Schweizer Wanderwege | Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Eine eiskalte Sommergeschichte Nr. 1073
Klöntal, Plätz — Rhodannenberg • GL

Eine eiskalte Sommergeschichte

Im Klöntal gibt es zwei eisige Geschichten - die eine ist Vergangenheit, die andere süsse Gegenwart. Die erste beginnt im Winter 1862, als Gabriel Leuziger mit der Säge Eisblöcke aus dem gefrorenen See heraustrennt. Er bringt sie nach Netstal und bewahrt sie dort gut isoliert auf. Er wird ausgelacht. Aber nur, bis die Leute realisieren, welch riesiges Geschäft sich da auftut. Zehn Jahre später stehen mehrere Hundert Arbeiter mit Pickeln, Sägen, Seilen und Haken auf dem gefrorenen See und laden Unmengen von Eis auf Pferdefuhrwerke. Bierbrauereien, Hotels, Spitäler, selbst Ozeandampfer in aller Welt sorgen für Nachfrage. Im Frühling, wenn der Wasserstand des Klöntalersees tief ist, sind bei Unter Herberig heute noch Mauern von damaligen Häusern zu sehen: In diesen Gletscherhütten lagerte das Eis, das erst im Sommer ausgeliefert wurde. Das Geschäft florierte, bis in den 1950er-Jahren der Kühlschrank erfunden wurde. Die Idee mit dem Eis aufgenommen hat André van Sprundel. Seit über 25 Jahren fährt der findige Hotelier des Rhodannenbergs im Sommer mit seinem «Ice Dream Express» über den See und versorgt Wandernde und Badende mit süssem Eis. Schon von Weitem ist das farbige Boot zu sehen, viele warten bereits auf den süssen Ruf des «Glacemaa». Viel Zeit hat er nicht für seine Tour, die Glaces schmelzen in der Kühlbox nach wenigen Stunden dahin. Das Boot ist der süsse Höhepunkt einer idyllischen Familienwanderung dem Klöntalersee entlang. Sie beginnt hinter dem Restaurant Im Plätz am westlichen Ende des Sees. Einmal auf dem markierten Weg, kann man sich kaum mehr verlaufen. Ohne Höhenmeter führt die Wanderung grossteils durch den schattigen Wald, vorbei an Badeplätzen, einem Wasserfall und dem Bärentritt, wo die Kriegskasse des russischen Generals Suworow seit 1799 im See liegen soll - im Sommer wie im eisigen Winter.
Von La Corbatière nach La Sagne Nr. 1151
La Corbatière — La Sagne • NE

Von La Corbatière nach La Sagne

Der Neuenburger Jura ist perfekt für das Wandern mit Schneeschuhen geeignet: Das weite Hochland liegt auf schneesicheren 1000 m Höhe und wird von breiten, sanft abfallenden Hügelrücken gegliedert. Verschiedene signalisierte Schneeschuhrouten durchziehen denn auch das sanft gewellte Bergland. Die Gegend ist zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch aus der Deutschschweiz rasch erreichbar. Die lang gezogene Kuppe des Communal trennt die Stadt La Chaux-de-Fonds vom südlich gelegenen Vallée de La Sagne. Während die Flanken des Hügels dicht bewaldet sind, wird sein Rücken im Sommer als Weideland genutzt. Locker verstreute Bestände von mächtigen Tannen zieren die weiten, im Winter tief verschneiten Wiesen - die Landschaft vermittelt eine wohltuende Weite. Abgesehen von ein paar Ställen gibt es hier keinerlei Gebäude. Von der Bahnstation La Corbatière geht es auf einem Strässchen einige Schritte hoch. Während die Langlaufloipe in weiten Kehren in die Höhe führt, zweigt der signalisierte Schneeschuhpfad zum Wald ab und steigt dort in gerader Linie hangaufwärts. Die Anstrengung ist von kurzer Dauer, denn schon bald erreicht man die breite Hochebene des Communal. Hier führt die Route in südwestlicher Richtung weiter. Pinkfarbige Stangen zeigen ihren Verlauf zuverlässig an. Die Bise, die in der Gegend zuweilen bissig kalt weht, hat man dabei stets im Rücken. In kaum merklichem Anstieg gewinnt man noch ein paar Dutzend Höhenmeter, ehe sich der Weg ebenso sanft wieder senkt. Bei Pt. 1158 verzweigen sich die Routen. Geradeaus könnte man zum Restaurant Du Grand Sommartel hochwandern und von dort nach Le Locle absteigen. Linker Hand hingegen beginnt der Abstieg zurück ins Vallée de La Sagne. Er führt parallel zu einem Strässchen durch den Wald hinunter ins Dorf La Sagne.
Von Les Paccots nach Les Guedères Nr. 1152
Les Paccots • FR

Von Les Paccots nach Les Guedères

Das Feriendorf Les Paccots ist ein beliebtes Familienskigebiet der Westschweiz. Lifte und Pisten erschliessen die Hänge der Corbetta und der gegenüberliegenden Borbuintse. Mittendrin liegt der grosse Parkplatz von Les Joncs. An einem sonnigen Wintertag herrscht dort tüchtiger Rummel. Doch kaum hat man das Skigebiet hinter sich gelassen, taucht man in eine Welt der märchenhaften Stille ein. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt bei der Busendstation Les Rosalys aus und erreicht Les Joncs auf einem verträumten Waldweg. Die ersten Schritte bis zum Restaurant Les Rosalys gilt es noch auf einem Strässchen zurückzulegen, danach zweigt man ab und steigt ausserhalb der Skipiste aufwärts. In Les Joncs öffnet sich das Panorama. Zwar erblickt man nicht den Genfersee selbst, wohl aber die Unterwalliser und Savoyer Gipfel auf seiner Südseite. Praktisch ebenen Wegs geht es nun weiter, erst über verschneite Alpweiden, nach der Alphütte Les Crêtes dann wieder durch den Wald. Gemütlich kommt man auf dem breiten Forstweg voran, und allmählich steigt die Spannung, was es wohl zu sehen gibt, wenn man den Wald verlässt. Dieser Moment ist tatsächlich ein grossartiges Erlebnis. Ein kleines Hochtal zieht sich in die Ferne, dunkle Tannenwälder zieren seine Flanken, und in der Mitte ragt wuchtig ein schöner Berg - der Vanil des Artses - in die Höhe. Kaum ein Geräusch beeinträchtigt die Ruhe und Harmonie dieser prachtvollen Landschaft. Was für ein Kontrast zum fröhlich-lauten Treiben im nahen Skigebiet! Der gepfadete Winterwanderweg endet dort, wo sich im Sommer die Bergwege zum Col de Lys und zum Col de Soladier verzweigen. Hier, oberhalb der Alphütte von Les Guedères, laden zwei Holzbänke an sonniger Lage zur Rast. Danach geht es auf gleicher Strecke wieder zurück nach Les Paccots.
Von Aminona nach Montana Nr. 1153
Aminona — Montana • VS

Von Aminona nach Montana

Die höchsten Berge der Schweiz liegen im Wallis. Einen besonders schönen Blick auf die Gipfelparade der Viertausender bietet die Hochebene von Crans-Montana. Das sonnenverwöhnte Plateau liegt am Fuss eines Skigebiets, das bis zum Plaine-Morte-Gletscher hinaufreicht. Für Wanderer wird hier im Winter ein weitläufiges Netz von Wegen präpariert. Besonders viel Aussicht geniesst man auf dem Höhenweg von Aminona nach Montana. Die Route verläuft teilweise am Rand des Skigebiets und quert dabei mehrere Pisten, doch dazwischen gibt es immer wieder wunderbar stille Abschnitte in einsamen Bergwäldern. Das Strässchen, das von der Bushaltestelle Aminona in östlicher Richtung aufwärtsführt, wird im Winter einzig von Fussgängern, Schlittenfahrern und Skitourenläufern genutzt. Erst durch Waldgebiet, danach über offenes Alpgelände geht es in mässigem, doch anhaltendem Aufstieg in die Höhe. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht. Weisshorn und Dent Blanche beherrschen das Panorama, doch auch das Matterhorn und selbst der Montblanc sind auszumachen. Das Maiensäss Colombire ist der höchste Punkt der Wanderung. Das kleine Restaurant mit lokalen Spezialitäten ist auch im Winter geöffnet. Das benachbarte Ecomusée gewährt Einblick in das karge Leben, das die Menschen früher auf den Alpen der Region fristeten (im Winter für Gruppen ab zehn Personen offen; Voranmeldung unter Tel. 079 888 87 88). In leichtem Abstieg führt der gepfadete Weg zum Alpstafel Plumachit und von dort in sanftem Auf und Ab zur Gondelbahn-Zwischenstation Les Marolires. Zur Querung der Skipisten stehen den Wanderern zwei Galerien zur Verfügung. Oberhalb von Vermala gelangt man nach Signal, der Mittelstation einer weiteren Gondelbahn, und erreicht gleich danach die Berghütte L’Arnouva. Von hier sind es nur noch einige Wegkehren hinunter ins Zentrum von Montana.
Von Heiligenschwendi nach Schwanden Nr. 1154
Schwendi — Schwanden • BE

Von Heiligenschwendi nach Schwanden

Keine halbe Stunde dauert die Busfahrt von Thun hinauf nach Heiligenschwendi, doch es ist eine Reise in eine andere Welt. Während in den Strassen und Gassen der drittgrössten Stadt des Kantons Bern geschäftiges Treiben herrscht, scheinen oben auf der Sonnenterrasse die Uhren langsamer zu ticken. Der Alltag der Niederungen ist weit weg, die Natur liegt in tiefem Winterschlaf, und ihre Ruhe überträgt sich sanft auf die Besucher. Kräftiger Tannenwald und weites Wiesland dominieren die Landschaft. Das Panorama ist grossartig: In seinem Zentrum steht die harmonisch geformte Pyramide des Niesens. An ihrem Fuss schimmert dunkelblau der Thunersee, im Hintergrund reihen sich die Gipfel der Berner Hochalpen aneinander, gegen Westen prägen der Felszahn des Stockhorns und die Gantrischkette den Horizont. Die malerische Kulisse begleitet einen in ständig wechselnder Perspektive auf dem Winterwanderweg nach Schwanden. Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich beim Restaurant Alpenblick. Durch den Ortsteil Schwendi geht es in leichtem Anstieg zur Reha-Klinik und von dort in den Wald. Bei Pt. 1130 zweigt die Wanderroute von der gepflügten Strasse ab und führt zwischen den Bäumen sanft aufwärts. Dieser Abschnitt wird nicht maschinell präpariert. Weil der Weg aber regelmässig begangen wird, bildet sich nach Schneefällen jeweils rasch eine gut begehbare Spur. Im Margelsattel weitet sich die Sicht auf den breiten Felsrücken des Sigriswiler Rothorns. Wenige Minuten steigt man auf dem gepflügten Strässchen ab, um dann gleich wieder auf ein gepfadetes Weglein abzuzweigen, das sich dem Hang entlangzieht. Abwechslungsweise über offenes Gelände und durch Waldgebiet erreicht man den Weiler Sagi, der zum Dorf Schwanden gehört.
Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee Nr. 1155
Baden — Kindhausen • AG

Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee

Schnee gibt es in Baden selten. Doch sobald man an einem kalten Wintertag den hübschen mittelalterlichen Stadtkern hinter sich lässt und auf den lang gezogenen Hügelzug zwischen Limmat- und Reusstal steigt, bestehen gute Aussichten, dass man glitzernden Kristallen begegnet - entweder in Form von Schnee oder als zauberhafte Raureifschleier an den Bäumen. Am ehemaligen Bahnhof Baden-Oberstadt vorbei gelangt man zügig in den ausgedehnten Wald von Chrüzliberg und Baregg. Ein Teil der Waldfläche ist als Reservat ausgeschieden und wird seit 1999 der natürlichen Entwicklung überlassen. Besonders reizvoll ist der Tüfels-Chäller mit seinen steilen Abhängen und bizarren Türmen aus Nagelfluh. Wer sich nicht vorsieht, kann in diesem gewaltigen Labyrinth rasch die Orientierung verlieren. Ortsunkundige halten sich daher mit Vorteil an die gelben Wanderwegmarkierungen. Bei der Herzoghütte in der Spittelau beginnt der Weg zu steigen. Die Route folgt teils breiten Waldsträsschen, teils schmaleren Pfaden. Zwischendurch zeigt sich zwischen den Bäumen die nahe Lägern-Kette. Vom Rüsler an verläuft die Wanderung praktisch ebenen Wegs. Oberhalb der Dörfer Staretschwil und Oberrohrdorf geht es mit viel Aussicht auf das Reusstal dem Waldrand entlang. Bei klarer Sicht erblickt man am Horizont die Kette der Innerschweizer und Berner Alpengipfel. Durch den Hinterhau gelangt man über den Sennhof zum Widenhau. Umgeben von dichtem Buchenwald erstreckt sich dort in einer Senke der märchenhafte Egelsee. Seine dunklen Fluten sollen manches Geheimnis bergen. Nach der Sage liegen auf dem Grund gar die Überreste eines jähzornigen Ritters, der seinerzeit die Bevölkerung der Gegend tyrannisierte. In leichtem Abstieg geht es durch den Wald und danach über offenes Grasland ins Dörfchen Kindhausen.
Auf den Terrassen der Bergbauern Nr. 1059
Cannobio • EU

Auf den Terrassen der Bergbauern

Die Wanderung von Cannobio auf den Monte Carza nach Carmine Superiore und wieder zurück zum Städtchen auf dem Delta des Bachs Cannobino ist auch ein Sprung zurück in die Vergangenheit. Nicht auf den ersten Blick: Denn vorerst verzaubert die Wanderung einen einfach mit herrlichen Aussichten auf den Lago Maggiore, schönen Wäldern und malerisch weit oberhalb des Sees gelegenen Dörfern. Dann aber sind die Spuren der zahlreichen Bergbauern allgegenwärtig, die früher die Hänge intensiv nutzten, in den Zwanzigerjahren aus wirtschaftlichen Gründen aber wegzuziehen begannen. Selbst wenn sie heute vielfach überwachsen sind, haben die Terrassen für die Felder und Gärten den Berg genauso geprägt wie die Pfade, die heute schöne Wanderwege sind, früher aber zu den Bauernhäusern führten und die Siedlungen miteinander verbanden. Zeugen früherer Zeit sind auch die alten Bewässerungskanäle aus Steinen. In eine andere Zeit versetzt fühlt man sich schliesslich in Carmine Superiore. Das Dorf ist nie ans Verkehrsnetz angeschlossen worden, und die Häuser wurden in den vergangenen Jahren von Nachkommen einstiger Dorfbewohner und anderen Liebhabern renoviert. Dementsprechend malerisch sind die Gässchen des Dorfs, das einst um die Hausburg einer Adelsfamilie herum entstanden ist. Mehr als nur einen flüchtigen Blick wert ist auch die Dorfkirche mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Die Spuren eines jüngeren Kapitels der Geschichte sind dagegen etwas schwerer auszumachen. So war der Monte Carza im Ersten Weltkrieg Teil der Verteidigungslinie, die Italien damals gegen möglicherweise über die Schweizer Pässe kommende österreichisch-deutsche Truppen errichtete. Aufmerksame Wanderer können auch heute noch Reste der Verteidigungsanlagen entdecken.
Felsentor auf einem italienischen Bergkamm Nr. 1060
Induno-Olona, Via Porro 180 — Porto Ceresio • EU

Felsentor auf einem italienischen Bergkamm

Die Wanderung ist eine Herausforderung in zweierlei Hinsicht: Der Weg ist manchmal nicht einfach zu finden; und wer nicht sehr gut trainiert ist, spürt die Wanderung garantiert am nächsten Tag in den Beinen. Denn der Aufstieg ist steil, und für zusätzlichen Ballast sorgt das Wasser im Rucksack, wovon es an warmen Tagen ausreichend braucht. Die Mühen werden aber belohnt. Verläuft doch schon der Aufstieg, der in der Nähe des für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Castello di Frascarolo beginnt, durch einen Wald mit prächtigen Kastanien, Buchen und Eichen. Atemberaubend wird es spätestens auf dem Bergkamm, wo sich immer wieder eine Aussicht auf die umliegenden Wälder, die Talschaft und den Luganersee öffnet. Und je nach Wetter reicht der Blick sogar noch weiter. Faszinierend ist aber auch die karge Vegetation vor und nach dem Monte San Bernardo und dem Monte Minisfreddo, den beiden Gipfeln auf der Route. Der Pfad schlängelt sich da auf der Wiese zwischen den Stämmen von abgestorbenen Bäumen durch, die sich auf dem kargen Kalkgrund nicht halten können. Etwas weiter auf dem Pfad sind die Wandernden auf die Stahlseile und Ketten angewiesen. Und dann steht da auf einmal der Arco di Roccia, das Felsentor. Es ist ein erhebendes Gefühl, durch das Tor hindurchzukraxeln – man glaubt, dabei die Kräfte der Tektonik und des Wetters, die den Felsen so geformt haben, spüren zu können. Am Fusse einer Felswand geht es dann abwärts. Der Weg ist leider schlecht markiert, man folgt dem Wegweiser Richtung Bisuschio und später Pogliana. Irgendwann weisen alte Wasserfassungen im Wald darauf hin, dass die Zivilisation näher rückt. Bald schon sind die Gärten des verschlafenen Dorfs Pogliana zu sehen, von wo eine kurvenreiche Strasse ins Tal führt. Im Tal gilt es, die Feldwege zum Ufer des Luganersees ausfindig zu machen.
Im Revier der Calandawölfe Nr. 1067
Haldenstein, Dorf — Tamins, Dorf • GR

Im Revier der Calandawölfe

Am Calanda, zwischen Churer Rheintal und Taminatal, lebt das erste Wolfsrudel der Schweiz. An den steilen Hängen und in den dichten, wildreichen Wäldern fühlen sich die Grossraubtiere wohl. Da die Jungtiere das Rudel nach rund einem Jahr verlassen und sich auf die Suche nach einem Geschlechtspartner begeben, leben je nach Jahreszeit zwischen sieben und zehn Wölfe am Calanda. Ihr rund 200 Quadratkilometer grosses Revier vor den Toren der Stadt Chur lässt sich auf einer Zweitageswanderung entdecken - gute Kondition vorausgesetzt. Am ersten Tag warten 1500 Höhen* meter Aufstieg zwischen Haldenstein und Calandahütte. Der Weg führt angenehm ansteigend und meist durch den Wald über Arella, Nesselboden, Funtanolja und Altsäss zur spektakulär gelegenen Hütte. Wer dem Ganzen die Krone aufsetzen will, geniesst am nächsten Morgen vor dem Frühstück den Sonnenaufgang auf der 2800 Meter hohen Haldensteiner Calanda. Frisch gestärkt geht es am zweiten Tag mit viel Aussicht über das Felsberger und Taminser Älpli: Hier gibt es zwei rutschige und leicht ausgesetzte Passagen, die bei Regen heikel zu begehen sind. Beim Kunkelspass hat die Geschichte der Calandawölfe 2011 begonnen: Ein Wolf aus dem Wallis hatte drei Schafe gerissen. Wenig später fotografierte ein Wanderer auf einer benachbarten Alp zwei Wölfe. Im nächsten Sommer erblickten sechs Wölfe das Licht der Welt. Zwei Jungtiere haben Schlagzeilen gemacht. Eines wurde gewildert, das andere ist im zürcherischen Schlieren unter den Zug geraten. So weit führt die Wanderung freilich nicht. Das Ziel heisst Tamins Dorf, erreichbar über die Strasse oder den steilen Weg durch das lauschige Foppaloch. Übrigens: Wölfen wird man unterwegs kaum begegnen, die Tiere sind ausgesprochen scheu. Und taucht trotzdem einer auf, geniesse man den Anblick. Das Tier wird in der Regel rasch das Weite suchen.
Filetstück des Alpenpässewegs Nr. 1063
Lac des Dix — Arolla, poste • VS

Filetstück des Alpenpässewegs

Auf dem Alpenpässeweg zwischen dem Val de Bagnes und dem Simplon trifft man sie oft - die Trailrunner, die mit Leichtgewichtsausrüstung und Laufschuhen an den Wanderern vorbeirennen. Wer nicht gleich eine Woche auf dem Alptrekking wandern oder gar rennen will, wählt das Filetstück. Der Weg vom Lac des Dix nach Arolla bietet viel Abwechslung: gemütlich entlang des grössten Schweizer Stausees bummeln und die Blumenpracht geniessen, dann über den neu angelegten Weg durch eine vom Gletscherrückzug geprägte Landschaft am Fusse des Mont Blanc de Cheilon ins wildromantische Val d’Arolla wandern. Dabei gibt es am Pas de Chèvres sogar ein wenig Nervenkitzel: Mit Leitern wird die Felswand bis zur Passhöhe überwunden. Man kann die abwechslungsreiche Wanderung auch als gemütliche Zweitagestour unternehmen, vom Fuss der 285 Meter hohen Staumauer Grande Dixence aus und mit Übernachtung in der Cabane de Prafleuri. In diesem Fall ist am Anreisetag genügend Zeit vorhanden, um sich mit einem grossen Kapitel der Schweizer Wasserkraft zu befassen und die vor rund 60 Jahren gebaute, weltweit grösste Gewichtsstaumauer zu bestaunen. Hinter der Pra* fleuri-Hütte sieht man deutlich, wo vor rund 60 Jahren Kies für den Bau der Staumauer abgebaut wurde. Wenn der Weg zur Hütte zu wenig ist oder man gar sportliche Ambitionen hegt, dann startet man die Tour in Fionnay im Val de Bagnes und nimmt die rund zehn Stunden über den Col de Louvie und den Col de Prafleuri unter die Schuhe. Die Gletscher- und Moränenwelt um die Rosablanche ist grandios. Für diesen Hüttenweg wäre die extraleichte Ausrüstung der Trailrunner sicher keine schlechte Wahl, sind es doch fast 1900 Höhenmeter, die bewältigt werden müssen.
Im Reich des Biosphärenreservats Nr. 1012
Krutacher — Schüpfheim • LU

Im Reich des Biosphärenreservats

Die Wanderung im Süden von Schüpfheim wartet mit lieblichen Bergwiesen auf, führt durch die Moorlandschaft eines einsamen Hochtals und schliesst auf dem Abstieg ins Tal den Kraft- und Pilgerort Heiligkreuz ein. Im Mai vor der Heuet, wenn in höheren Lagen noch letzte Schneefelder in der Sonne schimmern, ist die Tour am schönsten. Am Bahnhof Schüpfheim steigt man gleich ins Postauto Richtung Sörenberg und an der Haltestelle Krutacher aus. Hier geht es 30 Meter zurück bis zu den Wegweisern auf der gegenüberliegenden Strassenseite, die in Richtung Bargelen zeigen. Der Pfad schlängelt sich durch hohes Gras bis Steinibach, danach gewinnt man auf einem Natursträsschen an Höhe. Die Sicht reicht bald bis Sörenberg, zum Brienzer Rothorn und der markanten Schrattenfluh hinüber. Nach dem Hof Under Brand öffnet sich die Landschaft zu einem Hochtal. Es verbindet das Waldemmental, aus dem wir kommen, mit dem Tal der Grossen Entle im Nordosten. Nur kurz ist das folgende Asphaltstück, bevor es auf weicher Moorwiese weitergeht. Bald ist der nächste Hof Bargelen erreicht, wo die Wegweiser erstmals die Etappenziele Farnere und Schüpfheim als Zielorte nennen. Ein sanfter Abstieg führt nun zur Talsohle mit der Kapelle Finishütte. Der steile Gegenanstieg führt zunächst durch blühende Wiesen, später prägen Weiden, hohe Tannen und Steinmauern die Landschaft. Der Wallfahrtsort Heiligkreuz mit seiner weissen Kirche ist nicht mehr weit. Der allmähliche Abstieg von dort nach Schüpfheim verläuft auf Wiesen- und Waldwegen.
Drei Perlen im wilden Westen des Wallis Nr. 1061
Col du Gd St-Bernard, Hosp. — La Fouly • VS

Drei Perlen im wilden Westen des Wallis

Ganz im Westen des Wallis erstreckt sich das urtümliche Val Ferret von Orsières nach Süden bis zum Grossen St. Bernhard. Es ist eine wilde Gegend: Hier kämpfen Eringerkühe mit den Hörnern um ihren Platz in der Herde, hier tauchte 1995 der Wolf erstmals in der Schweiz wieder auf und sorgte als «La Bête du Val Ferret», als Bestie vom Val Ferret, für Aufregung. Lange galt der Grosse St. Bernhard als einer der gefährlichsten Alpenpässe. In der kargen, felsigen, von Wetterstürzen und Lawinen bedrohten Einöde erbaute der heilige Bernard von Aosta im 11. Jahrhundert das erste Hospiz. Für die Mönche der Kongregation bot es die nötige Abgeschiedenheit zur Meditation. Für viele Wanderer, die sich erschöpft im Nebel verirrt hatten, wurde es zur rettenden Insel, und Barry, der berühmteste Bernhardinerhund, wurde zum Helden. Diese zuweilen unbarmherzige Gegend bietet gleichzeitig einige landschaftliche Ausblicke von atemberaubender Schönheit. Die drei bezau* berndsten Perlen sind die Lacs de Fenêtre, die man am einfachsten vom Pass des Grossen St. Bernhard aus erreicht. Für Wanderer, die in La Fouly, dem touristischen Zentrum des Val Ferret, logieren, gibt es täglich eine praktische Busverbindung von La Fouly über Orsières bis auf den Pass. Der gut markierte und einfache Aufstieg ist die Arbeit vor dem Vergnügen. Dafür ist die Belohnung umso grösser. Das Fenêtre de Ferret, der höchste Punkt der Wanderung, ist wie ein Fenster zum Paradies: Eingerahmt von den Gipfeln des Mont-Blanc-Massivs liegen einem die drei kleinen Seen zu Füssen. Das Picknick am Ufer der Seen, mit fantastischer Aussicht und in einzigartiger Atmosphäre, ist definitiv das Highlight des Tages. Der Abstieg führt zur Postautostation von Ferret oder entlang der Dranse de Ferret weiter nach La Fouly.
Der Wächter im Südwallis Nr. 1062
La Douay — Champex • VS

Der Wächter im Südwallis

Er ist ein Traum von einem Berg! Als gleichschenkliges Dreieck, einer Pyramide gleich und perfekt geformt, steht er kurz vor Martigny mitten im Tal. Nicht umsonst wird der Catogne auch der Fujiyama des Wallis genannt. Auch seiner weissen Spitze wegen. Während man sich ihm nähert, sieht man sich im Geist über den gleichmässig ansteigenden Grat steigen. Bald schon steht man in dessen Mitte und gar nur den Bruchteil einer Sekunde später auf dem Gipfel. Wie herrlich muss es da oben sein! Doch die Schwerkraft zieht einen zurück in den Zugsitz, und der Catogne ist nun ein Wächter des Wallis und steht nicht nur mitten im Tal, sondern auch mitten im Weg. Wird er ihn versperren? Wird er, wie die Tempelritter, nur jenen Einlass gewähren, die sich ihm würdig erweisen, und allen anderen Hindernis sein? Und was hat es mit dieser eigenartigen Lücke, diesem Loch im Berg unter dem Gipfel, für eine Bewandtnis? Die Wanderung geht dem Catogne bei Martigny und seinem Geheimnis auf den Grund. Wie es sich für einen Wächter gehört, macht er es einem nicht einfach. Es braucht für den Aufstieg einen starken Willen und gute Kondition. Den Weg zu finden, ist aber einfach. Ab La Douay verläuft er erst im Wald, dann führt er über Wiesen steil empor bis zur prägnanten Matagna-Vrya. Viele Granitblöcke - die Moräne eines ehemaligen Gletschers - liegen in diesem fast flachen Kessel verstreut. Auf dessen Kante verläuft der Weg bis hinauf auf den Gipfel mit prächtiger Aussicht. Doch nun wartet der Abstieg: Er ist steil, fährt in die Knochen. Der Traumberg Catogne fordert; wer ihn besteigen will, dem fliesst der Schweiss. Nicht umsonst nennen ihn die Einheimischen auch la Montagne de la Soif, den Durstberg.
Kleinod der Zeitgeschichte Nr. 1064
Crêt du Midi — Vercorin • VS

Kleinod der Zeitgeschichte

Es ist eine Gratwanderung, wörtlich wie im übertragenen Sinn. Fast bilderbuchmässig zieht sich der Weg zu Beginn über die Krete, beidseitig fallen die grasbewachsenen Hänge in ebenmässigem Winkel gleich steil ab. Hinter dem Roc d’Orzival jedoch taucht der Weg linkerhand ein in die verunstaltete Landschaft des Skigebiets von Grimentz. Und anderntags, rechterhand der Krete, führt er zurück durch das Vallon de Réchy, ein wunderschön naturbelassenes Kleinod. Dass dies heute noch so ist, muss man dem Einsatz der Naturschützer verdanken. In den 1980er-Jahren gab es Pläne, auch das Vallon de Réchy für den Skitourismus zu erschliessen. Seit 1998 jedoch ist das kleine Walliser Seitental im Bundesinventar der schützenswerten Landschaften erfasst und vor Zugriffen gesichert. Wer das Tal hinabwandert, begibt sich auf eine Zeitreise. Zu entdecken ist eine Landschaft, die von den Gletschern der Eiszeit geformt wurde und stufenweise von den erosiven Kräften der Natur umgestaltet wird. Steil führt der Wanderweg von der Bergstation Crêt du Midi hoch zum Gipfel La Brinta und zum Grat. Mit Ketten gesichert und stellenweise ausgesetzt, zieht sich ein schmaler Pfad hinüber zu den bizarren Felsformationen in leuchtenden Rottönen, Ocker und Weiss beim Roc d’Orzival. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Durchs Skigebiet und nach einem kurzen Gegenanstieg über Geröll erreicht man hinter dem Col des Becs de Bosson die gleichnamige Hütte. Anderntags führt der Weg durchs Vallon de Réchy bergab. Zunächst durch eine arktisch anmutende Felslandschaft durchsetzt mit Dolinen. Später durch steppenartige Graslandschaften und Moore, durch die sich kapriziöse Mäander ziehen. An Wasserspielen vorbei und an Sturzbächen, zuletzt einer Suone entlang zurück nach Vercorin durch den Wald.
Durch die wilde Twingischlucht Nr. 1065
Binn — Niederernen • VS

Durch die wilde Twingischlucht

Wer kein Walliser ist, hat wohl noch nie von den Bozen gehört. So nennt man hier eine Art Geister, die laut einem Einheimischen angeblich «hinter jedem Stein» wohnen. Eine spezielle Sorte wohnt der Legende nach im Strassentunnel, der ins Bergdorf Binn führt: die Tunnelbozen. Auf ihre Spuren begibt sich, wer durch die Twingischlucht wandert. Sie beginnt und endet an den beiden Öffnungen des Tunnels, der für den Fussverkehr gesperrt ist. Die Wanderung startet im Dorf Binn und führt vorbei an der Kirche und durch den Weiler Ze Binne zum Stausee, wo die Twingischlucht beginnt. Der Weg ist breit und angenehm zu gehen, ab und zu passiert man einen kleinen Tunnel, immer wieder hört man das Rauschen der Binna. Bevor der Tunnel gebaut wurde, war die Schlucht die einzige Verbindung der Binner zur Aussenwelt. Im Winter war das Dorf häufig unzugänglich, da die Lawinengefahr zu gross war. Viele Menschen kamen in diesen Wintern ums Leben, und so veränderte der Tunnel das Leben der Binner stark. Doch dessen Bau Anfang der 1960er-Jahre war eine schwierige Sache: Weil beim Bau gepfuscht wurde, endeten die Grabarbeiten an der Oberfläche. Quellwasser trat aus, und der Tunnel musste einige Jahre später bereits saniert werden. Aufgrund dieser Ereignisse entstand die Sage der Tunnelbozen. Am Ende der Schlucht führt der Weg längere Zeit durch den Wald. Bei der Römerbrücke überquert er abermals die Binna, bevor er den nicht mehr bewohnten Weiler Hockmatta erreicht. Über eine weitere Brücke geht es hinauf nach Wasen mit seinem Zauberwald. Knorrige Rottannen und mächtige Felsblöcke prägen diesen Abenteuerwald für Kinder. Auf dem Spielplatz und Waldthemenweg kann die Geschichte der Eichhörnchendame Brüna erlebt werden. Und wer weiss, vielleicht taucht ja da auch plötzlich ein geheimnisvoller Bozen auf.
Das Kreuz immer im Blick Nr. 1066
Laubbärgli — Restaurant Simmenfälle • BE

Das Kreuz immer im Blick

Diese Wanderung führt vom Berghaus Laubbärgli unter das Seewlehore und auf den Tierberg hinauf. Gegen Norden erkennt man von hier die Gipfel der Voralpen, etwa die Vanils und die Gastlosen im Greyerz oder die Stockhornkette ob Thun. Im Osten liegt Adelboden und im Süden, gross und gewaltig, der Gebirgskranz, der die Lenk umfasst, mit Wildstrubel und Pointe de la Plaine Morte links, dem Wildhorn in der Mitte und den Diablerets ganz rechts. Davor und bei der Lenk liegen der Betelberg und der Flösch. Doch was ist dieses grüne Kreuz in der Wiese am Gegenhang? Von blossem Auge sieht man es in der steilen Wildheuplangge leuchten. Das Magazin WANDERN.CH hat den Mann im Sommer 2014 getroffen, der das Kreuz Jahr für Jahr in den grüene Blätz mäht, seit 20 Jahren schon. Bruno Schletti, 34 Jahre alt, Spengler von Beruf und Allrounder heute. Mit 13 Jahren mähte er das Kreuz zum ersten Mal in den Hang. Erst klein, dann grösser. Erst allein, später half ihm der Vater dabei und heute sein Kollege Simon Schletti, auch er ein Lenker und ausserdem Zimmermann. Wenn in Lenk das Jazzfestival beginnt und die Stimmung steigt, dann gehen Bruno und Simon unter die Felsen am Flösch, um dem Dorf Lenk eine weitere touristische Attraktion zu verleihen. Eine «Morerei» sei es, sagen sie entschuldigend, als sie den Motor der Fadenmäher anwerfen. Nach nur einer Stunde ist sie erledigt und das Kreuz leuchtet wieder, frisch gemäht. Besonders schön ist das Kreuz am 1. August. Dann steckt Bruno mit Freunden zusammen das Kreuz mit 34 Fackeln aus und zündet diese abends, wenn es dunkel ist, an. Das Kreuz ist am Anfang der Wanderung lange Zeit sichtbar. Über den abschüssigen Laveygrat erreicht man bald den Hahnenmoospass, über den Bummerepass geht es weiter bis zu den Simmefäll. Dort fährt der Bus nach Lenk.
Eindrückliche Saxetenschlucht Nr. 1015
Wilderswil • BE

Eindrückliche Saxetenschlucht

Das Unglück ist mehr als 15 Jahre her und doch das Erste, woran man denkt, wenn man Saxetenschlucht hört: 1999 ertranken im Saxetenbach ob Wilderswil 21 junge Canyoning-Touristen, nachdem der Bach durch ein Gewitter schlagartig zum reissenden Fluss geworden war. Heute wird im idyllisch gelegenen Bach wieder Canyoning betrieben. Bei einer Wanderung durch die eindrückliche Schlucht hören Wanderer immer wieder ihre Jauchzer. Jedoch wird es bald stiller, nachdem der Weg den Touristenort Wilderswil verlassen hat. Ein alter Pfad führt durch die Schlucht und meist durch den Wald auf das idyllische Bergdorf Saxeten zu. Ab und zu passiert man eine kleine Lichtung, auf der nicht selten eine alte Scheune zum einfachen Wochenendhaus umgebaut worden ist. Die Häuser sind nur zu Fuss erreichbar. Nach dem Sytiwald eröffnet sich eine imposante Aussicht. Saxeten liegt zuhinterst im Talkessel, umgeben von hohen Bergen wie dem Morgenberghorn. Durch saftig grüne Bergwiesen erreicht man das Ausserfeld. Von hier ist es nicht mehr weit nach Saxeten. Wer noch mag, dreht Saxeten allerdings den Rücken zu und steigt weiter durch Wälder und Wiesen hoch Richtung Abendberg. Bei Schwendi erblickt man erstmals den Brienzersee. Nun folgt man für einige Zeit einer sehr selten befahrenen Teerstrasse, bevor man wieder in einen kleinen Pfad abbiegt. Hier lohnt sich ein kurzer Abstecher auf den Abendberg, wo ein altes Hotel steht. Der Wanderweg führt direkt durch das noch heute bewohnte Gelände, Stühle und Tische laden zum Verweilen und Picknicken, Getränke gibt es vor Ort zu kaufen. Nach einer Stärkung folgt der teils steile Abstieg nach Wilderswil.
Smaragdeidechsen im Kastanienwald Nr. 1014
Intragna — Tegna • TI

Smaragdeidechsen im Kastanienwald

In Intragna, wo Mauereidechsen den Hauswänden entlang flitzen und Pflanzenkübel mit Oleander vor den Häusern stehen, verbreitet die starke Maisonne eine fast mediterrane Stimmung. Über dem Dorf thront der von weitem sichtbare Kirchturm. Mit seinen 70 Metern ist er der höchste im Tessin. Nach wenigen Minuten wandert man auf einem kleinen mit Platten ausgelegten Pfad den bewaldeten Hang hinauf. Eindrückliche Farnwedel säumen den Weg. Unter anderem wächst hier der seltene Königsfarn, der fast zwei Meter hoch wird. Fast bei jedem Schritt hört man Mauereidechsen im Laub rascheln. Gelegentlich wird das Geraschel deutlich lauter, wenn sich die etwas grösseren und schwereren Smaragdeidechsen zurückziehen. Mehrmals bekommt man die Chance, eine dieser wunderschönen blaugrün gefärbten Eidechsen auf einem Stein beobachten zu können. Bei der Lichtung Ronconaia hat man Aussicht auf die Bergketten des grünen und faltenreichen Centovalli. Dieses hat nicht nur 100, wie der Name vermuten lässt, sondern sogar 178 Seitentäler. In früheren Zeiten mussten viele Bewohner aus dieser kargen und wilden Region auswandern und arbeiteten als Hafenarbeiter in Livorno, als Kaminfeger oder Messerschmiede in anderen italienischen Städten. Auch heute suchen viele auswärts Arbeit. Auf dem nun flacheren nächsten Wegabschnitt bilden mächtige Kastanienbäume an heissen Tagen ein wohltuendes Schattendach. Wer bei Cavigliano gerne noch etwas weiter wandert, folgt der gurgelnden Melezza bis zu ihrem Zusammenfluss mit der Maggia. Das scheinbar überdimensionierte Flussbett Richtung See lässt erahnen, dass hier nach starken Regenfällen riesige Wassermassen fliessen.
Im Zeichen des Wassers Nr. 1069
Restaurant Simmenfälle • BE

Im Zeichen des Wassers

Es gibt Leute, die sind vom Flueseeli derart fasziniert, dass sie einen Verein gegründet haben, vor Ort eine Hütte unterhalten und mehrmals im Jahr den anstrengenden Weg dorthin unter die Füsse nehmen. Dieser steht im Zeichen des Wassers, er führt bereits am Anfang dem Wasserlauf unterhalb der Simmefäll entlang. Der Weg, der über Felsrücken, durch den Wald und über Treppenstufen führt, ist teilweise nass von der Gischt, und man muss vorsichtig aufsteigen. Oberhalb der tosenden Wassermassen, kurz vor der Alp Rezlibergli, wird das Terrain etwas flacher, und die letzten Schritte zur Alp können so richtig genossen werden. Auch hier führt der Weg entlang eines kleinen Bächleins. Ein grosser Höhepunkt sind die Wasserfälle «Bi de Sibe Brünne». Wenige Schritte vom Rezlibergli entfernt fliesst das Wasser in feinen Kaskaden aus der Felswand. Hier lohnt es sich, eine Pause einzulegen und dieses Naturschauspiel eingehend zu geniessen. Der Aufstieg zum Flueseeli durch die Felswände des Flueschafbergs bringt einen dann nochmals so richtig ins Schwitzen. Doch die knorrigen alten Lärchen am Wegrand und die mit Blumen geschmückten Felsbänder, die hier passiert werden, entschädigen für die anstrengenden Höhenmeter. Auch hier gilt es immer wieder, kleine Bäche und Lawinengräben zu passieren, bis man endlich oben auf der Terrasse des Flueseelis ankommt. Der Ausblick auf das Simmental ist überwältigend. Auch die Felsen hinter dem Seeli und das markante Ammertehore sind beeindruckend. Etwas weiter oben auf dem Flueseehöri bietet sich eine bessere Sicht auf das türkisblaue Flueseeli und die markanten Felswände. Die Faszination der Flueseeli-Fans wird nun leicht verständlich. Wer jetzt noch Energie hat, kann die Wanderung fortsetzen bis ganz hoch zum Rezligletscherseeli, bevor er auf demselben Weg wieder zurückkehrt.
Pioniere in der Grimsel Nr. 1070
Räterichsboden • BE

Pioniere in der Grimsel

Flechten sind klein und unscheinbar, beeindrucken aber, sobald man sich mit ihnen beschäftigt, wie auf der Familienwanderung zur Bächlitalhütte im Grimselgebiet. Diese beginnt auf dem Staudamm im Räterichsboden. Zwischen der orangefarbenen Zierlichen Gelbflechte (Xanthoria elegans) zeigt dort die gelbgrünliche Landkartenflechte (Rhizocarpon geographicum) eindrücklich, wie langsam Flechten wachsen: In den circa 70 Jahren, seit es die Mauer gibt, breitete sich jede einzelne Flechte nur wenige Millimeter aus. Der Blick rundherum lässt einen dann den Atem anhalten: Riesige, glatt geschliffene Felsen leuchten grün - sie sind mit der Landkartenflechte bedeckt. Kaum vorstellbar, wie alt diese Flechten sind - und nicht nur den Kindern kommt das Alter des eigenen, 70-jährigen Grossvaters plötzlich unbedeutend vor. Auf dem Weg zur Hütte zeigen neun einfache Posten (A-I) des Flechtenpfads die Faszination der Flechten auf - ohne dazugehörigen Flyer und das Büchlein mit einer Fotosammlung von Flechten bleiben die Geheimnisse allerdings verborgen. Der erste Teil der Wanderung führt meist über Felsentreppen bergauf. Auf circa 2100 Metern über Meer angelangt, durchwandert man eine kleine Schwemmebene. An deren Ende führt der markierte Bergwanderweg direkt nach Westen. Ein zweiter, unmarkierter Weg führt über Steinplatten weiter zum Bächlisee, wo sich die grosse Schwemmebene, der Bächlisboden, öffnet. Zum Bächlisboden führt auch der markierte Weg, allerdings nicht an den See. Die Ebene kann frei und gefahrlos traversiert werden - sie lädt auch ein zum Rasten, Baden und Bächestauen. Ein steiler Anstieg bleibt noch bis zur Hütte. Wer dabei nach rechts abbiegt, trifft auf ein idyllisches Seelein inmitten flechtenbewachsener Felsbrocken. Von der Hütte weiter ins Tal hinein führt ein Weg bis fast zur Zunge des Bächligletschers.
Auf mystischem Boden Nr. 1072
Saxeten, Schulhaus — Sulwald • BE

Auf mystischem Boden

Lässt der Wind in der Nacht die Türen knallen oder drückt das schlechte Wetter vom Kamm der Lobhörner herab, sagen die Leute, das sei der Alte Sulser, der von den Lobhörnern herabsteige. Und wenn das Licht günstig auf die markant in den Himmel ragenden Felsfinger fällt, meint man tatsächlich, im Grossen Lobhorn ein böse verkniffenes Gesicht zu erkennen. Dem alten Sulser, der früher auf der Alp Suls gelebt haben soll, passte der Bursche nicht, in den sich seine Tochter verliebt hatte. Und weil er sich der Liebe der beiden widersetzte, wurde er versteinert, zusammen mit seinem Hund, den man in dem flachen Felszacken rechterhand des Grossen Lobhorns erkennen mag. Doch auch für Leute, die nicht an die alten Sagen glauben, ist die Alp Suls hoch über dem Lauterbrunnental ein ergreifender Ort. Von Saxeten aus gelangt man zur Alp, indem man zunächst das Saxettal aufwärts zur Alp Nessleren geht. Bei Unterberg führt der Weg wieder talauswärts steil hinauf zur Bällenalp. Hinter der 2009 errichteten neuen Alphütte gilt es, den von den vielen Kühen zerstampften Boden zum Grat hin zu überwinden. Dort angelangt entdeckt man mit dem Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau aus nächster Nähe ein prächtiges Panorama. Ein Abstecher von 40 Minuten Wanderzeit zum Aussichtspunkt Bällenhöchst und zurück belohnt zudem mit atemberaubenden Tiefblicken auf den Brienzersee. Die nachfolgende Geröllhalde im Tschingel sollte wegen Steinschlaggefahr schnell gequert werden. Auf der Graskuppe angelangt, kann man schon bald die Lobhornhütte und die Lobhörner sehen. Die Landschaft rund um das Sulsseewli ist mystisch und lädt zum Verweilen ein. Ebenso der mit Moos und Farnen durchsetzte Märchenwald beim Abstieg nach Sulwald.
Sieben Köpfe in den Waadtländer Alpen Nr. 1074
Les Plans-sur-Bex — Derborence • VD

Sieben Köpfe in den Waadtländer Alpen

Die meisten Berge erhielten ihre Namen vor etwas mehr als 150 Jahren, als man sie erforschte und später bestieg. Doch bei Bex, da tragen Berge vermutlich schon lange Namen - und dazu noch äusserst kuriose. So zum Beispiel die Tête à Pierre Grept. Sie ist eine von sieben Têtes, die auf einer sieben Kilometer langen Gebirgskette liegen, die sich von Derborence bis zum Grand Muveran erstreckt. Den Ursprung ihres Namens scheint niemand in ganz Bex zu kennen. Ein Gämsjäger soll er gewesen sein, der Pierre Grept, vernimmt man schliesslich. Eine andere historische Quelle lenkt die Vermutung auf einen Mann, der 1749 seinen Gegner derart übel zugerichtet hatte, dass er vom Gericht zum Tod verurteilt wurde. Obwohl der Fall im Detail überliefert ist, bleiben Zweifel an dieser Version, die wiederum freien Lauf für eigene Vermutungen lassen. Diese Wanderung führt von Bex an der Tête à Pierre Grept vorbei nach Derborence. Von Les Plans-sur-Bex geht es der Avançon de Nant entlang nach Pont de Nant. Hier über die Alpstrasse weiter geradeaus, hinauf bis nach Le Richard. Etwas später zweigt der Wanderweg nach links zur Alp La Vare ab. Wer will, gönnt sich den Aufstieg zur Cabane de Plan Névé unterhalb der Tête à Pierre Grept, wer sehr bergtüchtig ist, wagt gar die weiss-blau-weisse Überquerung des Col des Chamois Nord. Dieser Vorschlag führt aber über La Vare sanft und stetig ansteigend zum Col des Essets und ebenso sanft wieder hinab zur Alp Anzeinde. Nun nach Osten über die Alpweide Le Plat zwischen den zerklüfteten Felsen des Diablerets-Massivs und den Hügeln von Les Crots. Dahinter spannt sich die Kette der sieben Têtes mit der Tête à Pierre Grept. Vom Pas de Cheville schliesslich führt der Weg steil hinunter zum Lac de Derborence.
Unterwegs im Fürstenland II Nr. 1050
Andwil — Wittenbach • SG

Unterwegs im Fürstenland II

Diese etwa dreieinhalbstündige Wanderung kombiniert bäuerliche Landschaften, weite Wälder, einen tollen Aussichtsberg und eine idyllische Flusswanderung zu einem Best-of des Fürstenlandes. Und zu alledem gibt es auch noch viel Spannendes aus der Geschichte zu sehen. Ausgangspunkt ist Andwil, und vom erhöht liegenden Dorf aus bieten sich weite Ausblicke über die gewellte Hügellandschaft des Thurgaus und zum lang gezogenen Seerücken. Sehenswert in Andwil ist der prächtige «Hirschen», der einzige Kreuzfirst-Riegelbau in der Ostschweiz. Etwa eine Stunde nach dem Start ist der Tannenberg erreicht. Er ist die höchste Erhebung im Fürstenland und bietet schönste Aussichten zum Alpstein, ins Toggenburg, ins Vorarlbergische und auch zum Bodensee. Sehr lohnend ist ein wenige Minuten langer Abstecher zum einem idyllischen Weiher östlich von Oberwil; nahe dem Ufer gibt es auch einen schönen Picknickplatz mit Feuerstelle. Die Hänge des Tannenberges sind mit weiten Wäldern bedeckt, und auch in diesen liegt viel spannende Geschichte versteckt. In ihm nämlich lebte viele Jahre Abt Bernhard vom Kloster St. Gallen als zurückgezogener Einsiedler - weil er jedoch bei der Kaiserwahl den «falschen» Kandidaten unterstützte, liess ihn der gewählte Kaiser im Jahre 890 vertreiben. Aus dieser Zeit stammt auch die sogenannte «Waldburg», an der die Wanderung kurz nach Bernhardzell nahe vorbeiführt. Hierher zogen sich die Mönche von St. Gallen und die zum Kloster gehörende Bevölkerung um 926 zurück, als die Hunnen einfielen. Ein Naturjuwel erwartet die Wanderer auf dem letzten Abschnitt der Tour; hier ist man auf mehreren Kilometern am verträumten Ufer der Sitter unterwegs, mit unzähligen Plätzchen zum Verweilen und Geniessen.
Unterwegs im Fürstenland I Nr. 1049
Hagenwil — Bischofszell • TG

Unterwegs im Fürstenland I

Das Fürstenland kann nicht mit Spektakulärem aufwarten - es hat keine schroffen Gipfel wie das Toggenburg im Süden, der Bodensee im Norden gehört auch nicht mehr dazu, und weder Schluchten noch Wasserfälle noch Kathedralen sind hier auszumachen. Doch genau dies ist das Schöne am Fürstenland: Es ist eine Region, die sich wunderbar für eine erholsame Wanderung in authentischer, stiller Ostschweizer Landschaft eignet. Dazu passt auch, dass weder die Länge noch die zu bewältigenden Aufstiege zu sehr fordern, allerdings beträgt der Hartbelagsanteil etwas mehr als ein Drittel. Und trotzdem, an der Strecke liegt einiges an Spannendem und Interessantem, Orte, die zu einer kleineren oder grösseren Pause einladen. Kurz nach dem Start steht am Dorfrand das Schloss Hagenwil, es ist heute das einzige Wasserschloss in der Ostschweiz; die Anlage stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im Dreissigjährigen Krieg von schwedischen Truppen geplündert. Heute ist es in siebter Generation in Familienbesitz und beherbergt ein Restaurant. Zwischen dem Weiler Blidegg und der Sitter, die hier in einem weiten Flussbett ihre Schlingen zieht, liegt am Wegrand die Kapelle Degenau, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Ihre lange und wechselvolle Geschichte spiegelt sich auch im gut ersichtlichen Stilmix, mit einem Kern aus der Romanik, einem Anbau mit gotischen Fenstern und schliesslich einer Emporenanlage in Fachwerk aus dem 19. Jahrhundert. Ein besonderes Naturjuwel sind die fünf idyl-lischen Weiher zwischen Wilen und Hauptwil. Sie wurden im 15. Jahrhundert für die Fischzucht angelegt und stehen heute unter Naturschutz. Am Uferweg und besonders auf dem Damm zwischen Hoorbacher und Gwand-Weiher gibt es die verträumtesten Picknickplätzchen.