Wandern im Sommer • Schweizer Wanderwege

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Nevère am Monte Generoso Nr. 1588
Generoso Vetta • TI

Nevère am Monte Generoso

Am Monte Generoso treffen Welten aufeinander! Gegenüber der Bergstation der Monte-Generoso-Bahn setzt seit 2017 das Restaurant «Fiore di pietra» Akzente. Architekt Mario Botta hat seinem Hausberg ein Werk aus Steintürmen und Spiegelglasfassaden verpasst, das in seiner achteckigen Form an eine Blüte erinnert. Keinen Kilometer davon entfernt hingegen ducken sich am steilen Hang Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert: Nevère, steinerne Kühlschränke. Sie erzählen von einer Zeit, als der Monte Generoso noch in der Hand der Bauern war. Diese standen vor der Herausforderung, die frische Milch so lange kühl zu lagern, bis daraus Butter gewonnen werden konnte. Die Lösung waren zylinderförmige Steinbauten, zu zwei Dritteln in die Erde eingelassen und mit einem flachen Dach versehen. Diese Nevère füllte man im Frühjahr mit Schnee und lagerte im Sommer darauf die Milch darin. Auf einer einfachen Rundwanderung können elf Nevère entdeckt werden. Doch bevor es nach der Zugsankunft losgeht, ist der Gipfelbesuch Pflicht; der Blick auf das Südtessin, das Piemont, die Alpen und den Luganersee ist unvergesslich. Ist man zurück bei der Bergstation der Monte-Generoso-Bahn, startet die Runde Richtung Piana und Nadigh. Drei Nevère warten bei den verlassenen Alpen auf Besuch, eine Schneegrotte der Alpe Nadigh lädt zum Abstieg in den dunklen Innenraum. Weiter geht es zur Alpe Génor, entlang einer historischen Steinplattenmauer. Diese ebenfalls aufgelassene Alp ist ein Schmuckstück. Auf der Sitzbank unter den Bäumen geniesst man die Ruhe. Dann wird es heiss. Unter der Sonne trifft man auf den Weg, der von der Haltestelle Bellavista zum Gipfel des Monte Generoso führt. Dort, bei der Alpe Generoso Vetta, steht die letzte Nevèra der Wanderung. Die Alp wird noch mit Kühen bewirtschaftet, die heute im Schatten von Mario Bottas Stararchitektur weiden.
San Lucio bis Monte Bar Nr. 1589
Bogno — Corticiasca • TI

San Lucio bis Monte Bar

Neben dem ehemaligen Grenzgebäude in Bogno zweigt der Weg von der Strasse ab. Er steigt über das Val Giumela zur Alpe di Cottino hoch. Man quert dabei schattige Wälder. Unterwegs erklären Tafeln die Geschichte des Tals. Nach verheerenden Katastrophen infolge Übernutzung des Bodens wurde es ab den 1880er-Jahren wieder aufgeforstet. Heute gibt es im Val Colla viermal mehr Wald als vor 150 Jahren, und die Alpen unterhalb des Gazzirola drohen zu verwalden. Um die Alpe di Cottino vor Verbuschung zu bewahren, wird sie mit einer 360 Kühe starken Herde beweidet. Es folgt der letzte, kurze Anstieg zur Capanna San Lucio. Einen Katzensprung davon entfernt liegen der Passo di San Lucio und das gleichnamige italienische Rifugio sowie die mittelalterliche Kirche San Lucio. Die Sicht reicht weit: vom italienischen Val Cavargna zum Comersee, über das Val Colla zum Luganersee und bis zum Monte Rosa. Hinter dem Rifugio San Lucio zweigt der Weg zur Alpe Pietrarossa und in Richtung Monte Bar ab. Er windet sich auf fast immer gleicher Höhe durch das Gelände. Auf der Alpe Pietrarossa gibt es Kühe, Ziegen und Schafe, und es wird Käse hergestellt. Auch auf dem folgenden Wegstück zur Forsthütte Piandanazzo hält man die Höhe und erreicht schliesslich auf der Forststrasse die Capanna Monte Bar mit ihrem tollen Panorama. Das letzte Stück Weg führt via die Alpe Musgatina über Weiden und später auch durch Wald nach Corticiasca und zur Busstation.
Vor den Toren Luzerns über dem Rontal Nr. 1585
Luzern, Unterlöchli — Gisikon-Root • LU

Vor den Toren Luzerns über dem Rontal

Am Samstagabend ist es spät geworden, und der Sonntag ist weit fortgeschritten. Soll man sich ärgern, weil man den frühen Zug in die Berge verpasst hat? Der Rontaler Höhenweg bietet unmittelbar vor den Toren der Stadt Luzern und bestens mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar eine wunderbare Wanderung mit tollen Erlebnissen. Die Route startet bei der Station Unterlöchli, die man vom Bahnhof Luzern mit dem Bus in zehn Minuten erreicht. Der Rontaler Höhenweg ist durchgehend mit weissen Wegweisern signalisiert. Er wurde in enger Zusammenarbeit der Gemeinden 2018 eröffnet, um der Bevölkerung eine durchgehende Wanderung zu ermöglichen. Dazu wurde das bestehende Wegnetz ergänzt und schöne Rastbänke und drei tolle Feuerstellen wurden erstellt. Nach der Querung des ersten lauschigen Bachs geht es auf ebenem Weg durch Obstwiesen, entlang eines Biotops und um lebendige Höfe herum, die teilweise auch lokale Produkte anbieten. Von Spächte an verläuft der Weg auf einem längerem Stück auf Hartbelag und quert bei Oberdierikon eine viel befahrene Strasse. Danach wird es wesentlich anstrengender. Der Weg steigt ziemlich steil an und wird damit zur echten Wanderung. Teilweise als Pfad verläuft er nun längere Zeit im Wald, quert steile Tobel, teilweise über Stufen. Eine Feuerstelle mit Tischen und Bänken lädt zum Bräteln ein, bevor man in Obermettlen wieder Sicht auf das Rontal erhält. Ab Unterkienzen verlässt man den Höhenweg und zieht in Richtung Zivilisation, recht steil und zum Teil auf Strassen in Richtung Bahnhof Gisikon-Root hinab. Von hier fährt der Zug in einer Viertelstunde zurück nach Luzern. Da bleibt noch Zeit übrig für einen gemütlichen Sonntagabend mit Freunden.
Unterwegs im Land der Seidenbänder Nr. 1529
Sommerau — Rothenfluh • BL

Unterwegs im Land der Seidenbänder

Auf dieser Wanderung wandelt man auf den Spuren der Posamenterei, die einst die Region prägte. Die hiesige Bevölkerung lebte lange Zeit von der Seidenbandweberei, fast in jedem Haus stand damals ein Webstuhl. In den besten Zeiten arbeiteten etwa 10 000 Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter an den Webstühlen, um die Schönen und Reichen dieser Welt mit edlen Seidenbändern auszurüsten. Tempi passati: Heute findet man die Bänder im Mai aber noch an den zahlreichen Maitannen, die als Symbol der Fruchtbarkeit an den Dorfbrunnen errichtet werden. Die Wanderung startet in Sommerau. Wer das Stück Asphalt am Anfang meiden will, läuft zuerst kurz dem Bahntrassee Richtung Giessen und Rünenberg entlang. Durch Wald und Feld geht es in das Tälchen hinein und in den Stierengraben, wo der Giessenfall einen eindrücklichen Einblick in den Tafeljura bietet: Er fällt über eine Halbarena aus geschichtetem Fels herunter. Danach geht es Richtung Rünenberg, durchs Dorf und weiter über Felder mit Kirschbäumen. Ein Abstieg führt ins Eital, in dessen Nordseite ein Höhlensystem verläuft. In die Bruderhöhle kann beim Aufstieg einige Meter eingedrungen werden. Es lohnt sich, dafür eine Taschenlampe mitzunehmen. Bald ist Wenslingen erreicht. Während man die Felder und Weiden Richtung Oltingen durchquert, taucht man im Frühling in ein Meer von blühenden Kirschbäumen ein. Fürs Mittagspicknick empfiehlt sich der hübsche Oltinger Pfarrgarten. Dann führt die Wanderung entlang des Ergolzbaches zu einem weiteren Wasserfall, zu den Talweihern und schliesslich nach Rothenfluh.
Bahnwanderung im Appenzell Nr. 1534
Heiden — Wartensee • AR

Bahnwanderung im Appenzell

Diese Wanderung folgt der Strecke der Rorschach-Heiden-Bahn. Die gesamte Zugstrecke ist sieben Kilometer lang, davon werden fünfeinhalb mit Zahnrad zurückgelegt. Im Sommer und bei gutem Wetter fährt die Bahn mit geschlossenen und offenen Wagen. Letztere sind über 140 Jahre alt und stammen aus einer Zeit, in der Heiden als Kurort noch gleich bekannt war wie St. Moritz oder Zermatt. Kurz nach dem Wanderstart in Heiden folgt der erste Aussichtspunkt, der den Bodensee zeigt. Schon bald taucht der Weg in den Wald Richtung Heidentobel ab. Die Plätze rund um die Brücke über den Mattenbach laden zum Picknicken und Füssebaden ein. Die gesamte Wanderstrecke führt in Fahrtrichtung links mehr oder weniger nah der Bahnstrecke entlang. Baumstämme, Vogelhäuschen und Schindelhäuser sorgen für eine kurzweilige Wanderung. Kurz nach Unterau verzweigt sich der Weg. Er folgt stets dem Wegweiser Richtung «Wiehnacht» und umgeht Schwendi. Etwas oberhalb der Bahnstation Wienacht-Tobel wartet eine Feuerstelle inklusive Feuerholz und Grill. Von hier geht es weiter durch Wald nach Wartensee. Die Strecke eignet sich als Familienwanderung: Jede halbe Stunde kommt man an einer Haltestelle vorbei und kann in den Zug steigen - gerade mit Kindern schafft das grosse Entspannung. Zum Schluss zieht das Schloss Wartensee mit alten Steinmauern, kreuzförmigen Lichtschlitzen und einer Ritterrüstung Gross und Klein in seinen Bann. Früher tatsächlich eine Ritterburg, ist es heute Hotel, Restaurant und Konferenzort.
Auenlandschaft vor den Toren Basels Nr. 1531
St-Louis, Pet. Camargue • EU

Auenlandschaft vor den Toren Basels

Kleine und grosse Entdecker werden in der Petite Camargue Alsacienne fast automatisch zu Hobbyornithologen. Denn einmal vom Beobachtungsfieber ergriffen, beginnen sie die Vogelstimmen zu erkennen. In die Klangwelten der Nachtigall taucht man auf dieser Familienwanderung, wenn man zwischen Mitte April und Ende Mai dem Pfad der Rue du Canal längs folgt und dann dem linken Ufer des Canal de Huningue. Denn Nachtigallen halten sich am liebsten an Uferböschungen auf. Der Sentier de la Mittlere Au biegt vom Canal bald links in das Herz der Petite Camargue Alsacienne ein. Er führt durch Wald und schlängelt sich an Wasserarmen entlang, wo Schwäne nisten. Im Observatoire No 5 beobachtet man mit dem Fernglas die Wasservögel auf den entfernten Tümpeln. Beim Turm gabelt sich dann der Weg. Die Kinder haben die Qual der Wahl: Was zuerst? Links zum Observatoire No 6, dem vielleicht spannendsten Beobachtungspavillon am Étang U, weil er direkt am Wasser steht und die Bäume voller Nester hängen, oder geradeaus zum Étang Nord? Die zwei Wege treffen sich an der Pisciculture, der ehemaligen Kaiserlichen Fischzuchtanstalt, wo sich heute die Verwaltung des Naturschutzgebietes und die Forschungsstation der Uni Basel befinden. Picknickplätze laden hier zur Rast ein, und einen Kaffee kann man an Wochenenden meist auch ergattern. Ist man beim Haus Iris in den Weg eingebogen, wird Kindern das Hydroplantarium gefallen. Dort können sie auf den Stegen liegen und die Wasserwelt beobachten. Man befindet sich dann schon auf der richtigen Route zurück zur Bushaltestelle, auf der Rue de la Pisciculture.
Geologie rund um den Hirnichopf Nr. 1528
Nunningen, Oberkirch — Wasserfallen • SO

Geologie rund um den Hirnichopf

Im Kettenjura ist alles verkehrt: Aus einstigen Hügeln sind Täler geworden und aus Tälern Hügel. Reliefumkehr nennen die Geologen das Phänomen. Grund dafür ist die Erosion, die hohe Gebirgsketten weggetragen hat. Wie bei Nunningen, wie eine Schautafel bei der Ruine Gilgenberg erklärt. Man erreicht diese ab der Haltestelle «Nunningen, Oberkirch» quer über Matten wandernd. Von der Burgruine folgt man dem Weg unterhalb der westlichen Flanken der Geissflue bis zum Chrüzboden und weiter nach rechts zum Meltingerberg. Das nächste Stück Weg zum Hirnichopf folgt erst der Strasse. Man wandert zwischen Weiden, dann über eine Forststrasse und das letzte Stück bis zum Gipfel auf einem Weg im Wald. Nun geht es über den Zinglenberg, hart über der senkrechten Roti Flue bis zum Nunningenberg. Ab und zu tun sich Fenster im Wald auf, und man sieht den weiteren Verlauf dieser Wanderung bis zum Passwang. Mit geologischem Wissen kann man die Hügel und Täler zu Gebirgsketten verbinden. Die tief eingeschnittene Ulmethöchi wird dann zum Hügel und der Geitenberg zum Tal. Eben: Im Kettenjura ist alles andersrum! Vom Nunningenberg aus folgt man dem Weg rechts über Wiesen und später der Strasse zum Stierenberg. Er gewinnt nun etwas an Höhe, um über magere Weiden zur Ulmethöchi hinabzuführen und über fette Matten Richtung Geitenberg wieder anzusteigen. Kurz vor dem Hof Bürten zweigt der Weg im rechten Winkel nach rechts zum Schattberg hinauf ab. Durch eine Scharte im Fels gelangt man nach Vogelberg hinunter und weiter über Weiden zum Passwang hinauf. Im lichten Wald, der Felskante des Passwangs folgend, erreicht man die Hintere Wasserfallen und steigt zur Bergstation der Gondelbahn Wasserfallen ab.
Hoch über dem Valle Maggia Nr. 1584
Ponte Brolla — Maggia • TI

Hoch über dem Valle Maggia

Ein Meer aus Farn, eine kunstvoll aus Steinen aufgeschichtete Brücke, an der Böschung drei Esel: Im kleinen Tal entlang des Bachs Ri da Riei herrscht Ruhe. Nur der Gipfel des Colma trennt es vom belebteren Valle Maggia ab und schafft eine wilde Welt, wo Bäume und Pflanzen unberührt wachsen dürfen. Leer stehende und teilweise verfallene Steinhäuser zeugen von einer vergangenen Zeit. Der Start der Tour in Ponte Brolla ist eindrücklich: Sobald man von der Brücke, vorbei an ein paar Palmenblättern, ins türkisblaue Wasser blickt, ist der Alltag vergessen. Hinter Tegna steigt der Weg über Steinplatten steil an bis zur kleinen Kapelle Sant’Anna. Durch das verwunschene Tal entlang des Ri da Riei erreicht man den Weiler Streccia, die Wasserscheide. Immer wieder säumen riesige Kastanienbäume, hohle Stämme und Baumstrünke den Weg. Eine Infotafel gibt Auskunft: Ab einem Umfang von sieben Metern bezeichnet man sie als «Riesenkastanie». Rund um Dunzio finden sich drei solche Riesenkastanien. Sie sind zwischen 350 und 700 Jahre alt und haben Waldbrände, Krankheiten und Blitzschläge überlebt - sie gelten als Naturdenkmäler. Ab Dunzio verläuft der Weg ein paar Kilometer auf dem Teersträsschen, um dann noch einmal in einen eigenständigen Wanderweg überzugehen. Langsam taucht man in das bewohnte Valle Maggia ein. Zwischen den gut erhaltenen Dörfern Aurigeno und Moghegno wartet ein weiterer Höhepunkt: der kleine Abstecher zum Wasserfall des Ri di Dentro, der sich über eine Felskante in ein malerisches Becken ergiesst. Über die neue Brücke erreicht man schliesslich den Zielort Maggia.
Felsterrassen hoch über Naters Nr. 1583
Brig — Blatten bei Naters • VS

Felsterrassen hoch über Naters

Das Blindtälli zwischen Geimen und Blatten bei Naters war vor rund 100 Jahren noch eine grosse, offene Weidefläche, die von den Bauern für ihre Rinder genutzt wurde. Erst später wurden Nadelbäume angepflanzt, um Holz als Brenn- und Baustoff zu gewinnen. So entstand der Hexenwald. Riesige, moosbewachsene Felsblöcke, die von den steilen Felswänden herunterstürzten, machen das Tal zu einem verwunschenen Ort. Dass hier ab und zu Hexen tanzen, kann man sich bildhaft vorstellen. Die Wanderung beginnt am Bahnhof Brig und führt zuerst über Hartbelag zum sehenswerten alten Dorfkern von Naters. Hier beginnt der anfangs sehr steile Aufstieg durch das Strahlgässli nach Hegdorn. Der folgende Abschnitt nach Geimen verläuft abwechslungsreich auf schmalem Pfad über eine von Gletschern geformte Rundhöckerlandschaft, immer wieder mit tollen Weitblicken auf die Simplonregion und Tiefblicken hinunter nach Brig. Unterwegs kommt man bei der futuristischen Kapelle St. Laurentius vorbei, wo es einen perfekt eingerichteten Grillplatz gibt. Kurz nach Geimen betritt man den zauberhaften Wald im Blindtälli. Gleich zu Beginn sollte man den Umweg zum Walpurgisplatz nehmen. Auf dieser mystischen Waldlichtung befindet sich ein toller Picknickplatz mit Grillstelle am Bach. Unterwegs nach Blatten bei Naters gibt es noch weitere Grillstellen, die letzte befindet sich beim Wasserfall kurz vor dem steilen Schlussaufstieg nach Blatten bei Naters. Weil die Route mehrmals die Strasse zwischen Brig und Blatten bei Naters kreuzt, kann man die Wanderung perfekt abkürzen. Wer den steilen Start vermeiden will, steigt in Hegdorn aus dem Postauto und stösst nach rund zehn Minuten bei der Kapelle auf die Wanderroute.
Drahtseilakt über der Sementinaschlucht Nr. 1491
Monte Carasso, Cunvént • TI

Drahtseilakt über der Sementinaschlucht

270 Meter ist sie lang, eine elegante Struktur aus Drahtseilen und Holzplanken, wie ein Spinnennetz festgezurrt, 130 Meter über dem Fluss. Die «Ponte Tibetano» über der Sementinaschlucht ist eine Hängebrücke wie man sie aus Fotos von Nepal oder Tibet kennt. Ein imposanter Blickfang und beliebtes Ausflugsziel und Fotosujet, vor allem am Wochenende. Ein strahlender Oktobertag lädt zu einer Wanderung von Monte Carasso in das steile Tal ein. Start ist im Dorf Sementina. Von dort führt der Weg in die Schlucht. Kastanienbäume spenden Schatten vor der Herbstsonne und viele Kastanien liegen auf dem Weg, versteckt unter knisternden Blättern. Der Weg windet sich steil aufwärts und hinein in das Tal. Ganz plötzlich lichten sich nach etwa zwei Stunden Wanderzeit die Bäume aber und geben die Sicht frei auf die grosse Hängebrücke. Hier tummeln sich viele Besucher und jeder versucht das perfekte Foto von sich auf der Brücke zu schiessen. «Jetzt gerne alle einmal runter von der Brücke», sagt eine Ausflüglerin lachend. Leicht genervt hingegen kommentiert eine junge Frau die Szene: «Diese Familie hat jetzt langsam genug Bilder gemacht, jetzt sind wir dran.» Ihre Kollegin beschwichtigt: «Jeder darf doch hier so lange bleiben, wie er will.» Die Familie bewegt sich mittlerweile weiter in Richtung die Brückenmitte, und die jungen Frauen machen sich fürs Selfie bereit. Der Gang über die Brücke ist ein Erlebnis. Es schwankt ein wenig und durch die Holzplanken sieht man die weit entfernten Baumkronen hindurchblitzen. Einige nicht ganz schwindelfreie Personen halten sich am Geländer fest, andere laufen richtiggehend beschwingt über die luftige Konstruktion. Leicht ist nachher der Gang wieder zurück nach Monte Carasso, diesmal auf der anderen Talseite. Hier kommt man kurz nach der Brücke an einem alten Kohlemeiler vorbei, dann geht es wiederum durch Kastanienwald und Farnwiesen hinunter, bis man die ersten Rustici und Palmengärten erreicht.
Zu Molch, Has und Kiebitz Nr. 1543
Ettiswil, Surseestrasse — Wauwil • LU

Zu Molch, Has und Kiebitz

Erstaunlich, wie viele bei uns selten gewordene Tiere man im Frühling in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene westlich des Sempachersees beobachten kann! Die einfache Wanderung, je zur Hälfte auf verkehrsarmen Asphaltsträsschen oder Schotterwegen, verbindet zwei Naturreservate. Kurz nach der Bushaltestelle «Surseestrasse» in Ettiswil folgt man nach der Brücke links dem renaturierten Rotbach, an dem Graureiher fischen. In einer Viertelstunde erreicht man das beliebte Lehrgebiet und Freizeitparadies Buchwald. Hier ist aus einer ausgedienten Kiesgrube ein vielfältiges Biotop entstanden: mit Grasfröschen und Molchen in den Tümpeln, Eidechsen auf den Kiesflächen, Schmetterlingen und Heuschrecken in den Naturwiesen. Zurück auf demselben Weg, kreuzt man die Hauptstrasse und wandert nach einem Wohnquartier durch Wiesen und Äcker, einen Feldhasen aufscheuchend. Dank vielen kleinen Eingriffen haben die Gemeinden das Gebiet ökologisch aufgewertet: mit Hecken, Stein- und Asthaufen, Feuchtwiesen oder Brachen. Letztere lieben die Kiebitze im Reservat Wauwilermoos. Elektrozäune, installiert von der Schweizerischen Vogelwarte in Absprache mit einsichtigen Bauern, schützen hier gegen sechzig Brutpaare. Auf dem Beobachtungsturm kann man ihre akrobatischen Flugkünste bewundern. Vom nahen Bahnhof Wauwil gelangt man mit dem öffentlichen Verkehr bequem zur Vogelwarte Sempach, wo man im Besuchszentrum mehr über die schönen Vögel erfährt.
Die Walser im Samina- und Valünatal Nr. 1542
Steg, Hotel — Steg, Tunnel • LI

Die Walser im Samina- und Valünatal

Die rechteckige Siedlung Steg ist der erste Stopp auf dieser einfachen Rundwanderung durch das Valünatal. Die Walser haben Steg um 1727 als Maiensäss erbaut. Die besondere Anordnung der Häuser als zwei Rechtecke lässt sich aufgrund der Topografie und Nutzung erklären. Durch den Saminabach und Steinschuttgebiete rund um Steg war der fruchtbare Boden eingeschränkt und rar. Die Wiesenflächen innerhalb des Rechtecks sind bis heute private Parzellen der Besitzer, die Weideflächen ausserhalb der Häuserreihen werden gemeinschaftlich genutzt. Die rechteckige Form ist identitätsstiftend für Steg: Sie wurde 1965 sogar im Bauzonenreglement festgeschrieben. Nach einer kurzen Entdeckungstour von Gross- und Kleinsteg führt die Wanderung entlang des Valünerbachs ins gleich daneben liegende Valünatal. Nach rund 45 Minuten bietet sich ein Stopp in der Alpbeiz Valüna an, wo man sich auch mit frischen Alpprodukten versorgen kann. Bei der Wegverzweigung in Richtung Gapahl/Rappenstein rechts abzweigen. Der Weg quert den Välunerbach und wechselt die Talseite, wo er mehrheitlich einer kleinen, ungeteerten Fahrstrasse folgt. Es geht stetig aufwärts entlang von Alpwiesen, die im Frühsommer durch eine prächtige Bergflora begeistern. Auf dem höchsten Punkt auf rund 1700 Metern verlässt der Wanderweg die kleine Strasse, und der panoramareiche Pfad quert das Schwarztobel und die Schwarz Wand. Hier gibt es eindrückliche Einblicke in die Erosion des schwarzen Gesteins. Der Höhenweg führt in einer angenehmen Steigung abwärts durch einen Föhrenwald und lässt auf baumfreien Abschnitten schöne Ausblicke auf das rechteckige Steg zu. Im Berghaus Sücka kann man schliesslich einkehren.
Auf dem Grenzpfad im Napfbergland 2 Nr. 1541
Luthern Bad — Fankhaus (Trub), Schulhaus • LU

Auf dem Grenzpfad im Napfbergland 2

Zu Beginn gibt es gleich ein Wunder: Nach der frühmorgendlichen Anreise mit dem einzigen Postautokurs nach Luthern Bad fröstelt es einen noch etwas, wenn man seine Arme und Füsse in die unterirdischen, kalten Bäder steckt. Aber die Badbrünneliquelle soll heilend sein, also hofft man auf die Heilkraft des Wassers, die im Jahr 1581 Jakob Minder von 20 Jahre langer Gicht befreit haben soll. Derart gestärkt geht es über Feldwege steil hinauf Richtung Napf, vorbei an den Wirtschaften Badegg und Niederenzi. Ab Letzterer ist die Wanderung eine aussichtsreiche, deren Pfad einen schon bald über Weiden, durch Wald und entlang der Napfflue bis auf den Napf leitet. Hier sind bei klarem Wetter unzählige Gipfel von Titlis über Eiger, Mönch und Jungfrau bis zur Jurakette zu sehen - sowie das umgebende Högerland von Emmental und Entlebuch. Alleine geniesst man die Aussicht hier aber kaum einmal, weshalb der zweite Teil der Wanderung attraktiv ist, die weiter der Grenze zwischen Luzern und Bern folgt. Hat man die Stächelegg und Trimle mal hinter sich, wandert man immer wieder auf dem Grat. Erneut führt die Wanderung durch Wald und Wiese, immer wieder unterbrochen von aussichtsreichen Stellen, die nicht selten mit Bänken versehen sind. Grössere Auf- und Abstiege halten sich in Grenzen. Zu Füssen liegt der tief eingekerbte Fankhusgraben. Es ist ein friedliches Wandern hier. Kurz nach Hängeleflue lohnt sich ein Abstecher zur Besenbeiz auf der Schwesternbodenalp mit seiner Emmentaler Bauernhofglace. Das kleine Wunder ist spätestens auf dem Champe- chnubel gegessen.
Auf dem Grenzpfad im Napfbergland 1 Nr. 1540
Eriswil, Hinterdorf — Luthern Bad • BE

Auf dem Grenzpfad im Napfbergland 1

Die Reformation sollte bleiben, wo sie war. Die katholischen Luzerner hatten keine Freude am neuen Glauben, der im 16. Jahrhundert das Land erfasste. Also musste die Grenze zum reformierten Kanton Bern deutlich gekennzeichnet sein, zumal man mit den Nachbarn immer wieder Grenzstreitigkeiten austrug. 1565 erliess Ritter Schultheiss von Luzern den Befehl, im Napfgebiet auf dem Grat zwischen dem bernischen Eriswil und dem luzernischen Luthern eine Hagstelli zu errichten, eine unverrückbare Baumreihe aus Buchen, Ahornen, Eschen und Fichten. Sie überlebte die Feindseligkeiten zwischen den beiden Kantonen, und es gibt sie - mit Lücken - heute noch. Sie steht gar unter Denkmalschutz. Einzelne Bäume werden auf über 400 Jahre geschätzt. Wer die lebendige Grenze besuchen will, muss erst das Ahorn erklimmen: im eineinhalbstündigen Waldaufstieg ab Eriswil Hinterdorf. Nach einem Abstecher zur Alp Brestenegg folgt die Tour der Hagstelli. Besonders schöne Abschnitte warten nach dem Ahorn und bei der Alp Ober Scheidegg, wo die Baumreihe weitgehend intakt ist. Das Napfbergland ist wild und zerfurcht, bisweilen hat man das Gefühl, man laufe im Kreis. Spätestens nach dem Aufstieg auf den Hochänzi weiss man, dass dem nicht so ist. Vor einem grüsst der Napf, am Horizont stehen, hübsch aufgereiht, die Berner Alpen Spalier. Noch einmal ist bis Niederenzi ein Einschnitt zu überwinden, dann bleibt das reformierte Bern zurück, und man steigt auf lauschigen Wald- und Wiesenpfaden ab zum Wallfahrtsort Luthern Bad. Das Badbrünneli mit dem Heil bringenden Wasser wird von Pilgern aus aller Welt besucht - auch von Bernern.
An den Ufern des Lac de Joux Nr. 1538
Vers chez Grosjean — Le Rocheray • VD

An den Ufern des Lac de Joux

Wer durch die ruhige und friedliche Landschaft des Vallée de Joux wandert, kann gut verstehen, weshalb sich hier einst eine lebhafte Uhrenindustrie entwickelte - zunächst als Nebenerwerb auf den Bauernhöfen und später in Werkstätten und Fabriken. Die mehrheitlich flache, gerade auch für Familien gut geeignete Wanderung entlang der Ufer des Lac de Joux ist geprägt von dieser besonderen Atmosphäre. Nach dem Start bei der Bushaltestelle «Vers-Chez-Grosjean» geht es zunächst in Richtung Westen. Der Weg, vorbei am Camping à la Ferme, ist auf etwa einem Kilometer Länge asphaltiert, doch wird man dafür mit einer herrlichen Aussicht auf den See entschädigt. Auf der Höhe von Les Bioux lädt die Buvette «Altitude 1004» zu einer Rast ein. Nach Bas des Bioux verlässt die Route das Ufer und führt in das Marschgebiet Tête du Lac. Holzstege sorgen dafür, dass die Füsse trocken bleiben. Am unteren Ende des Sees folgt man, nun in nördlicher Richtung, einige Hundert Meter weit der Strasse nach Le Sentier, bevor der Weg abzweigt und man über Felder und durch ein Waldstück hindurch schon bald wieder das Ufer erreicht. Weiter geht es erneut auf asphaltiertem Untergrund, mit Blick auf das Südufer oder den Dent de Vaulion im Osten. Unterwegs finden sich immer wieder Picknickplätze. Am Tagesziel in Le Rocheray führt eine Strasse hinauf zur Bahnstation der Linie Le Brassus-Vallorbe.
Versinken im riesigen Risoux-Wald Nr. 1537
Le Brassus — Le Sentier • VD

Versinken im riesigen Risoux-Wald

Der Risoux-Wald ist riesig: Er zieht sich der Grenze zu Frankreich dem ganzen Vallée de Joux entlang. Wer sich hier einen Tag verlieren will, kann dies ohne Probleme tun, ist aber gut beraten, dabei die Wege nicht zu verlassen und eine Karte mitzunehmen. Denn der Wald sieht überall ähnlich aus - sogar heimische Förster haben schon zugeben müssen, sich verlaufen zu haben. Der Wald gibt dem Wanderer bald das Gefühl, im Nirgendwo unterwegs zu sein. Es ist ein idyllischer Ort, denn man weiss, dass einem hier nichts passieren kann. Anders erging es im Zweiten Weltkrieg den Spionen und den Juden. Erstere nutzten den Wald, um ihre Informationen an ihren Geheimdienst weiterzugeben. Und Letztere flohen aus dem besetzten Frankreich vor den Deutschen - mithilfe von mutigen Schwei- zern und Franzosen. Wer hier unterwegs ist, kann nachfühlen, wie sie sich wohl gefühlt haben mögen im nächtlichen Wald, immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden. Die Wanderung muss man sich am Anfang und am Ende mit je einem Stück auf Asphalt verdienen. Eine Aussicht aufs Vallée de Joux, weidende Kühe und blühende Felder lenken aber ab. Den Wald durchquert man dann erst auf Forstwegen, ab dem Refuge Rendez-Vous des Sages auf schmaleren Wanderwegen. Hier trafen sich jeweils die französischen und Schweizer Schlepper, um einander die Flüchtenden zu übergeben. Dieses Refuge ist nicht das einzige, immer wieder taucht eines auf. Die kleinen Hütten haben meist Feuerstellen und im Innern einen Holzofen und sind damit ideale Plätze, um eine Wurst zu bräteln. Übernachten ist aber verboten. Um zum Chalet de la Jaique bei La Gèque zu gelangen, muss man kurz die Schweiz verlassen. Danach steht der Abstieg nach Le Sentier an.
Die Trockenmauern des Mont Tendre Nr. 1536
St-Cergue — Le Pont • VD

Die Trockenmauern des Mont Tendre

Die Trockenmauern sind für das Vallée de Joux, was die Chinesische Mauer für das Reich der Mitte ist: ein unverwechselbares Wahrzeichen. Die ganz ohne Mörtel errichteten Bauwerke aus Natursteinen sind Zeugen einer traditionellen Handwerkskunst, die kürzlich von der Unesco in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Ursprünglich dienten die Mauern als Grundstücksbegrenzungen und trugen zum Entsteinen der Weiden bei. Als Folge der Veränderung der Landwirtschaft in den 1950er-Jahren wurden viele von ihnen nicht mehr instand gehalten. Mittlerweile werden sie wieder restauriert, was nicht nur Wanderer freut, sondern auch viele Tier- und Pflanzenarten, die sie als Lebensraum nutzen. Auf der zweitägigen Wanderung von Saint-Cergue über den Col du Marchairuz bis nach Le Pont lassen sich einige schöne Trockenmauern bestaunen. Schon bald nach dem Start beim Bahnhof von Saint-Cergue und einem ersten Anstieg findet man sich mitten in der grünen Natur des Waadtländer Juras wieder. Entlang der Route 5 von Schweizmobil geht es, im Wechsel zwischen Weiden und Wäldern, bis zum Col du Marchairuz. Eine besonders schöne Aussicht bietet sich unterwegs vom Crêt de la Neuve. Nach der Übernachtung im Hôtel du Marchairuz führt die Strecke über hügeliges Gelände hinauf zum Mont Tendre und zu seinem 360-Grad-Panorama. Weiter unten, beim Punkt 1284, verlässt man die Route 5 und wandert über Les Croisettes nach L’Abbaye. Das letzte Teilstück folgt dem Ufer des Lac de Joux bis nach Le Pont.
Über die Greina-Hochebene Nr. 1590
Pian Geirett — Diga di Luzzone • TI

Über die Greina-Hochebene

Die Greina hat Maler, Fotografen und Dichter inspiriert. Mit ihrem Werk haben sie das Bild der Greina in den Köpfen der Menschen geprägt. Sie haben auch dazu beigetragen, dass die Greina nicht geflutet wurde und man sie heute wandernd erleben kann. Die Wanderung startet in Pian Geirett, dem Talabschluss des Val Camadra. Von hier steigt man an den Brenno della Greina hinunter, quert ihn über eine Brücke und folgt ihm dann ein kurzes Stück über die Schwemmebene. Nun steigt der Weg im weiten Bogen zur Capanna Scaletta auf. Sie hockt auf einem Felsen mit prächtigem Blick auf das Tal. Von der Hütte folgt der Weg in der Talsohle zum Passo della Greina. Dies ist der Übergang zur Plaun la Greina, der berühmten Hochebene, in dem der junge Rein da Sumvitg mäandert. Bei Pt. 2230 wählt man den rechten, südlichen Pfad und erreicht so die Stelle, wo sich dieser Weg mit jenem aus dem Val Sumvitg und der Alpe di Motterascio kreuzt. Nach kurzem Anstieg südwärts steht man auf der Wasserscheide Crap la Crusch und befindet sich wieder im Tessin. Entlang von Piz Ner und Pizzo di Güida geht es über Alpe di Motterascio zur gleichnamigen Capanna. Hier beginnt der Abstieg. Er verläuft steil und in vielen Kehren über einen Alpweg, der kürzlich verbreitert wurde, um die Alpbewirtschaftung zu erleichtern, und führt an den Lago di Luzzone hinunter, dessen Ufer man auf einem Höhenweg bis zur Alp Garzott folgt. Ab hier gibt es die Alpstrasse bis zur Busstation des Bus Alpin am Eingang des Tunnels, knapp einen Kilometer vom Ende des Sees und der Staumauer entfernt.
Hoch über dem Seealpsee auf den Säntis Nr. 1506
Wasserauen — Säntis • AI

Hoch über dem Seealpsee auf den Säntis

Er ist quasi ein Pflichtgipfel: der Säntis gehört immer dazu, wenn man von Wanderungen spricht, die man in der Schweiz einmal gemacht haben will. Der mit 2501 Metern über Meer höchste Gipfel im Alpsteingebiet ist mit seinem markanten Wetterturm weitherum sichtbar. Zudem ist eine Gipfelwanderung zwar anstrengend, aber technisch relativ einfach. Keine Überraschung also, dass an diesem herbstigen Morgen im Zug in Richtung Wasserauen gut fünfzig Wanderer aller Altersgruppen sich einfinden. Das Seealp-Tal liegt noch im Schatten und das ist gut so, beginnt die Wanderung doch gleich mit einem steilen Anstieg in Richtung Klein-Hütten. Es geht auf schmalem Pfad durch einen bunten Herbstwald, die Blätter rascheln rot-braun unter den Wanderschuhen. Plötzlich öffnet sich die Sicht hinter einem und man sieht weit ins Appenzellerland. Weiter geht es auf einem schönen, bequemen Höhenweg in Richtung Meglisalp. Ein wunderbarer Ausblick auf die von der Morgensonne erleuchteten Schäfler und Ebenalp auf der gegenüberliegenden Talseite begleiten einen bis der Weg im Talende bei der Meglisalp mündet. Der Talboden mit seinen grasüberwachsenen Hügeln oder dem Restaurant bietet sich für eine Pause an. Denn nachher fordert einem die zweite Etappe der Wanderung einiges ab. Steil geht es jetzt im Zickzack hinauf, zuerst durch eine zerklüftete Karstlandschaft, dann durch ein Geröllfeld in das mit Steinplatten eine schmale, gewundene Treppe gelegt wurde. Das Ziel, das alte Gasthaus, scheint direkt über einem zum Greifen nah, doch die letzten Höhenmeter sind hart erkämpft. Schlussendlich ist es aber doch ganz plötzlich geschafft, das Gasthaus und nochmals etwas höher die Aussichtsplattform sind erreicht. Die Aussicht in die Alpen, allen voran die Churfirsten, sind die wohltuende Belohnung für die müden Beine. Abwärts geht es dann ganz bequem: Die Säntis-Bahn bringt einen in zehn Minuten zur Schwägalp runter.
Vier-Seen-Wanderung im Herzen der Schweiz Nr. 1502
Melchsee Frutt — Engelberg • OW

Vier-Seen-Wanderung im Herzen der Schweiz

Tausend Diamanten gleich glitzert das Wasser des Melchsees in der frühen Morgensonne. Die Luft ist frisch und rein – es ist herrlich, hier auf dem Hochplateau der Melchsee-Frutt. Körper, Geist und Seele dürfen sich freuen auf die abwechslungsreiche Wanderung vorbei an den vier Perlen Melchsee, Tannensee, Engstlensee und Trüebsee nach Engelberg. Rund sechs Stunden Wanderzeit verteilen sich auf fast 19 Kilometer Distanz, dennoch kommen auch Familien und Kinder auf ihre Rechnung: Verschiedene Bahnen können bei Bedarf die Marschzeit auf unter anderthalb Stunden verkürzen. Kurz nachdem man das Dorf auf Melchsee-Frutt verlassen hat, führt die Route leicht ansteigend entlang des Bonistocks zum Tannensee. Der Anblick mit den Spiegelungen der umliegenden Berggipfel ist traumhaft. Beim Gasthaus Tannalp gäbe es eine weitere Einkehrmöglichkeit, und bis hierhin würde auch der Fruttli-Zug fahren. 130 Höhenmeter tiefer liegt die Engstlenalp mit dem gleichnamigen Hotel, welches an alte Zeiten erinnert, als die Pässe noch mit Saumtieren begangen wurden. Etwas versteckt liegt der Engstlensee, der seine wahre Pracht erst mit Blick von der Krete des Schaftals so richtig entfaltet. Bald ist der Jochpass erreicht, und der Bergwanderweg quert unter dem Berghaus nach Nordosten: Entlang der Sesselbahn hinunter zum Trüebsee wurde nämlich eine Downhill-Strecke für Biker eingerichtet. So lassen sich Wanderer und Biker gegenseitig in Frieden und man merkt erst beim Trüebsee im Touristengewusel, dass Engelberg eine grosse internationale Ausstrahlung hat. Der Abstieg via Gerschnialp und Bänklialp nach Engelberg ist ebenfalls lohnend, doch angesichts müder Knochen ist die Gondelbahn eine gute Alternative.
Auf Suworows Spuren über den Chinzig UR Nr. 1499
Gitschen — Biel • UR

Auf Suworows Spuren über den Chinzig UR

Fast unmenschliche Anstrengungen muss es General Suworow und seine 21 000 Mannen gekostet haben, als sie Ende September 1799 über den Gotthardpass nach Altdorf und weiter über den Chinzigpass ins Muotatal zogen. Heute ist die Wanderung über den Chinzig deutlich angenehmer – mit bequemen Wanderschuhen, Sonne im Nacken und auf gut markierten Bergwanderwegen. Obendrein helfen zwei Seilbahnen, die Höhenmeter auf moderaten Werten zu halten. Nach einer kurvenreichen Fahrt mit dem Postauto (Reservation obligatorisch) von Sisikon nach Riemenstalden Chäppeliberg geht es weiter mit der Luftseilbahn nach Gitschen. Mit nur vier Plätzen kann die Bahn bei Grossandrang etwas Geduld abverlangen. Ab hier wird gewandert: Zuerst gemächlich Richtung Lidernenhütte SAC, dann ansteigend vorbei am Ober Hüttli zum Mälchbödeli und auf Alpweiden zum Chli Tisch. Dort tut sich ein schöner Tiefblick zum Spilauer See auf. Kurz vor dem Gipfel des Rossstock zweigt der Weg links ab und führt über eine kurze, kettengesicherte Steilstufe nach unten und weiter über ein Geröllfeld zur Rossstocklücke. Der nun weiss-blau-weiss markierte Weg führt durch ein gut begehbares Couloir zur Südostflanke des Rossstocks. Diese Schlüssselstelle ist jedoch gut machbar und für trittsichere Kinder eine grosse Freude. Über Weiden wird bald der Chinzig erreicht, der heute mit Schutzhütte und einer kleinen Kapelle ausgerüstet ist. Jeweils am 15. August wird hier ein Berggottesdienst gefeiert. Auf Suworows Spuren geht es auf einem breiten Wanderweg hinunter nach Biel, wo im Berggasthaus die Wartezeit auf die Seilbahn angenehm verkürzt werden kann. Zum Glück sind diese «guten alten Zeiten» vorbei!
Rundwanderung zu den Bergseen in Maloja Nr. 1497
Maloja • GR

Rundwanderung zu den Bergseen in Maloja

Die grossen Engadiner Seen, der Silsersee, Silvaplanersee und der St. Moritzersee sind für ihre Schönheit bekannt. Ein Geheimtipp sind hingegen die beiden kleinen Seen Lägh da Bitabergh und Lägh da Cavloc, die oberhalb von Maloja liegen. Die Wanderung, die sich auch für Kinder sehr gut eignet, beginnt im Dorf Maloja und führt zuerst in Richtung der Passstrase ins Bergell. Die imposante Aussicht auf das Tal sollte man sich nicht entgehen lassen. Nach kurzer Zeit quert man die eindrückliche Staumauer «Orden», die wohl nach einem Unwetter schon so manches Geröll zurückgehalten hat. Früher befanden sich in dieser Gegend Schmuggler-Routen, über welche wertvolle Handelswaren, wie Kaffee und Zigaretten, über den Murettopass, der Verbindung zwischen dem Bergell und dem Veltlin, transportiert wurden. Diesen Schmugglergeschichten wurde auf dem ersten Wegabschnitt ein Themenweg für Kinder gewidmet, der parallel zum Wanderweg verläuft. Auf dem Marsch durch den lichten Lärchenwald kann man es sich also bildlich vorstellen, wie es wohl war zu dieser Zeit, als Lebensmittel und sonstige Vorräte knapp waren und sie mit Pferden Hunderte von Kilometern weit gekarrt werden mussten. Während man diesen Gedanken nachhängt, taucht er plötzlich mitten im Lärchenwald auf: der idyllische Bergsee Lägh da Bitabergh. Ob die Schmuggler hier wohl auch gerastet haben? Die kleinen Kinderfüsse sind schon etwas müde, und die erste Verpflegungsration aus dem grossen Rucksack ist ruck-zuck verschlungen. Wer mag, wählt ab hier die steile Alternative hoch zur Motta Salacina und geniesst die wundervolle Aussicht über das Val Forno. Der direkte Weg führt stattdessen in leichtem Auf und Ab in Richtung des Lägh da Cavloc. Zum Glück wurde heute anstelle des Schmuggel-Tabaks die Badehose eingepackt! Bevor es auf den Rückweg geht, lädt das Restaurant Cavloccio am See noch zur Stärkung ein. Zurück nach Maloja geht es dann auf der Alpstrasse immer leicht abwärts.
Schattig und kühl unterwegs im Jura Nr. 1492
Bassecourt — Undervelier • JU

Schattig und kühl unterwegs im Jura

Im 3. Jahrhundert weigerte sich Kolumba von Sens, den Sohn des römischen Kaisers Aurelias zu heiraten und wurde ins Gefängnis geworfen. Eine Bärin soll sie dort vor einer Vergewaltigung geschützt haben. Als wäre das nicht schon bemerkenswert genug, verbrannte Kolumba einfach nicht auf dem Scheiterhaufen und so enthauptete man sie... Nun ist ihr eine Grottenkapelle geweiht, die am Ziel dieser Wanderung ist. Diese lohnt sich für alle, welche auf der Suche nach Abkühlung sind oder sich sonst gerne im Wald aufhalten. Gestartet wird in Bassecourt und man geht kurz auf Hartbelag. Hinauf geht es dann unter Blättern an die Côte de Frénois. Als ersten Zwischenhalt bietet sich die Waldhütte bei Pt. 751 an. Nach einer Stärkung ist der weitere Aufstieg mit einem kurzen steilen Stück gegen Ende ein Klacks. Beim Passieren des Kuhzaunes ist darauf zu achten, sich rechts zu halten. Man kann gleich dem Waldrand entlang die Böschung hoch. Oben geht es in Richtung La Jacoterie weiter. Kurz vor dem Hof sticht der Wanderweg wieder in den Wald hinein. Ab dort wird er schmaler und auf der linken Seite etwas abschüssig. Spuren von Kühen sind zu entdecken und man fragt sich, wie die grossen Tiere wohl diesen kleinen Weg geschafft haben. Danach ist Trittsicherheit gefragt: es geht im Wald in über 50 Kehren im Zickzack hinunter bis zum Flüsschen La Sorne. Idylle pur. Die Grotte der Kolumba befindet sich auf der anderen Seite der Sorne. Wollen die Wandernden nicht der Strasse entlang gehen, müssen sie wohl oder übel durchs Wasser waten. Was für eine Wohltat an einem warmen Tag! Die liebevoll eingerichtete Grotte kühlt zusätzlich ab. Man möchte verbleiben und dem Plätschern der Karstquelle zuhören, die frischen Blumen und Räucherstäbchen im Kerzenschein auf sich wirken lassen und zur Ruhe zu kommen. Gläubige waschen sich im Wasser, dem Heilkraft nachgesagt wird, die Augen und Füsse. Der Wallfahrtsort wird jeweils am 15. August besucht.
Über den Heuberg ins Fricktal Nr. 1574
Laufenburg — Oeschgen • AG

Über den Heuberg ins Fricktal

Der Heuberg im Norden des Kantons Aargau gehört zu jenen «Gipfeln» der Schweiz, die praktisch an jedem Tag des Jahres bestiegen werden können: Weder der Aufstieg ab Laufenburg noch der Abstieg nach Kaisten sind allzu steil; beide verlaufen auf gut ausgebauten Kieswegen. Auch die Fortsetzung nach Oeschgen bietet schöne Ausblicke und reizvolle Naturerlebnisse. Die Route lässt sich ohne Weiteres auch bei schlechtem Wetter begehen, denn erstens sind die Wege meist kiesbedeckt und nicht besonders steil, zweitens gibt es auf halbem Weg Restaurants, in denen man etwas essen und trinken und sich aufwärmen kann, und drittens führt die Wanderung durch eine schöne Landschaft. Vom Bahnhof Laufenburg geht es auf einem Strässchen zum Wald. Via Waldhaus gelangt man in mehreren Kehren auf die Kuppe des Heubergs. Mit einer Höhe von 557,6 Metern ist der Heuberg nach alpinen Massstäben natürlich kein richtiger Berg. Doch die Anhöhe bietet eine hübsche Aussicht ins Fricktal und verfügt sogar über ein Bergrestaurant. Schöne Ausblicke in den Aargauer Jura, zum Rhein und in den Schwarzwald bieten sich während des sanften Abstiegs zum Zwischenziel Kaisten, wo erneut eingekehrt werden kann. Auch der zweite Teil der Wanderung beginnt mit einem Anstieg, der allerdings deutlich weniger steil ausfällt. Nach dem Waldgebiet Ba-Ischlag öffnet sich ein schöner Tiefblick über weites Wiesland mit vielen Obstbäumen. Besonders reizvoll ist der Abstieg nach Oeschgen: Vom Chilholz-Wäldchen geht es ins Gebiet Tal; auf der einen Seite säumen Hecken und ein Bächlein den Weg, auf der anderen Seite geniesst man die Weite des Fricktals.