Schweizer Wanderwege | Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Steinig durchs steile Tal Nr. 1084
Bignasco — San Carlo • TI

Steinig durchs steile Tal

Aus der Gebirgslandschaft des Basòdino kommend gräbt sich die wild schäumende Bavona ihr Tal durch eine bizarre Felswelt hindurch. Herabstürzende Felsmassen begruben hier Häuser unter sich, Überschwemmungen zerstörten Kirchen und ganze Siedlungen. Bis ins 16. Jahrhundert aber trotzten die Menschen den Naturgewalten und harrten in diesem unwirtlichen Lebensraum aus. Sie nutzten Felsbrocken und -platten, um kleine Gärten darauf anzulegen und sogenannte Splüi - Unterstände für ihre Tiere und Lager für ihre Vorräte - zu bauen. Die Winter verbrachten sie aber in Bignasco und Cavergno. Ab Mai führte sie der Weg wieder in die höher gelegenen Orte des Val Bavona, um ihr Vieh auf den Alpen weiden zu lassen. Noch im vergangenen Jahrhundert nutzten sie dort ihre Maiensässe. Erst 1956 wurde die Fahrstrasse gebaut. An der Brücke von Roseto erinnert eine Inschrift an eine von zahlreichen Überschwemmungen. Faedo und Sonlerto wurden immer wieder von Erdrutschen zerstört. Im Jahre 1992 blieben bei einem Erdrutsch in Faedo nur wenige Häuser stehen. Sonlerto ist auf den Überresten eines Erdrutsches entstanden. Wie ein Freilichtmuseum breitet sich diese wilde Landschaft mit den Refugien der Menschen heute vor dem Wanderer aus. Die Häuser dienen jetzt als Ferienunterkünfte. Und der Weg durch die zwölf Ortschaften des Val Bavona, vorbei am gewaltigen Wasserfall von Foroglio, ist der gleiche, den die Menschen heute noch jeweils am ersten Maisonntag in einer Prozession gehen. Er führt von Cavergno hinauf zum Oratorium von Ganarint. Am Ende des Tales liegt San Carlo. Von hier geht eine Seilbahn in die Gletscherregion des Basòdino. Zwischen den Palmen des Lago Maggiore und den Gletschern des Basòdino liegen nur wenige Stunden Fahrzeit mit Bus und Seilbahn.
Im gemütlichen Westen Nr. 1026
Chancy — Dardagny • GE

Im gemütlichen Westen

Wie viele Wanderungen im Kanton Genf geht es auch bei dieser Route von «Von Y nach Y» - von einem Ort, der auf Y endet, zu einem anderen Ort, der auf Y endet. Konkret: von Chancy nach Dardagny, das heisst an der französisch-schweizerischen Grenze und an der Rhone entlang, von Feldern zu Weinbergen. Dabei lässt sich die Rhone beim Ausgangspunkt in Chancy nur unterhalb des Weges durch die Bäume erahnen und in La Plaine beim Überqueren erblicken. Der Kanton ist klein und die Stadt Genf gross. Aber hier, am äussersten Zipfel der Republik, befinden wir uns auf dem Land, inmitten friedlicher und erholsamer Landschaft. Weit und breit nur Felder und Wiesen. Besonders gut zu sehen ist dies am Le Martinet, mit seinen vielen Abzweigungen, wo wir die Karte von Genève Rando genau studieren müssen, um den weiteren Weg zu finden. Die Landschaft ist hügelig. Im Westen bietet sich uns die Aussicht auf eine Schneise in der französischen Jurakette in Richtung Lyon. Zwischen den Feldern schlängelt sich eine wunderschöne Pappelallee. Der Weg führt uns durch Wälder und Felder, über Stock und Stein. Das Dorf Avully, das noch immer den Charme ländlicher Vergangenheit verstrahlt, lädt mit seinen Restaurants zu einer Rast ein. Die Wohnblocks von Gennecy im Westen von Avully scheinen dagegen - so weit von der Stadt entfernt - aus dem sonst ländlichen Rahmen zu fallen... Weiter geht es abwärts in Richtung La Plaine, wo sich der Sitz des bekannten Duftstoff- und Aromenherstellers Firmenich befindet - ein Flaggschiff der Genfer Industrie. Hier treffen wir wieder auf die Rhone. Wir überqueren eine funktionale Brücke ohne jeglichen Charme. Zum Glück erwarten uns auf der anderen Seite wunderschöne Weinberge. Nach einer kleinen Passage durch überraschend dichten Wald führt der Weg weiter an den gleichen Weinbergen entlang bis nach Dardagny, dem Ziel dieser Wanderung. Vor der Heimreise lohnt es sich, einen Blick auf das prächtige Schloss von Dardagny zu werfen, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurückreichen.
Totale Entschleunigung am Säntis Nr. 1022
Gamplüt • SG

Totale Entschleunigung am Säntis

Im Schneckentempo schaukelt die Gondel über die Wiesen. Bald schon ragen hinter den Tannen kühne Felsen hervor: der Schafberg und weiter hinten der Altmann. «Das ist das schöne an der Gegend rund um den Säntis», sagt einer der Gäste in der Sechsergondel, «der Alpstein ist urig und lieblich zugleich». Schlohweisses Haar bekränzt sein braun gegerbtes Gesicht, bergseewasserblau leuchten die Augen. «Es ist ein Wandergebiet für den Hosensack», ergänzt die Frau neben ihm. Ein charmanter Einstieg in den Wandertag: Die Gondelbahn nach Gamplüt ist Entschleunigung pur. Sie ist auch die bisher einzige Anlage der Schweiz, die mit Solarstrom betrieben wird. In Gamplüt teilen sich die Wege. Nordwärts geht es über die liebliche Alp, dann links in einen lichten Laubwald und auf dem Forstweg hinab nach Alpli. Dort folgt der Blick dem Wasser der Säntisthur hin zu den Churfirsten, die hier wie die Leiber gigantischer Walrösser nebeneinander liegen: Eine Verschnaufpause, bevor der Weg sich im Zick-Zack gut 1000 Höhenmeter zum Grat hochschraubt, hinein in den Alpstein. Hinter Lauchwiss, an der Nordseite des Stoss, wird es ein kurzes Stück exponiert, doch bald schon erreicht man den Stosssattel. Zurück auf der Südseite des Grats taucht der Weg ab in eine karstige Mondlandschaft und verläuft unter den mächtigen Silberplatten, an denen sich Kletterer gerne abmühen. Wieder auf dem Grat oben, gelangt man bald zum Gasthaus Tierwis. Drei Möglichkeiten gibt es hier: Übernachten und die Wanderung auf zwei Tage verteilen, in dreissig Minuten rüber zur Säntisbahn und der Zwischenhaltestelle Stütze, oder doch den Rundweg weiter, über ein weiteres eindrückliches Karrenfeld und zurück zu der gemütlichen Gondel bei Gamplüt.
Im Kuhland auf Vrenelis Spuren Nr. 1020
Guggisberg — Zollhaus • BE

Im Kuhland auf Vrenelis Spuren

Guggisberg liegt idyllisch eingebettet zwischen saftigen grünen Wiesen. Gerade einmal 1700 Einwohner leben in der weitverzweigten Gemeinde, der Dorfkern mit der pittoresken Kirche ist überschaubar. Stündlich spuckt das Postauto ein paar Touristen aus, denn vor allem aus der nahen Stadt Bern ist Guggisberg ein beliebtes Ausflugsziel. Das bekannte Guggershörnli ein oft angesteuerter Aussichtspunkt. Für einmal soll aber der markante Fels links liegen gelassen werden: Am Friedhof vorbei steigt der Weg durch Wiesen ab bis Laubbach. Würde man hier der Teerstrasse nach rechts folgen, und in Hirschmatt links abbiegen, käme man zum Keltenhaus, wo jährlich Mitte August ein dreitägiges Keltenfest mit Bands und Handwerkskunst stattfindet. Der Wanderweg quert aber die Teerstrasse und steigt nun durch Wiesen an. Man passiert wie zufällig hingewürfelte Bauernhäuser und friedlich grasende Kühe. Nach einiger Zeit führt der Weg in den Schatten spendenden Wald. Die Vögel zwitschern, kein Motorenlärm stört die Stille, einzig Kuhglocken sind zu hören. Mitten im Wald gibt es nämlich eine grosse Lichtung, wo mehrere Kuhherden gesömmert werden. Erst bei Brönnti Egg öffnet sich die Sicht auf die Freiburger Alpen erneut - und auch hier, Kuhglockengebimmel von allen Seiten und mehrere Viehgatter, die bezwungen werden müssen. Nur Menschen sind keine zu sehen, diese machen sich hier rar. Der Weg steigt nun ziemlich steil durch Wiesen ab, er trifft unten im Tal bei Zollhaus auf die grosse Strasse, die von Plaffeien an den Schwarzsee führt und einen unmittelbar aus dem Kuhland zurück in die Realität befördert.
Sagenlandschaft in Zürichs wilder Ecke ZH Nr. 1106
Wald (ZH) — Steg • ZH

Sagenlandschaft in Zürichs wilder Ecke ZH

Ein fahrender Schüler erschien einst einem Bauern im hintersten Tösstal. Er sei auf der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz vom Mondmilchgubel. Der Bauer willigte ein, den Fremden zu diesem abgeschiedenen Ort im dunklen Wald zu führen. Schlag Mitternacht trafen sie am Felsbogen ein. In der Fluh schimmerte ein eisernes Tor. Der rätselhafte Schatzsucher schärfte seinem Begleiter ein, von nun an keinen Ton mehr von sich zu geben. Dreimal klopfte er an die Pforte, und lautlos schwang sie auf … Wer das Städtchen Wald hinter sich lässt, betritt im Sagenraintobel unvermittelt eine verwunschene Umgebung aus Moos, Farnen und dem rauschenden Bach. Bänke und Feuerstellen laden hier allenthalben zum Verweilen ein. Hinter dem Parkplatz Wolfsgrueb beginnt indes endgültig eine urtümliche Welt. Tief eingeschnitten sind die Quelltäler der Töss. Steile Wälder und hochragende Nagelfluhwände prägen dieses Gelände im wilden Hinterland von Zürich. Der Mondmilchgubel aus der Sage ist schwer zugänglich. Mindestens so eindrücklich und gut erschlossen präsentiert sich jedoch die nahe Brandenfelshöhle, die über einen Pfad rechts vom Wanderweg erreichbar ist. Hinter einem Wasserfallschleier findet sich hier eine fein eingerichtete Raststelle im Fels, wo Brunnen, Tisch, Bänke und eine Feuerstelle mit Grill zur behaglichen Einkehr unter dem Naturgewölbe des Gubels anregen. An diesem wildromantischen Ort kann der Überlieferung um den sagenumwobenen Goldschatz hinter dem Felsentor authentisch nachgelebt werden. Ein steiler Pfad führt später auf die Höhe des Hüttchopfs, welche einen imposanten Rundblick über die Chrächen und Eggen des Tösstales gewährt. Vom Talgrund nebenan steigen bereits wieder die Geräusche der Menschenwelt auf und holen einen unwillkürlich zurück aus der magischen Landschaft des Mondmilchgubels.
Ein frevelnder Jäger im Kiental BE Nr. 1107
Griesalp • BE

Ein frevelnder Jäger im Kiental BE

Hannes Schnyder war einst ein leidenschaftlicher Jäger im hinteren Kiental. Anstatt seinen Eltern auf Hof und Alp zur Hand zu gehen, streifte er rastlos durch die Bergwilde und stellte den scheuen Grattieren nach. Einmal begegnete er hoch oben im menschenleeren Gebirge einem seltsamen grün gewandeten Gesellen, der ihm einen Pakt anbot. Kein Schuss sollte dem jungen Heisssporn künftig mehr fehlgehen, wenn er sich nur an die Bedingungen halte … Bereits die Anfahrt auf die Griesalp ist ein sagenhaftes Abenteuer. Auf der steilsten Postautostrecke Europas kriecht das Gefährt auf engen Kehren bergan. Hinter der Griesalp öffnet sich bald eine Hochgebirgslandschaft par excellence. Mächtige Berggestalten wie die Wilde Frau, der Zahme Andrist und das Gspaltenhorn beschirmen den vergletscherten Talabschluss. Kein Wunder, dass der Jäger aus der Sage in diesem Gelände seines Handwerks nicht müde wurde. Ob er seinen Pakt mit dem verschlagenen Berggeist auf der Bundalp geschlossen hat? Wie den Waidleuten von einst fordert die Höhendifferenz auch von den Sagenwanderern ihren Tribut an Schweisstropfen. Der Ausblick in den Felsenkessel des Gamchi hinab belohnt dafür reichlich. Schroffe himmelragende Felswände ringsumher, wo sich das Wild und seine Heimsucher tummeln können. Heutzutage schlagen hier Adler, Luchs und Bartgeier Beute, für menschliche Jäger ist im ganzen Gebiet der Jagdbann verhängt. Dafür gibt es im Gamchi sagenumwobene Orte wie das Martinskilchli und die Wallisbrücke zu entdecken. Ein ausgeschilderter Sagenweg nimmt sich ihrer an. Und wer nach der Ankunft auf der Griesalp noch nicht genug hat von kraftvoller Gebirgsnatur, kann dem Wildwasserweg entlang bis nach Tschingel absteigen, wo das Postauto ebenfalls haltmacht.
Felszinnen und Zauberwälder im Val Colla TI Nr. 1108
Cimadera — Brè • TI

Felszinnen und Zauberwälder im Val Colla TI

Im wilden Hinterland von Lugano trieb einst eine garstige Wetterhexe ihr Unwesen. Mit entfesselten Naturgewalten suchte sie die Bewohner der Waldhügel heim. Die verängstigten Wesen verkrochen sich, nur noch die Hasenkönigin bot dem Zauberweib Paroli. Sie berief alle Geschöpfe des Tales zu einem geheimen Rat ein und kündigte an, dass sie in die Ferne ziehen würde, um Hilfe zu holen. Ein Jahr später kehrte sie mit einem mächtigen Gefährten zurück… Aufbruch im pittoresken Tessiner Bergdorf Cimadera. Der Weg führt zunächst durch Birkenhaine und einen Wald knorpelig verwachsener Buchen, welche die Fantasie anregen. Trinkwasser auffüllen in einem der Brunnen am Wegrand lohnt sich, da es weiter oben keine Wasserstellen mehr hat. In der Capanna Pairolo des SAT kann übernachten, wer eine lange Anreise hinter sich hat. Oberhalb der Hütte erstreckt sich an der Grenze zu Italien ein bizarrer Zauberwald, der die schroffen Kalkfelstürme der Denti della Vecchia umwuchert. Als hätte sich hier eine Schar hünenhafter Gestalten auf den Grenzkamm gesetzt. In diesem verwunschenen Gelände zeigen sich die Launen der Wetterhexe manchmal überraschend. Einmal dem Bann der felszähnigen Alten entronnen, können müde Wanderer in der Alpe Bolla gemütlich einkehren. In der Umgebung stehen etliche majestätische Buchen von hohem Alter. Buchen mit lebhaften Wuchsformen sind es auch, die den Abstieg nach Brè begleiten. Dieses beschauliche Dorf ist ein beliebtes Ausflugsziel und mitunter rege besucht. Wer die Wanderung mit einem fürstlichen Ausblick auf das Luganese und seinen See krönen will, erwandert in zusätzlichen 30 Minuten den Monte Brè. Vom «sonnigsten Gipfel der Schweiz» führt eine Standseilbahn an den Stadtrand von Lugano und zurück in die Zivilisation.
Das Hardmännliloch an der Ramsflue AG Nr. 1109
Staffelegg — Breitmis • AG

Das Hardmännliloch an der Ramsflue AG

Einstmals arbeiteten zur Erntezeit zwei junge Schnitterinnen auf dem Kornfeld. Unvermittelt entdeckte eine von beiden eine dicke Kröte zwischen den Ähren. Sogleich wollte sie das behäbige Geschöpf mit ihrer Sichel erschlagen, da fuhr ihre Schwester dazwischen. «Siehst du nicht, dass dieses Tierchen trächtig ist?» Die andere lachte und sprach belustigt zur Kröte: «Wenn du eine Gotte für dein Kindchen brauchst, dann rufe mich beizeiten zur Taufe.» Zu Hause erzählten die Mädchen von ihrem Erlebnis. Die Mutter runzelte besorgt die Stirn. «Da hast du dein Maul wieder mal voll genommen, Kind, und weisst nicht gegen wen…» Die Reise in das Reich der Härdlütli kann wahlweise von der Staffelegg oder vom Bänkerjoch (schön eingerichtete Brätlistelle im Buchenwald) aus angetreten werden. Die Wasserflue ist leicht zu erwandern und bietet bei klarem Wetter eine überwältigende Sicht über das zentrale Mittelland zum Alpenbogen. Tiefe Klüfte im Gelände führen der Sage zufolge bis in die Unterwelt hinab, während der moderne Funkturm himmelwärts in den Äther fingert. Am verträumten Weiler Hard vorbei geleitet der Pfad zur Felsenkanzel der Ramsflue, wo früher die Zwerge gehaust haben sollen. Beim nahen Hardmännliloch können sich Mutige dem engen gewundenen Schlauf entlang in die Tiefe des Jurakalkfelsens hineinwinden (der Boden ist nass und lehmig) und den Zugang zum verborgenen Schloss der Härdlütli suchen. Unterhalb der Flue befand sich früher eine weithin bekannte Heilquelle, das Laurenzenbad. Die Schwestern des Klarissenklosters bieten hier während der Sommermonate jeweils am Samstagnachmittag Kaffee und Kuchen an. Wen es nochmals nach Weitsicht und Höhenluft gelüstet, steigt auf die Salhöhe und nimmt dort das Postauto. Anderenfalls findet sich in Breitmis unweit der vormaligen Badeanstalt eine Bushaltestelle für die Rückreise.
Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU Nr. 1105
Bourrignon — Pleigne • JU

Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU

Zu Beginn der Maienzeit, als die Unbilden des Winters endgültig ausgestanden waren, schickte die Druidenpriesterin von den Jurahöhen einen ausgewählten Jüngling über Land. Er war ganz in Grün gekleidet und schwenkte einen blühenden Weissdornzweig in der Hand. Auf einem festlich aufgezäumten Schimmel ritt er durch die Dörfer der Ajoie und verkündete den angebrochenen Wonnemonat. Die schönste Jungfrau der ganzen Lande sass hinter ihm auf der Kruppe und sang die frohen Sommerweisen … Es gibt Orte in unserem Land, die entrücken einen mit ihrer Atmosphäre ohne weiteres Zutun wie von selbst in sagenumwobene Sphären. Zu ihnen gehört der Kalksteinmonolith «La fille de mai» unweit der elsässischen Grenze. Wie eine versteinerte Frauengestalt erhebt er sich 33 Meter hoch aus dem steilen Buchenwald. Für die keltische Urbevölkerung verkörperte er einst die Landesgöttin Maïa. Von unserem Ausgangspunkt Bourrignon aus ist er schon von Weitem erkennbar. Vor dem Besuch der antiken Göttin führt der Pfad aber zunächst auf die hohen Kreten des nördlichen Jura, durch verwunschene Wälder aus knorrigen Buchen und Stechpalmen. Weit schweifen die Blicke von der Felsenkanzel der Grande Roche über die topfebene Ajoie. Auf den Höhenflug folgt das Eintauchen: In der tiefen Klus von Lucelle spiegelt sich die alte Abtei geheimnisvoll im stillen Weiher. In der Nähe führt ein Abstecher zu einer kleinen Grotte oberhalb des Wanderweges, die selbst die Stimmung eines alten Kultplatzes verströmt. Wie geschaffen, um hungrigen Mägen hier etwas Wegzehrung zu gönnen. Am Forstweg durch die Côte de Mai weist schliesslich ein hölzerner Wegweiser auf den Göttinnenfelsen hin, der nur durch einen schmalen Pfad zugänglich ist. Noch heute weht eine Aura längst vergangener naturmythischer Sakralfeiern über diesem geheimnisvollen Ort.
Eine eiskalte Sommergeschichte Nr. 1073
Klöntal, Plätz — Rhodannenberg • GL

Eine eiskalte Sommergeschichte

Im Klöntal gibt es zwei eisige Geschichten - die eine ist Vergangenheit, die andere süsse Gegenwart. Die erste beginnt im Winter 1862, als Gabriel Leuziger mit der Säge Eisblöcke aus dem gefrorenen See heraustrennt. Er bringt sie nach Netstal und bewahrt sie dort gut isoliert auf. Er wird ausgelacht. Aber nur, bis die Leute realisieren, welch riesiges Geschäft sich da auftut. Zehn Jahre später stehen mehrere Hundert Arbeiter mit Pickeln, Sägen, Seilen und Haken auf dem gefrorenen See und laden Unmengen von Eis auf Pferdefuhrwerke. Bierbrauereien, Hotels, Spitäler, selbst Ozeandampfer in aller Welt sorgen für Nachfrage. Im Frühling, wenn der Wasserstand des Klöntalersees tief ist, sind bei Unter Herberig heute noch Mauern von damaligen Häusern zu sehen: In diesen Gletscherhütten lagerte das Eis, das erst im Sommer ausgeliefert wurde. Das Geschäft florierte, bis in den 1950er-Jahren der Kühlschrank erfunden wurde. Die Idee mit dem Eis aufgenommen hat André van Sprundel. Seit über 25 Jahren fährt der findige Hotelier des Rhodannenbergs im Sommer mit seinem «Ice Dream Express» über den See und versorgt Wandernde und Badende mit süssem Eis. Schon von Weitem ist das farbige Boot zu sehen, viele warten bereits auf den süssen Ruf des «Glacemaa». Viel Zeit hat er nicht für seine Tour, die Glaces schmelzen in der Kühlbox nach wenigen Stunden dahin. Das Boot ist der süsse Höhepunkt einer idyllischen Familienwanderung dem Klöntalersee entlang. Sie beginnt hinter dem Restaurant Im Plätz am westlichen Ende des Sees. Einmal auf dem markierten Weg, kann man sich kaum mehr verlaufen. Ohne Höhenmeter führt die Wanderung grossteils durch den schattigen Wald, vorbei an Badeplätzen, einem Wasserfall und dem Bärentritt, wo die Kriegskasse des russischen Generals Suworow seit 1799 im See liegen soll - im Sommer wie im eisigen Winter.
Ein Blick auf Babelis Welt 1 Nr. 1075
Start point — Schönengrund • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 1

Da liegt rechts das Toggenburg, links das Appenzellerland. Auf dem Wilket betrachtet ein Wanderer all die Hügel, die ihm zu Füssen liegen, und stellt fest: «Würde man mit dem grossen Bügeleisen über diese Landschaft fahren, wäre sie glatt dreimal so gross.» Der Neckertaler Höhenweg führt auf seiner ersten von drei Etappen von Mogelsberg zur Wilkethöchi und dann über das Bergrestaurant Bergli und über weitere Aussichtspunkte nach Schönengrund. Das Neckertal gehört nicht zu den grossen touristischen Regionen der Schweiz und konnte darum seine landschaftliche Unschuld bewahren, darin liegt auch sein Reiz. Und weil die Dörfer und Höfe noch erscheinen wie vor über 100 Jahren, erinnert die Szenerie wie kaum woanders an die Appenzeller Bauernmalerei. Eine grosse Meisterin dieser Volkskunst war Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner (1831-1905), genannt «Babeli Giezendanner». Sie malte besonders detailreich, eigentliche Wimmelbilder. Babeli Giezendanner wird heute von Kunstsammlern teuer gekauft, in ihrer Zeit aber kämpfte sie als alleinerziehende Witwe in einem rastlosen Leben stets um ihre Existenz. Nach Mogelsberg sind die Hügel zunächst noch rund und weich, auch nicht allzu hoch. Schon nach wenigen Kilometern aber werden die kleinen Täler schroffer und die Erhebungen kantiger. Im Toggenburg liegen die Alpen tief, der alpine Charakter setzt sich schon auf 800 Höhenmetern durch. Im Berggasthaus Alp Wimpfel macht am Wochenende eine erste Stärkung Sinn, danach beginnt der Aufstieg auf die Wilkethöchi. Die Route führt dann in schönem Auf und Ab durch die typische Streusiedlungslandschaft mit schmucken Bauernhäusern. Vor Schönengrund sind die Hügel dann wieder kleiner - rund und weich wie die Seelen der ansässigen Bauern.
Ein Blick auf Babelis Welt 2 Nr. 1076
Schwägalp — Hemberg • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 2

Von der Schwägalp führt die dritte Etappe des Neckertaler Höhenwegs auf einem Höhenzug über beinah 20 Kilometer nach Hemberg. Im dortigen Armenhaus starb 1905 die Bauernmalerin Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner, im Toggenburg «s Giezedanners Babeli» genannt, nach einer Odyssee der Armut, die sie malend und zeichnend durchs Toggenburg geführt hatte. Am besten startet man auf der Passhöhe Schwägalp. Ein Weg führt durch das Moor zum Chräzerenpass, von wo aus ein Fahrweg zur Alp Horn verläuft. Hier ist das Neckertal erreicht. Der Weg führt nun oberhalb des Ofenlochs, einer imposanten Nagelfluhschlucht, zur Ellbogen-Alp. Der Aufstieg zum Hinterfallenchopf kostet an der Sonne einige Schweisstropfen. Dafür entschädigt eine famose Sicht auf den Säntis und über das Toggenburg bis zu den Alpen. Nach einer ausgiebigen Rast geht es zur Chloster* alp hinunter. Der Aufstieg zur Gössigenhöchi ist teilweise weglos, aber kaum zu verfehlen. Über den Bergrücken wird der Aussichtspunkt mit Sitzbänken erreicht. Eine Rast gibt Kraft für den Abstieg über einige Kehren nach Ritteren. Durch den Wald weiter nach Grundlosen hinunter, dort ein kurzes Stück der Strasse entlang, und bald führt ein Wald- und Wiesenweg, der sehr nass sein kann, der Schlattegg entlang nach Bendel. In diesem Weiler kam «s Giezedanners Babeli» 1831 zur Welt. Entsprechend reich ist ihr Werk an Häusern, Dorfansichten und bäuerlichen Szenen rund um Hemberg und Kappel. Im Bendel trifft man auf das einzige Restaurant der Tour, den «Sternen», gleich rechts davon stand Babelis mutmassliches Eltern- und Geburtshaus. Vor dem Weiler führt der Fahrweg in den Wald und bringt den Wanderer an Riegelschwendi vorbei nach Hemberg. Früher hatte die Mousseline-Weberei hier oben grosse Tradition. Sie gab auch der alleinerziehenden Witwe Babeli einen unverzichtbaren Zusatzverdienst.
Einsame Pässe zwischen Scuol und Vinschgau Nr. 1023
Gurlaina — S-charl • GR

Einsame Pässe zwischen Scuol und Vinschgau

Wer am Anreisetag noch einen Hüttenaufstieg unternehmen möchte, der wandert am Nachmittag von Scuol hinauf zur Chamonna Lischana. Schon von Scuol aus ist sie auf einem Felssporn zu sehen. Es ist ein erhabenes Gefühl, in diesem Adlerhorst zu übernachten und anderntags auf den Weg zur Sesvennahütte aufzubrechen. Wer die Wanderung lieber am morgen früh in Scuol beginnt, der schafft es auch in einem Tag bis zur Sesvennahütte, hat aber einen recht sportlichen Wandertag vor sich. Über den letzten Bäumen im Val Lischana empfängt eine steinige Welt die Wanderinnen und Wanderer. Nicht von ungefähr wird diese Region auch Unterengadiner Dolomiten genannt, erinnern doch die zerrissenen Berge und die weiten Schutthalden eher an die Ostalpen. Besonders eindrücklich ist die Überschreitung der Fuorcla da Rims, wenn sich auf einmal ein scheinbar unendlicher Weitblick auf Bergketten öffnet und etwas unterhalb des Passes die Seenplatte der Lais da Rims in der Sonne schimmert. An diesen Seen vorbei schlängelt sich der Bergweg hinunter, mehr und mehr auch wieder über karge Bergmatten, zum Schlinigpass und zur Sesvennahütte auf italienischem Boden. Der Weg von der Hütte zur Fuorcla Sesvenna gewinnt rasch an Höhe. Ab einer Verzweigung (P. 2529) verläuft der Weg ein Stück weit ziemlich steil und abschüssig entlang einer Rinne. Bei Schnee oder Vereisung ist hier Vorsicht geboten. Das lange, einsame Val Sesvenna bietet nochmals einige landschaftliche Höhepunkte: türkis schimmernde Bergseen, ein mächtiger Blockgletscher, mäandrierende Bäche, Bergflanken voller Latschen und immer wieder die Sicht auf zerklüftete Gipfel. In S-charl, wo das Val Sesvenna und die Wanderung enden, stehen gleich mehrere einladende Gasthäuser. Bevor das Postauto zurück nach Scuol fährt, locken die Sonnenterrassen mit Kaffee und Engadiner Nusstorte.
Die Schlucht der Tamina Nr. 1011
Bad Ragaz • SG

Die Schlucht der Tamina

Diese Wanderung ist besonders für Familien oder Gruppen, in welchen verschiedenste Geschmäcker zufriedengestellt werden sollen, geeignet: Kultur und Natur, flach und steil, sonnig und schattig, anstrengend und entspannend, Picknick und Restaurant, sowie zwei Reisen in die Vergangenheit - all dies kann man innerhalb eines Tages um die Taminaschlucht erleben. Aber erst einmal der Reihe nach. Am Dorfausgang von Bad Ragaz führt der gemütliche und breite Wanderweg durch den Wald, der Tamina entlang. Der Weg ist für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet, und auf etwa halber Strecke trifft man auf eine Schweizer Familie-Feuerstelle - der perfekte Familienausflug. Wer nach einer Stunde zum Alten Bad Pfäfers bereits genug gewandert ist, nimmt hier das Postauto zurück (solche Gelegenheiten ergeben sich übrigens während der gesamten Wanderung immer wieder). Aber bitte erst, nachdem entweder das Badmuseum, Klostermuseum und die Kapelle im Alten Bad (freier Eintritt) oder die Taminaschlucht (5 Franken Eintritt am Automaten, Hundeverbot) besichtigt wurden. Auf dem gut ausgebauten Schluchtweg erlebt man die Kraft der wilden Tamina hautnah. Blickt man nach oben, kann man nachvollziehen, warum die damals an einem Seil heruntergelassenen Kranken Augenbinden trugen; die Schlucht ist tief und dunkel. Das 36°C warme Wasser weckt müde Wandergeister hoffentlich wieder, denn als Nächstes geht es bergauf. Nach Überqueren der Naturbrücke führt eine steile Treppe bei Ragöl aus dem Wald hinaus. So geht es über Wiesen und an Feldern entlang nach Pfäfers. Hier sollte man die Abzweigung zur Ruine Wartenstein nicht verpassen! Dort findet man nicht nur eine weitere Picknickmöglichkeit, sondern auch einen hinreissenden Ausblick übers Tal und die Ruine lässt einen in vergangenen Zeiten schwelgen. Nach einer solchen Zeitreise ist der Abstieg nach Bad Ragaz ein Klacks.
Ein Geisterschatz am Sihlseeli SZ Nr. 1102
Vorder Richisau — Studen • GL

Ein Geisterschatz am Sihlseeli SZ

Einst stieg ein junger Bursche aus dem Ybrig in einer frostigen Karfreitagsnacht zum Sihlseeli hinauf. Er hatte gehört, dass demjenigen unermessliche Schätze gebühren, der das Echo vom Lauiberg erlösen kann. Sein Rufen widerhallte von Fels und Schnee. Der See war seltsamerweise nicht gefroren. Unvermittelt löste sich eine Nebelwolke aus einer Kluft in der gegenüberliegenden Wand. Bald formte sich daraus eine feenhafte Gestalt mit einem goldumlockten Gesicht. Dem Jungen entfuhr bei diesem Anblick ein lauter Seufzer. Sogleich verwehte die Erscheinung wieder und nur eine Spur aus goldenen Fussstapfen blieb auf der Wasseroberfläche zurück … Ist Ihnen bekannt, dass weit oberhalb des gestauten Sihlsees noch ein kleines Sihlseeli verborgen liegt, das als Wiege des gleichnamigen Flusses gilt? Und wussten Sie, dass der Lauiberg wirklich ein ganz markantes Echo zurückwirft? Dreimal hallt es wieder. In gewissen Nächten angeblich sogar viermal. Den Zugang zu diesem weltfernen Ort muss man sich freilich verdienen. Der Aufstieg von der Schwelaui im Klöntal kostet viel Schweiss. Dafür locken der Genuss einer kaum berührten Bergwelt abseits ausgetretener Pfade und sagenhafte Ausblicke in die Glarner und Schwyzer Bergwelt. Die Felsen scheinen regelrecht lebendig zu sein hier oben, kein Wunder, tragen ihre Gipfel so klangvolle Namen. Ein weiterer ruppiger Aufstieg führt auf die Alp Hinterofen inmitten einer urtümlichen Karstlandschaft (Achtung: Wegmarkierungen im Auge behalten). Wer hier hirtet, muss wahrhaft per Du sein mit wundersamen Wesen. Ein abwechslungsreicher Abstieg mit Blick auf den grossen Sihlsee führt schliesslich stufenweise 800 Höhenmeter tiefer nach Studen. Wer möchte hier schon in der Karfreitagsnacht durch den tiefen Schnee stapfen?
Sagenhöhle im Naturpark Gantrisch BE Nr. 1103
Riffenmatt — Süftenen Schutzhütte • BE

Sagenhöhle im Naturpark Gantrisch BE

Einst fand ein Hirtenknabe ein Bildnis der Feenkönigin Helva. Er verspürte unendliche Sehnsucht nach ihr und machte sich auf die Suche nach ihrem verborgenen Schloss am Helisee. Nachdem er lange Zeit erfolglos durch die Wildnis gestreift war, erschien Helva dem Hirten und lud ihn in ihr Reich tief unter der Erde ein. Die Feenkönigin stellte ihrem Gast eine einzige Bedingung, und er gelobte, sich immerzu daran zu halten. Durch ein Höhlentor betraten sie Helvas Wunderwelt. Bald begann sich jedoch Neugierde im Herzen des Jünglings zu regen, und er brach sein Versprechen… Am Fuss des Horbüelpasses breitet sich eine urwüchsige Waldlandschaft aus, in der es hinter jedem Felsen und unter jeder Wurzel zwärgelet. Wer unbeirrt auf dem Weg bleibt, gelangt bald auf die Höhe des Hügelzuges, wo sich freie Sicht über die ganze Westschweiz öffnet. An der Oberen Hällstett erinnert eine Gruppe hochragender Felsen an archaische Menhire. Dem Grat entlang führt der Panoramaweg zum nahen Horbüelpass und weiter zum sagenumwobenen Cheeserenloch (Wegweiser beachten). Hier soll sich der Überlieferung zufolge ein Eingang in das Feenreich Helisee befinden. Die Höhle ist mit gebührender Vorsicht zu begehen (Kerzenlicht schätzen die Zwerge dabei ungleich mehr als grelle Taschenlampen). In der Nähe lädt ein Picknickplatz zum Verweilen ein. Auf der Pfyffe entzücken immer wieder neue Weitblicke zum Jura und zur Voralpenkette. Der letzte Wegabschnitt führt zu einer einmaligen Attraktion im Naturpark Gantrisch: Der Sturmholzsteg überspannt hier eine Windwurffläche des Lotharsturmes, wo seit 15 Jahren alleine Mutter Natur regiert und einen voralpinen Urwald heranwachsen lässt. Ob da die Feenkönigin und ihr elbisches Gefolge ihre Zauberhände im Spiel haben?
Rund um die Sibe Hängste Nr. 1081
Innereriz • BE

Rund um die Sibe Hängste

Das Seefeld nördlich des Thunersees ist eine mit Sagen reichlich beglückte Gegend. Wer die Baumlandschaft durchstreift, kann sich gut vorstellen, dass hier nicht immer alles erklärbar ist. Die goldfarbenen Herbstwiesen sind durchsetzt mit grossen, löchrigen Felsplatten und Hügeln mit Heidelbeerstauden. Dass hier Hexen und Teufel um ein Feuer tanzen und drei hiesige Brüder verleiten, Verbotenes zu tun, ist gut nachvollziehbar. Die drei hatten sich nicht an das Verbot gehalten, ihre Liebhaberinnen am Freitag in der abgelegenen Hütte oberhalb Habkern nicht zu besuchen. So beobachteten sie, wie diese mit Besen durch den Kamin wegflogen. Sie taten es ihnen gleich und landeten an besagtem Fest, wo ihnen ein Trank gereicht wurde. Zwei der Brüder tranken ihn, der dritte nicht und wurde flugs vom Donnerschlag getroffen. Wieder erwacht, trat ihm ein grüner Mann entgegen. Auf seinen Schultern hatte er eine Stange mit acht identischen Raben, darunter die verzauberten Brüder. Der dritte Bruder erkannte und erlöste sie: Zwei der Raben hatten Tränen in den Augen. Mit solchen Ge-schichten im Kopf ist die anspruchsvolle Wanderung rund um die Sibe Hängste doppelt aufregend. Zu Beginn ragen diese zur Linken hoch auf, rechts thront der Burst, und vorne lockt die halbrund geschwungene Sichle. Nach dieser geht es hinunter ins Justistal nach Hinterberg mit seiner Besenbeiz. Der Weg hinauf in das Naturschutzgebiet Seefeld führt durch ein friedliches Tal, von dem aus der Niesen gut zu sehen ist. Bei Mittlers Seefeld lohnt sich der Abstecher hinauf zum Tropfloch: Darin ist der Drache zu hören, welchen der heilige Beatus vor langer Zeit vertrieben und in den Thunersee gejagt hat. Einige Meter weiter westlich bietet sich ein eindrücklicher Ausblick über den Abgrund hinaus auf die malerischen Karrenfelder, bevor der Rückweg nochmals durch die sagenumwobene Gegend führt.
Von La Corbatière nach La Sagne Nr. 1151
La Corbatière — La Sagne • NE

Von La Corbatière nach La Sagne

Der Neuenburger Jura ist perfekt für das Wandern mit Schneeschuhen geeignet: Das weite Hochland liegt auf schneesicheren 1000 m Höhe und wird von breiten, sanft abfallenden Hügelrücken gegliedert. Verschiedene signalisierte Schneeschuhrouten durchziehen denn auch das sanft gewellte Bergland. Die Gegend ist zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch aus der Deutschschweiz rasch erreichbar. Die lang gezogene Kuppe des Communal trennt die Stadt La Chaux-de-Fonds vom südlich gelegenen Vallée de La Sagne. Während die Flanken des Hügels dicht bewaldet sind, wird sein Rücken im Sommer als Weideland genutzt. Locker verstreute Bestände von mächtigen Tannen zieren die weiten, im Winter tief verschneiten Wiesen - die Landschaft vermittelt eine wohltuende Weite. Abgesehen von ein paar Ställen gibt es hier keinerlei Gebäude. Von der Bahnstation La Corbatière geht es auf einem Strässchen einige Schritte hoch. Während die Langlaufloipe in weiten Kehren in die Höhe führt, zweigt der signalisierte Schneeschuhpfad zum Wald ab und steigt dort in gerader Linie hangaufwärts. Die Anstrengung ist von kurzer Dauer, denn schon bald erreicht man die breite Hochebene des Communal. Hier führt die Route in südwestlicher Richtung weiter. Pinkfarbige Stangen zeigen ihren Verlauf zuverlässig an. Die Bise, die in der Gegend zuweilen bissig kalt weht, hat man dabei stets im Rücken. In kaum merklichem Anstieg gewinnt man noch ein paar Dutzend Höhenmeter, ehe sich der Weg ebenso sanft wieder senkt. Bei Pt. 1158 verzweigen sich die Routen. Geradeaus könnte man zum Restaurant Du Grand Sommartel hochwandern und von dort nach Le Locle absteigen. Linker Hand hingegen beginnt der Abstieg zurück ins Vallée de La Sagne. Er führt parallel zu einem Strässchen durch den Wald hinunter ins Dorf La Sagne.
Von Les Paccots nach Les Guedères Nr. 1152
Les Paccots • FR

Von Les Paccots nach Les Guedères

Das Feriendorf Les Paccots ist ein beliebtes Familienskigebiet der Westschweiz. Lifte und Pisten erschliessen die Hänge der Corbetta und der gegenüberliegenden Borbuintse. Mittendrin liegt der grosse Parkplatz von Les Joncs. An einem sonnigen Wintertag herrscht dort tüchtiger Rummel. Doch kaum hat man das Skigebiet hinter sich gelassen, taucht man in eine Welt der märchenhaften Stille ein. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt bei der Busendstation Les Rosalys aus und erreicht Les Joncs auf einem verträumten Waldweg. Die ersten Schritte bis zum Restaurant Les Rosalys gilt es noch auf einem Strässchen zurückzulegen, danach zweigt man ab und steigt ausserhalb der Skipiste aufwärts. In Les Joncs öffnet sich das Panorama. Zwar erblickt man nicht den Genfersee selbst, wohl aber die Unterwalliser und Savoyer Gipfel auf seiner Südseite. Praktisch ebenen Wegs geht es nun weiter, erst über verschneite Alpweiden, nach der Alphütte Les Crêtes dann wieder durch den Wald. Gemütlich kommt man auf dem breiten Forstweg voran, und allmählich steigt die Spannung, was es wohl zu sehen gibt, wenn man den Wald verlässt. Dieser Moment ist tatsächlich ein grossartiges Erlebnis. Ein kleines Hochtal zieht sich in die Ferne, dunkle Tannenwälder zieren seine Flanken, und in der Mitte ragt wuchtig ein schöner Berg - der Vanil des Artses - in die Höhe. Kaum ein Geräusch beeinträchtigt die Ruhe und Harmonie dieser prachtvollen Landschaft. Was für ein Kontrast zum fröhlich-lauten Treiben im nahen Skigebiet! Der gepfadete Winterwanderweg endet dort, wo sich im Sommer die Bergwege zum Col de Lys und zum Col de Soladier verzweigen. Hier, oberhalb der Alphütte von Les Guedères, laden zwei Holzbänke an sonniger Lage zur Rast. Danach geht es auf gleicher Strecke wieder zurück nach Les Paccots.
Von Aminona nach Montana Nr. 1153
Aminona — Montana • VS

Von Aminona nach Montana

Die höchsten Berge der Schweiz liegen im Wallis. Einen besonders schönen Blick auf die Gipfelparade der Viertausender bietet die Hochebene von Crans-Montana. Das sonnenverwöhnte Plateau liegt am Fuss eines Skigebiets, das bis zum Plaine-Morte-Gletscher hinaufreicht. Für Wanderer wird hier im Winter ein weitläufiges Netz von Wegen präpariert. Besonders viel Aussicht geniesst man auf dem Höhenweg von Aminona nach Montana. Die Route verläuft teilweise am Rand des Skigebiets und quert dabei mehrere Pisten, doch dazwischen gibt es immer wieder wunderbar stille Abschnitte in einsamen Bergwäldern. Das Strässchen, das von der Bushaltestelle Aminona in östlicher Richtung aufwärtsführt, wird im Winter einzig von Fussgängern, Schlittenfahrern und Skitourenläufern genutzt. Erst durch Waldgebiet, danach über offenes Alpgelände geht es in mässigem, doch anhaltendem Aufstieg in die Höhe. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht. Weisshorn und Dent Blanche beherrschen das Panorama, doch auch das Matterhorn und selbst der Montblanc sind auszumachen. Das Maiensäss Colombire ist der höchste Punkt der Wanderung. Das kleine Restaurant mit lokalen Spezialitäten ist auch im Winter geöffnet. Das benachbarte Ecomusée gewährt Einblick in das karge Leben, das die Menschen früher auf den Alpen der Region fristeten (im Winter für Gruppen ab zehn Personen offen; Voranmeldung unter Tel. 079 888 87 88). In leichtem Abstieg führt der gepfadete Weg zum Alpstafel Plumachit und von dort in sanftem Auf und Ab zur Gondelbahn-Zwischenstation Les Marolires. Zur Querung der Skipisten stehen den Wanderern zwei Galerien zur Verfügung. Oberhalb von Vermala gelangt man nach Signal, der Mittelstation einer weiteren Gondelbahn, und erreicht gleich danach die Berghütte L’Arnouva. Von hier sind es nur noch einige Wegkehren hinunter ins Zentrum von Montana.
Von Heiligenschwendi nach Schwanden Nr. 1154
Schwendi — Schwanden • BE

Von Heiligenschwendi nach Schwanden

Keine halbe Stunde dauert die Busfahrt von Thun hinauf nach Heiligenschwendi, doch es ist eine Reise in eine andere Welt. Während in den Strassen und Gassen der drittgrössten Stadt des Kantons Bern geschäftiges Treiben herrscht, scheinen oben auf der Sonnenterrasse die Uhren langsamer zu ticken. Der Alltag der Niederungen ist weit weg, die Natur liegt in tiefem Winterschlaf, und ihre Ruhe überträgt sich sanft auf die Besucher. Kräftiger Tannenwald und weites Wiesland dominieren die Landschaft. Das Panorama ist grossartig: In seinem Zentrum steht die harmonisch geformte Pyramide des Niesens. An ihrem Fuss schimmert dunkelblau der Thunersee, im Hintergrund reihen sich die Gipfel der Berner Hochalpen aneinander, gegen Westen prägen der Felszahn des Stockhorns und die Gantrischkette den Horizont. Die malerische Kulisse begleitet einen in ständig wechselnder Perspektive auf dem Winterwanderweg nach Schwanden. Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich beim Restaurant Alpenblick. Durch den Ortsteil Schwendi geht es in leichtem Anstieg zur Reha-Klinik und von dort in den Wald. Bei Pt. 1130 zweigt die Wanderroute von der gepflügten Strasse ab und führt zwischen den Bäumen sanft aufwärts. Dieser Abschnitt wird nicht maschinell präpariert. Weil der Weg aber regelmässig begangen wird, bildet sich nach Schneefällen jeweils rasch eine gut begehbare Spur. Im Margelsattel weitet sich die Sicht auf den breiten Felsrücken des Sigriswiler Rothorns. Wenige Minuten steigt man auf dem gepflügten Strässchen ab, um dann gleich wieder auf ein gepfadetes Weglein abzuzweigen, das sich dem Hang entlangzieht. Abwechslungsweise über offenes Gelände und durch Waldgebiet erreicht man den Weiler Sagi, der zum Dorf Schwanden gehört.
Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee Nr. 1155
Baden — Kindhausen • AG

Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee

Schnee gibt es in Baden selten. Doch sobald man an einem kalten Wintertag den hübschen mittelalterlichen Stadtkern hinter sich lässt und auf den lang gezogenen Hügelzug zwischen Limmat- und Reusstal steigt, bestehen gute Aussichten, dass man glitzernden Kristallen begegnet - entweder in Form von Schnee oder als zauberhafte Raureifschleier an den Bäumen. Am ehemaligen Bahnhof Baden-Oberstadt vorbei gelangt man zügig in den ausgedehnten Wald von Chrüzliberg und Baregg. Ein Teil der Waldfläche ist als Reservat ausgeschieden und wird seit 1999 der natürlichen Entwicklung überlassen. Besonders reizvoll ist der Tüfels-Chäller mit seinen steilen Abhängen und bizarren Türmen aus Nagelfluh. Wer sich nicht vorsieht, kann in diesem gewaltigen Labyrinth rasch die Orientierung verlieren. Ortsunkundige halten sich daher mit Vorteil an die gelben Wanderwegmarkierungen. Bei der Herzoghütte in der Spittelau beginnt der Weg zu steigen. Die Route folgt teils breiten Waldsträsschen, teils schmaleren Pfaden. Zwischendurch zeigt sich zwischen den Bäumen die nahe Lägern-Kette. Vom Rüsler an verläuft die Wanderung praktisch ebenen Wegs. Oberhalb der Dörfer Staretschwil und Oberrohrdorf geht es mit viel Aussicht auf das Reusstal dem Waldrand entlang. Bei klarer Sicht erblickt man am Horizont die Kette der Innerschweizer und Berner Alpengipfel. Durch den Hinterhau gelangt man über den Sennhof zum Widenhau. Umgeben von dichtem Buchenwald erstreckt sich dort in einer Senke der märchenhafte Egelsee. Seine dunklen Fluten sollen manches Geheimnis bergen. Nach der Sage liegen auf dem Grund gar die Überreste eines jähzornigen Ritters, der seinerzeit die Bevölkerung der Gegend tyrannisierte. In leichtem Abstieg geht es durch den Wald und danach über offenes Grasland ins Dörfchen Kindhausen.
Von Dornach nach Seewen Nr. 1156
Dornach — Seewen • BL

Von Dornach nach Seewen

Die leichte und abwechslungsreiche Wanderung von der Birsebene in den Solothurner Jura ist eine klassische Ganzjahrestour. Auch im Winter kann sie in aller Regel problemlos unternommen werden. Zum Einstieg säumen zwei interessante Sehenswürdigkeiten den Weg: Kurz nach dem Bahnhof Dornach führt er am Goetheanum vorbei. Mit seinen charakteristischen gebrochenen Kanten und abgerundeten Ecken gilt das Bauwerk als Wahrzeichen der von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Bewegung. Etwas höher, bereits ausserhalb des Siedlungsgebiets, thront an malerischer Aussichtslage die Ruine von Schloss Dorneck. Pittoreske Mauerreste zeugen vom einst bedeutenden Festungswerk. Zuerst in sanftem Aufstieg über den Schartenweg, danach auf schmalen Waldpfaden deutlich steiler geht es hinauf zur Schartenflue, im Volksmund Gempen genannt. Der 28 m hohe Gempenturm neben dem gleichnamigen Restaurant bietet eine buchstäblich grenzenlose Rundsicht, nämlich nach Frankreich bis in die Vogesen, nach Deutschland zum Schwarzwald und Richtung Süden auf die bewaldeten Kämme des Schwarzbubenlands. Nach der Durchquerung des nahen Dorfs Gempen erreicht man das Gempenplateau, das an seinem östlichen Rand durchquert wird. Abschnitte durch Waldgebiet und über weite Lichtungen wechseln sich regelmässig ab. Den Horizont prägen Hinteri Egg und Passwang. Bald schon zeigen sich die dicht aneinandergedrängten Satteldächer von Seewen, dem Ziel der Wanderung. Tipp: Wird die Route in der Gegenrichtung begangen, gibt es insgesamt deutlich weniger Steigung. Auf dem Weg unterhalb der Schartenflue kann es allerdings im Winter zu Vereisungen kommen, sodass der erste Teil des Abstiegs Richtung Dornach unter Umständen etwas mühsam und anspruchsvoll ist.
Rundwanderung auf dem Zugerberg Nr. 1157
Zugerberg • ZG

Rundwanderung auf dem Zugerberg

Der Zugerberg ist ein wunderbar aussichtsreiches Plateau hoch über dem Zugersee. Einen spitzen Berggipfel sucht man dort vergebens. Die Ebene ist sanft gewellt und vielerorts von Mooren bedeckt. Das bunte Riedgras ist im Winter zwar unter dem Schnee verborgen, doch die locker verstreuten Birken und Nadelbäume verleihen der Landschaft einen sehr reizvollen Charakter, der ein wenig an Skandinavien erinnert. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von rund 1000 m und damit meist ausserhalb des Nebelmeers. An sonnigen Wintertagen geniesst man einen herrlichen Blick zur nahen Rigi und zum Pilatus. Vier verschiedene Rundwege werden im Winter auf dem Zugerberg gepfadet und signalisiert. Sie lassen sich sowohl einzeln als auch kombiniert nutzen. Wenn man mehrere Schlaufen zusammensetzt, ergibt sich eine abwechslungsreiche und ausgedehnte Tour ohne grosse Höhendifferenzen. Der grösste Teil davon verläuft auf verkehrsarmen Strässchen, die hauptsächlich der Erschliessung der Bauernhöfe auf dem Zugerberg dienen. Nach Schneefällen werden sie jeweils gepflügt. Ausgangspunkt der Route ist die Bergstation der Standseilbahn. Am Institut Montana vorüber gelangt man durch ein Wäldchen auf die weite Fläche, die sich in Wellen bis an die Grenze zum Kanton Schwyz erstreckt. Über den Ewegstafel erreicht man das von der ETH als Forschungsstation betriebene Gehöft Früebüel. Hier zweigt man scharf südwärts ab und gelangt in sanftem Abstieg hinunter zur Balisbrugg und von da in einem weiten Bogen über Stafel und Pfaffenboden zum Buschenchappeli. Danach geht es durch das Banholz nach Räbrüti hoch. Bevor sich der Kreis mit der Rückkehr zum Ausgangspunkt schliesst, gibts noch einen schönen Höhepunkt: Der Picknickplatz mit Feuerstelle beim Aussichtspunkt Brand lädt ein zur Rast mit grossartigem Panorama.