr. 1075
Start point — Schönengrund • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 1

Da liegt rechts das Toggenburg, links das Appenzellerland. Auf dem Wilket betrachtet ein Wanderer all die Hügel, die ihm zu Füssen liegen, und stellt fest: «Würde man mit dem grossen Bügeleisen über diese Landschaft fahren, wäre sie glatt dreimal so gross.» Der Neckertaler Höhenweg führt auf seiner ersten von drei Etappen von Mogelsberg zur Wilkethöchi und dann über das Bergrestaurant Bergli und über weitere Aussichtspunkte nach Schönengrund. Das Neckertal gehört nicht zu den grossen touristischen Regionen der Schweiz und konnte darum seine landschaftliche Unschuld bewahren, darin liegt auch sein Reiz. Und weil die Dörfer und Höfe noch erscheinen wie vor über 100 Jahren, erinnert die Szenerie wie kaum woanders an die Appenzeller Bauernmalerei. Eine grosse Meisterin dieser Volkskunst war Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner (1831-1905), genannt «Babeli Giezendanner». Sie malte besonders detailreich, eigentliche Wimmelbilder. Babeli Giezendanner wird heute von Kunstsammlern teuer gekauft, in ihrer Zeit aber kämpfte sie als alleinerziehende Witwe in einem rastlosen Leben stets um ihre Existenz. Nach Mogelsberg sind die Hügel zunächst noch rund und weich, auch nicht allzu hoch. Schon nach wenigen Kilometern aber werden die kleinen Täler schroffer und die Erhebungen kantiger. Im Toggenburg liegen die Alpen tief, der alpine Charakter setzt sich schon auf 800 Höhenmetern durch. Im Berggasthaus Alp Wimpfel macht am Wochenende eine erste Stärkung Sinn, danach beginnt der Aufstieg auf die Wilkethöchi. Die Route führt dann in schönem Auf und Ab durch die typische Streusiedlungslandschaft mit schmucken Bauernhäusern. Vor Schönengrund sind die Hügel dann wieder kleiner - rund und weich wie die Seelen der ansässigen Bauern.
Ein Blick auf Babelis Welt 2 Nr. 1076
Schwägalp — Hemberg • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 2

Von der Schwägalp führt die dritte Etappe des Neckertaler Höhenwegs auf einem Höhenzug über beinah 20 Kilometer nach Hemberg. Im dortigen Armenhaus starb 1905 die Bauernmalerin Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner, im Toggenburg «s Giezedanners Babeli» genannt, nach einer Odyssee der Armut, die sie malend und zeichnend durchs Toggenburg geführt hatte. Am besten startet man auf der Passhöhe Schwägalp. Ein Weg führt durch das Moor zum Chräzerenpass, von wo aus ein Fahrweg zur Alp Horn verläuft. Hier ist das Neckertal erreicht. Der Weg führt nun oberhalb des Ofenlochs, einer imposanten Nagelfluhschlucht, zur Ellbogen-Alp. Der Aufstieg zum Hinterfallenchopf kostet an der Sonne einige Schweisstropfen. Dafür entschädigt eine famose Sicht auf den Säntis und über das Toggenburg bis zu den Alpen. Nach einer ausgiebigen Rast geht es zur Chloster* alp hinunter. Der Aufstieg zur Gössigenhöchi ist teilweise weglos, aber kaum zu verfehlen. Über den Bergrücken wird der Aussichtspunkt mit Sitzbänken erreicht. Eine Rast gibt Kraft für den Abstieg über einige Kehren nach Ritteren. Durch den Wald weiter nach Grundlosen hinunter, dort ein kurzes Stück der Strasse entlang, und bald führt ein Wald- und Wiesenweg, der sehr nass sein kann, der Schlattegg entlang nach Bendel. In diesem Weiler kam «s Giezedanners Babeli» 1831 zur Welt. Entsprechend reich ist ihr Werk an Häusern, Dorfansichten und bäuerlichen Szenen rund um Hemberg und Kappel. Im Bendel trifft man auf das einzige Restaurant der Tour, den «Sternen», gleich rechts davon stand Babelis mutmassliches Eltern- und Geburtshaus. Vor dem Weiler führt der Fahrweg in den Wald und bringt den Wanderer an Riegelschwendi vorbei nach Hemberg. Früher hatte die Mousseline-Weberei hier oben grosse Tradition. Sie gab auch der alleinerziehenden Witwe Babeli einen unverzichtbaren Zusatzverdienst.
Surenenpass Nr. 1019
Fürenalp — Brüsti • OW

Surenenpass

Idyllisch schmiegt sich die kleine Kapelle in die Hügel der Blackenalp. Ein Kraftort, sagen die Einheimischen. Und so fühlt es sich auf der Alp unter der von Schlossstock, Wissigstock und Blackenstock aufgespannten Felsarena auch an. Es ist eine urchige Kraft, die man zu spüren meint. Urtümlich ist auch die Sage, die hier ihren Schauplatz hat: die Surenensage. Früher, so steht es in Engelberger Archiven, soll hier ein Ungeheurer gewütet haben, das Greiss. Ein junger Schafhirt habe sein liebstes Lamm mit Weihwasser aus der Kirche von Attinghausen taufen wollen, worauf sich das Tier in ein Ungeheuer verwandelte und fortan Blut forderte und Schrecken verbreitete. Abhilfe konnte erst ein silberweisses Stierkalb schaffen. Dieses wurde neun Jahre lang gesäugt und dann als mächtiger Stier von einer Jungfrau über den Pass auf die Surenen geführt. Dort oben bezwang der Stier das Ungeheuer im Kampf. Die Stierenkapelle und der Stierenbach sind nach ihm benannt. Unterhalb der Blackenalp stürzt dieser Bach als imposanter Stäuber das Tal hinab. Eine gute Stunde zieht sich der Weg bis zum Stierenbachfall. Von der Bergstation Fürenalp und dem zugehörigen Gasthaus aus führt er zunächst über saftige Wiesen, rechter Hand hat man die markanten Felsstöcke von Gross und Chli Spannort im Blick. Hinter der Blackenalp wird die Landschaft karger und der Weg zieht steiler als zuvor hoch zum Surenenpass. Auf Urnerseite geht es zunächst durch Geröllhalden steil abwärts. Später schwingt sich der Weg über einen breiten Grat und bietet spektakuläre Tiefblicke auf den Urnersee und die Alp Waldnacht. Eine kurze Passage ist mit Seilen gesichert. Danach ist es nicht mehr weit bis zur Gondelbahn, die einen mühelos 1000 Höhenmeter zu Tal trägt.
Vom Lac de Joux auf die Dent de Vaulion Nr. 1016
Le Pont • VD

Vom Lac de Joux auf die Dent de Vaulion

Bei der Ankunft am Bahnhof Le Pont an diesem Vormittag im Juli ist der Lac de Joux noch nebelverhangen. Die Wanderung führt einige hundert Meter am Seeufer entlang, bevor wir die Strasse überqueren, um linker Hand den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Der schmale, steinige Weg führt in den Wald, wo die grossen Tannen schon zur Begrüssung auf uns zu warten scheinen. Später wechseln sich Wege und Strassen ab, wobei auch ein langes, nicht besonders interessantes gerades Teilstück zu bewältigen ist. Auf der Alp Dent Dessous beginnt erneut ein steiler, steiniger Weg, dessen gewundener Verlauf sofort erahnt werden kann. Bereits nach zwei Kurven eröffnet sich der Ausblick auf den Lac de Joux. Wir erreichen die Alp Petite Dent Dessus, wo die Familie Fuchs im Sommer ihren wunderbaren Alpkäse herstellt und verkauft. Von hier aus setzt sich der Weg in der Weide fort. Der steile Aufstieg wird von Kuhglockengebimmel begleitet und auf dem Gipfel warten die friedlichen Wiederkäuer schon auf uns. Sie scheinen gelassen, aber trotzdem ist Zurückhaltung angebracht. Das Chalet „La Dent de Vaulion“ ist bereits zu erkennen – das Restaurant ist mit dem Auto erreichbar und von Mitte Mai bis Ende Oktober geöffnet. Nach weiteren fünfzehn Minuten erreichen wir den Gipfel. Die Rundsicht auf das Genferseegebiet und die Alpen ist einmalig. Tische und Bänke laden zur Erholung und Stärkung ein. Der Rückweg führt wieder am Restaurant vorbei. Nach einem Drehkreuz tauchen wir bei Grillengezirpe in einen schönen Tannenwald ein. Hier ist Vorsicht geboten vor den gefährlich vorstehende Wurzeln und rutschigen Steinen! Ein langer Marsch führt uns zu einer Lichtung auf der rechten Seite und schliesslich auf den Weg, dem wir bereits beim Aufstieg gefolgt sind. Von hier aus benötigen wir noch ca. 20 Minuten bis zum Seeufer, wo sich der Morgennebel mittlerweile verzogen hat.
Werden und Vergehen im Aletsch VS Nr. 1101
Belalp — Riederalp • VS

Werden und Vergehen im Aletsch VS

Vor Zeiten lebte in einer Hütte am Aletschgletscher ein einsames Mütterchen. Es vertrieb sich die Zeit mit Spinnen und betete für die armen Seelen im Gletscher. Wenn es abends zu Bette ging, liess es die Geister jeweils in die warme Stube ein. Die ganze Nacht hindurch seufzten diese am Ofen, derweil die Alte unbekümmert schlief. Einmal in einer kalten Winternacht ging die alte Spinnerin länger als üblich ihrer Arbeit nach – und draussen drängten die armen Seelen auf Einlass. Zuletzt riss der Geduldsfaden der Alten und sie öffnete ihre Kammer, ohne zuvor den schützenden Bannspruch gemurmelt zu haben. Da wurde die Tür regelrecht aufgesprengt und ein Schwall wimmernder Gespenster quoll herein… Nach dem Weltbild der alten Walliser mussten die Seelen der Verstorbenen in den unwirtlichen Gletschereinöden ihre zu Lebzeiten begangenen Untaten sühnen. Hinter dem Hotel Belalp öffnet sich die wilde und rauhe Gebirgslandschaft über dem mächtigsten Eisriesen der Alpen. Aus gebührender Distanz ist der Anblick dieser «Eishölle» atemberaubend schön. Auf der Alp Oberaletsch findet sich eine winzige Wegkapelle. Darin ein Gemälde der alten Spinnerin. Hat sie wohl vor Menschengedenken in einer dieser wettergeschwärzten Holzhütten die büssenden Seelen gehütet? Von der spektakulären Hängebrücke schweifen die Blicke zum nahen Eispanzer. Nimmt mit dem schmelzenden Eis wohl auch die Zahl der Büsser ab? Der weichende Gletscher gibt viel neues Land frei und hat auf der anderen Seite der Schlucht den malerischen Grünsee geschaffen. Hier beginnt der geheimnisvolle Aletschwald. Allenthalben spriessen kleine Bäumchen aus dem Moderholz gefallener Baumveteranen. Ein stimmungsvolles Sinnbild für das stete Werden und Vergehen in der Natur.
Steile Aufstiege im Blütenparadies Nr. 1017
Stn. Käserstatt — Stn. Melchsee-Frutt • BE

Steile Aufstiege im Blütenparadies

Mit den bunten Klecksen in den Matten zeigt sich der Bergfrühling von seiner besten Seite und das kleine Tälchen bei der Talalp kurz nach dem Start präsentiert sich menschenleer. Am besten beginnt man die Bergwanderung früh morgens, damit man genug Zeit zum Fotografieren hat. Vor allem im Juni, bevor die Kühe auf die höher gelegenen Weiden kommen, werden Alpenblumenliebhaber ihre helle Freude haben. Beim kleinen See am Furttli blüht der Enzian so blau, als würde er es extra machen, und hier und da sieht man Alpenrosen um die Wette leuchten. Sind die schönen Blumenwiesen passiert, geht es schon wieder bergab in Richtung Talhütten und Rainhütte: ins Kuhrevier. Bald geht es richtig los: steil aufwärts führt der Bergwanderweg mitten durch die Weiden (Bitte aufpassen. Lesen Sie dazu unsere Verhaltenstipps im Umgang mit Mutterkühen). Nach einem Stück auf dem Fahrweg hat man bald die Möglichkeit, die Wanderung mit einem steilen Aufstieg in Richtung Vorder Seefeld abzukürzen. Dabei würde man aber so einige Highlights verpassen. Langsam, aber kontinuierlich führt der flachere Weg nach oben und nach der ersten grossen Kurve präsentieren sich wunderschöne Ausblicke. Beim Hof der Familie Rohrer kann man sich mit Alpkäse fürs Picknick eindecken. Der kleine herzförmige Seefeldsee gleich unterhalb des Betriebs eignet sich hervorragend für die Mittagsrast. Und diese sei allen, die von hier aus weiter aufsteigen, empfohlen. Bereits auf dem Chringen-Grätli verschlägt es den Wandernden den Atem. Dies nicht nur aus Anstrengung, sondern es tun sich ihnen Panoramen von überwältigender Schönheit auf. Nach dem Grat folgt ein steiler, anstrengender Aufstieg, wo die Hände zum Einsatz kommen. Für Hunde und Personen mit Höhenangst ist diese Wanderung nicht geeignet. Nachdem die Aussichtsfotos geknipst, und die Schutzhütte auf dem Abgschütz passiert sind, geht es wieder bergab. Der Weg führt teilweise etwas steiler, gegen Schluss zunehmend flacher, in Richtung Melchsee-Frutt, wo zuerst der Blausee, dann der Melchsee mit ihrem fast schon tropischen Blau locken.
Von Les Paccots nach Les Guedères Nr. 1152
Les Paccots • FR

Von Les Paccots nach Les Guedères

Das Feriendorf Les Paccots ist ein beliebtes Familienskigebiet der Westschweiz. Lifte und Pisten erschliessen die Hänge der Corbetta und der gegenüberliegenden Borbuintse. Mittendrin liegt der grosse Parkplatz von Les Joncs. An einem sonnigen Wintertag herrscht dort tüchtiger Rummel. Doch kaum hat man das Skigebiet hinter sich gelassen, taucht man in eine Welt der märchenhaften Stille ein. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt bei der Busendstation Les Rosalys aus und erreicht Les Joncs auf einem verträumten Waldweg. Die ersten Schritte bis zum Restaurant Les Rosalys gilt es noch auf einem Strässchen zurückzulegen, danach zweigt man ab und steigt ausserhalb der Skipiste aufwärts. In Les Joncs öffnet sich das Panorama. Zwar erblickt man nicht den Genfersee selbst, wohl aber die Unterwalliser und Savoyer Gipfel auf seiner Südseite. Praktisch ebenen Wegs geht es nun weiter, erst über verschneite Alpweiden, nach der Alphütte Les Crêtes dann wieder durch den Wald. Gemütlich kommt man auf dem breiten Forstweg voran, und allmählich steigt die Spannung, was es wohl zu sehen gibt, wenn man den Wald verlässt. Dieser Moment ist tatsächlich ein grossartiges Erlebnis. Ein kleines Hochtal zieht sich in die Ferne, dunkle Tannenwälder zieren seine Flanken, und in der Mitte ragt wuchtig ein schöner Berg - der Vanil des Artses - in die Höhe. Kaum ein Geräusch beeinträchtigt die Ruhe und Harmonie dieser prachtvollen Landschaft. Was für ein Kontrast zum fröhlich-lauten Treiben im nahen Skigebiet! Der gepfadete Winterwanderweg endet dort, wo sich im Sommer die Bergwege zum Col de Lys und zum Col de Soladier verzweigen. Hier, oberhalb der Alphütte von Les Guedères, laden zwei Holzbänke an sonniger Lage zur Rast. Danach geht es auf gleicher Strecke wieder zurück nach Les Paccots.
Von Aminona nach Montana Nr. 1153
Aminona — Montana • VS

Von Aminona nach Montana

Die höchsten Berge der Schweiz liegen im Wallis. Einen besonders schönen Blick auf die Gipfelparade der Viertausender bietet die Hochebene von Crans-Montana. Das sonnenverwöhnte Plateau liegt am Fuss eines Skigebiets, das bis zum Plaine-Morte-Gletscher hinaufreicht. Für Wanderer wird hier im Winter ein weitläufiges Netz von Wegen präpariert. Besonders viel Aussicht geniesst man auf dem Höhenweg von Aminona nach Montana. Die Route verläuft teilweise am Rand des Skigebiets und quert dabei mehrere Pisten, doch dazwischen gibt es immer wieder wunderbar stille Abschnitte in einsamen Bergwäldern. Das Strässchen, das von der Bushaltestelle Aminona in östlicher Richtung aufwärtsführt, wird im Winter einzig von Fussgängern, Schlittenfahrern und Skitourenläufern genutzt. Erst durch Waldgebiet, danach über offenes Alpgelände geht es in mässigem, doch anhaltendem Aufstieg in die Höhe. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht. Weisshorn und Dent Blanche beherrschen das Panorama, doch auch das Matterhorn und selbst der Montblanc sind auszumachen. Das Maiensäss Colombire ist der höchste Punkt der Wanderung. Das kleine Restaurant mit lokalen Spezialitäten ist auch im Winter geöffnet. Das benachbarte Ecomusée gewährt Einblick in das karge Leben, das die Menschen früher auf den Alpen der Region fristeten (im Winter für Gruppen ab zehn Personen offen; Voranmeldung unter Tel. 079 888 87 88). In leichtem Abstieg führt der gepfadete Weg zum Alpstafel Plumachit und von dort in sanftem Auf und Ab zur Gondelbahn-Zwischenstation Les Marolires. Zur Querung der Skipisten stehen den Wanderern zwei Galerien zur Verfügung. Oberhalb von Vermala gelangt man nach Signal, der Mittelstation einer weiteren Gondelbahn, und erreicht gleich danach die Berghütte L’Arnouva. Von hier sind es nur noch einige Wegkehren hinunter ins Zentrum von Montana.
Von Heiligenschwendi nach Schwanden Nr. 1154
Schwendi — Schwanden • BE

Von Heiligenschwendi nach Schwanden

Keine halbe Stunde dauert die Busfahrt von Thun hinauf nach Heiligenschwendi, doch es ist eine Reise in eine andere Welt. Während in den Strassen und Gassen der drittgrössten Stadt des Kantons Bern geschäftiges Treiben herrscht, scheinen oben auf der Sonnenterrasse die Uhren langsamer zu ticken. Der Alltag der Niederungen ist weit weg, die Natur liegt in tiefem Winterschlaf, und ihre Ruhe überträgt sich sanft auf die Besucher. Kräftiger Tannenwald und weites Wiesland dominieren die Landschaft. Das Panorama ist grossartig: In seinem Zentrum steht die harmonisch geformte Pyramide des Niesens. An ihrem Fuss schimmert dunkelblau der Thunersee, im Hintergrund reihen sich die Gipfel der Berner Hochalpen aneinander, gegen Westen prägen der Felszahn des Stockhorns und die Gantrischkette den Horizont. Die malerische Kulisse begleitet einen in ständig wechselnder Perspektive auf dem Winterwanderweg nach Schwanden. Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich beim Restaurant Alpenblick. Durch den Ortsteil Schwendi geht es in leichtem Anstieg zur Reha-Klinik und von dort in den Wald. Bei Pt. 1130 zweigt die Wanderroute von der gepflügten Strasse ab und führt zwischen den Bäumen sanft aufwärts. Dieser Abschnitt wird nicht maschinell präpariert. Weil der Weg aber regelmässig begangen wird, bildet sich nach Schneefällen jeweils rasch eine gut begehbare Spur. Im Margelsattel weitet sich die Sicht auf den breiten Felsrücken des Sigriswiler Rothorns. Wenige Minuten steigt man auf dem gepflügten Strässchen ab, um dann gleich wieder auf ein gepfadetes Weglein abzuzweigen, das sich dem Hang entlangzieht. Abwechslungsweise über offenes Gelände und durch Waldgebiet erreicht man den Weiler Sagi, der zum Dorf Schwanden gehört.
Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee Nr. 1155
Baden — Kindhausen • AG

Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee

Schnee gibt es in Baden selten. Doch sobald man an einem kalten Wintertag den hübschen mittelalterlichen Stadtkern hinter sich lässt und auf den lang gezogenen Hügelzug zwischen Limmat- und Reusstal steigt, bestehen gute Aussichten, dass man glitzernden Kristallen begegnet - entweder in Form von Schnee oder als zauberhafte Raureifschleier an den Bäumen. Am ehemaligen Bahnhof Baden-Oberstadt vorbei gelangt man zügig in den ausgedehnten Wald von Chrüzliberg und Baregg. Ein Teil der Waldfläche ist als Reservat ausgeschieden und wird seit 1999 der natürlichen Entwicklung überlassen. Besonders reizvoll ist der Tüfels-Chäller mit seinen steilen Abhängen und bizarren Türmen aus Nagelfluh. Wer sich nicht vorsieht, kann in diesem gewaltigen Labyrinth rasch die Orientierung verlieren. Ortsunkundige halten sich daher mit Vorteil an die gelben Wanderwegmarkierungen. Bei der Herzoghütte in der Spittelau beginnt der Weg zu steigen. Die Route folgt teils breiten Waldsträsschen, teils schmaleren Pfaden. Zwischendurch zeigt sich zwischen den Bäumen die nahe Lägern-Kette. Vom Rüsler an verläuft die Wanderung praktisch ebenen Wegs. Oberhalb der Dörfer Staretschwil und Oberrohrdorf geht es mit viel Aussicht auf das Reusstal dem Waldrand entlang. Bei klarer Sicht erblickt man am Horizont die Kette der Innerschweizer und Berner Alpengipfel. Durch den Hinterhau gelangt man über den Sennhof zum Widenhau. Umgeben von dichtem Buchenwald erstreckt sich dort in einer Senke der märchenhafte Egelsee. Seine dunklen Fluten sollen manches Geheimnis bergen. Nach der Sage liegen auf dem Grund gar die Überreste eines jähzornigen Ritters, der seinerzeit die Bevölkerung der Gegend tyrannisierte. In leichtem Abstieg geht es durch den Wald und danach über offenes Grasland ins Dörfchen Kindhausen.
Von Dornach nach Seewen Nr. 1156
Dornach — Seewen • BL

Von Dornach nach Seewen

Die leichte und abwechslungsreiche Wanderung von der Birsebene in den Solothurner Jura ist eine klassische Ganzjahrestour. Auch im Winter kann sie in aller Regel problemlos unternommen werden. Zum Einstieg säumen zwei interessante Sehenswürdigkeiten den Weg: Kurz nach dem Bahnhof Dornach führt er am Goetheanum vorbei. Mit seinen charakteristischen gebrochenen Kanten und abgerundeten Ecken gilt das Bauwerk als Wahrzeichen der von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Bewegung. Etwas höher, bereits ausserhalb des Siedlungsgebiets, thront an malerischer Aussichtslage die Ruine von Schloss Dorneck. Pittoreske Mauerreste zeugen vom einst bedeutenden Festungswerk. Zuerst in sanftem Aufstieg über den Schartenweg, danach auf schmalen Waldpfaden deutlich steiler geht es hinauf zur Schartenflue, im Volksmund Gempen genannt. Der 28 m hohe Gempenturm neben dem gleichnamigen Restaurant bietet eine buchstäblich grenzenlose Rundsicht, nämlich nach Frankreich bis in die Vogesen, nach Deutschland zum Schwarzwald und Richtung Süden auf die bewaldeten Kämme des Schwarzbubenlands. Nach der Durchquerung des nahen Dorfs Gempen erreicht man das Gempenplateau, das an seinem östlichen Rand durchquert wird. Abschnitte durch Waldgebiet und über weite Lichtungen wechseln sich regelmässig ab. Den Horizont prägen Hinteri Egg und Passwang. Bald schon zeigen sich die dicht aneinandergedrängten Satteldächer von Seewen, dem Ziel der Wanderung. Tipp: Wird die Route in der Gegenrichtung begangen, gibt es insgesamt deutlich weniger Steigung. Auf dem Weg unterhalb der Schartenflue kann es allerdings im Winter zu Vereisungen kommen, sodass der erste Teil des Abstiegs Richtung Dornach unter Umständen etwas mühsam und anspruchsvoll ist.
Rundwanderung auf dem Zugerberg Nr. 1157
Zugerberg • ZG

Rundwanderung auf dem Zugerberg

Der Zugerberg ist ein wunderbar aussichtsreiches Plateau hoch über dem Zugersee. Einen spitzen Berggipfel sucht man dort vergebens. Die Ebene ist sanft gewellt und vielerorts von Mooren bedeckt. Das bunte Riedgras ist im Winter zwar unter dem Schnee verborgen, doch die locker verstreuten Birken und Nadelbäume verleihen der Landschaft einen sehr reizvollen Charakter, der ein wenig an Skandinavien erinnert. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von rund 1000 m und damit meist ausserhalb des Nebelmeers. An sonnigen Wintertagen geniesst man einen herrlichen Blick zur nahen Rigi und zum Pilatus. Vier verschiedene Rundwege werden im Winter auf dem Zugerberg gepfadet und signalisiert. Sie lassen sich sowohl einzeln als auch kombiniert nutzen. Wenn man mehrere Schlaufen zusammensetzt, ergibt sich eine abwechslungsreiche und ausgedehnte Tour ohne grosse Höhendifferenzen. Der grösste Teil davon verläuft auf verkehrsarmen Strässchen, die hauptsächlich der Erschliessung der Bauernhöfe auf dem Zugerberg dienen. Nach Schneefällen werden sie jeweils gepflügt. Ausgangspunkt der Route ist die Bergstation der Standseilbahn. Am Institut Montana vorüber gelangt man durch ein Wäldchen auf die weite Fläche, die sich in Wellen bis an die Grenze zum Kanton Schwyz erstreckt. Über den Ewegstafel erreicht man das von der ETH als Forschungsstation betriebene Gehöft Früebüel. Hier zweigt man scharf südwärts ab und gelangt in sanftem Abstieg hinunter zur Balisbrugg und von da in einem weiten Bogen über Stafel und Pfaffenboden zum Buschenchappeli. Danach geht es durch das Banholz nach Räbrüti hoch. Bevor sich der Kreis mit der Rückkehr zum Ausgangspunkt schliesst, gibts noch einen schönen Höhepunkt: Der Picknickplatz mit Feuerstelle beim Aussichtspunkt Brand lädt ein zur Rast mit grossartigem Panorama.
Von Gontenbad nach Jakobsbad Nr. 1158
Gontenbad — Jakobsbad • AI

Von Gontenbad nach Jakobsbad

Mit seiner hügeligen Topografie bietet das Appenzellerland auch im Winter eine sehr reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft. Es braucht keine anstrengenden Auf- und Abstiege, um die Gegend zu durchstreifen. Unbeschwerten Winterzauber erlebt man etwa auf der Wanderung von Gontenbad nach Jakobsbad. Die gepfadete Route führt mit geringen Höhendifferenzen durch den breiten Talboden. Einzig gleich nach dem Ausgangspunkt, der Bahnstation Gontenbad, gilt es, einen kurzen, sanften Aufstieg zu bewältigen. Nach wenigen Minuten schon erreicht man das weiträumige Areal des Golfplatzes. Hier beginnt auch das Gontenmoos. Die bunten Riedgräser liegen im Winter zwar unter dem Schnee begraben, doch die Ruhe und grosszügige Weite der Moorlandschaft faszinieren gleichwohl. Seit der letzten Eiszeit sind hier meterdicke Torfschichten entstanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde der kostbare Rohstoff in industriellem Rahmen abgebaut und in kleinen Hütten vor Ort getrocknet, um danach als Brennstoff genutzt zu werden. «Toobeschopf» werden die Hüttchen im örtlichen Dialekt genannt. Sie haben sich bis heute erhalten (in einem davon ist ein kleines Museum zur Geschichte des Torfabbaus untergebracht), das Moor ist jedoch glücklicherweise schon seit vielen Jahren strikte geschützt. In leichtem Auf und Ab nähert man sich Gonten, bleibt aber ausserhalb des Dorfs und hält sich südwärts. Nach einer Weile wird das Gehöft Unterschwarz erreicht, wo der Skilift und die Piste talseitig umgangen werden. Über verschneites Wiesland geht es gemütlich dem Ziel Jakobsbad entgegen. Wer noch nicht genug hat, steigt auf dem gepfadeten Winterwanderweg zum Kronberg hoch – und fährt danach vielleicht sogar auf der parallel angelegten Schlittelpiste zurück ins Tal (Schlittenmiete bei der Talstation der Seilbahn möglich).
Spuren der Vergangenheit über der Viamala Nr. 1104
Rongellen — Thusis • GR

Spuren der Vergangenheit über der Viamala

Zwei Brüder streiften einst auf einem Jagdzug durch die steilen Wälder am Eingang der Viamalaschlucht. Auf der Spur eines prächtigen weissen Hirsches gelangten sie auf das Burgplateau von Hohen Rätien. Zwischen zerfallenen Mauern entdeckten sie dort im trutzigen Turm des Hoch Rialt ein wundersames Tor. Der Jüngere der beiden war nun nicht mehr aufzuhalten und schickte sich an, das Geheimnis hinter dem Eingang zu erforschen… Hoch über dem Einschnitt der Viamala auf einer spektakulären Geländeterrasse steht er noch heute: der Turm aus der Sage. Inmitten der sorgfältig restaurierten Burgruine von Hohen Rätien. 250 Meter tief fallen die Felswände darunter nach Thusis ab. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass bereits in der Jungsteinzeit Menschen diesen geschützten Ort besiedelt hatten. Vor dem Höhenrausch an diesem alten Kultplatz steigt unser Weg aber zunächst in die schaurige Tiefe der Viamala hinab und führt über den schwindelerregenden Traversiner Steg zur zerfallenen Säumerkapelle Sant Albin. Ein kurzer Aufstieg bleibt dann noch bis zum Felskopf des Crap Carschenna. Auf verstreuten Felsplatten im Gelände finden sich hier rätselhafte Felszeichnungen aus frühgeschichtlicher Zeit. Wer sich etwas Zeit nimmt und zum Beispiel an der nahen Feuerstelle rastet, mag an dieser Stätte der Urahnen einen Hauch urvergangener Zeiten spüren. Entlang von schiefrigen Felswänden und durch steile Wälder geleitet uns der Weg letztlich zum Schatzturm auf Hohen Rätien. Die Ruinenanlage inmitten eines urwüchsigen alten Baumbestandes und mit grandiosen Aussichten in alle Richtungen ist so reizvoll, dass sich hier ein ausgiebiger Aufenthalt vor dem kurzen Abstieg nach Thusis unbedingt lohnt (Feuerstellen und Brunnen vorhanden). Denn wer weiss, welche unbekannten Schätze hier noch ihrer Entdeckung harren.