Wandern im Sommer • Schweizer Wanderwege

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Vom Gadmertal ins Gental Nr. 1043
Tällihütte, Bergstn. Tällibahn — Engstlenalp • BE

Vom Gadmertal ins Gental

Wie von Geisterhand und etwas futuristisch anmutend öffnet sich die Tür der vollautomatischen Seilbahn, welche die Wanderer von der Sustenpassstrasse in wenigen Minuten zur Tällihütte bringt. Seraina, die aufgestellte Hüttenchefin, erklärt gerne das Panorama, das vom Titlis über das Sustenhorn und die Engelhörner bis zu den Oberländer Eisriesen mit der Wetterhorngruppe reicht. Mit dem Feldstecher kann man Kletterer in der steilen Südwand des Tällistocks beobachten, muss allerdings den Kopf dazu tüchtig in den Nacken legen. Die erste Viertelstunde auf dem Weg Richtung Sätteli ist gemütliches Aufwämen. Danach folgt der steile Aufstieg, teilweise über Treppen, die erst kürzlich neu instand gestellt wurden. Auf dem Sätteli öffnet sich der Blick ins Gental, und das Ziel, der Engstlensee, ist bereits erkennbar. Vom Pass führt der Abstieg zuerst durch eine karge Gerölllandschaft, dann wird die Vegetation immer üppiger. Bald säumen Alpenrosen, Büsche und Bäume den Weg. In der Hauptblütezeit, zwischen Mai und August, fällt entlang der Wegstrecke eine ausserordentliche Pflanzenvielfalt auf. Diese ist möglich, weil der Hangschutt der Gadmerflue vermischt ist. Unter den verschiedenen Gesteinsarten - sie sind an den unterschiedlichen Farben erkennbar - gibt es sowohl saure wie auch basische. Und dies wiederum ermöglicht sowohl Pflanzen, die sauren Boden mögen, wie auch solchen, die basischen Untergrund lieben, die Existenz. Eine floristische Multikultur sozusagen. Dem zweiten, kurzen Aufstieg zur Alp Scharmad folgt der Abstieg auf der Alpstrasse zum Engstlensee. Hier möchte man sicher einen Moment verweilen, die Füsse im Wasser abkühlen oder einfach den traumhaften Blick über das blau schimmernde Wasser zum Jochpass geniessen. Bis zum Hotel Engstlenalp und zum verdienten Zvieri ist es nur noch ein Katzensprung.
Turmland Schaffhausen Nr. 1045
Beggingen • SH

Turmland Schaffhausen

Das Schaffhauserland hat mit vier Türmen attraktive Ziele für Familienwanderungen. Sie alle sind auf kürzeren, attraktiven Wanderungen gut zu erreichen. Zu berücksichtigen gilt es jedoch, dass die Türme naturgemäss auf Hügeln stehen und Kindern einen mehr oder weniger steilen Aufstieg abverlangen. Wichtig ist es deshalb, immer genügend Zeit für den Hinweg einzuberechnen, damit die Kinder mehrere Pausen machen können. Mit dem Ziel, einen Turm zu erklimmen, ist die Motivation aber meistens da, um die Höhenmeter zu überwinden. Diese Wanderung beginnt in Beggingen Dorf und führt von dort zur Luckenhalde, wo der Aufstieg mit einer spannenden Suche nach Versteinerungen unterbrochen werden kann. Unter dem Hasenbuck sind die Höhenmeter geschafft, bis Zelgli verläuft der Weg recht flach parallel zur Asphaltstrasse durch lockeren Wald. Dort locken die Grillstelle und Spielwiese Zelgli sowie der Schleitheimer Randenturm. An beiden Stellen kann ausgiebig gerastet werden. Beim Turm ist von Mitte März bis Ende Oktober am Wochenende die Waldwirtschaft Schlossranden offen. Auf den Turm führt eine elegante Wendeltreppe mit exakt 100 Stufen. Auf der Plattform in 20 Metern Höhe hat man eine gute Sicht über das Hegau, den Schwarzwald und die Schweizer Voralpen. Für den Rückweg nach Beggingen gibt es zwei Möglichkeiten: Der kürzere, direktere Weg führt über Haarnadelkurven abschüssig hinunter und ist bei trockenen Verhältnissen gut machbar. Ansonsten empfiehlt sich der etwa doppelt so lange Weg über den Strickhof, der anfangs über den Schleitheimer Ostweg verläuft, dann aber nach Beggingen abbiegt. Dort angekommen kann den Kindern im Dorfladen eine kleine Belohnung gekauft werden.
Im Reich der Orchideen Nr. 1046
Bargen, Busstation • SH

Im Reich der Orchideen

Ein abgelegenes Stück Land ist dieses Tannbüel bei Bargen, am nördlichsten Zipfel der Schweiz. Und doch gilt es unter Botanikerinnen und Botanikern als einer der bekanntesten Flecken im ganzen Land. Wer Orchideen liebt, der pilgert im Frühling hierher, dann nämlich, wenn hier Tausende von Frauenschuhen blühen. Ende des 19. Jahrhunderts kam das Tannbüel zur Stadt Schaffhausen. Die Bevölkerung war von Wirtschaftskrisen und Hungersnöten gebeutelt, wanderte in die Städte ab, nach Amerika aus, verschacherte Hab und Gut. Als die Stadt das Land erwarb, forstete sie das Grundstück mit Föhren auf und versprach sich einen satten Gewinn daraus. Denn Holz war ein kostbarer Rohstoff, der Energieträger Nummer 1. Der Wald entwickelte sich jedoch nicht so recht, die Föhren blieben eher gering. Dafür stellte sich mit den Jahren aus botanischer Sicht ein interessanter Wald ein. Er ist mit Laubbäumen durchmischt und doch licht genug, dass Orchideen, darunter auch Frauenschuhe, hier einen idealen Standort finden. 1961 stellte die Stadt Schaffhausen das Gebiet unter Schutz. Seither trifft sie Pflegemassnahmen, damit der Wald nicht einwächst. Denn der Frauenschuh und die anderen Orchideen, die hier im Tannbüel wachsen, verlangen ganz spezielle Lichtverhältnisse. Der Frauenschuh blüht in der Regel von Ende Mai bis Anfang Juni und lockt Tausende von Orchideenliebhabern ins Tannbüel. Verbunden mit einer Wanderung über den Hohen Randen entlang der Landesgrenze im noch lichten Frühlingsbuchenwald, mit Blick in den Schwarzwald, ist dieser Ausflug ein ganz besonderes Erlebnis.
Wildes Kleinod am Wannenberg Nr. 1047
Guntmadingen — Stn. Wilchingen-Hallau • SH

Wildes Kleinod am Wannenberg

Die Wanderung ins Bohnerzgruben-Biotop Winterihau auf dem Wannenberg beginnt im Dörfchen Guntmadingen. Der Wanderweg führt zunächst durch Wiesland, das auf beiden Seiten von Wald flankiert ist. Im Wald geht es dann gleich etwas steiler aufwärts. Zwischen Schneeschmelzi und Erlenboden verläuft die Route auf der schweizerisch-deutschen Landesgrenze. Ebenen Wegs geht es weiter zur Wasenhütte; der grosszügig ausgestaltete Picknickplatz lädt zum Bräteln ein. Das Biotop ist nicht ganz einfach aufzufinden. Am besten gelingt es, wenn man das nicht als Wanderweg signalisierte Waldsträsschen benützt, das von der Wasenhütte in nördlicher Richtung wegführt. Nach einer kurvenreichen, aber kaum Höhendifferenzen aufweisenden Strecke von ziemlich exakt zwei Kilometern steht ein kleiner erratischer Block am Wegrand (Koordinaten: 681 050/281 100). Hier folgt man einem schmalen Fusspfad, der vom Strässchen links abzweigt. Schon bald zeigen sich die ersten Gruben, die vor Jahrhunderten beim Erzabbau entstanden sind. Alsbald lichten sich die Bäume und weichen einer bunt durchmischten Vegetation. Etliche der Gruben sind mit Wasser gefüllt. Die Tümpel bieten Fröschen, Kröten und Salamandern sowie verschiedenen Wasserpflanzen Lebensraum. In vielen Windungen führt der Pfad durch das Biotop hindurch und mündet schliesslich in die Wanderroute, die auf einer Waldstrasse von der Wasenhütte Richtung Wilchingen führt. Auf einer etwas monotonen Waldstrasse geht es durch den Wannenrain hinunter. Im Armenfeld wird die Abzweigung Richtung Wilchingen eingeschlagen, und nach einem kurzen Aufstieg im Wald erreicht man den Aussichtspunkt Stuel. Durch das Oberholz gelangt man in wenigen Minuten nach Wilchingen.
Geheimnisvolles Kesslerloch Nr. 1048
Thayngen, Bahnhof — Herblingen, Post • SH

Geheimnisvolles Kesslerloch

Könnte das Kesslerloch reden: es hätte viel zu erzählen. Zum Beispiel über die Fahrenden, die Kesselflicker, die ihm den Namen gaben. Oder über die Feste, die hier gefeiert werden – doch dazu würde es wohl eher schweigen? Wieder mit anderen Geschichten dürfte es auf weit offene Ohren stossen. Vorab mit den Geschichten über die Menschen, die vor 14'000 bis 16'000 Jahren hier vorbeizogen. In der Öffentlichkeit bekannt geworden ist das Kesslerloch durch das Diorama im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen aus dem Jahr 1939. Auch das Schulwandbild Nr. 30 von Ernst Hodel aus dem Jahr 1941 hat Ähnlichkeiten mit dem Kesslerloch. Diese beiden Darstellungen prägten während Jahrzehnten die Vorstellungen über den Alltag der Rentierjäger. Höhlenbewohner nannte man sie, weil man davon ausging, dass sie die Höhlen bewohnen würden. Zu Unrecht. Auf dieser Wanderung wird ersichtlich, wie sich historisches Wissen veränderte. Zum Kesslerloch führt kein Wanderweg. Wer es besuchen will, geht leider während einer halben Stunde ohne gelbe Wegweiser und meist über Strassen. Vom Bahnhof Thayngen geht es erst in Fahrtrichtung zurück. Durch eine Unterführung und vorbei an einem stillgelegten Kalksteinbruch und einer ehemaligen Zementfabrik erreicht man das Kesslerloch. Links davon führt ein Pfad zu den Besucherparkplätzen und zur Strasse Richtung Thayngen hoch. Sie ist nicht stark befahren, aber kurvig und die Autos fahren eher schnell. Der zweite folgt auf der Strasse Richtung Lohn. Endlich, auf der Höhe des Churzlochs, zweigt der gelb ausgeschilderte Wanderweg links ab. Er führt durch das Langloch, einem natürlichen im Wald verlaufenden Hohlweg. Bald erreicht der Weg die Strasse, der er nach links hinunter zum Hindere Feldbrunne folgt. Nun ein kurzes Stück entlang dem Waldrand, bevor der Weg ins Schlossholz übergeht. Über offenes Feld erreicht man Herblingen.
Rund um Genf Nr. 0944
Bernex — Satigny • GE

Rund um Genf

Am besten gelangt man mit dem Tram 14 vom Bahnhof Genf Cornavin nach Bernex, dem Ausgangspunkt dieses Ausfluges ins ländliche Genf. Zwischen Villen und Mehrfamilienhäusern erinnern einzelne Häuser an die landwirtschaftliche Vergangenheit dieses Dorfes. Dessen ursprüngliche Bestimmung hat sich aber noch nicht ganz verloren. Davon zeugt das Weinbaugebiet, das sich bereits nach einem kurzen Fussmarsch vor uns auftut. Bevor man die Reben aber von Nahem bestaunen kann, ist noch ein kleiner Abstieg dem Hang entlang nötig. So kann man dann auch die renaturierte Aire geniessen, die einst – so heisst es – einer der am stärksten verschmutzen Flüsse des Kantons war. Das Weinbaugebiet von Lully ist beeindruckend; sein Anblick lässt die Stadt mit ihrem Siedlungsdruck sofort vergessen. Am besten lässt sich die Region übrigens vom Aussichtspunkt «Signal de Bernex» aus überblicken. Das Panorama ist herrlich: Im Süden zeigt sich der Mont Salève, im Norden die Jurakette und im Osten – kaum erkennbar – die Stadt Genf. Wir lassen das schmucke Dörfchen Sézenove hinter uns und ziehen durch die Weite der Felder. Der Lärm der Flugzeuge, die Genf Cointrin als Landeflughafen ausgesucht haben, zeugt davon, dass die Stadt nicht weit entfernt ist. Nun taucht der Weiler La Petite-Grave vor uns auf. Etwas später folgt der Weg dem Nant de Goy, einem lebhaften und schattigen Fluss, und führt in die Nähe der ehemaligen Fischzucht Saint-Victor. Das Dorf Aire-la-Ville, das an seinem Kirchturm erkennbar ist, präsentiert seine ehemaligen Bauernhäuser und Villen. Ein Dorf, das die Flugpassagiere, die von Westen her in Genf landen, nie zu Gesicht bekommen. Es liegt direkt in der Anflugschneise... Nach der Überquerung der Rhone, die durch die Staumauer von Verbois erweitert und beruhigt wurde, verlässt man mit Freude die Hauptstrasse für einen letzten Abstecher in die Natur. Ein malerischer Pfad lädt ein, den Nant d'Avril mit seinem tanzenden Wasser zu entdecken. Doch alles hat ein Ende. Schon sind wir in Satigny, am Bahnhof und im Zug zurück nach Genf.
Biberspuren am Allondon Nr. 0914
Choully — Dardagny • GE

Biberspuren am Allondon

An der Grenze zu Frankreich, am Ufer des kleinen Flusses l’Allondon, fühlt man sich wie in einem anderen Land. Der Lärm der Stadt Genf scheint weit entfernt. Häuser sind keine mehr zu sehen, nur der plätschernde Allondon, blühende Haselbüsche und winterkahler Wald säumen den Weg. Rotbraune Pilze wachsen an Baumstämmen, und erste Primeln leuchten gelb aus dem braunen Laub. Im Flussbett sitzen Wasseramseln auf den Steinen und tauchen auf Insektenjagd unerschrocken ins kalte Wasser. Bei der alten Brücke bei Moulin Fabry schlägt man den schmalen, gewundenen Pfad ein, der sich auf der Schweizer Seite dem Flüsschen entlangschlängelt. Angenagte Baumstämme, Holzschnitzel am Boden oder Rutschkanäle am Ufer verraten die Anwesenheit von Bibern. Nur mit viel Glück wird man jedoch diese Nager selber sehen. Seine Spuren lassen vermuten, welch wichtige Arbeit der Biber leistet: Er gestaltet die Landschaft am Ufer und schafft so Lebensraum für eine grosse Artenvielfalt. Auch verringern Uferstreifen mit Biberbauten die Auswirkungen von Überschwemmungen. Die am Boden liegenden Baumstämme und Wurzeln sehen aber auch schön aus, besonders nach Regen: Sie sind zum Teil so dicht mit Moos bewachsen, dass sie an Landartobjekte erinnern. Dann sind einzelne Wegabschnitte aber auch ziemlich lehmig und rutschig. Auch bei eisigen Verhältnissen besteht Rutschgefahr. Nach Les Granges führt der Wanderweg der wenig befahrenen Strasse entlang hinauf ins hübsche Winzerdorf Dardagny. In den Vitrinen der Tearoom-Bäckerei Todesco am Wanderweg laden Westschweizer Süssigkeiten, die man in anderen Teilen der Schweiz kaum oder gar nie sieht, zum Einkehren ein. So endet diese lauschige Wanderung mit einem leckeren Flan oder einer Brioche.
Wanderung zur Buchegger Kyburg Nr. 1027
Kyburg — Schnottwil • SO

Wanderung zur Buchegger Kyburg

Das Postauto oder ein halbstündiger Fussmarsch bringt uns von Bätterkinden zum Gasthaus Bad Kyburg. Ein kurzer Aufstieg führt zum darüber thronenden Schloss Kyburg-Buchegg. Eine Postautolinie führt auch direkt nach Buchegg. Vom einstigen Schloss über dem Limpachtal ist der Turm erhalten geblieben und Ruinenreste lassen die einstige Grösse der Anlage erahnen. Bei den letzten Häusern verlässt man das Bauerndorf links auf einer Waldstrasse, die beinahe ohne Steigung zu einem Rastplatz beim Weiler Wolfstürli führt. Bevor das Dorf Aetikofen erreicht wird, geht es nochmals durch den Wald. Seit 2012 ist es Teil der Gemeinde Buchegg. Hinter dem Dorf, das geschützt in einer Geländemulde liegt, verläuft der Wanderweg teils hart am Abhang des Ramserenberg entlang. Zahlreiche Sitzbänke und Feuerstellen laden zum Verweilen. So kann man die herrliche Fernsicht auf die Berner Alpen in vollen Zügen geniessen. Nach dem Überqueren der Strasse wandert man weiter durch den Wald zum Biezwiler Forsthaus. Ein Spielplatz mit Feuerstelle und überdachten Tischen bieten auch bei Regen Gelegenheit zu einer ausgiebigen Rast. Frisch gestärkt unternimmt man den Marsch durch den herbstlich gefärbten Schorenwald. Bald lohnt ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt Rapperstübli über dem Dorf Balm. Beim Waldaustritt überrascht eine beeindruckende Fernsicht über das Aaretal zum Jura. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Ziel in Schnottwil. Das Haufendorf ist bekannt für seine «Schnottwiler Chilbi», die jedes Jahr im August stattfindet. Als Knotenpunkt verschiedener Buslinien haben wir von hier aus Anschluss Richtung Bern, Bätterkinden oder Solothurn. Achtung: am Wochenende gibt es keine Busverbindung von Schnottwil zurück zum Ausgangspunkt in Kyburg!
Zur Galmihornhütte im Goms Nr. 0945
Reckingen VS — Münster VS • VS

Zur Galmihornhütte im Goms

Da thront sie hoch über dem Tal, sitzt majestätisch auf dem Bergrücken: die Galmihornhütte, das Ziel dieser Wanderung auf 2076 Metern. Am Startort, dem Bahnhof Reckingen (1298 Meter), schweift der Blick vom Berg über den jungen Rotten (die Rhone). Der Bergwanderweg führt zunächst der Strasse diesseits des stolzen Gewässers entlang und am historischen Stadel 1617 und der Barockkirche vorbei in den oberen Dorfteil. Das gelungene Dorfbild aus Alt und Jung verleitet zum Staunen. Steil geht es danach über Matten dem Weiler Wiler entgegen. Wer jetzt ein erstes Mal (gediegen) rasten möchte, folgt dem Gommer Höhenweg für etwa 300 Meter in Richtung Münster. Hier lädt eine Schaukelbank zum Blick auf die andere Talseite mit Blinnental, Stahlenkapelle und Blinnenhorn ein. Der Weg zweigt links ab und steigt bis oberhalb von Wiler zum nächsten Galmihorn-Wegweiser an. Durch Fichten, Föhren und Lärchen führt der Pfad weiter bergauf. Oberhalb von Tomabine führt die längere Route zur Galmihornhütte (1 h 20 min) links hoch. Durch den lichten Wald schlängelt sich der Weg höher und höher. Das Ziel bleibt immer im Blickfeld der Wandernden, bis sie in puncto Höhe an ihm vorbeigezogen sind. Über der Baumgrenze und unter Lawinenverbauungen empfängt sie ein roter Teppich, den die Alpenrosen mit ihren verfärbten Blättern bilden. Beim Punkt 2219 ist der Grat erreicht. Diesem wird absteigend gefolgt und die Wandernden befinden sich im Nu auf der Terrasse der Galmihornhütte. Jetzt bleibt Zeit für den fantastischen Ausblick talabwärts mit Weisshorn und Matterhorn wie talaufwärts mit dem Gallenstock als Fixpunkt. Der Abstieg in Richtung Münster ist steil und im oberen Teil wildromantisch. Ist der Gommer Höhenweg erreicht, kann die Oberschenkelmuskulatur entspannen. Jetzt geht es gemütlich bis zur Weggabelung oberhalb von Münster. Noch eine Abzweigung und nach wenigen Minuten sind die ersten Häuser erreicht. Hier reizt einiges: Rast, Restaurants, wie das historische Croix d‘Or, Einkauf oder ein Rundgang durchs schmucke Dorf.
Von Brigels zum Hospezi in Trun (GR) Nr. 0931
Breil/Brigels — Trun • GR

Von Brigels zum Hospezi in Trun (GR)

Kann man das Rad der Zeit zurückdrehen? Ja, haben sich Ursi und Christian Weber gesagt und in der Surselva ein ehemaliges Pilgerhaus gekauft sowie einige Hektaren Land gepachtet. Seit 1999 arbeiten sie im Hospezi als Selbstversorger: Vom Sauerteigbrot bis zum Käse, vom Wollschweinkotelett bis zu den Roggennudeln – alles produzieren sie selber. Wer im Hospezi zu Gast ist, geniesst deshalb von A bis Z Hausgemachtes und kann dem Gemüse beim Wachsen zusehen: Im Garten vor der Sonnenterrasse spriessen fast ausschliesslich ProSpecieRara-Pflanzen, allein bei den Rüebli sind es vier alte Sorten, bei den Blattgemüsen und Salaten mehrere Dutzend, darunter Guter Heinrich (einst der Spinat der Sennen), Postelein und Löffelkraut. Nur ein paar Schritte entfernt gackern die Hühner, Wollschweine suhlen sich im gesunden Dreck, während am Hang drüben die Ziegen und Schafe an der Arbeit sind. Alles selber produzieren? Im Hospezi kann man miterleben, wie viel Arbeit dies bedeutet, aber es funktioniert und führt zu kulinarischem Hochgenuss. Erstaunlich: Der Hof umfasst nur zwei Hektaren, deckt den Bedarf der beiden Selbstversorger aber locker ab. Wichtig ist: Das Hospezi freut sich auf Gäste, die mindestens zwei Mal übernachten und essen, weil sich der Aufwand sonst für die Gastgeber, die ja noch bauern, nicht lohnt. Man muss sich unbedingt vorher anmelden! Die Wanderung, die im Video von Damian Tomaschett moderiert wird, beginnt in Brigels und führt der «Senda Sursilvana» entlang zum Hospezi. Der Weitblick reicht fast bis nach Disentis. Höhepunkt auf der Route ist Schlans mit dem Wehrturm und der Kapelle Maria zum Schnee. Im Dorfkern lohnt sich der Abstecher zum Biohof von Silvio Pfister. Der Biobauer züchtet Bündneroberländer Schafe, Ziegen der Rasse Capra Grischa sowie Freiberger und Araber. Im Sommer bietet er Indianer- und Reitlager für Kinder an.
Vom Tête de Ran zum L’Aubier (NE) Nr. 0933
Les Hauts-Geneveys — Montézillon gare • NE

Vom Tête de Ran zum L’Aubier (NE)

Die Horizonte sind weit gesteckt auf der Route, die von Les Hauts-Geneveys zum 1329 Meter hohen Tête de Ran, dann dem Höhenweg entlang zum Mont Racine und hinunter nach Montézillon führt. Der Blick reicht über den Neuenburger- und den Murtensee bis zu den Alpen, die wie eine Perlenkette den Horizont säumen. Kulinarisches Ziel ist das L’Aubier, eines der wenigen Ökohotels der Schweiz. Alles, was hier auf den Tisch kommt, stammt aus biologischer Produktion, zum grossen Teil vom eigenen Demeterhof, der Milchwirtschaft betreibt, Käse herstellt und Getreide anbaut. Naturgerecht heisst die Devise im L’Aubier, die auch die Baumatarialien umfasst: Holz und Naturstein prägen die Architektur. Ein kulinarisches Highlight ist das Tatar von den hauseigenen Rindern: Das Fleisch wird von Hand geschnitten, ist äusserst geschmackvoll und die Portion grosszügig wie alles im L’Aubier. Aber auch die Vegis werden verwöhnt - vom Karottensaft über das vegetarische Sushi bis hin zum Schokoladenmousse sowie zu den Meringues und Glacen. Ebenfalls «fait à la maison» ist das Brot: Es wird vom Hausherrn persönlich gebacken. Dass man im Restaurant einen herrlichen Panoramablick geniesst, rundet das Essvergnügen ab. Christoph und Michèle Cordes, die das L’Aubier führen, sind geborene Gastgeber: Sie nehmen sich Zeit für die Gäste und sind offen für alles - ein «Duo mit Herz». Das liegt vielleicht auch daran, dass Michèle eine Romande ist, während Christoph ursprünglich aus Deutschland kommt. Eine «Fusion», die eine weltoffene Einstellung befördert hat, die sich nicht nur auf die drei Kinder, sondern auch auf den Familienhund übertragen hat: Voller Energie hat uns Kofi zusammen mit Christoph auf der vierstündigen Wanderung begleitet (siehe Video). Entstanden ist das L’Aubier in den 70er-Jahren aus der Idee einiger junger Leute heraus. Heute stehen 1300 Ökofans als Partner und Financiers hinter dem Hotel, zu dem auch ein Café in Neuenburg gehört.
Von Meiringen auf die Schwarzwaldalp (BE) Nr. 0934
Bergstation Reichenbachfall — Hotel Schwarzwaldalp • BE

Von Meiringen auf die Schwarzwaldalp (BE)

Ob Sherlock Holmes tatsächlich einmal auf der Schwarzwaldalp getafelt hat, darüber streiten sich die Krimifans. Sicher ist, dass der berühmte Detektiv gutes Essen mindestens so geliebt hat wie knifflige Kriminalfälle, die er stets mit Bravour zu lösen wusste, bis ihn dann der böse Moriarty bei den Reichenbachfällen ins Nirwana stürzte. Den «Tatort» bei den imposanten Wasserfällen kann man auf unserer Wanderung besichtigen. Sie führt von Meiringen zum Châlet-Hotel Schwarzwaldalp. Seit vier Jahren bewirten Melanie und Johann Zenger die Gäste in dieser gmögigen Bergbeiz. Und die beiden haben alles tüchtig aufgefrischt - von der Fassade bis zur Menükarte. Die beinhaltet ein grosses, saftiges T-Bone-Steak, das mit handgeschnitzten Pommes serviert wird. Oder einen hervorragenden Alpkäse, der - bis fünf Jahre gereift - auch als Hobelkäse zu haben ist. Erstklassig ist auch das Fleischplättli, das unter anderem «Gumpesel», eine Spezialität des Berner Oberlands, enthält. Bei den Desserts stechen die Meringues heraus, die natürlich aus Meiringen kommen, denn da wurden sie ja auch erfunden. Dass alles, was auf der Schwarzwaldalp auf den Tisch kommt, aus der Region stammt, ist vorbildlich. Und dass da in einer Bergbeiz endlich mal einer am Herd steht, der sein Handwerk versteht und mehr als nur müde Älplermagronen auftischt, verdoppelt die Freude. Dazu trägt auch die Wanderung bei, die in rund vier Stunden durch das wildromantische Reichenbachtal auf die Alp führt und jederzeit ein Umsteigen auf das Postauto ermöglicht. Von Mai bis Oktober fahren die Busse im Stundentakt. Ein Highlight, das man auf der Alp nicht verpassen sollte, ist die alte Sägerei, die mit grossem Einsatz renoviert wurde und noch immer wie am Schnürchen läuft (Voranmeldung für Besichtigungen im Hotel Schwarzwaldalp). Ein Besuch der Schwarzwaldalp lohnt sich auch im Winter, Schnee garantiert.
Von Amriswil zum Mausacker (TG) Nr. 0928
Amriswil — Muolen Bahnhof • TG

Von Amriswil zum Mausacker (TG)

Gnagi, Schinken, Blut- und Leberwürste: Wer die Biometzgete von Hans Oppikofer nicht kennt, hat etwas verpasst. Vorausgesetzt natürlich, man liebt derart opulentes «Schlachtplattengetümmel», das im Thurgau ab Oktober an allen Ecken stattfindet. Im Mausacker, dem Knospe-Hof von Hans Oppikofer, sind die Tische jeweils bis auf den letzten Platz besetzt. Nur im Februar, wenn er Stockfisch auftischt, ist der Andrang noch grösser. Dabei ist Oppikofer eigentlich Landwirt und einer der besten Obstkenner in «Mostindien». Auf seinem Hof wachsen hauptsächlich Hochstammbäume. Viele alte ProSpecieRara-Sorten sind zu entdecken, darunter Goldparmänen oder Muoler Rosen. Daraus macht er Most und Brände, die er in seiner Beiz, aber auch auf regionalen Märkten verkauft. So viel hat der umtriebige Thurgauer zu tun, dass es an ein Wunder grenzt, dass er uns auf der Wanderung durch einige der schönsten Obstplantagen der Region begleitet hat. Sie führt - zu einem grossen Teil auf asphaltierten Wegen - von Amriswil durch den Leimatwald, dann dem Wilerbach entlang Richtung Bilche. Hier ist der Abstecher zum Schloss Hagenwil Pflicht. Rudolf von Hagenwil, ein Ritter, der auch an Kreuzzügen teilnahm, hat die Wasserburg im 13. Jahrhundert erstellt. Heute ist sie im Besitz der Familie Angehrn und gilt als eine der besterhaltenen Burgen der Schweiz. Das Schloss erreicht man von Amriswil übrigens auch direkter über den Mittelthurgau Schlossweg. Wer Lust auf einen Imbiss hat, kann im Schloss-Restaurant einkehren. Was auf der Wanderung ins Auge springt, sind die vielen Hochstammbäume, die im Thurgau eine Renaissance erleben. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch Vögeln, Insekten und vielen anderen Tieren Lebensraum. Ganz anders die Niederstammkulturen, die deutlich pflegeleichter sind, weil sie eine maschinelle Ernte ermöglichen. Das käme für Hans Oppikofer nie infrage, lieber steigt er wie sein Vater früher auf die Leiter, um die reifen Früchte von Hand zu pflücken.
Von San Nazzaro zum Sass da Grüm (TI) Nr. 0932
San Nazzaro — Dirinella • GR

Von San Nazzaro zum Sass da Grüm (TI)

Täglich fährt Walter Branca um 5 Uhr morgens auf den Lago Maggiore, um Felchen, Egli, Zander und - mit etwas Glück - auch Hechte aus seinen Netzen zu holen. Am Freitag liefert der Profifischer aus Vira die fangfrischen Fische an das Hotel Sass da Grüm, das 600 Meter hoch über dem See auf einem Sonnenplateau liegt. Das Bioparadies bietet einen prächtigen Ausblick und gilt als «Ort der Kraft». Die Wanderung beginnt in San Nazzaro und führt über Vairano durch die Kastanienwälder auf dem alten Säumerpfad. Die letzte Etappe ist anstrengend, weil es steil in die Höhe geht. Nach etwa einer Stunde hat man es geschafft und wird im Hotel Sass da Grüm nach allen Regeln der Gastfreundschaft verwöhnt. Das Haus verfügt über komfortable Zimmer, und es gibt einen Pool im Garten, was im Sommer unerlässlich ist, denn es kann heiss werden auf dem Sonnenplateau. Gut, dass es Schatten spendende Bäume gibt. Zudem stehen überall Liegestühle für die Gäste bereit, denn das Motto Nummer eins in diesem Paradiesgarten ist Ruhe und Erholung. Ein Highlight ist der Kräutergarten, der von Apfelminze bis Zitronenbasilikum über 70 Kräuter umfasst. Und die Kräuter werden laufend geerntet, denn das «Sass da Grüm» ist bekannt für seine geschmackvolle Bioküche, die viele vegetarische Gerichte enthält. Ein breites Angebot an Tees, Sirups und edlen Weinen rundet die Genussfreuden ab. Spannend ist, dass an jedem Wochentag ein anderes Getreide im Mittelpunkt steht: Mo = Reis, Di = Gerste, Mi = Hirse, Do = Roggen, Fr = Hafer, Sa = Mais, So = Weizen. Am Freitag gibt es fangfrischen Fisch, den der Koch Martin Winter auf besonders fettarme Art zubereitet: Er mariniert und pochiert den Fisch, der an einer Sauce mit Kernen von Sonnenblumen, Kürbis, Sesam und Mohn serviert wird. Wer nicht auf demselben Weg zum Lago Maggiore absteigen will, steigt weiter nach Monti di Vairano auf und wandert auf dem «Sentiero Monti di Piazzogna» nach Dirinella.
Galgen und Ruinen in der Surselva Nr. 0904
Breil/Brigels Post — Station Rueun • GR

Galgen und Ruinen in der Surselva

Die Zeiten, in denen in der Schweiz sozusagen staatlich getötet wurde, sind noch gar nicht so lange vorbei. Erst 1992 schaffte die Schweizer Armee die Todesstrafe ab, und noch im Zweiten Weltkrieg sollen 17 Soldaten wegen Landesverrats erschossen worden sein. Die letzte zivile Exekution wurde 1942 in Sarnen vollzogen. Über Jahrzehnte und Jahrhunderte zuvor wurde im Land die Todesstrafe in vielfältiger Weise umgesetzt. Diese Wanderung entlang der Galgen ist aber landschaftlich so idyllisch, dass das Grauen der Vorzeit nicht mehr für Schrecken sorgt. Gleich hinter der Post Brigels führt der Wanderweg aufwärts, den Golfplatz entlang über Wiesen und durch märchenhafte Wälder nach Tschuppina und Flanz. Ein viertelstündiger Abstecher ermöglicht vom Adlerstein aus (Grepp da Flanz) den Ausblick ins Tal. In einem lang gezogenen Bogen erreicht man das Fahrsträsschen Brigels-Waltensburg und steigt auf schmalem Waldpfad hinunter zur Ruine Kropfenstein¹. Beim Burgeingang ist Vorsicht geboten, da Kinder unter dem Geländer durchrutschen könnten. Aber sonst bietet die an den senkrecht abfallenden Felsen gebaute Burganlage aus dem 14. Jahrhundert viel Abenteuer. Eine halbe Stunde später trifft man in Waltensburg ein, wo sich ein Besuch der im 12. Jahrhundert errichteten reformierten Kirche¹ lohnt. Zu erwähnen sind die Fresken, die zu den besten Werken frühgotischer Malerei in der Schweiz zählen. Ausgangs des Dorfs führt ein brauner Wegweiser den Hügel hinauf zum Galgen Fuortgas¹. Zwei mächtige Steinsäulen erinnern an jene Zeiten, in denen hier Straftäter, aber auch Unschuldige, die der Hexerei bezichtigt worden waren, den Tod fanden. Rund 600 Meter vom Galgen entfernt steht die Ruine Jörgenberg¹, die grösste Burganlage der Surselva. Ein steiler Abstieg führt zum Schluss hinunter zur Bahnstation Rueun.
Fünf Seen an einem Tag Nr. 0905
Pizolhütte — Gaffia • SG

Fünf Seen an einem Tag

Viele Bergseen in den Alpen heissen Blau-, Schwarz-, Rot- oder Grünsee. Häufig sind sie nach der Farbe ihres Wassers benannt. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Seefarbe. Farbbestimmend sind die Reflexion des Lichts an der Wasseroberfläche, die Streuung des Lichts im Wasser an Wassermolekülen und Schwebstoffen sowie die Reflexion des Lichts vom Seegrund. Ebenfalls einen Einfluss haben die Seetiefe oder die Tageszeit. Weil die Wasserfarbe immer eine Kombination dieser Einflüsse ist, hat kaum ein See die genau gleiche Farbe wie der andere. Sogar im Tages- oder Jahresverlauf kann ein Gewässer seine Farbe ändern. Im Pizolgebiet können an einem Tag gleich fünf Seen erwandert werden. An klaren Herbsttagen kommen deren Farben und die Aussicht auf die vom ersten Schnee verzuckerten Berggipfel am besten zur Geltung. Allerdings sind zu dieser Jahreszeit die meisten Pflanzen verblüht. Die Fünfseenrunde im Pizolgebiet gehört zu den schönsten Panoramawanderungen in der Schweiz. Sie ist beliebt, und bei schönem Wanderwetter ist man selten alleine unterwegs. Vorbei am Pizolgletscher, an verträumten Bergseen und mit Aussicht aufs Gipfelmeer der Glarner, Ostschweizer und Bündner Alpen sorgt diese abwechslungsreiche Wanderung für einen Höhepunkt nach dem anderen. Mit etwa fünf Stunden Wanderzeit auf Bergwanderwegen oberhalb der Waldgrenze ist die Wanderung für weniger geübte Wanderer aber eine Herausforderung. Der Weg beinhaltet drei zum Teil steile Auf- und Abstiege und Wegabschnitte, die Trittsicherheit auf Geröll und Steinplatten erfordern. Wer langsam unterwegs ist, sich gerne ausgiebig Zeit zum Rasten nimmt oder beim Beobachten der zahlreichen im Gebiet vorkommenden Steinböcke und des Steinadlerpaars leicht die Zeit vergisst, plant am besten genügend Zeitreserven ein.
Glarner Passtour Nr. 0906
Matt — Mettmen • GL

Glarner Passtour

Schroff präsentiert sich der Einschnitt des Sernf* tals, wenn man in Schwanden in den Bus steigt, der nach Matt führt. Und wer den Weitblick in der Höhe geniessen will, muss zunächst eine mächtige, waldbewachsene Steilstufe überwinden. Verteilt man die Wanderung auf zwei Tage und übernachtet auf der Berglialp, kann man das Gepäck mit der Materialbahn die ersten 500 Höhenmeter hinauftransportieren lassen. Die Laubkronen, unter denen sich der Weg im Zickzack den Berg hochschraubt, bieten auch Schutz, nicht nur vor der sengenden Sonne, sondern auch vor Steinschlag. Auf der Bergschulter in Riedboden führt eine Traverse zum höchstgelegenen Alpbetrieb der Berglimatt, nach Ober Stafel. Dort steigt der Weg wieder steiler an und schwingt sich unter den ruppigen Felsen und Runsen des Charenstocks hoch zur Gandfurggele, dem Übergang ins Niderental, wo sich hinter einer Graskuppe der Berglimattsee verbirgt. Einen noch spektakuläreren Panoramablick als die Furggle bietet der Gandstock auf 2238 Metern (Hin- und Rückweg: je etwa 40 Minuten). Bis zum Punkt 2238 hat es Wegmarkierungen (kein offizieller Wanderweg). Der letzte Aufstieg ist mit Steinmännchen gekennzeichnet, führt über Blocksteine und zuletzt etwas ausgesetzt auf den Gipfel. Dort zieht sich der Blick vom Glärnisch im Norden über den Ortsstock bis hin zu den zackigen Tschingelhörnern und dem weiss vergletscherten Piz Sardona, die sich über der markanten geologischen Linie der Glarner Hauptüberschiebung in den Horizont zeichnen. Leichten Fusses läuft es sich vom Berglimattsee hinab ins Niderental, wo am Ufer des Stausees Garichti einige Feuerstellen zum Verweilen laden.
Seenwanderung im Val da Camp Nr. 0855
Sfazù • GR

Seenwanderung im Val da Camp

Liebliche Seen, eingebettet in dichte Wälder mit Arven und Lärchen, umrandet von einer wilden Berglandschaft. Im Naturschutzgebiet im Puschlaver Val da Camp finden wir alles und das ganz ohne stundenlange Wanderungen. Ausgangspunkt für Ausflüge zu den mystischen Seen von Sauseo und Viola ist Sfazù an der Postautostrecke über den Bernina Pass. Schon nach kurzer Zeit auf einer Naturstrasse erreichen wir die Häuser der Colonia di Buril. Statt weiter geradeaus, biegt der Wanderweg nach rechts ab und wechselt auf die Südseite des Val da Camp. Entspannt und mit angenehmer Steigung führt der Weg zum Weiler Sauseo. Ein kurzer Abstecher führt zum im dichten Nadelholz liegenden Lagh da Saoseo auf 2028 Metern Höhe. Im glasklaren, kobaltblauen See sind abgestorbene Baumstämme erkennbar. Gespiegelt werden im Wasser die lebenden Bäume an den Ufern und die umliegenden Berge. Etwas ruppiger steigt nun der Pfad zuerst im Wald und dann durch eine immer wilder werdende Landschaft am Fusse der Scima da Saoseo zum Punkt 2258 an: Blöcke und Schutt von einem Felssturz vor unendlich vielen Jahren. Dazwischen Lärchengruppen, die sich ihren Platz hier erobert haben. Weiter unten am Ufer des Lagh da Val Viola auf 2159 Metern Höhe angelangt, verlässt der Pfad die wilde und wechselt auf der gegenüberliegenden Seite des türkisfarbenen Sees in eine parkartige, liebliche Landschaft. Auf den Wiesen ist ein idyllisches Picknick angesagt. Danach ein kurzes Schläfchen am Seeufer, eine Runde Frisbee, lesen oder einfach die Seele baumeln lassen. Auf einem breiten Pfad geht es nun auf der anderen Seite des Tales wieder bergab zurück nach Sfazù. Wem die gut vier Stunden dieser Runde zu lang sind, der kann alles auch viel kürzer haben und dafür länger an den idyllischen Seen verweilen. Es gibt fast beliebig viele Variationen und Verbindungen: Von Sfazù mit dem Minipostauto (auf Voranmeldung) bis Camp fahren und in einer halben Stunden zum Sauseo-See, dann auf dem breiten Weg bis zum Viola-See weiter wandern. Das Val da Camp ist ein Paradies, das vor allem im Herbst dank den Lärchen in Gold getaucht wird.
Rundwanderung La Brévine Nr. 0856
La Brévine • NE

Rundwanderung La Brévine

Die Neuenburger Ortschaft La Brévine ist einerseits für ihre Kälterekorde im Winter und andererseits für ihre weiten Wälder und den Lac des Taillères bekannt. Dieser See wird nach einem kurzen Marsch über die mit Tannen besäten Jurahochweiden als Erstes erkundet. Seine spiegelglatte Wasseroberfläche bietet einen zauberhaften Anblick in dieser unberührten Landschaft. Auf der gegenüberliegenden Seite des Südufers sonnen sich einige für Neuenburg charakteristische Bauernhäuser. Das Schilf wogt in der sanften Brise. Als nächstes geht es in den Wald. Es ist ein dunkler und dichter Wald, wie man ihn in der Schweiz nicht mehr oft antrifft. Der Weg ist uneben und führt über Stock und Stein, doch man möchte ihn lieber nicht verlassen. Umgeben von Sträuchern, Tannen und Farn kann man Felsen, Höhlen und Hügel erahnen. Ein Paradies für Orientierungsläufer (und vielleicht auch für Trolle). An einer Weggabelung, an der ein gemütlicher Picknick-Tisch zum Verweilen einlädt, können Wandernde aufatmen...Vor ihnen öffnet sich eine Reihe von Lichtungen. Wir erreichen Le Cernil und erblicken das Hotel-Restaurant du Grand-Frédéric. Dieser Name verheisst einiges, aber das im 19. Jahrhundert errichtete Gebäude, hat den preussischen König (geb. 1712) Friedrich den Grossen nie beherbergt... Für eine Kaffeepause kommt es auch nicht mehr in Frage: die Gaststätte ist seit November 2013 geschlossen. Es geht ein Stück weiter durch den Wald und dann führt der Weg in Richtung Norden durch das Tal. Ein herrlicher Ausblick. Wir überblicken für diese Höhenlagen typische Bauernhäuser und Felder. Wir befinden uns nun auf über 1 000 Metern. Der Wald ist nicht weit entfernt – Frankreich auch nicht. Nachdem wir das Tal durchquert haben, müssen wir uns wieder auf den Weg zurück nach La Brévine begeben. Der Rückweg zieht sich bisweilen etwas in die Länge und führt über asphaltierte Wege, aber auch über Naturwege, wie wir sie lieben.
Rundwanderung Eglisau Nr. 0942
Eglisau • ZH

Rundwanderung Eglisau

Vom Bahnhof Eglisau geht es zunächst über die imposante Rheinbrücke, von der adrenalinberauschte Jugendliche im Sommer ihren Mut mit einem waghalsigen Sprung ins Nass unter Beweis stellen. Im Städtchen wandern wir bergauf. Auf diesem Aufstieg kann man einerseits über das Zürcher Unterland und auf der anderen Seite bis ins Nachbarland sehen. Nachdem der Bauernhof auf dem Eggberg passiert ist, wandelt sich die Hartbelagstrasse bald in einen schönen Feldweg, der sich dem Waldrand anschmiegt und für die nächsten 25 Minuten nicht von dessen Seite weicht. Auf der Honegg angekommen, sieht man Grün, so weit das Auge reicht. Die sanfte Hügel- und Feldlandschaft lässt schon fast eine Art Nostalgie an lang vergangene Zeiten aufkommen. Der nächste Bauernhof kündigt den Wandernden ihre baldige Ankunft in Buchberg an. Das pittoreske kleine Dorf wird in Richtung Rhein durchquert. Dabei kann man sich im Dorfladen noch mit etwas Proviant eindecken, bevor man bald zu den Rebbergen gelangt. Auf der Holigass halten wir uns bei der Gabelung links, um durch den Wald näher zum Rhein hinunter zu kommen. Im Wald führen uns schmale Wurzelpfade auf dem Sandhügel etwa zehn Meter über der Wasseroberfläche flussabwärts. Das Interessante an dieser Wanderung ist der abwechslungsreiche Untergrund: Man wandert auf Feldwegen, Hartbelag, Kieselsteinen und sogar Sand. Bald sind wir unten beim Wasser angekommen. Entlang des Flusses befinden sich einige kleine Buchten, die zur Rast und zum Baden einladen. Das letzte Stück verläuft zwischen dem Rhein und den Rebbergen bis nach Eglisau. Wenn man sich den Fluss so ansieht, erkennt man, dass die öfteren Vergleiche zum Amazonas nicht übertrieben sind. Den schönen alten Riegelbauten gehen wir auf der Strasse entlang, bis eine Treppe links wieder zum Rhein und zum Kiesweg hinab führt. Wir wandern an der Flussbadi vorbei, wo im Sommer seit 20 Jahren das Drachenbootrennen stattfindet, passieren Eglisau auf der Burgstrasse und kehren über die Brücke zum Bahnhof zurück.
Durchs Hintere Lauterbrunnental Nr. 1028
Gimmelwald (Schilthornbahn) — Stechelberg, Hotel • BE

Durchs Hintere Lauterbrunnental

Im mondänen Gebiet der «Swiss Skyline» schwebt die Schilthornbahn begleitet vom James-Bond-Soundtrack von Stechelberg nach Gimmelwald. Doch bereits an der Bergstation ist es mit Glitz and Glamour vorbei: Zeit für Ruhe und Natur. Das malerisch-verschlafene Dörfchen Gimmelwald hinter sich gelassen, geht es im kühlen Wald bereits steil aufwärts. Auf 1978 Metern über Meer angekommen, belohnt der fantastische Blick auf die schneebedeckte Jungfrau und den Talkessel mit imposanten Nordwänden für all die Mühen. Wer es noch etwas spektakulärer möchte, nimmt den Aufstieg aufs Tanzbödeli unter die Füsse, bevor es weiter zum Ziel des ersten Tages geht. Nach einem romantischen Candle-Light-Dinner im aussichtsreichen Berghotel Obersteinberg, welches als nächtliche Lichtquellen ausschliesslich über Kerzen und Petroleumlampen verfügt, schläft man entweder im Massenlager oder in einem der heimeligen Zimmer. Das Berghotel ist nur zu Fuss erreichbar und befindet sich inmitten der mächtigen Bergwelt des Hinteren Lauterbrunnentals. Die Zeit scheint hier still zu stehen und Ruhe-Suchende kommen voll und ganz auf ihre Kosten. Nach einem währschaften Frühstück geht es am nächsten Tag weiter in Richtung Oberhornsee. Die schöne Strecke kann mit einigen Leckerbissen für die Augen aufwarten: beeindruckend ist nicht nur das Panorama, inklusive Wasserfällen, sondern auch der friedliche See. Sein klares blaues Wasser lädt zur Rast. Hier oben ist die Welt tatsächlich noch in Ordnung. Weiter über die Oberhornmoräne sind die Wandernden auf dem höchsten Punkt angelangt. Über den Tanzhubel geht es bergab. Zugegebenermassen ist es zuweilen etwas steil; Wanderstöcke sind empfehlenswert, damit einen die Beine talauswärts nach Stechelberg zu tragen vermögen.
Liechtenstein an einem Tag Nr. 0891
Stn. Planken Schulhaus — Steg • LI

Liechtenstein an einem Tag

An einem Tag ganz Liechtenstein sehen? Das ist möglich auf der Wanderung zu den Drei Schwestern und durch den Fürstensteig. Der Weg wechselt immer wieder die Seite des Gebirgszugs, womit alle Gemeinden Liechtensteins sowie das gesamte Berggebiet mit dem Galinakopf, Schönberg, Sareis, Augustenberg und Rappastein zu sehen sind. Der lange und steile Aufstieg von Planken zur Gafadurahütte, der im Idealfall schon am Vortag gemacht wird, lässt einem genug Zeit, über die Sage der Drei Schwestern und die Religiosität der Liechtensteiner zu sinnieren. Drei Schwestern ignorierten einmal den Mariahimmelfahrtstag und gingen stattdessen Beeren pflücken. Doch die Heilige Maria erwischte sie und verwandelte sie als Strafe zu Stein. So stehen sie noch heute da. Um sie zu besuchen, muss kurz nach der Gafadurahütte der Aufstieg auf den Sarojasattel angegangen werden. Dann wählen Wagemutige den mit Seilen gesicherten Alpinwanderweg mit seinen zwei Leitern, die andern wandern auf dem Bergwanderweg um die Drei Schwestern herum. Die Mühe des Aufstiegs lohnt sich, auch wenn Wanderer nur einen der drei Gipfel erklimmen können. Dieselbe Aussicht bietet sich später auch auf dem Garsellikopf und dem Kuegrat, und die nicht Schwindelfreien können das Verpasste nachholen. Beim Gafleisattel trennen sich Wagemutige und Geniesser erneut: Erstere wandern durch den Fürstensteig durch Geröllfelder und am Abgrund vorbei, die anderen erklimmen den Alpspitz. Danach folgt bis zum Berggasthaus Sücka und der Bushaltestelle Steg ein entspannendes, aber abwechslungsreiches Wanderstück. Bei der Einkehr im Gasthaus bestätigt ein Artikel des Vorarlberger Tagblatts aus dem Jahr 1932 das Gesehene: «Wer das Ländchen also ganz kennenlernen will, der möge es ja nicht versäumen, auch seinen schönen Bergen einen Besuch abzustatten. Es wird ihn sicher nicht gereuen.»
Lang, einsam und spektakulär Nr. 0892
Steg — Triesen • LI

Lang, einsam und spektakulär

Liechtenstein ist ja nicht unbedingt für seine Berge bekannt. Zu Unrecht. Denn die Gratwanderung von Steg auf den Rappastein ist anspruchsvoll, einsam und spektakulär. Man hat rechter Hand Blick auf das Rheintal, linker Hand liegen die Liechtensteiner Alpen. Mittendrin steigt der Wanderer wacker bergauf. Der schmale Pfad ist dabei oft ausgesetzt, weshalb die Route bei Nässe nicht zu empfehlen ist. Sowieso mag es besser sein, anzuhalten, um die Aussicht zu geniessen. Oder gleich bis zum Gipfel zu warten. Der Rappastein mit seinen 2222 Metern bietet rundherum eine eindrückliche Sicht - und sogar für Sitzkomfort ist dank einer improvisierten Holzbank gesorgt. Das ist gut, denn auch nach dem Gipfel bleibt die Wanderung anstrengend. Eine öfter von Schafen als von Menschen begangene Hangtraverse führt in die Lawena. Im Talkessel liegt eine Alp, die auch ein Massenlager hat. Das Tal ist wegen der grossen Lawinengefahr den ganzen Winter über nicht zugänglich. Weiter vorne im Tal liegt am Hang die historische Ferienhaussiedlung Tuass. Hierhin kommt man nur zu Fuss, da das Gelände zu ausgesetzt ist, als dass es sich lohnen würde, eine Strasse zu bauen. Am schönen Brunnen kann man noch einmal Energie tanken und den Durst löschen, bevor der lange Abstieg nach Triesen unter die Füsse genommen wird. Durch den steilen Wald folgt man zuerst einem kleinen Pfad, bevor man wieder auf die Forststrasse trifft, die von der Alp Lawena her kommt. Dieser folgt man nun die letzten Kilometer bis ins Dorf Triesen.
Durch Wälder und Weiden Nr. 0898
La Chaux-de-Fonds — Le Locle • NE

Durch Wälder und Weiden

Ruhe und Natur prägen die beschauliche Wanderung über die Krete zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Vom Startbahnhof aus führt der Weg zunächst aus der Stadt heraus und über die Rue du Docteur Coullery bis zum Waldrand. Nach dem Bois du Petit Château geht es recht steil hinauf. Bald ist der Gros Crêt - oder «Som* met de Pouillerel», wie ihn die Einheimischen nennen - erreicht. Als Belohnung für den Anstieg bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Alpen und bei klarem Wetter sogar bis zu den Vogesen. Ab hier ist die Route kurz nicht mehr markiert. Aus dem breiten Weg wird ein schmaler Pfad, gesäumt von Wäldern und Wiesen. Vorbei an Trockensteinmauern, Dolinen und Bauernhöfen mit grossen Dächern, wie sie für die Region typisch sind, geht es gen Westen. Genau hier marschierten 1848 auch die Aufständischen der Neuenburger Revolution, allerdings in umgekehrter Richtung. Auf halber Strecke lädt die Ferme Modèle zu einer Rast ein. Von hier aus lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt L’Escarpineau, einem Felsvorsprung mit spektakulärem Ausblick auf den Doubs, den Châtelot-Staudamm und das greifbar nahe Frankreich. Wer nicht schwindelfrei ist, dürfte hier ein mulmiges Gefühl verspüren. Das letzte Teilstück verläuft in südlicher Richtung. Der Weg wird welliger, da er nun nicht mehr der Krete folgt, sondern den Hang durchschneidet wie ein Schiff das Wasser bei starkem Seegang. Erneut wechseln sich Wälder und Weiden ab, und schon bald sind zwischen den Bäumen die ersten Häuser von Le Locle zu erblicken. Wer mag, beschliesst die Wanderung mit einem Besuch des Uhrenmuseums im Château des Monts unweit des Bahnhofs.