Wandern im Sommer • Schweizer Wanderwege

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Kleinod der Zeitgeschichte Nr. 1064
Crêt du Midi — Vercorin • VS

Kleinod der Zeitgeschichte

Es ist eine Gratwanderung, wörtlich wie im übertragenen Sinn. Fast bilderbuchmässig zieht sich der Weg zu Beginn über die Krete, beidseitig fallen die grasbewachsenen Hänge in ebenmässigem Winkel gleich steil ab. Hinter dem Roc d’Orzival jedoch taucht der Weg linkerhand ein in die verunstaltete Landschaft des Skigebiets von Grimentz. Und anderntags, rechterhand der Krete, führt er zurück durch das Vallon de Réchy, ein wunderschön naturbelassenes Kleinod. Dass dies heute noch so ist, muss man dem Einsatz der Naturschützer verdanken. In den 1980er-Jahren gab es Pläne, auch das Vallon de Réchy für den Skitourismus zu erschliessen. Seit 1998 jedoch ist das kleine Walliser Seitental im Bundesinventar der schützenswerten Landschaften erfasst und vor Zugriffen gesichert. Wer das Tal hinabwandert, begibt sich auf eine Zeitreise. Zu entdecken ist eine Landschaft, die von den Gletschern der Eiszeit geformt wurde und stufenweise von den erosiven Kräften der Natur umgestaltet wird. Steil führt der Wanderweg von der Bergstation Crêt du Midi hoch zum Gipfel La Brinta und zum Grat. Mit Ketten gesichert und stellenweise ausgesetzt, zieht sich ein schmaler Pfad hinüber zu den bizarren Felsformationen in leuchtenden Rottönen, Ocker und Weiss beim Roc d’Orzival. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Durchs Skigebiet und nach einem kurzen Gegenanstieg über Geröll erreicht man hinter dem Col des Becs de Bosson die gleichnamige Hütte. Anderntags führt der Weg durchs Vallon de Réchy bergab. Zunächst durch eine arktisch anmutende Felslandschaft durchsetzt mit Dolinen. Später durch steppenartige Graslandschaften und Moore, durch die sich kapriziöse Mäander ziehen. An Wasserspielen vorbei und an Sturzbächen, zuletzt einer Suone entlang zurück nach Vercorin durch den Wald.
Durch die wilde Twingischlucht Nr. 1065
Binn — Niederernen • VS

Durch die wilde Twingischlucht

Wer kein Walliser ist, hat wohl noch nie von den Bozen gehört. So nennt man hier eine Art Geister, die laut einem Einheimischen angeblich «hinter jedem Stein» wohnen. Eine spezielle Sorte wohnt der Legende nach im Strassentunnel, der ins Bergdorf Binn führt: die Tunnelbozen. Auf ihre Spuren begibt sich, wer durch die Twingischlucht wandert. Sie beginnt und endet an den beiden Öffnungen des Tunnels, der für den Fussverkehr gesperrt ist. Die Wanderung startet im Dorf Binn und führt vorbei an der Kirche und durch den Weiler Ze Binne zum Stausee, wo die Twingischlucht beginnt. Der Weg ist breit und angenehm zu gehen, ab und zu passiert man einen kleinen Tunnel, immer wieder hört man das Rauschen der Binna. Bevor der Tunnel gebaut wurde, war die Schlucht die einzige Verbindung der Binner zur Aussenwelt. Im Winter war das Dorf häufig unzugänglich, da die Lawinengefahr zu gross war. Viele Menschen kamen in diesen Wintern ums Leben, und so veränderte der Tunnel das Leben der Binner stark. Doch dessen Bau Anfang der 1960er-Jahre war eine schwierige Sache: Weil beim Bau gepfuscht wurde, endeten die Grabarbeiten an der Oberfläche. Quellwasser trat aus, und der Tunnel musste einige Jahre später bereits saniert werden. Aufgrund dieser Ereignisse entstand die Sage der Tunnelbozen. Am Ende der Schlucht führt der Weg längere Zeit durch den Wald. Bei der Römerbrücke überquert er abermals die Binna, bevor er den nicht mehr bewohnten Weiler Hockmatta erreicht. Über eine weitere Brücke geht es hinauf nach Wasen mit seinem Zauberwald. Knorrige Rottannen und mächtige Felsblöcke prägen diesen Abenteuerwald für Kinder. Auf dem Spielplatz und Waldthemenweg kann die Geschichte der Eichhörnchendame Brüna erlebt werden. Und wer weiss, vielleicht taucht ja da auch plötzlich ein geheimnisvoller Bozen auf.
Das Kreuz immer im Blick Nr. 1066
Laubbärgli — Restaurant Simmenfälle • BE

Das Kreuz immer im Blick

Diese Wanderung führt vom Berghaus Laubbärgli unter das Seewlehore und auf den Tierberg hinauf. Gegen Norden erkennt man von hier die Gipfel der Voralpen, etwa die Vanils und die Gastlosen im Greyerz oder die Stockhornkette ob Thun. Im Osten liegt Adelboden und im Süden, gross und gewaltig, der Gebirgskranz, der die Lenk umfasst, mit Wildstrubel und Pointe de la Plaine Morte links, dem Wildhorn in der Mitte und den Diablerets ganz rechts. Davor und bei der Lenk liegen der Betelberg und der Flösch. Doch was ist dieses grüne Kreuz in der Wiese am Gegenhang? Von blossem Auge sieht man es in der steilen Wildheuplangge leuchten. Das Magazin WANDERN.CH hat den Mann im Sommer 2014 getroffen, der das Kreuz Jahr für Jahr in den grüene Blätz mäht, seit 20 Jahren schon. Bruno Schletti, 34 Jahre alt, Spengler von Beruf und Allrounder heute. Mit 13 Jahren mähte er das Kreuz zum ersten Mal in den Hang. Erst klein, dann grösser. Erst allein, später half ihm der Vater dabei und heute sein Kollege Simon Schletti, auch er ein Lenker und ausserdem Zimmermann. Wenn in Lenk das Jazzfestival beginnt und die Stimmung steigt, dann gehen Bruno und Simon unter die Felsen am Flösch, um dem Dorf Lenk eine weitere touristische Attraktion zu verleihen. Eine «Morerei» sei es, sagen sie entschuldigend, als sie den Motor der Fadenmäher anwerfen. Nach nur einer Stunde ist sie erledigt und das Kreuz leuchtet wieder, frisch gemäht. Besonders schön ist das Kreuz am 1. August. Dann steckt Bruno mit Freunden zusammen das Kreuz mit 34 Fackeln aus und zündet diese abends, wenn es dunkel ist, an. Das Kreuz ist am Anfang der Wanderung lange Zeit sichtbar. Über den abschüssigen Laveygrat erreicht man bald den Hahnenmoospass, über den Bummerepass geht es weiter bis zu den Simmefäll. Dort fährt der Bus nach Lenk.
Unterwegs im Fürstenland II Nr. 1050
Andwil — Wittenbach • SG

Unterwegs im Fürstenland II

Diese etwa dreieinhalbstündige Wanderung kombiniert bäuerliche Landschaften, weite Wälder, einen tollen Aussichtsberg und eine idyllische Flusswanderung zu einem Best-of des Fürstenlandes. Und zu alledem gibt es auch noch viel Spannendes aus der Geschichte zu sehen. Ausgangspunkt ist Andwil, und vom erhöht liegenden Dorf aus bieten sich weite Ausblicke über die gewellte Hügellandschaft des Thurgaus und zum lang gezogenen Seerücken. Sehenswert in Andwil ist der prächtige «Hirschen», der einzige Kreuzfirst-Riegelbau in der Ostschweiz. Etwa eine Stunde nach dem Start ist der Tannenberg erreicht. Er ist die höchste Erhebung im Fürstenland und bietet schönste Aussichten zum Alpstein, ins Toggenburg, ins Vorarlbergische und auch zum Bodensee. Sehr lohnend ist ein wenige Minuten langer Abstecher zum einem idyllischen Weiher östlich von Oberwil; nahe dem Ufer gibt es auch einen schönen Picknickplatz mit Feuerstelle. Die Hänge des Tannenberges sind mit weiten Wäldern bedeckt, und auch in diesen liegt viel spannende Geschichte versteckt. In ihm nämlich lebte viele Jahre Abt Bernhard vom Kloster St. Gallen als zurückgezogener Einsiedler - weil er jedoch bei der Kaiserwahl den «falschen» Kandidaten unterstützte, liess ihn der gewählte Kaiser im Jahre 890 vertreiben. Aus dieser Zeit stammt auch die sogenannte «Waldburg», an der die Wanderung kurz nach Bernhardzell nahe vorbeiführt. Hierher zogen sich die Mönche von St. Gallen und die zum Kloster gehörende Bevölkerung um 926 zurück, als die Hunnen einfielen. Ein Naturjuwel erwartet die Wanderer auf dem letzten Abschnitt der Tour; hier ist man auf mehreren Kilometern am verträumten Ufer der Sitter unterwegs, mit unzähligen Plätzchen zum Verweilen und Geniessen.
Unterwegs im Fürstenland I Nr. 1049
Hagenwil — Bischofszell • TG

Unterwegs im Fürstenland I

Das Fürstenland kann nicht mit Spektakulärem aufwarten - es hat keine schroffen Gipfel wie das Toggenburg im Süden, der Bodensee im Norden gehört auch nicht mehr dazu, und weder Schluchten noch Wasserfälle noch Kathedralen sind hier auszumachen. Doch genau dies ist das Schöne am Fürstenland: Es ist eine Region, die sich wunderbar für eine erholsame Wanderung in authentischer, stiller Ostschweizer Landschaft eignet. Dazu passt auch, dass weder die Länge noch die zu bewältigenden Aufstiege zu sehr fordern, allerdings beträgt der Hartbelagsanteil etwas mehr als ein Drittel. Und trotzdem, an der Strecke liegt einiges an Spannendem und Interessantem, Orte, die zu einer kleineren oder grösseren Pause einladen. Kurz nach dem Start steht am Dorfrand das Schloss Hagenwil, es ist heute das einzige Wasserschloss in der Ostschweiz; die Anlage stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im Dreissigjährigen Krieg von schwedischen Truppen geplündert. Heute ist es in siebter Generation in Familienbesitz und beherbergt ein Restaurant. Zwischen dem Weiler Blidegg und der Sitter, die hier in einem weiten Flussbett ihre Schlingen zieht, liegt am Wegrand die Kapelle Degenau, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Ihre lange und wechselvolle Geschichte spiegelt sich auch im gut ersichtlichen Stilmix, mit einem Kern aus der Romanik, einem Anbau mit gotischen Fenstern und schliesslich einer Emporenanlage in Fachwerk aus dem 19. Jahrhundert. Ein besonderes Naturjuwel sind die fünf idyl-lischen Weiher zwischen Wilen und Hauptwil. Sie wurden im 15. Jahrhundert für die Fischzucht angelegt und stehen heute unter Naturschutz. Am Uferweg und besonders auf dem Damm zwischen Hoorbacher und Gwand-Weiher gibt es die verträumtesten Picknickplätzchen.
Vom Paradies ins Weinland Nr. 1051
Langwiesen — Andelfingen • ZH

Vom Paradies ins Weinland

In Langwiesen führt die Wanderung direkt zum Rhein, dann flussaufwärts zum ehemaligen Klarissenkloster Altparadies, wo sich die beeindruckende Eisenbibliothek der Georg Fischer AG findet. Der ins Klostergut integrierte Fundus dieser Büchersammlung bietet eine weltweit einzigartige Thementiefe. Hier finden sich praktisch sämtliche Werke aktueller und historischer Literatur zum Werkstoff Eisen und zu allem, was in einem breiten Umfeld dazugehört. Die über 40 000 bibliophilen Kostbarkeiten zum Werkstoff Eisen und zu dem damit verbundenen Wissen stammen aus vielen Ländern und kommen in zahlreichen Sprachen daher. Die Sammlung umfasst Klassiker von Grossmeistern wie Isaac Newton genauso wie Fachliteratur der Neuzeit. Nach einem Besuch der Bibliothek lohnt sich auch ein Blick in die barocke Kirche; mit ihrer ruhigen Ausstrahlung ist sie ein wunderbarer Rastplatz für die Seele. Danach führt der Wanderweg unter der Hauptstrasse hindurch und über die Bahnlinie zum Waldrand. Eine stets leicht steigende Forststrasse führt zum Aussichtsturm bei der Hochwacht. Von da geht es zum Dorf Trüllikon hinunter, und beim Dorfplatz hält man zur Kirche. Dann leitet ein Höhenweg über den Rebbergen nach Krähenbuck. Bald gelangt man zum Husemer See, einem prächtigen Naturparadies mitten im Wald, das - je nach Jahreszeit - zumindest zum Fussbad lädt. Einer Forststrasse folgend geht es dann zum Schneitenberg. Bei der Hütte hält man rechts und erreicht bald die Bahnlinie. Der Weg folgt ihr bis zur Strassenüberführung. Man steigt zur Strasse hinunter und gleich nach der Unterführung wieder auf einen Wiesenweg hinauf, der zur nahen Autobahn führt. Über die Holzbrücke erreicht man schliesslich Andelfingen.
Zugerland ist Chriesiland Nr. 1052
Zug — Walchwil • ZG

Zugerland ist Chriesiland

Die Wanderung über dem Ostufer des Zugersees ist Teil des Kirschen- und Kastanienwegs. Sie verbindet die Kirschenkulturen von Zug und Arth und bietet pittoreske Ausblicke auf die sanften Täler des Mittellands und auf die majestätischen Gipfel der Rigi. Vom Bahnhof Zug wandert man direkt ans Wasser und folgt der Promenade zum Bootshafen am Landsgemeindeplatz. Kaum zu glauben, dass 1887 beim Bau der Promenade 35 Gebäude in den See stürzten und dabei elf Menschen in den Tod rissen. Heute laden Strassencafés zum Verweilen - oder zu einem ersten Stück Zuger Kirschtorte. Durch die engen Gassen der Altstadt ist bald die Altstadtkapelle erreicht. Gegenüber der Artherstrasse folgt man der Hofstrasse bis an den Stadtrand. Auf dem Bröchliweg geht die Wanderung durch blühende Kirschgärten. Über dem See grüssen schneebedeckte Berge. Das Gesumme der Bienen, die fleissig die Blüten bestäuben und so die über 400-jährige «Chriesi»-Tradition ermöglichen, lässt Stadt und Alltag schnell vergessen. Zugerland ist Chriesiland: 2006 wurde die Idee der «1000 Kirschbäume für Zug» lanciert, um zu verhindern, dass die Kirschbäume verschwinden. Seither erlebt das Zuger Chriesi eine Renaissance - auch dank der Zuger Kirschtorte, die ins kulinarische Erbe der Schweiz aufgenommen wurde. Bald ist Oberwil erreicht. Von da führt die Wanderung wieder oberhalb der Bahnlinie nach Räbmatt. Der Weg folgt einem Bach aufwärts zum Waldrand, von wo eine Forststrasse in angenehmer Steigung zum Hasel hinaufführt. Von da senkt sich der Weg zu einem Bach hinunter und führt über einen zweiten Bach zum Hof Untertal hinauf. Eine fantastische Aussicht lässt den Hartbelag bis Walchwil vergessen. Bald sind die Neubauquartiere von Walchwil erreicht, und auf Nebenstrassen geht es zum Bahnhof hinunter.
Frühlingswanderung St. Gallen Nr. 1010
Roggwil TG — St. Gallen • TG

Frühlingswanderung St. Gallen

Vom Bahnhof St. Gallen oder Arbon fährt das Postauto nach Roggwil. Verlässt man bei der Kirche den Bus, lohnt ein kurzer Besuch des Schlosses. Anschliessend folgt man den gelben Wegweisern den frisch austreibenden Wald hinauf, zur Strasse beim Weiler Watt. Ein Fahrweg führt kurz steil bergan zur still gelegenen Kapelle Ruggisberg. Die Kapelle wurde vom Abt des Klosters Obermarchtal an der Donau als Gelübde gestiftet. Den Grund dazu zeigt das Altarbild: die Schlacht am Kalenberg bei Wien samt Stephansdom im Hintergrund, wo die Christen gegen die Muselmanen siegreich kämpften. Nebenan stand bis in die 1950er Jahre das Schloss Ruggisberg, das dem Abt als Feriendomizil diente. Das Restaurant nebenan ist auf Gourmets ausgerichtet. Über Wiesen führt der Weg zum Weiler Unterlören. Der Sitter folgt man flussaufwärts zur Leebrugg und weiter bis nach dem Schiessstand, wo etwas oberhalb das Restaurant Erlenholz liegt. Die Gartenwirtschaft lädt zum Verweilen ein. Gestärkt steigt man zum Gatter auf, dann folgt man rechts einer Forststrasse bis zur Universität St.Gallen auf dem Rosenberg. Dort fährt der Bus direkt zur Stadt hinunter. Wer Zeit hat, besichtigt das ehrwürdige Kloster, die imposante Stiftsbibliothek und die beschauliche Altstadt. Die Wanderung geht dann auf der Strasse zum nahen Kinderfestplatz weiter. Hier feiern alle drei Jahre - wie auch 2015 - vor den Sommerferien bis zu 30 000 Schüler und Erwachsene das traditionelle Kinderfest mit Bratwurst, Bürli und St.Galler Stickereien. Diese Tradition geht bis ins Jahr 1824 zurück. Weiter westwärts führt eine Treppe in wenigen Minuten direkt zum Hauptbahnhof hinunter.
Der Mont Blanc des Dames Nr. 1053
Lac d'Emosson — Le Buet • VS

Der Mont Blanc des Dames

Mont Blanc des Dames - so nennen die Franzosen ihren Buet auch. Wie der Berg zu seinem Namen kam, das erzählt die Wirtin im Hôtel du Buet. Die Frauen seien - so ihre Version der Geschichte - auf den Buet gestiegen, um ihren Männern dabei zuzusehen, wie sie den Mont Blanc bestiegen hätten. Doch vielleicht hätte auch der eine oder andere Mann seine Frau oder Schwester davon abgehalten, räumt sie ein. Wie dem auch sei: Tatsache ist, dass die Frauen in den Anfängen des Alpinismus wenn auch weniger zahlreich, so doch ebenso freudig, lust- und hingebungsvoll und vor allem mühelos in die Berge stiegen wie ihre männlichen Kollegen. Diesen machte das mit der Zeit zu schaffen, weshalb sie «gute» Gründe fanden, den Frauen das Bergsteigen und Klettern madig zu machen. Und so kamen die Frauen denn zu ihrem Buet bei Emosson, einen Katzensprung südlich der Schweizer Grenze, dem Gipfel mit der wohl schönsten und weitesten Aussicht über das Mont-Blanc-Massiv. Sie reicht von den nördlichsten Gipfeln und Gletschern, dem Trient-Massiv, über die Aiguille Verte und die Aiguilles de Chamonix bis zum Hauptgipfel mit der nördlichen Rückseite des Aiguilles-Rouges-Massivs im Vordergrund. Im Westen schliessen sich das Fiz- und das Aravis-Massiv an. Weiter hinten leuchten an schönen Tagen die Walliser und die Berner Alpen und die Gipfel der Ecrins. Sogar die Chartreuse und der Vercors sind auszumachen. Einfach toll! Diese Wanderung geht vom Lac d’Emosson im Norden über den Cheval Blanc und die Arête du Nord zum Gipfel des Buet und über die Vallon de Bérard ins Tal hinunter, das nach Chamonix führt. Eine anstrengende, anspruchsvolle Tour, die Kondition, Engagement und Trittsicherheit verlangt, was aber mit einem ausserordentlich schönen Panorama belohnt wird.
Grosse Vielfalt am Alpnachersee Nr. 1068
Alpnachstad — Stansstad Schnitzturm • OW

Grosse Vielfalt am Alpnachersee

Im Städerried bei Alpnachstad, das seit 1999 unter kantonalem Naturschutz steht, gelten strenge Regeln - so ist zum Beispiel das Verlassen der markierten Wege weitgehend verboten. Deshalb darf der Nachwuchs zwar nicht auf den saftigen, von Schilf gesäumten Wiesen herumtollen, kann aber dafür auf Schritt und Tritt eine äusserst vielfältige Tierwelt entdecken. Dazu lohnt es sich, den Feldstecher mitzunehmen. Seit den 1960er-Jahren wurden hier nicht weniger als 200 verschiedene Vogelarten gesichtet, darunter die Rohrdommel, der Seidenreiher, der Flussregenpfeifer, die Rohrweihe und sogar der in unseren Breitengraden selten gewordene Wiedehopf. Auch viele Reptilien und Amphibien sind im Städerried heimisch. Im flachen Gebiet, wo die Chli Schliere in den Alpnachersee mündet, finden kleine und grosse Baumeister alles, was sie für das Errichten von Staudämmen und anderen Kunstwerken brauchen: Steine in allen Formen und Grössen, Schlamm, Äste und sonstiges Schwemmgut. Die Route von Alpnachstad bis Stansstad, eine Halbetappe des Waldstätterwegs, führt zunächst quer durch das Naturschutzgebiet und anschliessend hinauf in den Hinterbergwald, in dessen Unterholz sich Frösche und Nattern verstecken. Dahinter öffnet sich ein herrlicher Blick auf den See und die umliegende Landschaft, der für einige Abschnitte auf Hartbelag entschädigt. Ebenso eindrücklich, wenn auch auf etwas andere Art, ist der neu eröffnete Steinbruch Rüti mit seinen riesigen Schuttbergen. Hier ist werktags leider mit Mehrverkehr zu rechnen. Nur wenig später ist auch schon das idyllische Stansstad erreicht, wo die Wanderung einem Besuch des historischen Schnitzturms aus dem Mittelalter zu Ende geht.
Über den Chopf auf den Hundsruggen Nr. 1056
Fischenthal — Wald (ZH) • ZH

Über den Chopf auf den Hundsruggen

Im Südosten des Kantons Zürich liegt eine abgeschiedene Hügel- und Bergregion mit unzähligen Tälern und Tobeln, urigen Wäldern und versteckten Wasserfällen. An den abgelegensten Bergen leben gar Gämsen, und am Himmel kreisen manchmal Adler. Das Zürcher Oberland bildet einen Kontrapunkt zum sonst so intensiv genutzten Land in einem geschäftigen Kanton. Und es ist wie geschaffen für Menschen, die für einen Tag in einer stillen, ursprünglichen und wenig begangenen Voralpenlandschaft auftanken möchten. Zudem ist die Wanderung von Fischenthal über den Hüttchopf nach Wald überaus abwechslungsreich. Der Aufstieg führt zunächst durch Wiesen, Weiden und einige Waldstücke, und mehr und mehr weitet sich der Blick über die hügelige Landschaft. Auf dem Kamm, der zum Hüttchopf führt, stehen einige mächtige Föhren, die von Wind und Wetter zu eindrücklichen Gestalten geformt wurden. Der Hüttchopf ist mit 1232 Metern eine der höchsten Erhebungen im Zürcher Oberland, und seine grasbewachsene Kuppe bietet eine Fernsicht, die vom Jura über den Alpenkamm bis zum Säntis reicht, während im Norden das Land allmählich bis zum Rhein abfällt. Auf der Alp Scheidegg gibt es das höchstgelegene Restaurant des Kantons Zürich, auf der Terrasse lässt sich wunderbar ein Zvieriteller oder eine Rösti geniessen - mit einem weiten Alpenblick als Beilage. Auf der Abstiegsroute ins Jonatal liegt dann der Hundsruggen mit einigen ursprünglichen Gehöften. Ein letzter Höhepunkt ist die Strecke der verträumten Jona entlang; sie führt durch ein wildromantisches Tälchen mit einem knorrigen Wald und einem Bach, der mal über eine Felskante springt, sich dann verträumt hin und her windet und später seine Wege vorbei an Kanälen und Wasserfassungen aus lange vergangenen Fabrikzeiten sucht.
Solothurner Wildpflanzentour Nr. 1057
Egerkingen — Holderbank (SO) • SO

Solothurner Wildpflanzentour

Lust auf neue Frühlingsmenüs? Dann nichts wie raus zum Wildpflanzensammeln, zum Beispiel in den Solothurner Jura. Auf der Tour von Egerkingen nach Holderbank, am Rande des Naturparks Thal, finden sich unter anderem Brennnessel, Löwenzahn, Teufelskralle, Waldziest, Giersch, Gundermann und Bärlauch. Sie sind schmackhafte und gesunde Zutaten für Salate, Suppen, Frischkäse, Aufläufe oder Gemüsegerichte. Mit einem Bestimmungsbuch und Sammelbehältern ausgerüstet, startet man am Bahnhof Egerkingen. Erstes Ziel ist die grosse Wegkreuzung nach dem Flüeloch. Weiter geht es auf dem als 1. Solothurner Wald­wanderung markierten Pfad, er führt zu Teufelskralle, Waldziest und kurz vor Blüemlismatt zu einem riesigen Bärlauchfeld. Von den Ährigen Teufelskrallen sammelt man die jungen Blütenköpfe. Kurz in der Bratpfanne gedämpft, ergeben sie eine schmackhafte Ergänzung von Salaten oder Gemüse. Die Blätter des Wald­ziests riechen wie frische Steinpilze und verleihen Salaten, Dips und Saucen eine spezielle Note. Bärlauch kennt viele Verwendungen, vom Pesto über die Sauce bis zu Bärlauchspätzli. Zu Rast, Speis und Trank erwarten einen die Restaurants Blüemlismatt und Tiefmatt sowie aussichtsreiche Picknickplätze am Gratweg über die erste Jurakette. Hier lässt sich auch der Löwenzahn sammeln. Seine leicht bitteren Blätter sind gesund und eine Delikatesse im Frühlingssalat. Auf der Tiefmatt steigt man nicht direkt nach Holderbank ab, sondern wandert weiter Richtung Roggenflue und biegt erst bei der Feuerstelle in den Weg nach Holderbank ein. Im lichten Wald stehen Brennnessel, Giersch und Gundermann. Alle drei lassen sich vielseitig verwenden. Beim Sammeln gibt es eine wichtige Grundregel: Man sammelt nur, was man mit dem Bestimmungsbuch eindeutig bestimmen kann. Kommen bei einer Pflanze Zweifel auf, lässt man sie stehen.
Grosswerden in nur fünf Stunden Nr. 1054
Bubikon — Schmerikon • ZH

Grosswerden in nur fünf Stunden

Von Bubikon über den Mannenrain bei Oberdürnten ZH zum Herrenweg von Eschenbach SG - die Strecke bietet mehr, als eine nach Konzept geplante Wanderung erahnen liesse. Der wahre Weg vom Bubi zum Mann jedenfalls ist anstrengender und von mehr Rückschlägen begleitet als diese Mittellandwanderung. Leichte Aufstiege wechseln sich mit ebenen Waldstücken und recht einsamen Kuhweiden ab. Gemessen am ansonsten eher dicht besiedelten Zürcher Oberland hält der Weg ohnehin erstaunlich abgelegene Gebiete bereit und bietet darum - nebst den beinahe obligaten Einfamilienhausquartieren - durchaus echte Naturerlebnisse. Dies vor allem in den weitgehend unberührten kleinen Tälchen und Waldabschnitten, durch welche die Wanderwege führen. Ein erster Höhepunkt wartet bereits zehn Minuten nach Abmarsch am Bahnhof Bubikon mit dem Ritterhus. In dem einzigartigen mittelalterlichen Baudenkmal ist ein Museum über den Ritterorden, die Geschichte des Fensters, Kräuter und die Seefahrt untergebracht. Der anschliessende Weg zum Mannenrain und von dort zum Herrenweg weckt fast unweigerlich Assoziationen und lädt zum Erinnern ans eigene Heranwachsen ein. Gut zu machen ist diese Wanderung auch als kleines Initiationsritual mit heranwachsenden Buben. Herrschaftliche Aussichten und herrliche Einsichten sind garantiert. Der Mannenrain selbst ist ein Hang von unspektakulärer Schönheit, ein Bauernhaus steht da, etwas Gebüsch, ein paar Bäume. Am Ziel selbst, am Herrenweg in Eschenbach, ist dann allerdings eine Alternative gefragt, da er mitten in einer abweisenden Gewerbezone liegt. So setzt man den Weg zum Zürcher Obersee nach Schmerikon fort, vorbei an Grabhügeln aus der Jungsteinzeit.
Zum Stein der Kinder in Nax Nr. 1055
Nax, La Crettaz • VS

Zum Stein der Kinder in Nax

Einen schönen Pfad und ein paar Plätze, welche die Neugier der Kinder wecken: Mehr braucht es für einen gelungenen Familienausflug nicht. In Nax bei Sitten findet man das ideale Programm für eine Wanderung mit Kindern auf der etwas mehr als fünf Kilometer langen Route mit zahlreichen Aussichtspunkten mit Blick auf die umliegenden Berge und Täler. Die erste Etappe des Parcours für Gross und Klein bildet La Scie, zu Deutsch «die Säge». Diese industrielle Anlage aus dem späten 19. Jahrhundert wird noch regelmässig für Vorführungen verwendet. Die nötige Energie liefert ein Getriebe, das mit einem Schaufelrad verbunden ist und von einem in unmittelbarer Nähe fliessenden Bach betrieben wird. In der Regel findet man dort einen grossen in Längsrichtung halb zersägten Baumstamm vor - durchstossen vom starren Sägeblatt. Nächstes Ziel: der Pierre des Enfants, zu Deutsch «der Stein der Kinder». Alle Bewohner der Region kennen diesen vom Gletscher abgelegten Findling. Bei seinem Absturz soll er einige junge Hirten unter sich begraben haben. Um die Legende am Leben zu halten, wurde ein Miniaturfriedhof mit fünf hölzernen Kreuzen am Fusse des Felsens angelegt. Und etwas weiter weg ein schöner Picknickplatz. Die Raststelle von Prarion ist der höchste Punkt dieser Wanderung. Eine Wiese und ein über* dachter Platz bieten sich zum Grillieren und für Familientreffen an. Nun wendet sich der Weg allmählich vom Rhonetal ab und führt in das Val d’Hérens (Eringertal), durch das 800 Meter weiter unten die Borgne fliesst. Auch das Panorama ändert sich: Anstelle der Berner Alpen lassen sich jetzt die Dörfer der gegenüberliegenden Bergseite und der Ebene betrachten.
Gläserne Entdeckungen Nr. 1058
Le Bémont (JU) — Soubey • JU

Gläserne Entdeckungen

Einst waren die Glasereien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der ganzen Region. Entlang des Doubs arbeiteten ihre Glaser vom 16. bis ins 19. Jahrhundert unter Hochdruck. Doch was sich damals an den Ufern des Flusses getan hat, dem diese Wanderung folgt, ist weitgehend in Vergessenheit geraten und längst vom Gehölz überwachsen. Die Wanderung führt zu den Spuren einer dieser Jura-Glasereien, jener in Lobschez, und beginnt in Le Bémont. Von da aus geht es nach Nordosten. Beim Kreuz nimmt man die absteigende Strasse auf der linken Seite. Am Eingang zum Weiler La Bosse geht es links in Richtung Les Pommerats. Der Weg führt weiter zum Etang de Schluchter, der hungrige Karpfen beherbergt. Dann auf einem kleinen Pfad hinab ins Tal. In Les Pommerats nimmt man den ansteigenden Weg auf der rechten Seite der Strecke. Oben angekommen muss eine Schranke passiert werden, bevor eine geteerte Strasse erreicht wird. Auf dieser folgt ein langer und gerader, aber schön zu gehender Abschnitt. Schliesslich nimmt man an der Gabelung die linke Abzweigung, um ins Tal hinabzusteigen. Es beginnt ein langer Abstieg im Wald. Bald ist der Doubs erreicht. Es geht nun 30 Minuten entlang seines Ufers nach Clairbief zur roten Hängebrücke. Hier stand einmal die Glaserei. Heute hat die Vegetation wieder die Oberhand gewonnen. Mit etwas Fantasie kann man sich noch vorstellen, wie das Leben der Glaser an diesem wilden, idyllischen Ort war. Dann geht es ein letztes Mal hinauf, einem steilen Steinweg folgend, um hernach wieder in Richtung Soubey hinabzusteigen. Natürlich darf ein Besuch der Kirche, deren Fenster vom berühmten Künstler Coghuf gefertigt wurden, nicht fehlen.
Rund um die Arête de L’Argentine Nr. 1039
Solalex • VD

Rund um die Arête de L’Argentine

Die landschaftlich wilde und weitgehend einsame Region rund um die beiden grossen Massive der Diablerets und des Mouveran ist bekannt und beliebt für mehrtägige, anspruchsvolle Bergwanderungen von Hütte zu Hütte. Wer nicht so viel Zeit hat und die Gegend kennenlernen möchte, für den ist die Umrundung der Argentine die perfekte Wahl. Sie ist abwechslungsreich und bietet immer wieder neue Panoramen. Der Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung, das kleine Bergdorf Solalex, liegt am Ende einer Talmulde am Fusse des Diablerets-Massivs. Der kurze Aufstieg nach Anzeide verläuft teilweise auf der Alpstrasse, auf welcher sich wanderfaule Gäste der Berggasthäuser auf Wunsch im Taxi chauffieren lassen können. Die Alp liegt auf einer grossräumigen Hochebene über der Waldgrenze. Die Alp wird seit dem 13. Jahrhundert bewirtschaftet. Von der Terrasse der Refuge Giacomini hat man eine tolle Sicht auf die steilen Felswände unter den Gipfeln der Diablerets. Der weisse Saum, der die Felsen vom Himmel trennt, lässt erahnen, dass auf der Nordseite Gletscher und ewiger Schnee liegen. Im Aufstieg zum Col des Essets darf man die Abzweigung von der Fahrstrasse, die zur Cabanne Barraud führt, nicht verpassen. Auf dem Pass wird man gerne etwas verweilen und die Kraft der gewaltigen Felsmassive im Norden und im Süden auf sich wirken lassen. Vom Col des Essets führt der Abstieg durch ein Tal zur Alp La Vare. Anschliessend steigt der Weg wieder auf bis La Motte, wo sich der Blick zum Genfersee öffnet. Beim Roc du Châtelet beginnt der steile Abstieg hinunter nach Solalex, der ganz zuoberst mit Ketten gesichert ist und bei Nässe heikel sein kann. Zurück in Solalex geniesst man auf der Terrasse der Refuge die Aussicht auf die spiegelglatte Nordwand des Massivs, die Miroire d’Argentine, die, wie beim Start am Morgen, immer noch im Schatten liegt.
Zwei Tage auf dem Sardona-Welterbe-Weg Nr. 1040
Stn. Maschgenkamm — Weisstannen • SG

Zwei Tage auf dem Sardona-Welterbe-Weg

Zum Glück ist die erste Tagesetappe dieser Zweitageswanderung nur kurz. So bleibt genügend Zeit, um eine Fahrt auf der Rodelbahn zu machen und erst dann zum Ausgangspunkt der Wanderung auf dem Maschgenkamm zu fahren. Es lohnt sich, nicht erst auf das Abendessen bei der Spitzmeilenhütte anzukommen, denn in der näheren Umgebung lässt es sich problemlos ein paar Stunden verweilen. Man kann im Bergsee baden, im Gras ein Nickerchen machen oder auf der Terrasse - mit herrlichem Blick auf die Churfirsten und die Alviergruppe - einen haus-gemachten Kuchen geniessen. Der zweite Tag ist deutlich anspruchsvoller. Aufgepasst: Teilweise existieren nur Wegspuren mit gelegentlichen Markierungen, die man bei Nebel rasch übersehen kann. Ab der Fansfurggla bis zum Madchopf führt der Weg mehrheitlich auf dem Grat, mit herrlicher Aussicht auf die Sardonagruppe. Hier befindet sich eines der geologischen Highlights des Geoparks Sardona. Hier ist - mit etwas Fachwissen und wachem Auge - ein Stück Erdgeschichte, die Gebirgsbildung, erkennbar. Entlang der weit herum sichtbaren Linie, der «Glarner Hauptüberschiebung», schoben sich alte Gesteine über eine Distanz von rund 40 Kilometern auf viel jüngere Gesteine. Laien, die ihre Begleiter unterwegs mit geologischen Fachsimpeleien beeindrucken wollen, sollten sich vorher die leicht verständliche Broschüre «Geopark-Info» bestellen (www.geopark.ch). Für alle Nicht-Geologie-Interessierten: Die unterschiedlich farbigen Gesteinsschichten in den steilen Flanken sehen in der Hochgebirgslandschaft aus wie abstrakte Gemälde und sind einfach schön anzuschauen. Etwas Kraft sollte man sich für den langen, steilen Abstieg vom Madfurggl nach Weisstannen sparen. Die Wartezeit auf das Postauto kann man im Museum Post ab! verbringen. Dort erfährt man unter anderem, wie im 19. Jahrhundert Holz auf dem Bergbach Seez nach Mels geflösst wurde.
Im Aargauer Seetal Nr. 1041
Lenzburg — Boniswil • AG

Im Aargauer Seetal

Hufeisenförmig empfängt das barocke Lenzburg den Wanderer. Ein Abstecher in die Altstadtgassen lohnt sich auf jeden Fall. Die Wanderung führt zuerst dem Aabach entlang, der dem Hallwilersee entspringt. Ab dem 18. Jahrhundert spielte er eine wichtige Rolle in der Industrialisierung des unteren Seetals. Er versorgte verschiedenste Industriebetriebe mit Wasserkraft, später mit Elektrizität. Dies lässt sich am besten vom Esterliturm überblicken, dem nächsten Ziel der Wanderung. Zuvor geht es in den Bergwald zum Fünfweiher. Er und weitere vier Weiher dienten dazu, in Brandfällen das Löschwasser zu liefern. Heute ist der Fünfweiher ein beliebtes Ausflugsziel. Weiter geht es zum Esterliturm, dessen Aussichtsplattform über 253 Stufen erreicht wird. Von hier bietet sich ein einzigartiges Panorama über den Kanton Aargau. Bei guter Sicht sind im Norden Süddeutschland mit dem Schwarzwald und im Süden das eindrückliche Alpenmassiv der Innerschweiz zu erkennen. Durch den Wald und über Felder führt der Wanderweg zum Eichberg, zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, der schon seit 1959 biologischen Landbau betreibt. Das gleichnamige Hotel und Restaurant mit seiner Terrasse hat eine einzigartige Lage, die für eine der wunderbarsten Aussichten über das Seetal bis hin zu den Alpen sorgt. Von hier aus lässt sich am nördlichen Seeende das Schloss Hallwyl erahnen. Es ist eines der bedeutendsten Wasserschlösser der Schweiz und befindet sich auf zwei Inseln im Aabach. In den Schlossräumen erzählt die Ausstellung vom Leben der Hallwyler Adelsfamilie und ihrer Untertanen im Seetal. Im gemütlichen Schlosscafé kann man den Wandertag Revue passieren lassen, bevor es vom romantischen Wasserschloss durch das einzigartige Naturschutzgebiet nach Boniswil geht.
Karge Hochebene über dem Rhonetal Nr. 1042
Giw • VS

Karge Hochebene über dem Rhonetal

Ausgangsort für die Panoramarundwanderung ist Visperterminen. Das Markenzeichen des Ortes ist der «Heida-Wein». Denn hier liegt der höchste Weinberg Europas auf 1150 Metern über Meer. Mit der Heidabahn geht es zum Bergrestaurant Giw, das mit einer wunderbaren Sonnenterrasse lockt. Der Bergwanderweg verläuft zuerst in der Bergflanke, bis er dann zum 72 Meter hohen Sendeturm Gibidum ansteigt. Hier bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die weiss leuchtenden Walliser und Berner Alpen. Keine 100 Meter vom Gibidumpass entfernt, liegt in einer kleinen Senke der Gibidumsee. Er wird von der Suone Heido gespiesen, welche im Nanztal gefasst wird. Der See ist nur zwei Meter tief. Darum wird er im Sommer angenehm warm und lädt zum Baden, mitten in einem prachtvollen Alpenpanorama. Diese Idylle täuscht aber: Der Bergsee war einst ein Drachennest. Ein Lindwurm - ein Drache mit langem Schwanz - sei es gewesen, bei dem weder Mensch noch Tier sicher war, erzählte man sich. Ein zum Tode verurteilter Mann erlöste die Bewohner von dem Ungetüm, weil er begnadigt werden sollte, wenn er den Bergdrachen tötete. Er liess sich dafür ein dickes Lederkleid machen, mit scharfen Sensenspitzen. Als er zum Drachennest kroch, sahen ihn die Drachenaugen bald, und schwups verschlang ihn das Drachenmaul. Doch die Sensenspitzen drangen in den Drachenschlund, sodass es Blut spritzte. In seinem Schmerz überflog der Lindwurm das Nanztal und liess sich in einer Mulde der gegenüberliegenden Talseite nieder, wo er starb. Mit den Messern schnitt sich der Stachelmann ein Loch in den Drachenhals und kroch heraus. Der tote Drache hinterliess eine S-förmige Moräne, die noch heute «Lindwurm» heisst. Nach dieser schauervollen Geschichte ist man schnell in Giw und stösst gerne mit einem Glas Heida-Gletscherwein auf den Drachentöter an!
Vom Gadmertal ins Gental Nr. 1043
Tällihütte, Bergstn. Tällibahn — Engstlenalp • BE

Vom Gadmertal ins Gental

Wie von Geisterhand und etwas futuristisch anmutend öffnet sich die Tür der vollautomatischen Seilbahn, welche die Wanderer von der Sustenpassstrasse in wenigen Minuten zur Tällihütte bringt. Seraina, die aufgestellte Hüttenchefin, erklärt gerne das Panorama, das vom Titlis über das Sustenhorn und die Engelhörner bis zu den Oberländer Eisriesen mit der Wetterhorngruppe reicht. Mit dem Feldstecher kann man Kletterer in der steilen Südwand des Tällistocks beobachten, muss allerdings den Kopf dazu tüchtig in den Nacken legen. Die erste Viertelstunde auf dem Weg Richtung Sätteli ist gemütliches Aufwämen. Danach folgt der steile Aufstieg, teilweise über Treppen, die erst kürzlich neu instand gestellt wurden. Auf dem Sätteli öffnet sich der Blick ins Gental, und das Ziel, der Engstlensee, ist bereits erkennbar. Vom Pass führt der Abstieg zuerst durch eine karge Gerölllandschaft, dann wird die Vegetation immer üppiger. Bald säumen Alpenrosen, Büsche und Bäume den Weg. In der Hauptblütezeit, zwischen Mai und August, fällt entlang der Wegstrecke eine ausserordentliche Pflanzenvielfalt auf. Diese ist möglich, weil der Hangschutt der Gadmerflue vermischt ist. Unter den verschiedenen Gesteinsarten - sie sind an den unterschiedlichen Farben erkennbar - gibt es sowohl saure wie auch basische. Und dies wiederum ermöglicht sowohl Pflanzen, die sauren Boden mögen, wie auch solchen, die basischen Untergrund lieben, die Existenz. Eine floristische Multikultur sozusagen. Dem zweiten, kurzen Aufstieg zur Alp Scharmad folgt der Abstieg auf der Alpstrasse zum Engstlensee. Hier möchte man sicher einen Moment verweilen, die Füsse im Wasser abkühlen oder einfach den traumhaften Blick über das blau schimmernde Wasser zum Jochpass geniessen. Bis zum Hotel Engstlenalp und zum verdienten Zvieri ist es nur noch ein Katzensprung.
Turmland Schaffhausen Nr. 1045
Beggingen • SH

Turmland Schaffhausen

Das Schaffhauserland hat mit vier Türmen attraktive Ziele für Familienwanderungen. Sie alle sind auf kürzeren, attraktiven Wanderungen gut zu erreichen. Zu berücksichtigen gilt es jedoch, dass die Türme naturgemäss auf Hügeln stehen und Kindern einen mehr oder weniger steilen Aufstieg abverlangen. Wichtig ist es deshalb, immer genügend Zeit für den Hinweg einzuberechnen, damit die Kinder mehrere Pausen machen können. Mit dem Ziel, einen Turm zu erklimmen, ist die Motivation aber meistens da, um die Höhenmeter zu überwinden. Diese Wanderung beginnt in Beggingen Dorf und führt von dort zur Luckenhalde, wo der Aufstieg mit einer spannenden Suche nach Versteinerungen unterbrochen werden kann. Unter dem Hasenbuck sind die Höhenmeter geschafft, bis Zelgli verläuft der Weg recht flach parallel zur Asphaltstrasse durch lockeren Wald. Dort locken die Grillstelle und Spielwiese Zelgli sowie der Schleitheimer Randenturm. An beiden Stellen kann ausgiebig gerastet werden. Beim Turm ist von Mitte März bis Ende Oktober am Wochenende die Waldwirtschaft Schlossranden offen. Auf den Turm führt eine elegante Wendeltreppe mit exakt 100 Stufen. Auf der Plattform in 20 Metern Höhe hat man eine gute Sicht über das Hegau, den Schwarzwald und die Schweizer Voralpen. Für den Rückweg nach Beggingen gibt es zwei Möglichkeiten: Der kürzere, direktere Weg führt über Haarnadelkurven abschüssig hinunter und ist bei trockenen Verhältnissen gut machbar. Ansonsten empfiehlt sich der etwa doppelt so lange Weg über den Strickhof, der anfangs über den Schleitheimer Ostweg verläuft, dann aber nach Beggingen abbiegt. Dort angekommen kann den Kindern im Dorfladen eine kleine Belohnung gekauft werden.
Im Reich der Orchideen Nr. 1046
Bargen, Busstation • SH

Im Reich der Orchideen

Ein abgelegenes Stück Land ist dieses Tannbüel bei Bargen, am nördlichsten Zipfel der Schweiz. Und doch gilt es unter Botanikerinnen und Botanikern als einer der bekanntesten Flecken im ganzen Land. Wer Orchideen liebt, der pilgert im Frühling hierher, dann nämlich, wenn hier Tausende von Frauenschuhen blühen. Ende des 19. Jahrhunderts kam das Tannbüel zur Stadt Schaffhausen. Die Bevölkerung war von Wirtschaftskrisen und Hungersnöten gebeutelt, wanderte in die Städte ab, nach Amerika aus, verschacherte Hab und Gut. Als die Stadt das Land erwarb, forstete sie das Grundstück mit Föhren auf und versprach sich einen satten Gewinn daraus. Denn Holz war ein kostbarer Rohstoff, der Energieträger Nummer 1. Der Wald entwickelte sich jedoch nicht so recht, die Föhren blieben eher gering. Dafür stellte sich mit den Jahren aus botanischer Sicht ein interessanter Wald ein. Er ist mit Laubbäumen durchmischt und doch licht genug, dass Orchideen, darunter auch Frauenschuhe, hier einen idealen Standort finden. 1961 stellte die Stadt Schaffhausen das Gebiet unter Schutz. Seither trifft sie Pflegemassnahmen, damit der Wald nicht einwächst. Denn der Frauenschuh und die anderen Orchideen, die hier im Tannbüel wachsen, verlangen ganz spezielle Lichtverhältnisse. Der Frauenschuh blüht in der Regel von Ende Mai bis Anfang Juni und lockt Tausende von Orchideenliebhabern ins Tannbüel. Verbunden mit einer Wanderung über den Hohen Randen entlang der Landesgrenze im noch lichten Frühlingsbuchenwald, mit Blick in den Schwarzwald, ist dieser Ausflug ein ganz besonderes Erlebnis.
Wildes Kleinod am Wannenberg Nr. 1047
Guntmadingen — Stn. Wilchingen-Hallau • SH

Wildes Kleinod am Wannenberg

Die Wanderung ins Bohnerzgruben-Biotop Winterihau auf dem Wannenberg beginnt im Dörfchen Guntmadingen. Der Wanderweg führt zunächst durch Wiesland, das auf beiden Seiten von Wald flankiert ist. Im Wald geht es dann gleich etwas steiler aufwärts. Zwischen Schneeschmelzi und Erlenboden verläuft die Route auf der schweizerisch-deutschen Landesgrenze. Ebenen Wegs geht es weiter zur Wasenhütte; der grosszügig ausgestaltete Picknickplatz lädt zum Bräteln ein. Das Biotop ist nicht ganz einfach aufzufinden. Am besten gelingt es, wenn man das nicht als Wanderweg signalisierte Waldsträsschen benützt, das von der Wasenhütte in nördlicher Richtung wegführt. Nach einer kurvenreichen, aber kaum Höhendifferenzen aufweisenden Strecke von ziemlich exakt zwei Kilometern steht ein kleiner erratischer Block am Wegrand (Koordinaten: 681 050/281 100). Hier folgt man einem schmalen Fusspfad, der vom Strässchen links abzweigt. Schon bald zeigen sich die ersten Gruben, die vor Jahrhunderten beim Erzabbau entstanden sind. Alsbald lichten sich die Bäume und weichen einer bunt durchmischten Vegetation. Etliche der Gruben sind mit Wasser gefüllt. Die Tümpel bieten Fröschen, Kröten und Salamandern sowie verschiedenen Wasserpflanzen Lebensraum. In vielen Windungen führt der Pfad durch das Biotop hindurch und mündet schliesslich in die Wanderroute, die auf einer Waldstrasse von der Wasenhütte Richtung Wilchingen führt. Auf einer etwas monotonen Waldstrasse geht es durch den Wannenrain hinunter. Im Armenfeld wird die Abzweigung Richtung Wilchingen eingeschlagen, und nach einem kurzen Aufstieg im Wald erreicht man den Aussichtspunkt Stuel. Durch das Oberholz gelangt man in wenigen Minuten nach Wilchingen.
Geheimnisvolles Kesslerloch Nr. 1048
Thayngen, Bahnhof — Herblingen, Post • SH

Geheimnisvolles Kesslerloch

Könnte das Kesslerloch reden: es hätte viel zu erzählen. Zum Beispiel über die Fahrenden, die Kesselflicker, die ihm den Namen gaben. Oder über die Feste, die hier gefeiert werden – doch dazu würde es wohl eher schweigen? Wieder mit anderen Geschichten dürfte es auf weit offene Ohren stossen. Vorab mit den Geschichten über die Menschen, die vor 14'000 bis 16'000 Jahren hier vorbeizogen. In der Öffentlichkeit bekannt geworden ist das Kesslerloch durch das Diorama im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen aus dem Jahr 1939. Auch das Schulwandbild Nr. 30 von Ernst Hodel aus dem Jahr 1941 hat Ähnlichkeiten mit dem Kesslerloch. Diese beiden Darstellungen prägten während Jahrzehnten die Vorstellungen über den Alltag der Rentierjäger. Höhlenbewohner nannte man sie, weil man davon ausging, dass sie die Höhlen bewohnen würden. Zu Unrecht. Auf dieser Wanderung wird ersichtlich, wie sich historisches Wissen veränderte. Zum Kesslerloch führt kein Wanderweg. Wer es besuchen will, geht leider während einer halben Stunde ohne gelbe Wegweiser und meist über Strassen. Vom Bahnhof Thayngen geht es erst in Fahrtrichtung zurück. Durch eine Unterführung und vorbei an einem stillgelegten Kalksteinbruch und einer ehemaligen Zementfabrik erreicht man das Kesslerloch. Links davon führt ein Pfad zu den Besucherparkplätzen und zur Strasse Richtung Thayngen hoch. Sie ist nicht stark befahren, aber kurvig und die Autos fahren eher schnell. Der zweite folgt auf der Strasse Richtung Lohn. Endlich, auf der Höhe des Churzlochs, zweigt der gelb ausgeschilderte Wanderweg links ab. Er führt durch das Langloch, einem natürlichen im Wald verlaufenden Hohlweg. Bald erreicht der Weg die Strasse, der er nach links hinunter zum Hindere Feldbrunne folgt. Nun ein kurzes Stück entlang dem Waldrand, bevor der Weg ins Schlossholz übergeht. Über offenes Feld erreicht man Herblingen.