Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Liechtenstein an einem Tag Nr. 0891
Stn. Planken Schulhaus — Steg • LI

Liechtenstein an einem Tag

An einem Tag ganz Liechtenstein sehen? Das ist möglich auf der Wanderung zu den Drei Schwestern und durch den Fürstensteig. Der Weg wechselt immer wieder die Seite des Gebirgszugs, womit alle Gemeinden Liechtensteins sowie das gesamte Berggebiet mit dem Galinakopf, Schönberg, Sareis, Augustenberg und Rappastein zu sehen sind. Der lange und steile Aufstieg von Planken zur Gafadurahütte, der im Idealfall schon am Vortag gemacht wird, lässt einem genug Zeit, über die Sage der Drei Schwestern und die Religiosität der Liechtensteiner zu sinnieren. Drei Schwestern ignorierten einmal den Mariahimmelfahrtstag und gingen stattdessen Beeren pflücken. Doch die Heilige Maria erwischte sie und verwandelte sie als Strafe zu Stein. So stehen sie noch heute da. Um sie zu besuchen, muss kurz nach der Gafadurahütte der Aufstieg auf den Sarojasattel angegangen werden. Dann wählen Wagemutige den mit Seilen gesicherten Alpinwanderweg mit seinen zwei Leitern, die andern wandern auf dem Bergwanderweg um die Drei Schwestern herum. Die Mühe des Aufstiegs lohnt sich, auch wenn Wanderer nur einen der drei Gipfel erklimmen können. Dieselbe Aussicht bietet sich später auch auf dem Garsellikopf und dem Kuegrat, und die nicht Schwindelfreien können das Verpasste nachholen. Beim Gafleisattel trennen sich Wagemutige und Geniesser erneut: Erstere wandern durch den Fürstensteig durch Geröllfelder und am Abgrund vorbei, die anderen erklimmen den Alpspitz. Danach folgt bis zum Berggasthaus Sücka und der Bushaltestelle Steg ein entspannendes, aber abwechslungsreiches Wanderstück. Bei der Einkehr im Gasthaus bestätigt ein Artikel des Vorarlberger Tagblatts aus dem Jahr 1932 das Gesehene: «Wer das Ländchen also ganz kennenlernen will, der möge es ja nicht versäumen, auch seinen schönen Bergen einen Besuch abzustatten. Es wird ihn sicher nicht gereuen.»
Lang, einsam und spektakulär Nr. 0892
Steg — Triesen • LI

Lang, einsam und spektakulär

Liechtenstein ist ja nicht unbedingt für seine Berge bekannt. Zu Unrecht. Denn die Gratwanderung von Steg auf den Rappastein ist anspruchsvoll, einsam und spektakulär. Man hat rechter Hand Blick auf das Rheintal, linker Hand liegen die Liechtensteiner Alpen. Mittendrin steigt der Wanderer wacker bergauf. Der schmale Pfad ist dabei oft ausgesetzt, weshalb die Route bei Nässe nicht zu empfehlen ist. Sowieso mag es besser sein, anzuhalten, um die Aussicht zu geniessen. Oder gleich bis zum Gipfel zu warten. Der Rappastein mit seinen 2222 Metern bietet rundherum eine eindrückliche Sicht - und sogar für Sitzkomfort ist dank einer improvisierten Holzbank gesorgt. Das ist gut, denn auch nach dem Gipfel bleibt die Wanderung anstrengend. Eine öfter von Schafen als von Menschen begangene Hangtraverse führt in die Lawena. Im Talkessel liegt eine Alp, die auch ein Massenlager hat. Das Tal ist wegen der grossen Lawinengefahr den ganzen Winter über nicht zugänglich. Weiter vorne im Tal liegt am Hang die historische Ferienhaussiedlung Tuass. Hierhin kommt man nur zu Fuss, da das Gelände zu ausgesetzt ist, als dass es sich lohnen würde, eine Strasse zu bauen. Am schönen Brunnen kann man noch einmal Energie tanken und den Durst löschen, bevor der lange Abstieg nach Triesen unter die Füsse genommen wird. Durch den steilen Wald folgt man zuerst einem kleinen Pfad, bevor man wieder auf die Forststrasse trifft, die von der Alp Lawena her kommt. Dieser folgt man nun die letzten Kilometer bis ins Dorf Triesen.
Durch Wälder und Weiden Nr. 0898
La Chaux-de-Fonds — Le Locle • NE

Durch Wälder und Weiden

Ruhe und Natur prägen die beschauliche Wanderung über die Krete zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Vom Startbahnhof aus führt der Weg zunächst aus der Stadt heraus und über die Rue du Docteur Coullery bis zum Waldrand. Nach dem Bois du Petit Château geht es recht steil hinauf. Bald ist der Gros Crêt - oder «Som* met de Pouillerel», wie ihn die Einheimischen nennen - erreicht. Als Belohnung für den Anstieg bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Alpen und bei klarem Wetter sogar bis zu den Vogesen. Ab hier ist die Route kurz nicht mehr markiert. Aus dem breiten Weg wird ein schmaler Pfad, gesäumt von Wäldern und Wiesen. Vorbei an Trockensteinmauern, Dolinen und Bauernhöfen mit grossen Dächern, wie sie für die Region typisch sind, geht es gen Westen. Genau hier marschierten 1848 auch die Aufständischen der Neuenburger Revolution, allerdings in umgekehrter Richtung. Auf halber Strecke lädt die Ferme Modèle zu einer Rast ein. Von hier aus lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt L’Escarpineau, einem Felsvorsprung mit spektakulärem Ausblick auf den Doubs, den Châtelot-Staudamm und das greifbar nahe Frankreich. Wer nicht schwindelfrei ist, dürfte hier ein mulmiges Gefühl verspüren. Das letzte Teilstück verläuft in südlicher Richtung. Der Weg wird welliger, da er nun nicht mehr der Krete folgt, sondern den Hang durchschneidet wie ein Schiff das Wasser bei starkem Seegang. Erneut wechseln sich Wälder und Weiden ab, und schon bald sind zwischen den Bäumen die ersten Häuser von Le Locle zu erblicken. Wer mag, beschliesst die Wanderung mit einem Besuch des Uhrenmuseums im Château des Monts unweit des Bahnhofs.
Im Tal der Bartgeier Nr. 0717
Il Fuorn P8 — Il Fuorn P6 • GR

Im Tal der Bartgeier

Das Val da Stabelchod stand Anfang der 90er-Jahre im Rampenlicht: Mehr als hundert Jahre nach der Ausrottung des Bartgeiers in der Schweiz wurden 1991 drei junge Tiere, später noch weitere Vögel ausgewildert. Das Experiment gelang: Heute brüten mehrere Paare im und rund um den Nationalpark. Die mächtigen Vögel können auf dem Naturlehrpfad Margunet mit etwas Glück beobachtet werden. Auf der gut dreistündigen Wanderung treffen aufmerksame Kinder und ihre Eltern je nach Jahres- und Tageszeit aber auch auf Steinadler, Hirsche, Rehe, Murmeltiere, Gämsen und weitere Tiere. Startort ist der Parkplatz P8 (oder auch möglich P9). Vom P8 führt ein breiter, flacher Weg durch einen Bergföhrenwald. Immer wieder machen Tafeln des Naturlehrpfades auf Phänomene links und rechts des Weges aufmerksam. Kurz vor der Alp Stabelchod ist zum ersten Mal Aufmerksamkeit gefordert: Hier äsen oft Hirsche und Rehe, manchmal auch Gämsen. Der Weg führt anschliessend leicht ansteigend in die enger werdende Schlucht des Val da Stabelchod. Kurz vor der ersten Brücke sind auf der gegenüberliegenden Seite an einer Felswand Spuren von ehemaligen Gletschermühlen zu entdecken. Vom nächsten Rastplatz aus lassen sich Hirsche und Gämsen beobachten, nicht selten ziehen Adler und Bartgeier ihre Runden. Ein lang gezogener Zickzackweg passiert die Waldgrenze und führt auf den Margunet. Von hier bietet sich ein überwältigendes Panorama über den halben Nationalpark und die von den Gletschern der letzten Eiszeit geformte Landschaft. Der Abstieg in das Val dal Botsch führt zuerst über einen Grat, danach steil hinunter. Der Weg durchquert einen weiteren Beobachtungsplatz für Gämsen sowie Murmeltiere und verläuft dem Bach entlang bis zum Parkplatz P7. Da hier kein Postauto hält, wandert man zurück zum Parkplatz P8 oder weiter bis zum Nationalparkhotel Il Fuorn P6.
Am Fusse des Ofenhorns Nr. 0899
Fäld • VS

Am Fusse des Ofenhorns

Was mussten die Schmuggler und Säumer früher für Abenteuer durchstehen: Die Route, die im Fäld hinter Binn startet, ist schon bei Tag und schönem Wetter nicht ganz ohne. Sie führt steil hinauf zum idyllisch gelegenen Mässersee. Die Lärchenpracht des Landschaftsparks Binntal ist im Herbst unbeschreiblich und entschädigt für die vielen Höhenmeter. Der Mässersee schimmert geheimnisvoll grünlich, weil an dessen Grund das See-Brachsenkraut wächst. Es ist ein Überlebenskünstler: Seine dunkelgrünen, steifen Halme gedeihen auf 2120 Meter über Meer und überleben sieben bis neun Monate unter einer dicken Eisdecke. Auf dem Weg zum Geisspfadsee wird die Landschaft kahl und steinig. Der Bergsee fasziniert mit seiner dunklen Farbe, und felsige Zinnen ragen senkrecht in den Himmel. Eine Rast auf dem Geisspfad lohnt sich: Der Rundblick ins Piemont und auf das Aletschgebiet ist einmalig. Vom Pass aus schlängelt sich der Weg durch ein mit riesigen Felsbrocken durchsetztes Tal, bis er zu einem steilen Abbruch führt. Ganz tief unten liegt nun die Alpe Dèvero wie ein kleines Spielzeugdorf. Nach dem steilen Abstieg gilt es, den links abzweigenden Weg zur Alpe Crampiolo und deren Agriturismo nicht zu verpassen. Am zweiten Tag führt der breite Säumerweg zum Lago di Dèvero. Der Blick auf den See und das Ofenhorn ist von hier wunderbar. Kurz nach dem See steigt der Weg steil an zum Albrunpass. Der Pfad ist breiter und besser ausgebaut als auf der Route des ersten Tages. Faszinierend, sich vorzustellen, wie hier früher die Säumer mit ihren Maultieren durchgewandert sind. Kurz nach dem Albrunpass folgt die Binntalhütte. Die vielfältige Blumenpracht, die zwischen der Hütte und dem Ausgangspunkt Fäld gedeiht, ist im Herbst leider nicht mehr da. Dafür leuchten das braune Gras und die gelben Lärchen umso schöner.
Zu Besuch bei den Walsern Nr. 0900
Cascata del Toce — Ponte • EU

Zu Besuch bei den Walsern

Eine Reise durch die mehrere Jahrhunderte alte Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Walser: Das bietet diese Wanderung. Sie beginnt beim 143 Meter hohen Wasserfall, der Cascata del Toce - einst, bevor die Wasser im Tal gefasst wurden, das Wahrzeichen des Tals. Von hier geht es durch das wilde Vallone di Nefelgiù zum Stausee Lago Vannino und über die Bochetta del Gallo zurück ins Tal zu den Walsern und ihren Dörfern. Fast fühlt man sich hier wie im Goms. Ganz besonders in den Dörfern Canza (Fruttwald) und Ponte (Zumstäg) mit den Holzhäusern und Speichern. Es war im Mittelalter, als die Walser vom Goms über den Griespass hierherzogen. Sie machten das Formazzatal urbar und gründeten neue Dörfer. Handel jedoch trieben sie weiterhin mit ihrer alten Heimat im Norden. Über Jahrhunderte hinweg. So wurde das Formazzatal - das Pomatt, wie die Walser ihr Tal nennen - zur Sprach- und Kulturinsel. Erst ab den 1930er-Jahren, als sie ihre Wasser an die Elektrizitätswerke verkauften, richteten sich die Walser wirtschaftlich nach Domodossola und Italien aus. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne bis heute ist die Sprache, das Pomattertitsch, beinahe ausgestorben. Nur wenige ältere Leute sprechen es noch. Diese Wanderung betört an strahlenden Herbsttagen die Sinne. Die Alpweiden sind gelb und scheinen im Gegenlicht oft orange, fast rot; die Felsen leuchten blau und grau; das Wasser unten in den Stauseen ist stahlblau. Es ist keine liebliche, idyllische Landschaft, sie ist intensiv, fordernd, leidenschaftlich und prägt sich ein. Wer sie einmal für sich entdeckt hat, den lässt sie nicht kalt, der kehrt hierher zurück.
Unbekanntes Rappetal Nr. 0902
Ernen • VS

Unbekanntes Rappetal

Das Rappetal ist das Nachbartal des Binntals. Es wird von einem dichten Wald und einer tiefen Schlucht von Mühlebach und Ernen abgeschnitten, die sich an seinem Eingang befinden. Und weil das spektakuläre Binntal eben nur einen Steinwurf entfernt liegt, wurde das Rappetal nie von den grossen Massen entdeckt. Gerade das macht seinen Charme aus. Es ist nämlich durchaus möglich, dass man bei der Erkundung dieses wilden und etwas kargen Tals keinem Menschen begegnet. Ausser vielleicht einem Hirten. Ausserdem muss man sich das Rappetal erst verdienen, von Ernen aus führt kein Weg an dem langen und etwas eintönigen Aufstieg durch den Wald vorbei. Hat man aber erst den Niederärner Chäller erreicht, ist die Belohnung umso grösser. Satte Wiesen, ein plätschernder Bergbach, steile Hänge auf beiden Seiten, an denen die Lärchen im Herbst gelb leuchten. Beim Aufstieg Richtung Lärch kommen dann noch verlockende Heidelbeerfelder hinzu. Neben einigen alten Ställen, einer kleinen Hirtenhütte und ein paar Zäunen weist wenig auf die Zivilisation hin. Das ändert sich erst bei Chäserstatt, der Bergstation der stillgelegten Seilbahn, wo man im gleichnamigen Restaurant auch einkehren kann. Nun geht es wieder steil und waldig hinunter ins pittoreske Mühlebach. Wer zwischen Mühlebach und Ernen den kleinen Umweg über den Mosshubel macht, kommt über verschlungen anmutende Pfade zu den Überresten des einstigen Galgens. Die imposanten Steinpfosten, über die früher Holzbalken zum Anknüpfen des Stricks gelegt wurden, sind auch von Ernen aus gut sichtbar und mahnen an die düstere Vergangenheit.
Zur Alpkäserei Oberfeld auf der Bannalp (NW) Nr. 0925
Bergstation Bannalpsee — Brunnihütte SAC • NW

Zur Alpkäserei Oberfeld auf der Bannalp (NW)

Bei Sonnenuntergang nimmt Sepp Waser den Holztrichter und lässt den Betruf erklingen. Seit 14 Jahren gehen er und seine Frau Rita im Sommer auf die Alp Oberfeld. Mit dabei sind Pfauenziegen und Gitzi, ein Dutzend Mutterkühe, Kälber und Rinder (alle von der Rasse «Rätisches Grauvieh»), ein Esel und zwei Schweine. Von Mitte Juni bis Ende September sind sie auf der 1850 Meter hoch gelegenen Alp oberhalb des Bannalpsees, wobei die Bergbeiz bei gutem Wetter bis Mitte Oktober geöffnet bleibt. Täglich verarbeiten Rita und Sepp bis zu 120 Liter Milch im Kupferkessel über dem offenen Feuer. Den würzigen Käse kann man in der Alpbeiz an urchigen Holztischen geniessen. Ziegenfrischkäse, eingelegt in Öl und Kräuter, sowie Biotrockenfleisch runden das kleine, aber feine kulinarische Angebot ab. Berühmt ist der Kafi fertig, der «Heuburdi-Kafi» heisst, weil er in einem Heukranz serviert wird. Eine Besonderheit sind die Pfauenziegen, eine alte ProSpecieRara-Rasse, die sich durch ihre Fellzeichnung von anderen Ziegen unterscheidet: Vorne sind sie weiss, hinten schwarz. Besonders imposant sind die Böcke, die oft weit ausladende Hörner tragen. Die Pfauenziegen werden auf der Alp nicht nur für die Milchproduktion genutzt, sondern stehen auch für Geissentrekkings zur Verfügung. Das Wandern mit Geissen ist besonders für Kinder ein Erlebnis, nicht zuletzt deshalb, weil die Geissen in den Packsätteln alles mittragen, inklusive Picknick. Die Wanderroute beginnt nach einer achtminütigen Fahrt mit der Luftseilbahn beim idyllischen Bannalpsee. Die Alphütte Oberfeld erreicht man in rund zwei Stunden. Die Fortsetzung auf dem Walenpfad, der von der Bannalp nach Engelberg führt, ist eine der schönsten Höhenwanderungen in unserem Land.
Von der Fafleralp zur Anenhütte (VS) Nr. 0926
Fafleralp • VS

Von der Fafleralp zur Anenhütte (VS)

Die Wanderung zur Anenhütte ist ein Erlebnis: Sie führt zuerst durch würzige Wälder, später über duftende Blumenwiesen weit ins Hochgebirge, zu den ungestümen Kräften des Gletschers, der hier seine Spuren hinterlassen hat. Mehrmals quert der Weg wilde Bäche mit eiskaltem Gletscherwasser. Dani Ritler, Biobauer aus Blatten, kennt diese Naturwunder gut: Seine Schafe weiden im Sommer auf den saftigen Wiesen der Gugginalp. Einmal pro Woche geht er z’Alp, um nach seinen Tieren zu schauen. Im Herbst kommen die über zweihundert Schafe zurück ins Tal - ein spektakulärer Alpabzug, der stets viel Volk anzieht! Fast alles, was Dani und seine Frau Karin produzieren, besteht aus dem hofeigenen Biolammfleisch. Dazu gehören Trockenwürste oder die «Knabberli», in denen noch Rindfleisch, Speck und Rotwein zur Gaumenfreude beitragen. Die beiden Biobauern sind innovativ: Vor Kurzem haben sie «Knusperli» lanciert, das sind mit Sesam panierte Lammschulterstücke, die sich im Olivenöl gebraten gut zum Apéro eignen. Oder das «Lammfleisch im Aquarium», in Sherry eingelegte Schulterstücke mit Gemüse im Einmachglas. Und weil ein Gigot besonders gut schmeckt, wenn man es im Heu schmort, kann man bei den Ritlers nicht nur Frischfleisch, sondern auch Heu kaufen oder sich ein ganzes «Fuädr» nach Hause schicken lassen. Alles in Bioqualität, denn als Erste im Lötschental wurden sie mit der Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet. Ihr Hoflädeli in Blatten kann man übrigens nicht übersehen: Eine grosse, aus Holz geschnitzte «Tschäggätta» steht vor der Tür! Geniessen kann man das Lammfleisch auch in vielen Restaurants im Lötschental. Besonders edel zubereitet wird es im Goût-mieux-Restaurant Bietschhorn in Kippel, das ein erstklassiges Lammragout anbietet. Ein sympathisches Plätzchen, in dem fast alles bio ist, von der Forelle bis zur Walliser Käseschnitte.
Zum Caveau du Cloître in Aigle (VD) Nr. 0927
Aigle • VD

Zum Caveau du Cloître in Aigle (VD)

Das Restaurant Caveau du Cloître befindet sich in einem ehemaligen Weinkeller im oberen Teil der Altstadt von Aigle. Sévérine Lecoq, die Gastgeberin, weiss, wie man das Terroir auf die Teller zaubert. Eglifilets, Roastbeef und heisse Schokoladenküchlein warten auf die Geniesser. Auch önologisch ist für Genuss gesorgt. Wir befinden uns schliesslich im Stammland berühmter Tropfen wie «Aigle les Murailles» oder «Petit Vignoble». Auch der spritzige Yvorne wächst an den Sonnenhängen prächtig. Selbstverständlich sind nebst Weinen aus Chasselas-Trauben auch edle Rote wie der «Château Maison Blanche» oder der «Pierre de Lune» ein Thema. Bei schönem Wetter kann man in der Caveau du Cloître draussen im Garten tafeln und den Blick in die Weinberge geniessen. Auf das Thema Wein ist auch unser Wandertipp ausgerichtet, der zwar zum grossen Teil über asphaltierte Wege führt, aber spannende Einblicke in den lokalen Weinbau ermöglicht. Wir starten beim Bahnhof Aigle, durchqueren die Altstadt und folgen nach der Brücke dem Teilstück des «Sentier des vignes» nach Yvorne. Dort lädt die «Maison blanche» zur Degustation ein. Zurück in Aigle ist ein Besuch des Château d’Aigle empfehlenswert: In 17 Sälen wird die Kulturgeschichte des Weins abgehandelt – von den Griechen und Römern bis zur Moderne. Beim Schloss führt der «Sentier des vignes» weiter nach Ollon, zu den Salzminen von Bex und den Thermen von Lavey-les-Bains: 23,7 Kilometer umfasst der Rebwanderweg. Überall warten gemütliche Caves auf degustationsfreudige Besucher, zum Beispiel die «Association viticole», die sich in Ollon beim Dorfbrunnen befindet. Wer schon vorher Hunger hat, schreitet nach dem Museumsbesuch am besten bei Sévérine sofort zu Tisch.
Von Twann nach Ligerz zur St. Petersinsel (BE) Nr. 0929
Twann — St. Petersinsel • BE

Von Twann nach Ligerz zur St. Petersinsel (BE)

Spritzige Chasselas und edle Blauburgunder: Die Pilger wussten früher genau, wo sich Glaube und Genuss am besten verbinden liessen. Die Route durch die Rebberge am Bielersee bot schon im frühen Mittelalter viele Gelegenheiten, «die Seele zu stärken». Unsere Wanderung führt vom «Propfhüsli» in Twann, in dem sämtliche Bielerseetropfen zu degustieren sind, auf dem Pilgerweg nach Ligerz, der durch zahlreiche Biorebberge führt. Die Zahl der Biowinzer hat in den letzten Jahren stark zugenommen, was zu einer Kulturlandschaft mit einer einmaligen Vielfalt an Pflanzen und Tieren geführt hat. Bruno Martin, Biowinzer in Ligerz, hat dazu wertvolle Informationen geliefert (siehe Vorwort und Video), die den Blick schärfen für die versteckten Naturwunder an diesen sonnenverwöhnten Hängen. Sehenswert ist auch die spätgotische Kirche in Ligerz mit der imposanten Gesetzestafel, die - einmalig in dieser Form - die zehn Gebote in französischer Sprache auflistet. Von Ligerz geht es entweder auf dem Seeweg weiter, oder man wandert via Erlach und danach auf dem Heideweg zum Klosterhotel St. Petersinsel. Seit 1989 ist die gesamte Insel Naturschutzgebiet. Einzige Gebäude sind der Gutsbetrieb und das Klosterhotel, das früher ein Cluniazenserkloster war. Die Betreiber legen eine grossen Wert darauf, eine Gastlichkeit zu pflegen, die der Ruhe der Insel Respekt zollt. Kulinarische Highlights sind Bioforellen vom Blausee und das Natura-Beef vom Inselbiohof. Vom Charme dieses Naturparadieses angetan waren offenbar auch Kaiserin Joséphine, die Könige von Preussen, Schweden und Bayern und - wie könnte es anders sein - Johann Wolfgang Goethe, der alles andere als ein Kostverächter war. Nicht zu vergessen Jean-Jacques Rousseau, der 1765 mehrere Wochen hier lebte und an seinem «Dictionnaire de Musique» arbeitete.
Von Kleinlützel zum Restaurant Neumühle (JU) Nr. 0930
Kleinlützel — Restaurant Neumühle • SO

Von Kleinlützel zum Restaurant Neumühle (JU)

Ausgangspunkt der Wanderung ist Kleinlützel im Kanton Solothurn. Nach einer halben Stunde Wanderzeit trifft man bereits auf den ersten Grenzstein und wandert im Kanton Jura weiter. Die letzte Etappe führt zum Restaurant Neumühle in Roggenburg im Kanton Jura. Die Dreikantonewanderung bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Dazu gehört die Ruine Löwenburg in der Gemeinde Pleigne (JU). Die Burg wurde vor 800 Jahren von einem Adelsgeschlecht aus dem Sundgau erstellt und beeindruckt durch einen imposanten Wehrhof. Nur wenige Wanderminuten entfernt liegt der Gutsbetrieb der Christoph-Merian-Stiftung. Hier empfiehlt sich der Besuch des Museums mit den Silex-Funden aus der Steinzeit. Sehenswert ist auch die kleine Kapelle mit dem Himmelsgewölbe. Auch das Restaurant Neumühle, das sich als Referenz zur nahen Grenze auch als «Moulin neuf» bezeichnet, hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Vor 300 Jahren wurden die Gebäude als Kloster erstellt. In den Wirren der französischen Revolution verschwanden die Mönche. 1966 kaufte die Merian-Stiftung die Anlage, die sich seit 2003 im Besitz der Basler Familie Weck befindet. Das «Moulin» verwöhnt seine Gäste mit einer kreativen saisonalen Bioküche. Ganzjährige Spezialität sind die Forellen aus dem eigenen Teich. Von der hausgemachten Pasta über das Fondue bis zum Surprise-Menü mit sieben Gängen ist alles «natürlich bio», so das Motto des sympathischen Familienbetriebs. Ab September setzt Arvid Weck, der Sohn von Christine, die uns auf der Wanderung begleitet hat, Hirsch auf die Karte. Das Wild stammt vom Demeterhof Probstenberg im Berner Jura. In idyllischer Umgebung wachsen hier die Rothirsche von Oliver Bürgi auf. Apropos Grenzen: Die Sprach- und Landesgrenze liegt nur wenige Meter von der Tür der «Neumühle» entfernt. Bei der Brücke lag früher noch die Zollstation.
Auf der Schneckenspur Nr. 0896
Stn. Niederrickenbach — Ristis • NW

Auf der Schneckenspur

Dank einer listigen Strategie überlebte sie die Eiszeit: eine kleine Häuserschnecke aus der Familie der Haarschnecken, nur gerade sechs Millimeter breit und drei Millimeter hoch. Mit dem Vorrücken der Gletscher rettete sie sich auf die eisfreien Gipfel der Alpen. Hier, auf südexponierten und im Frühling rasch aperen Halden, lebt sie seither unter Kalkplatten. Entdeckt wurde die Schnecke 1916 auf der Bannalp im Kanton Nidwalden, weshalb sie den Namen Nidwaldner Haarschnecke trägt. Lange Zeit war dies ihr einzig bekannter Lebensraum weltweit. Ihre Verbreitung und Biologie wurde von 2006 bis 2010 neu untersucht. Seither weiss man, dass sie auch rechts und links des Engelbergertals, in den Kantonen Uri, Obwalden und Bern, auf verschiedenen Gipfeln zwischen 2100 und 2575 Metern über Meer vorkommt. Die Wanderung auf den Spuren der Haarschnecke folgt den Gipfeln und Graten, auf denen die Nidwaldner Haarschnecke lebt, und ist ein besonderes Vergnügen für all jene, die luftige Höhen mögen. Vom Haldigrat geht es über den Gipfel des Brisen zum Risetenstock und zum Übernachten hinunter auf die Alp Gitschenen ob dem Urner Isenthal. Der zweite Tag führt über einen Alpinwanderweg zum Chaiserstuel und der Bannalper Schonegg, zum locus tipicus der Haarschnecke. Hier wurde sie vom Basler Schneckenforscher Leo Eder entdeckt. Dann geht die Wanderung um die Walenstöcke herum, über das Schöntal zum Rot Grätli, wo sich der Blick Richtung Titlis und Berner Alpen auftut. Noch umfassender ist die Aussicht vom Engelberger Rotstock - ein gut einstündiger Abstecher, der zwar markiert, aber kein offizieller Wanderweg ist und nur von erfahrenen Berggängern unternommen werden sollte. Dann über das Griessental zur Rugghubelhütte und weiter zur Station Ristis der Brunnibahn.
Durch Zürichs Alleen Nr. 0876
Zürich Leimbach Station — Zürich HB • ZH

Durch Zürichs Alleen

«Unter den Bäumen regnet es zweimal», schreibt der Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti in einem Gedicht ohne Namen. Bei Regen eine Wanderung unter Bäumen machen? Auf den ersten Blick keine gute Idee. Auf den zweiten Blick ist es einen Versuch wert. Bäume bieten kurzzeitig Schutz bei leichtem Nieselregen und Wind. Vor allem aber machen Bäume die Farbtupfer aus, die Sonne und Himmel an grau verhangenen Tagen verwehren. Die Wanderung durch Zürichs Alleen, über Sport- und Spielplätze, Pärke oder Friedhöfe, führt von Zürich Leimbach der Sihl entlang, vorbei am Höckler und der Allmend bis ins Quartier Enge mit dem Rietbergmuseum, dem Rietbergpark und der Sukkulentensammlung. Weiter geht es entlang des linken Zürichseeufers zum Arboretum, zum Bürkliplatz und schliesslich zum Lindenhof, dem Urkern der Stadt. Dabei wird die Wanderung schon bald zur Zeitreise durch fast 600 Jahre Stadtgeschichte. Jede Generation hat den öffentlichen Raum ihrem Zeitgeist entsprechend gestaltet und mit Bäumen bestückt. Mit jedem Kilometer geht es ein Stück zurück in die Vergangenheit, angefangen von der heutigen Zeit, in der die Biodiversität, der Schutz und die Förderung von heimischen Arten im Mittelpunkt stehen, über das 19. Jahrhundert, als die weite Welt und damit auch die fremdländischen Arten interessierten und man in Zürichs Pärken eine Sammlung von Pflanzen aus allen Kontinenten anlegte. Die Wanderung endet in der mittelalterlichen Zürcher Altstadt mit ihren Linden, die nicht zur Zier gepflanzt wurden, sondern eine symbolische Bedeutung haben: Unter den Linden spielte sich früher - und vielfach auch heute noch - das öffentliche Leben ab.
Der wilden Aubonne entlang Nr. 0875
Bière — Allaman, gare • VD

Der wilden Aubonne entlang

Die Aubonne entspringt im Norden von Bière und fliesst von da auf zwölf Kilometern immer Richtung Südsüdost, bevor sie bei Allaman in den Genfersee mündet. Der Weg entlang des Flüsschens kann in zwei Abschnitte aufgeteilt werden: Der Abschnitt von Bière entlang des zwölf Kilometer langen Laufs der Aubonne bis nach Allaman ist ein Leckerbissen für botanisch begeisterte Erwachsene. Auf der Mitte des Wegs, nördlich des Städtchens Aubonne, gibt es einen Höhepunkt: das Arboretum. Der 1968 gegründete Baum- und Strauchgarten, sorgsam angelegt und gepflegt von vielen Freiwilligen aus der Region, zeigt Pflanzen der nördlichen Hemisphäre: mehr als 200 Ahornarten, etliche Feuchtbiotope und unzählige Eichen. Magnolien und Rosensträucher verzaubern im Frühling, und japanische Kuchenbäume duften im Herbst nach frischem Gebäck und Karamell. Der Abschluss der Wanderung, von Allaman zur Mündung der Aubonne in den Genfersee, ist zugleich ihre Krönung. Ganz anders als im Arboretum, nämlich weitgehend wild ist hier die Natur. Hier kommen neugierige Kinder auf ihre Rechnung. Es gibt Biber zu entdecken, Vögel zu hören, Möwen, Enten, einen wilden, aber doch nicht reissenden Fluss und vielleicht ein paar Sonnenstrahlen für ein Picknick am See. Die Aubonne fliesst hier durch einen national geschützten Auenwald, bevor sie bei einer kleinen Halbinsel aus Kies in den Genfersee mündet. Östlich der Aubonne erstrecken sich die Äcker, Wiesen, Weiden und Obstgärten des Landwirtschaftsguts Chanivaz, das im Inventar der Landschaften von nationaler Bedeutung aufgeführt, leider aber nicht mit Wanderwegen zugänglich ist.
Regennass im Nirgendwo Nr. 0878
Bärschwil Station — Erschwil • BL

Regennass im Nirgendwo

Im Solothurnischen gibt es einen Ort, der sich gleich doppelt für eine leichte und abwechslungsreiche Regenwanderung anbietet: Regennass ist ein stilles, bewaldetes Tälchen. Die Wanderung findet im Grenzgebiet der Kantone Basel-Land, Solothurn und Jura statt. Zu Beginn (Raum Unter Wiler) führt sie 1,6 Kilometer über Hartbelag, sonst praktisch durchwegs über Naturwege. Sie beginnt an einem Bahnhof, der keiner mehr ist: In Bärschwil Station halten nur noch Postautos. Auf der Südseite der Birs geht es zuerst ein paar Schritte dem Flüsschen entlang Richtung Westen, danach steigt man auf einem ruppigen Weglein nach Unter Wiler auf. Quartiersträsschen führen zum Hölzlirank am westlichen Ende des Dorfs, wo sich die erste Station der geologischen Wanderung Bärschwil befindet. Die blauen Signalisationstafeln weisen auf den nächsten neun Kilometern den Weg. Ein geschottertes Strässchen führt in leichtem Aufstieg durch den Wald. Das Tälchen, durch das ein namenloser Bach plätschert, heisst Regennass. Die Namensforschung vermutet, dass die kuriose Bezeichnung auf einen alten Spitznamen zurückgeht. Am Ausgang des Walds bei Berghübel befindet sich ein grosszügig ausgestatteter Picknickplatz mit befestigter Feuerstelle. Weich geformte Kalkberge prägen die Landschaft des Faltenjuras. Einem dieser Hügelzüge entlang führt nun die Route in mässigem Aufstieg weiter. An den Gehöften Wasserberg und Vögeli vorüber erreicht man das Ober Fringeli. Danach gelangt man praktisch ebenen Wegs über die Stierenbergweid zum Oberbergli. Von dort geht es steil abwärts durch Wald und über aussichtsreiche Weiden nach Erschwil.
Kürbisrekord in Pfungen Nr. 0886
Pfungen — Tössegg • ZH

Kürbisrekord in Pfungen

Nahe bei Pfungen findet sich ein Weltrekord: In seiner Gärtnerei pflanzt Beni Meier Riesenkürbisse an. Der Gärtner aus dem Weinland räumt seit Jahren erste Preise an den Schweizer Meisterschaften im Kürbiswiegen ab. 2013 ging er zum Beispiel mit einem Prachtexemplar in den Wettbewerb, das bei einem Umfang von 5 Metern und 70 Zentimetern ein Gewicht von 1053,5 Kilo auf die Waage brachte. Die Familienwanderung beginnt in Pfungen, das mit der S-Bahn über Winterthur erreichbar ist. Vom Bahnhof wandert man dem Gleis entlang bis zur Kreuzung und geht dann der Töss entgegen. Auf einem Steg überquert die Route den Fluss. Ein Abstecher nach rechts führt zur Kürbisgärtnerei. Danach führt der Weg im Wald auf zahlreichen Stufen bergan. Über Flurwege erreicht man den Hof Oberhueb und somit die Höhe des Irchel. Ein Blick zurück auf die Stadt Winterthur lohnt sich. Dann geht es auf einer Waldstrasse zur Lichtung Breitmatt. Die romantische Blockhütte lädt zur Rast ein. Gut markierte Waldwege führen dann zum 28 Meter hohen Irchelturm, der einst wegen seiner Antenne heftig umstritten war. Vom Turm aus geniesst man eine fantastische Fernsicht über das Zürcher Weinland bis zum Hegau. Waldwege und Pfade wechseln sich alsbald auf dem Weg zum Aussichtspunkt Hochwacht ab. Auch hier reicht der Blick über das Rafzerfeld und Eglisau bis weit in den Schwarzwald hinein. Über das Hörnli führt der Abstieg zum Weinbauerndorf Teufen hinunter. Hier kann die Wanderung an der Postautohaltestelle beendet werden. Für einen würdigen Abschluss sorgt aber noch ein Abstecher in die Tössegg (plus 1,5 Kilometer). An den prächtigen Fachwerkhäusern geht es zum gleichnamigen Ausflugsrestaurant am Zusammenfluss von Töss und Rhein. An schönen Tagen ist hier immer was los, sodass die Zeit viel zu schnell vergeht.
Über sieben Flimser Brücken Nr. 0887
Flims Dorf — Stn. Alp Naraus • GR

Über sieben Flimser Brücken

Der Trutg dil Flem wurde 2013 eröffnet, und er verbindet sieben kunstvoll gestaltete Brücken des berühmten Ingenieurs Jürg Conzett (*1956). Der Name bedeutet ungefähr Trottoir am Flimsbach, und solche Verspieltheit weckt Neugier auf den 2014 mit dem Prix Rando ausgezeichneten Weg. Steil bergauf geht es an einen schluchtartigen Graben, weiter oben durch ein wildes, märchenhaftes Labyrinth aus bemoosten Felsblöcken, das grösste Aufmerksamkeit erfordert. Hinter der Punt Gronda (Pt. 1297) sticht der Pfad hinunter an die Uferböschung, und hier bietet der Trutg den ersten Einblick in seine Geheimnisse: Die schlichte, filigrane Brücke Muletg überquert den Flem, gegenüber führt der steile Weg schon zur nächsten, zur Wasserfallbrücke, die sich in elegantem Bogen über das tosende Wasser schwingt. Von weiter oben fasziniert der Blick zurück auf die beiden Übergänge, deren verschiedene Bauweisen und Materialien einen Dialog führen. Bei der dritten Brücke, der Punt da Max, wieder anders gebaut, tritt die Brückenkunst in eine weitere Phase. Im tiefen Bachbett, auf der Punt Tarschlims, ist die Mitte der Symphonie erreicht. Bald führt der Pfad wieder steil hinauf zur Brücke Pilzfelsen, die wie eine umgekehrte Passerelle in die felsigen Uferböschungen hineingelegt ist, und nur einen Katzensprung darüber steht auf feinen Holzstelzen die Verweilbrücke. Den Abschluss der schönen Brücken bildet die kleine Oberste Brücke, so leicht und kühn hingehaucht wie ein Haiku-Gedicht. Auf dem letzten Stück Weg zur Station Naraus spüren die Wanderer, dass sie durch eine Symphonie gewandert sind, eine siebensätzige Brückensymphonie. Das ist also nicht bloss eine Wanderung, das ist auch reicher Kunstgenuss.
Wilde Sihl, ruhiger See Nr. 0889
Sihlbrugg — Wädenswil • ZG

Wilde Sihl, ruhiger See

Die 1,6 Kilometer Seeuferweg zwischen Richterswil und Wädenswil sind zwar sehr empfehlenswert - doch für echte Wanderer kann das natürlich nur das Dessert sein. Es empfiehlt sich, vorher als Hauptgang schon einige Kilometer zu sich zu nehmen und den Prix-Rando-Preisträger 2014 ganz am Schluss zu geniessen. Zum eleganten Seeuferweg der Zürcher Wanderwege passt die Tour durch das wilde Sihltal perfekt. Der Weg beginnt in Sihlbrugg Dorf, einem wenig einladenden Verkehrsknotenpunkt zwischen den Kantonen Zürich und Zug. Doch schon kurze Zeit nach dem Start gibt es abgesehen von wenigen Bauernhöfen keine Anzeichen mehr von Zivilisation, nur einen rauschenden Fluss. Eine spektakuläre Aussicht bietet sich beim Sihlsprung, wo sich die Sihl um mächtige Felsbrocken schlängelt. Fast geht dabei vergessen, dass es sich bei diesem Fluss um das gleiche Gewässer handelt, das einige Kilometer weiter abwärts gezähmt durch Zürich schleicht. Nach dem Elektrizitätswerk verlässt der Wanderweg die Sihl und steigt einen Hügel empor. Über Wiesen und durch Wälder erreicht man schliesslich Schönenberg und Samstagern. Weil die Hanglage hier einen schönen Blick auf den See erlaubt, ist die Gegend entsprechend verbaut. Wer sich die Asphaltsträsschen sparen will, steigt in den Ortsbus zum Bahnhof Richterswil. Der Seeuferweg beginnt beim Bahnhof Richterswil und führt direkt am Ufer entlang nach Wädenswil. Der Weg führt streckenweise auf Stegen direkt über das Wasser. Diese Lösung zeigt gut, wie ein Wanderweg - trotz verbauter Gegend - attraktiv gestaltet werden kann. Kurz vor dem Ziel lohnt sich ein Halt auf dem hölzernen Aussichtsturm.
Verlängerte Südrampe Nr. 0890
Eggerberg — Brig-Glis • VS

Verlängerte Südrampe

Wandern auf Asphalt und Beton macht wenig Freude. Um die Wanderfüsse zu schonen, wurde die Lötschberger Südrampe verlängert und führt heute über spektakuläre Natursteintreppen und entlang der Drieschtneri-Suone nach Naters. Vorher hiess es oberhalb von Brigerbad: runter ins Tal und von dort aus auf der asphaltierten Strasse bis nach Brig. Die Interessengemeinschaft Wanderweg Lötschberger hat mit dem Projekt eine hartbelagsfreie Netzlücke geschlossen und deshalb 2014 den Prix-Rando-Sonderpreis für hartbelagsfreie Wanderwege erhalten. Der Wanderklassiker startet in Hohtenn. In Lalden Bahnhof beginnt die Verlängerung, ab Anstieg Brigerbad, beim Rastplatz mit Holztischen, sind alle Wege neu gebaut. Der erste Bahnwanderweg Europas ist aber nicht nur etwas für Bähnler: Das neue Teilstück führt mehrheitlich weit oberhalb der BLS-Strecke durch, mitten durch den Schutzwald. Die Sonne brennt heiss am Südhang - ohne die vielen Bewässerungsleitungen und Suonen am Wegrand gäbe es keinen Schutzwald. Und ohne diesen wäre die Bahnlinie - und natürlich auch der aufwendig gebaute Wanderweg - Steinschlag und Erosion direkt ausgesetzt. Aus den Bewässerungsleitungen spritzt einen Tag pro Monat Wasser: im Sommer auch für Wandernde eine angenehme Erfrischung. Rund 825 Treppenstufen über kunstvolle Natursteintreppen legen Wanderinnen und Wanderer bis Naters zurück - diese gehen zwar in die Beine, sind aber ein Erlebnis für sich und bieten viele reizvolle Ausblicke in den Talboden. Trockensteinmaurer aus dem ganzen Wallis haben die kleinen Wanderkunstwerke auf traditionelle Bauweise erstellt. Erst in Naters kommen Wandernde wieder mit Hartbelag in Kontakt. Der schöne Dorfkern macht den Weg an den Briger Bahnhof aber wieder wett.
Ältestes Holzhaus Europas Nr. 0885
Klein Sternen — Schwyz • SZ

Ältestes Holzhaus Europas

Das wohl älteste Holzhaus Europas ist ein unscheinbarer Rekordhalter. Bis Mitte der 1980er-Jahre war nicht bekannt, dass das Haus Bethlehem in Schwyz aus dem 13. Jahrhundert stammt. Es wurde vor der Gründung der Schweiz gebaut, überstand den Grossbrand von Schwyz im Jahr 1642 und war Heimat für zahlreiche Generationen. Im Laufe der Jahrhunderte erhielt das «Bethlehem» ein gemauertes Fundament, Loggien, Fenster und andere Anpassungen an die Zeit. Ein grosser Teil des Gebäudes ist jedoch noch heute im Originalzustand. Mittlerweile ist dieser Zeitzeuge des Mittelalters ein kleines Museum, das gut in Verbindung mit einer Wanderung besucht werden kann. Dieser Wandervorschlag führt vom Hoch-Ybrig-Gebiet über die Ibergeregg und die Alp Zwüschet Mythen nach Schwyz. Gestartet wird bei der Bergstation des Sternen-Sesselliftes oberhalb von Weglosen. Zum Aufwärmen geht es flach auf dem Grat zum Wilde Maa und von dort in einem kurzen Aufstieg auf den Spirstock. Dann weiter zur Laucheren Chappelen wandern, einer Holzkapelle mit Schindelfassade. Ihr Altar ist St. Wendelin gewidmet, dem Schutzheiligen der Bauern, der Alpen und des Viehs. Weiter führt der Weg auf die Ibergeregg, jenen Pass, der den eher Zürich-orientierten Teil des Kantons Schwyz mit dem Innerschweiz-orientierten Kantonsteil verbindet. Von dort führt der Weg zur Holzegg am Fuss des Grossen Mythen, wo ein etwas mehr als zweistündiger Abstecher mit rund 500 Höhenmetern auf den Gipfel möglich ist. Wer dies nicht will, wandert weiter zur Alp Zwüschet Mythen. Vom Aussichtspunkt Zwüschet Mythen sieht man bereits das Ziel dieser Wanderung, den Kantonshauptort Schwyz. Das Haus «Bethlehem» steht in der Hofstatt der Stiftung Ital Reding, gleich oberhalb des Hauptplatzes.
Zwischen Toggenburg und Fürstenland Nr. 0853
Flawil — Uzwil • SG

Zwischen Toggenburg und Fürstenland

Vom Bahnhof Flawil führt die Wanderung geradewegs durch die Ortschaft. Bei der Kreuzung lohnt es sich, einige Schritte links zu gehen, um die reich bemalten Häuser und das Flawiler Wahrzeichen, ein grosses Hufeisen aus alten Hufeisen, zu bestaunen. Bei den letzten Häusern zeigt der Wegweiser bergan zum Kloster Magdenau. Der stille Ort verdient einen Stopp. Das Kloster gründete der Ritter Giel von Glattburg im Jahre 1244. Heute freuen sich die 16 Zisterzienser-Schwestern, wenn Wanderinnen und Wanderer bei ihnen übernachten und einen Einblick ins Klosterleben gewinnen oder auch einfach im Klosterladen etwas einkaufen wollen. Für Gruppen stellen sich die Nonnen auch gerne als Führerinnen durch die Anlage zur Verfügung. Im gegenüberliegenden Restaurant Rössli, erbaut um 1792, kann man sich vortrefflich verpflegen und den Festsaal mit historisierender Ausmalung bestaunen. Nach der besinnlichen Rast führt die Wanderung an der grossen Sägerei vorbei, die ebenfalls zum Kloster gehört. Dahinter befindet sich die Kapelle St.Verena. Ein Waldweg bringt uns hinab zur Strasse, die etwas hinter dem Weiler Buebental überquert wird und dann im Wald zum Aussichtrestaurant Eppenberg hinauf führt. Eine fantastische Sicht über das Fürstenland lohnt die Mühen. Die Wanderung geht weiter durch den Wald zum Hof Eberwies und der Fahrstrasse entlang zum Weiler Bisacht. Hier zieht ein wunderschönes aristokratisches Bauernhaus aus dem frühen 18.Jahrhundert, das heute als Wohnheim dient, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Weiter steigt die Route durch den Wald nach Oberuzwil und zum Bahnhof Uzwil ab.
Ausblick ohne Grenzen Nr. 0847
Heiden • AR

Ausblick ohne Grenzen

Wie international der Kanton Appenzell Ausserrhoden liegt, zeigt sich auf einer Wanderung zum Fünfländerblick. Das Versprechen, von einem Punkt aus fünf Länder zu sehen, wird heute zwar nicht mehr eingelöst, weil Baden, Württemberg und Bayern seit 1871 keine souveränen Staaten mehr sind. Aber mit Deutschland und Österreich bringt es dieser Aussichtspunkt immer noch auf drei Länder, die man im Blick hat - und die Aussicht ist natürlich umwerfend wie anno dazumal. Startpunkt der Wanderung ist der Postplatz in Heiden. Am Anfang führt der Weg in Richtung Grub/AR. Nachdem der Weiler Frauenrüti durchquert ist, durch das Mattenbachtobel nach Grub/SG weiterwandern. Von diesem Dorf aus ist man nur noch einen kleinen Anstieg durch den Wald vom Fünfländerblick entfernt. Das Restaurant «Rossbüchel» brannte im November 2009 zur Hälfte aus. Die Wiedereröffnung erfolgte 2014. Nach diesem führt die Wanderung über Landegg hinunter nach Wienacht. Unterwegs kommt man an jener Eiche vorbei, die 1913 gepflanzt wurde, als die Halbkantone ihre 400-Jahr-Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft feierten. Lohnenswert ist ein Abstecher in den Weiler Tobel mit seinen geschützten Holzhäusern aus dem 17. Jahr-hundert. Der Weg zurück nach Heiden führt oberhalb von Schwendi entlang und beginnt nach dem Bahnhof auf der rechten Seite. Bei der Bahnstation kann man sich entscheiden, ob man wieder zurück nach Heiden wandert oder lieber nach Rorschach am Bodensee hinuntergeht. Der Weg zum See führt allerdings grösstenteils durch besiedeltes Gebiet.
Ein dominanter Kopf Nr. 0893
Malbun • LI

Ein dominanter Kopf

Der Rundblick vom Gipfelkreuz des Galinakopfs auf die Liechtensteiner, Österreicher und Schweizer Bergwelt ist schlichtweg grandios. Bei klarer Sicht sieht man gar den Bodensee. Mit seinen 2198 Metern Höhe ist der Berg ein beliebter Aussichtspunkt, nicht zuletzt, weil der Bergwanderweg von Liechtenstein aus leicht zu begehen ist. Der Aufstieg beginnt einfach. Vor dem Alpenhotel Malbun, wo unweit auch das Postauto von Vaduz her hält, geht es kurz die steile Asphaltstrasse hinauf. Unterhalb der Kapelle folgt man dem Wegweiser zum Sassförkle, das eine Art Sattel ist. In vielen Kehren führt der Weg durch einen Wald und vorbei an einem See. Beim Sassförkle zweigt links die Route zum Schönberg ab, der seinem Namen gerecht wird und den man sich unbedingt einmal vornehmen sollte. Die Route auf den Galinakopf biegt aber rechts ab und zieht sich zunächst als Natursträsschen und ab dem Mattaförkle als Bergpfad durch einen niedrigen Föhrenwald zum Grenzgrat am Guschgfieljoch hinauf. Zahlreiche Blumen, von Anemonen über Or* chideen und Alpenrosen bis hin zum gelben Enzian und zum weissen Germer, zieren die Wiesenhänge. Nach der Querung der grasigen, immer steiler werdenden Südflanke und dem sehr steilen und steinigen Abschnitt auf dem etwas ausgesetzten Südwestgrat ist der Gipfel mitsamt dem Kreuz bald erreicht. Schaut man Richtung Süden, ist fast der gesamte Verlauf der Route bis zum Sassförkle hinunter verfolgbar. Im Westen grüssen neben den liechtensteinischen Drei Schwestern der Säntis und der Tödi am Horizont; im Rheintal erkennt man Sargans mit dem Gonzen. Im Süden winken Naafkopf und die Schesaplana, und im Osten sind es die Vorarlberger Gipfel. Nach der verdienten Rast geht es auf derselben Route zurück.