Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Flurnamen im Jura Nr. 1299
Bassecourt — St-Ursanne, gare • JU

Flurnamen im Jura

Auf der Wanderung nach St-Ursanne lassen sich immer wieder Hinweise auf die industrielle Vergangenheit der Region entdecken. Ab Bahnhof Bassecourt folgt man zunächst dem gelben Wegweiser Richtung Les Lavoirs und überquert die Sorne. Weiter geht es, unter der Autobahn hindurch, an die Rouge Eau und dem Bach entlang bis zum Weiher Les Lavoirs. In ihm wurde früher Eisenerz gewaschen, wodurch sich das in die Rouge Eau abfliessende Wasser rötlich färbte. Hier verlässt man die asphaltierte Strasse, taucht in den Wald von Cras des Fonnés ein und nimmt den Aufstieg zum Col des Rangiers in An- griff. Bei Séprais verlässt der Weg ein erstes Mal den Wald, macht einen scharfen Rechtsknick und führt über eine Weide, von der aus sich eine schöne Aussicht bietet. Danach geht es, wieder zwischen den Bäumen hindurch, bis zu einer Lichtung, an deren Ende man den Bach überquert und nach links abbiegt. Es folgt das letzte Stück des Anstiegs, hinauf bis zu einer Strasse, die linker Hand nach La Caquerelle auf dem Col des Rangiers führt. Der Legende nach sollen hier vor langer Zeit Hexen ihre geheimen Zusammenkünfte abgehalten haben. Nun beginnt der Abstieg via Le Malrang. Nicht weit von hier standen einst Siechenhäuser, in denen - weit abseits jeder Ortschaft - Kranke mit ansteckenden Leiden untergebracht wurden. Flurnamen wie «Maladière» oder «Maletière» zeugen bis heute von dieser lange üblichen Praxis. In stetem Auf und Ab geht es durch den Wald hinunter bis zum Bahnhof von St-Ursanne. Hier steigt man entweder gleich in den Zug oder besichtigt vorher noch das wenige Gehminuten entfernte mittelalterliche Städtchen.
Flurnamen im solothurnischen Thal Nr. 1298
Herbetswil, Wolfsschlucht — Balsthal • SO

Flurnamen im solothurnischen Thal

Die Herkunft von Flurnamen ist eine Wissenschaft für sich. Und das wortwörtlich: Beatrice Hofmann-Wiggenhauser beschäftigt sich beruflich damit. Sie arbeitet bei der Forschungsstelle Solothurnisches Orts- und Flurnamenbuch. Und sie kann bestätigen: Die Wolfschlucht geht tatsächlich auf das Raubtier zurück. Irgendwann wird es hier sehr wahrscheinlich Wölfe gegeben haben. Und das kann man sich gut vorstellen. Nur wenige Schritte vom Tal entfernt, befindet man sich plötzlich zwischen hohen Felswänden. Ein Bächlein, das bei starken Regenfällen rasch zu einem Strom werden kann, plätschert vor sich hin. Da kann es einem schon etwas unheimlich werden. Weiter oben öffnet sich die Landschaft aber wieder. Erst geht es durch den Wald, dann durch sanfte Bergwiesen des Naturparks Thal - vorbei an sagenhaften fünf Bergbeizen. Eine davon heisst Güggel. Doch auch wenn es bei diesem Bauernbetrieb einen Hühnerhof gibt, muss die Expertin enttäuschen: «Güggel» geht auf das berndeutsche Verb «guggen» zurück. Und eine gute Aussicht hat man hier wirklich. In sanftem Auf und Ab geht man weiter dem Jurahöhenzug entlang. Erst gegen Ende geht es steil hinunter. Nach der letzten Bergbeiz auf dem Weg, dem Bremgarten, lohnt sich allerdings noch ein kleiner Umweg über die Höngertüelen. Nebenan befindet sich der Weiler Höngen, einer der ältesten belegten Flurnamen. Laut Beatrice Hofmann-Wiggenhauser könnte Höngen sogar länger besiedelt sein als Balsthal. Tüelen hingegen bedeutet Vertiefung.
Der Thur entlang 4 Nr. 1297
Gamplüt — Unterwasser • SG

Der Thur entlang 4

Die Suche nach der Quelle der Thur ist schwierig. Denn der Schrattenkalk im Kessel rund um die Thurwis ist löchrig: versteckte Kännel, unterirdische Seen, Risse und Spalten lassen das Wasser immer wieder an einem anderen Ort austreten. Mehrere Wasserfälle schmücken im Frühling die Szenerie: Ihr Wasser verlässt den Stein teilweise an einem scheinbar beliebigen Ort, es schiesst über den steilen Fels, um unten in der Wiese auf ebenso verblüffende Art wieder zu verschwinden. In der Mitte der Wiese sammelt sich das Wasser in einem Bergbach, der durch ein gelbes Meer von Löwenzahn fliesst. Wer sich hier Zeit für eine lange Rast nehmen kann, gehört zu den Glücklichen. Picknicken, Bäche stauen, ja vielleicht sogar kurz baden im eisigen Wasser - die Zeit vergeht am Fusse des Säntis wie im Flug. Erreicht wird die Thurwis mit der Gamplütbahn von Wildhaus aus. Sie fährt nach Verlangen und bringt einen entschleunigend langsam zum Berghaus, wo der Thurweg beginnt und in die Thurwis ganz hinten im Tal führt. Bald tritt man in ein Wäldchen: Links abgebogen wird erst kurz vor dem Ziel, um der noch jungen Thur einen Besuch abzustatten. Der Rückweg führt für einige Kilometer über Asphalt, die farbige Szenerie entschädigt dafür. Leider wird der alte Weg direkt der Thur entlang nicht mehr unterhalten - er wäre attraktiv und lauschig. Wunderschön ist aber auch die Ebene Alpli, wo sich die Thur einmal mehr durch ein gelbes Löwenzahnmeer schlängelt. In Laui lädt der Skiclub am Wochenende zur Einkehr. Bei Dicket biegt der Weg in eine pittoreske Gasse ein, die von Trockenmauern gesäumt ist. Schliesslich sind die spektakulären Thurfälle erreicht, der Steg führt durch den feuchten Luftzug des fallenden Wassers. Doch die Kleider trocknen bald wieder auf dem Weg nach Unterwasser.
Durch das herbstliche Homburgtal Nr. 1145
Diepflingen — Olten • BL

Durch das herbstliche Homburgtal

Von Diepflingen führt die Wanderung der Bahnlinie entlang nach Sommerau. Beim ehemaligen Bahnhof zieht das Nebengebäude des Wärterhauses mit den zahlreichen Bahnutensilien die Aufmerksamkeit auf sich. Nachdem das Grindeltal durchquert ist, folgt man weiter der Bahnlinie. Bei Nässe empfiehlt es sich, bei der Barriere der Strasse entlang nach Rümlingen zu folgen. Eisenbahnfans dürfen dort keinesfalls den Moment verpassen, in dem die Bahn über die Kirche Rümlingen fährt. Das ist doch ein tolles Fotosujet! Beim Viadukt steigt man im Wald steil nach Horn hinauf. Auf dem Plateau erfreuen die in Herbstfarben leuchtenden Kirschbäume. Der Weg führt weiter hinauf zum Waldrand, wo ein Rastplatz mit Feuerstelle und prächtiger Fernsicht wartet. Weiter geht es auf Waldwegen zur Ruine Homburg. Die einstige Burg wurde im 13. Jahrhundert an strategisch wichtiger Stelle von den Grafen von Frohburg gegründet. Beim Abstieg nach Läufelfingen erfreut eine weitere Feuerstelle mit einer überdimensionalen Bank nicht nur die Kinder. Nach Läufelfingen durchfährt der Zug den ersten Scheiteltunnel der Bahngeschichte. Der 2,5 Kilometer lange Tunnel wurde von 1853 bis 1858 bereits von beiden Seiten nur von Hand mit Schaufel, Meissel und Pickel vorgetrieben. Ein Brand im Tunnel forderte ein Jahr vor dessen Eröffnung 63 Todesopfer. Der Weitermarsch auf der alten Passstrasse nach Hauenstein ist mit Hartbelag versehen. Deshalb kann in Läufelfingen der Zug nach Olten oder Sissach bestiegen werden. Wer die Wanderung doch noch beenden möchte: Ab Hauenstein fährt der Bus zum Bahnhof Olten.
Tiefverschneite Bäderegg Nr. 1147
Jaunpass, Restaurant • BE

Tiefverschneite Bäderegg

Auf dem Jaunpass wird sogar im Winter gecampt. Vor zahlreichen Wohnwagen stehen Snowboards und Skis. Dabei liegt der Campingplatz auf 1500 Metern. Für Schnee- und Campingfans scheint das jedoch eher ein zusätzlicher Antrieb, als ein Hinderungsgrund zu sein. Gleich nebenan lockt nämlich der Zügwegen-Skilift - und der ist an diesem Morgen bereits gut besucht. Natürlich kommt man auf dem Pass auch kulinarisch nicht zu kurz: Es gibt mehrere Restaurants und Imbisse. Gut gestärkt startet man auf dem Jaunpass die nicht allzu lange, aber beglückende Winterwanderung. Zuerst folgt man für kurze Zeit dem Skilifttrassee, biegt dann links ab und überquert die Skipiste. Die Skisportler hinter sich gelassen, folgt man den pinkfarbenen Pfosten. Sanft windet sich der mit dem Pistenfahrzeug gespurte Weg den Hang hoch. Bei guter Sicht eröffnet sich ein schöner Blick auf das Simmental und die beeindruckenden Gastlosen. Nachdem das kleine Wäldchen durchquert ist, folgt ein grosser Bogen beim Bädermoos. Herrlich ruhig ist es hier. Beim Chuchifang taucht man für kurze Zeit in einen tiefverschneiten Tannenwald. Man befindet sich nun auf dem Sattel und folgt ihm bis zur Bäderegg. Hier würde es eigentlich «umkehren» heissen, doch das Pistenfahrzeug hat für die Rückkehr bis zum Wald beim Chuchifang einen leicht anderen Weg geschaffen. Dieser führt an allein stehenden Tannen vorbei, deren Äste sich unter dem Druck des Schnees fast bis an den Boden biegen. Schliesslich erreicht man wieder dieselbe Route, auf der man aufgestiegen ist. Das macht aber nichts, denn die Sicht und die Ruhe hier sorgen ganz von allein für Glücksgefühle.
Zu den Winterblüten im Tessin Nr. 1262
Brè • TI

Zu den Winterblüten im Tessin

Im Winter ist die Ortschaft Brè eine wahre Sonnenterrasse. Auf der vom Nordföhn abgewandten Seite, im Schutze des Monte Boglia, kann Wandern hier zu einer schweisstreibenden Angelegenheit werden. Von der Busstation «Brè Paese» durchquert der Weg das Dorf bis zum Parkplatz. Dort beginnt die Überschreitung des mit seinem Kragen so typischen Monte Boglia, der genau auf der Grenze der Schweiz zu Italien liegt. Er ist ein gut gelegener Aussichtsberg mit beeindruckendem Ausblick auf das Sottoceneri und die Poebene. Wenn jedoch auf der Sonnseite bereits grosse Schneeflächen auszumachen sind, empfiehlt es sich, den Berg in westlicher Richtung, entlang der Höhenkurve zu umschreiten. Ansonsten führt der gepflegte, deutlich markierte Wanderweg erst auf der Südseite durch den kargen Buchenwald. Hier gibt es uralte, riesige Einzelbäume zu bewundern. Was die dicken Baumstämme wohl zu erzählen hätten? Die letzten Meter auf dem Grat können von starkem Wind geprägt sein. Ein Verbleib auf dem freistehenden Gipfel kann ungemütlich werden. Der Zickzackabstieg in Richtung Alpe Bolla ist kurz und heftig. Hier, auf der Schattseite, können Schneereste das Durchkommen erschweren. Lebhaft kann man sich vorstellen, wie im dämmrigen Licht einst die Schmuggler mit ihrer Ware unterwegs waren. Heute sind die Zöllner der Alpe Bolla längst abgezogen. Die Entschädigung für den steilen Abstieg folgt jedoch bei Pian di Scagn, wo die Sonne die Südhänge aufwärmt und im Februar kräftige Christrosenstauden blühen. Die Aussicht auf das Monte-Rosa-Massiv ist eine Augenweide. Via Berghaus Alpe Bolla, das im Winter geschlossen ist, gehts durch den Buchenwald der Höhenkurve entlang wieder zurück in Richtung Brè, aus dem Schatten, der Sonne entgegen.
Von der Schwägalp nach Urnäsch Nr. 1142
Schwägalp — Urnäsch • AR

Von der Schwägalp nach Urnäsch

Diese aussichtsreiche Wanderung im Alpsteingebiet führt von der Schwägalp am Fuss des Säntis hinunter nach Urnäsch, dem Herkunftsort von Eishockeytorwart Jonas Hiller und der früheren Skirennfahrerin Sonja Nef. Dabei wandert man auf Alpsträsschen an verschiedenen Alpen vorbei, quert auf schmalen, gewundenen Pfaden Wälder und farbige Moorlandschaften, kommt an märchenhaften Häusern vorbei und wird auf langgestreckten Höhenzügen von überwältigenden Ausblicken überrascht. Der Säntis mit seinen schroffen Felsen und Steilwänden ist dabei allgegenwärtig. Im attraktiven Wandergebiet um die Schwägalp ist man selten alleine unterwegs: Zusammen mit vielen anderen meistert man den kurzen Aufstieg zur Chammhaldenhütte mit ihrer einladenden Aussichtsterrasse. Dies ist unterwegs die einzige Möglichkeit zum Einkehren. Die meisten Wanderer biegen beim Langälpli ab hinauf zum Kronberg und schweben von dort mit der Luftseilbahn hinunter zum Bahnhof Jakobsbad. Richtung Spitzli geht es in leichtem Auf und Ab einem Gratrücken entlang weiter. Dabei gibt es herausfordernde Tiefblicke in die erstaunlich steilen Hänge. Von oben scheint Urnäsch schon ganz nah zu sein. Doch bevor man sich dort unten eine Erfrischung gönnen kann, ist zuerst ein steiler Abstieg vom Spitzli hinunter nach Grossdürren zu meistern. Etwas weniger steil geht es dann den sonnenbeschienenen Hängen entlang weiter über Blattendürren hinunter nach Urnäsch. Vor der Abreise mit dem Zug lohnt sich ein Rundgang durch den hübschen Dorfkern mit gut erhaltenen Häusern in regionaltypischer Architektur. Am 13. Januar treiben sich hier jeweils die bekannten Silvesterkläuse herum, die weit über die Grenzen von Urnäsch und dem Appenzell bekannt sind.
Fabelhafte Areuse Nr. 1143
Noiraigue — Boudry • NE

Fabelhafte Areuse

Ein Fluss, wie eine Wundertüte. Immer, wenn man meint, das sei es gewesen, dreht die Areuse noch einmal auf. Überrascht, fasziniert und bezaubert. Und das schon seit über 100 Jahren. 1886 entstand der Verein «Sentiers des Gorges de l’Areuse». Sein Ziel: Die Wege, Pfade, Treppen, Geländer und Brücken entlang der Gorges de l’Areuse zu unterhalten. Und das sind nicht gerade wenige. Der Lauf des mal wilden, mal zahmen Flusses wird auf der Wanderung von Noiraigue bis Boudry ganze 17 Mal überquert - vom einfachen Metallsteg über die moderne Designbrücke bis zur berühmten Steinbogenbrücke beim Saut de Brot. Mal spaziert man bequem am breiten Ufer des Flusses, mal schaut man bang in die Tiefe, wo das Wasser fast nicht mehr sichtbar ist. Die Areuse ist ein Zufluss des Neuenburgersees, sie fliesst durch das Val de Travers. Ausgangspunkt der Wanderung ist Noiraigue. Bald senkt sich der Weg in die Schlucht. Man passiert ein Wasserkraftwerk. Es ist das erste von vielen. Die Wasserkraft der Areuse wird seit dem 14. Jahrhundert genutzt. Kurz darauf leuchten grün bemooste Steine mystisch im trägen Wasser. Doch der Schein trügt: Es folgt der Saut de Brot, diese Stelle war unpassierbar, bevor 1876 der Wanderweg gebaut wurde. Er führt über Treppen und Brücken, die Areuse brodelt tief unterhalb in der Schlucht. Nach einem kurzen Stück durch den Wald erreicht man Champ-du-Moulin-Dessous. Die Areuse ist nun breiter und gebändigter, kurz nach der Pont de Vert gibt es einen riesigen überhängenden Felsen, auf den ein kleiner Pfad steil hinaufführt. Doch die Areuse lockt, sie zwängt sich wieder durch eine enge Schlucht, hat sich tief in die Erde gefressen, der Weg ist ausgesetzt und spektakulär. Nach der Pont des Clées wird es ruhiger, etwas später erkennt man die ersten Häuser von Boudry - und ist fast ein bisschen wehmütig, die Wildheit hinter sich zu lassen.
Auf Sonnensuche bei Sedrun Nr. 1293
Segnas, Bahnhof — Mumpé Tujetsch • GR

Auf Sonnensuche bei Sedrun

Eine einsame Bergterrasse mit Aussicht aufs Panorama und meterhoch verschneiten Meiensässen, angelehnt an dunkles, von der Sonne schwarz gebranntes Holz der Alphütte, das die Wärme der Sonne wiedergibt und den Rücken schön wärmt, dazu ein feines Picknick vor sich. Was will man mehr? Ein Glück, dass das Wetter mitspielt - so wie es das Zwiebelorakel vorausgesagt hat. Dieses ist eine Tradition in der Surselva. Dabei wird am Heiligen Abend um Mitternacht eine Zwiebel aufgeschnitten, deren Schalen werden im Kreis ausgelegt und jedem Monat des kommenden Jahres zugeteilt und mit etwas Salz gefüllt. Gutes Wetter sagt der Kalender in jenen Monaten voraus, in denen sich bis am nächsten Tag kein Wasser gebildet hat. Ist dies so, kann die Schneeschuhtour auf die Alp Prau Sura losgehen. Der Bahnhof von Segnas liegt etwas unterhalb des Dörfchens. Wer sich für den kommenden Aufstieg noch etwas stärken möchte, hat hier die einzige Einkehrmöglichkeit der ganzen Tour. Links an der Kirche vorbei und anfangs einige Zeit der Skipiste entlang erreicht man den Waldrand, wo der Wegweiser nach links in den Wald zeigt. Durch verschneite Tannen ist der Aufstieg verträumt und der Schneeschuhwanderer ist erfreut, sobald er den Wald verlässt und den Weiler Run Cunel sowie die Alp Prau Sura vor sich liegen sieht. Eine friedliche Landschaft, die zum Verweilen einlädt. Schliesslich steht aber doch noch die Rückkehr an, sie führt durch lockeren Wald hinunter, knapp am Dörfchen Mumpé Tujetsch vorbei, zum Bahnhof. Die Tour lässt sich danach noch bis Sedrun verlängern (+5,5 Kilometer).
Spiel und Erdgeschichte Nr. 1144
Praz • FR

Spiel und Erdgeschichte

Die Wanderung beginnt im Zentrum des Dorfes Praz, das mit dem Bus (Haltestelle «Praz (Vully), village») oder mit dem Schiff von Murten her erreicht werden kann. Zunächst geht es in nördlicher Richtung zu den Weinbergen. Sobald die Steigung beginnt, geht es direkt links nach La Roche Grise. Der schmale Wiesenweg führt durch die goldenen Reben. Zuoberst gelangt man linkerhand auf eine Strasse. Nach einer Haarnadelkurve biegen die Wandernden rechts auf einen Waldweg ab, der durch den Wald noch weiter hinauf bis zu den Roches Grises führt. Hier können die Kinder die Sandsteinhöhlen mit der Stirnlampe erforschen. Noch etwas weiter geht es hinauf zum Restaurant Mont Vully. Nach der Pause wandert man im Auf und Ab durch Weiden und Wälder in Richtung La Sauge / Cudrefin. Manchmal geht es auch über Asphalt, aber der Stein Pierre Agassiz, das nächste Ziel, ist es wert. Die Gletscher trugen diesen Findling während der letzten Eiszeit direkt aus den Alpen hierhin. Auch hier können die Kinder (unter Aufsicht) auf dem 5 Meter hohen Felsblock herumklettern. Danach führt ein angenehmer Weg entlang einer Böschung weiter durch den Wald. Auf der Nordseite des Mont Vully ist mit dem Plan Châtel auf 650 Metern der höchste Punkt des Vully-Hügelzuges erreicht. Die Rundumsicht ist herrlich. Zahlreiche Bänke laden zum Verweilen und Geniessen ein. Auf der einen Seite erblickt man die Alpen und den Murtensee, auf der anderen den Neuenburgersee und den Chasseral. Danach geht es der Krete entlang bis zur Flur Sur le Mont de Nant. Hier beginnt der Abstieg, zuerst im Wald und dann erneut durch die Reben und auf Asphalt. Aber die Aussicht und die herrlich herbstlichen Weinberge lassen einen die harte Strasse vergessen. In Praz warten wieder das Schiff oder der Bus.
Herbstwanderung über die Muetegg Nr. 1146
Äussere Altmatt — Unterägeri • SZ

Herbstwanderung über die Muetegg

Mit dem Bus oder Zug gelangt man zur Dritten Altmatt am Rande des Rothenthurmer Hochmoors. Der Wanderweg führt direkt über das prächtige Moor, das 1987 schweizweit bekannt wurde, als die Armee das Gebiet als Waffenplatz nutzen wollte und der Naturschutz das Projekt verhindern konnte. Nach dem Bibersteg steigt der Weg bergan zum Schönenboden. Ein letzter Blick über das Moor zum Ausgangort, dann geht es im Wald zur stillen Oase St. Jost hinauf. Die Kapelle und das kleine Beizlein, das an Wochenenden geöffnet ist, laden zum Verweilen. Auf dem Fahrweg wandert man gemütlich zum Ratenpass. Die Fernsicht auf die Alpen und auf die nähere Umgebung ist traumhaft. Im Restaurant kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen. Zahlreiche Ausflügler nutzen die herrliche Gegend für Spaziergänge, zum Beispiel zum Gottschalkenberg, der in rund einer halben Stunde erreichbar ist. Die Wandernden bleiben auf dem Ägeritaler Panoramaweg in Richtung Abschwändi. Dort geht es nochmals ein kurzes Stück steil bergauf, bevor der angenehm flache Weg über die Muetegg führt. Der Name Panoramaweg irritiert ein wenig, denn der Wald lässt uns auch im Spätherbst nur hin und wieder einen Blick auf die einmalige Aussicht werfen. Dafür erfreuen wir uns an den herrlichen Farben, die der Wald im Sonnenschein preisgibt. Beim Waldaustritt nach der Mangelhöhe geniesst man den Blick zu Rigi und Pilatus. Der Weg führt abwärts zur Wanderhütte Grümel, wo sich eine letzte Rast lohnt. Weiter hinunter geht es zunächst zum Hof Hintertann und auf der Fahrstrasse mit Hartbelag erreicht man schliesslich Hinter Schneit. Hier kann man direkt nach Oberägeri wandern, oder man schlägt den Weg nach rechts ein und steigt nochmals kurz bergan, um über Hinterwinden nach Unterägeri zu gelangen, wo der Bus über Oberägeri - Sattel nach Rothenthurm zurück oder nach Zug hinunter fährt.
Tiefblicke auf den Lago Maggiore Nr. 1179
Locarno — Tenero • TI

Tiefblicke auf den Lago Maggiore

Gleich drei Routen stehen für eine Wanderung von Locarno nach Tenero zur Wahl. Der Uferweg dem See entlang verläuft auf Asphalt und ist während des ganzen Jahres begehbar. Auf halber Höhe angelegt ist der Wanderweg «Collina bassa»; hier gibt es ebenfalls relativ viel Hartbelag, dafür auch schöne Tiefblicke zum See. Noch etwas höher liegt die Route «Collina alta»; sie verläuft streckenweise oberhalb des Siedlungsgebiets und durchquert ausgedehnte Kastanienwälder. Sofern kein Schnee liegt, ist sie auch im Winter gut begehbar. Zwischen den Bäumen hindurch kann man dann immer wieder die schöne Aussicht auf den Lago Maggiore geniessen. Vom Bahnhof Locarno aus spaziert man Richtung Altstadt, zweigt kurz vor der Piazza Grande in die Via delle Monache ab und steigt aufwärts. Schon bald erreicht man den gepflästerten Kreuzweg, der zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso hochführt. Von Monti della Trinità geht es auf einem Treppenweg steil den Hang hoch und schon bald in den Wald. Zuvor lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen auf das breite Maggiadelta und zu den Brissagoinseln. In leichtem Auf und Ab führt der Naturweg durch schönen Kastanienwald, über Bächlein und zu aussichtsreichen Rastplätzen mit Sitzbänken. Im Raum Via Eco stösst der Wanderweg zurück an die Grenze des Siedlungsgebiets, führt eine Weile zwischen den Häusern hindurch und steigt dann zur Wegkreuzung Ronco di Bosco hoch. Ebenen Wegs auf schönen Naturpfaden, zwischendurch auch auf einer asphaltierten Strasse aufsteigend, gelangt man zur Steinbogenbrücke Pont del Sipp. Von hier an geht es abwärts, vorerst sanft auf einem Waldweg, danach etwas steiler auf einem Strässchen, schliesslich mit markantem Gefälle auf Treppenwegen. An der Pfarrkirche San Bernardo in Contra vorbei gelangt man nach Fraccia und schliesslich nach Tenero.
Auf der winterlichen Via Engiadina Nr. 1180
Lavin — Ardez • GR

Auf der winterlichen Via Engiadina

Der Fernwanderweg Via Engiadina durchquert das ganze Ober- und Unterengadin. Auch im Winter ist ein Teil der Route begehbar. Der Unterengadiner Abschnitt dürfte einer der längsten Winterwanderwege der Schweiz sein. Er verbindet die malerischen und gut erhaltenen Dörfer des Tals. Der wohl schönste Abschnitt führt von Lavin nach Ardez. Hier verläuft die Route am Sonnenhang hoch über dem Inn. Das ermöglicht prachtvolle Ausblicke in die weite Winterlandschaft. Von Lavin geht es auf breitem, gepfadetem Weg sanft aufwärts. Die Route durchquert hier einen Lawinenhang. Es kommt daher vor, dass sie bisweilen kurzfristig gesperrt werden muss. Unterwegs geniesst man schöne Blicke ins Tal hinunter und auf die Gipfelkette der Münstertaler Alpen auf der gegenüberliegenden Talseite. Durch ein enges Waldtobel gelangt man an der alten Mühle von Resgia vorüber nach Guarda. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine neue Talstrasse durch das Unterengadin angelegt wurde, verloren die höher am Hang liegenden Dörfer den Anschluss an die Entwicklung. Für die betroffene Bevölkerung bedeutete dies eine harte Umstellung; für die architektonische Qualität insbesondere von Guarda war der Stillstand hingegen ein Glücksfall. Das Dorf, das Schauplatz des bekannten Kinderbuchs «Schellenursli» ist, wurde 1975 mit dem Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet. Sein Ortsbild wird von viel alter, hervorragend erhaltener Bausubstanz mit zahlreichen dekorativen Sgraffiti geprägt. Praktisch ebenen Wegs geht es hinüber zum Weiler Bos-cha, von dort recht steil hinauf zur Alp Munt. Für die Mühen des Aufstiegs gibt es reiche Entschädigung in Form einer herrlichen Aussicht auf das Inntal und die umliegenden verschneiten Bergspitzen. Sanft und gleichmässig geht es danach hinunter nach Ardez.
Luftiger Gipfel, scharfe Grate und weiter Himmel Nr. 1138
Innerthal — Innerthal, Post • SZ

Luftiger Gipfel, scharfe Grate und weiter Himmel

Steile Pfade und schmale Grate führen über den Zindlenspitz. Wer schwindelfrei und trittsicher ist, erlebt hier eine alpine Atmosphäre mit weiter Sicht und noch weiterem Himmel. Wer mit dem Postauto anreist, muss bereits ab Innerthal zu Fuss gehen. Das ist zugegebenermassen nicht optimal, da etwa drei Kilometer über Hartbelag führen, bevor man auf den Wanderweg abbiegen kann. Wer mit einem Auto anreist, kann bis Vorderbruch fahren. Nach der Haarnadelkurve über den Ziggenbach gibt es einen Parkplatz (bei Pt. 923), und gleich gegenüber beginnt der Wanderweg. Ein streckenweise steiniger Pfad führt hinauf zur Alp Zindlen. Ein mächtiger Felszahn ragt darüber in den Himmel, und da soll es hinaufgehen? Wer darob gleich noch durstiger wird, der ist auf der Alp Zindlen richtig. Hinter einem Türchen, angeschrieben mit «Selbstbedienung», finden sich Getränke und ein Kässeli. Und da ist auch noch ein Wegweiser, der unmissverständlich in Richtung Zindlenspitz zeigt. Na also, dann weiter über steile Kehren aufwärts. Ein paar Meter muss sogar etwas im Fels gekraxelt werden, und der Gipfelgrat ist ziemlich luftig. Aber welch eine Belohnung, hier oben zu stehen: das erhabene Gefühl, weit über der Alltagswelt zu stehen, die Sicht über den halben Alpenbogen und jetzt, im Herbst, das zauberhafte Licht und die besondere Stille. Wer noch nicht an seine Grenzen gekommen ist, wählt als Abstieg die weiss-blau-weiss markierte Route, die etwas unterhalb des Gipfels beginnt und auf der Nordseite des Zindlenspitzes hinunterführt. Ein erstes Stück über den Grat ist ziemlich ausgesetzt und mit einigen Ketten ausgerüstet. Anschliessend gehts durch einen steilen Hang hinunter nach Hohfläschenmatt. Entspannt lässt sich nun der weitere Abstieg geniessen, mit Zwischenhalt bei der bewirteten Hohfläschhütte. Wenig später verzweigen sich die Wege, um entweder zurück nach Innerthal zu wandern oder via Aberliboden hinab nach Vorderbruch.
Ausflug auf den Mont-Sujet Nr. 1127
Nods — Orvin • BE

Ausflug auf den Mont-Sujet

Der Mont-Sujet (zu Deutsch auch Spitzberg) erhebt sich am Südfuss des Chasserals und steht diesem in nichts nach. Der 1382 Meter hohe Berggipfel ist zwar etwas kleiner und zieht weniger Wanderer an, überrascht aber umso mehr durch seine Schönheit und Ruhe. Es empfiehlt sich, davon zu profitieren, denn bald könnte der Mont-Sujet mit ein paar Windrädern bestückt werden. Die Wanderung beginnt in Nods bei der Bushaltestelle «Bas du Village» und führt durch eine Baumallee, wie es sie nur noch selten gibt. Stufenweise geht es immer höher hinauf. Es lohnt sich, einen Blick zurück auf den Tessenberg (Plateau de Diesse) zu werfen, diese Hochebene zwischen dem Bielersee und dem Chasseral, auf der sich Felder und Dörfer lieblich abwechseln. Nach der Überquerung von Wytweiden führt ein steilerer Weg durch den Wald mit typischen Jurakalkfelsen und schliesslich wieder über Wiesen. Aber noch ist es nicht geschafft! Es geht weiter hinauf, vorbei an gekrümmten, vom Wind geformten Bäumen, die den Befürwortern der Windräder recht zu geben scheinen. Langsam wird die Landschaft immer karger. Hier und da steht ein Steinmännchen – geschafft! Wie herrlich! Im Westen scheint der Sendeturm auf dem Chasseral ganz klein, beinahe auf Augenhöhe. Im Osten zieht sich das Juramassiv weiter. Zu Füssen erstreckt sich das Mittelland im Halbkreis bis nach Westen hin mit den Voralpen und Alpen im Hintergrund. Ein kostbarer Augenblick der Stille. Danach geht es gemächlich durch Tannenwälder wieder abwärts. Ein Skilift kündigt an, dass es nicht mehr weit bis nach Prés-d'Orvin ist. Dieser mit zahlreichen Ferienhäuschen geprägte Ort ist einer der Wintersportorte im Jurabogen. Parallel zur Hauptstrasse, aber mit genügend Abstand zu dieser, führt ein mit stolzen Eichen gesäumter Weg ins Dorf Orvin, das auch das Ziel der Wanderung ist.
Farbige Überraschung bei den Jöriseen Nr. 1140
Wägerhütta — Röven • GR

Farbige Überraschung bei den Jöriseen

Diese lohnende Bergwanderung beginnt bei Wägerhütta unterhalb des Flüelapasses und führt über einsame Pässe und urtümliche Täler zu besonderen Bergseen. Nach einem kurzen, steilen Schlussanstieg ist die Winterlücke erreicht. Beim Blick zurück fällt der Schuttkegel von Punkt 2666 auf, der von früheren Gletschern wie ein kleiner Vulkankegel geformt wurde. Nach einigen Schritten abwärts an kleinen, namenlosen Bergseen vorbei, leuchtet plötzlich türkisfarbenes Wasser in der Ferne. Bei trübem Licht wirkt diese Farbe in der sonst grauen Gerölllandschaft so intensiv, dass es beinahe unwirklich scheint. An einem weissen Palmenstrand wäre diese Farbe keine Überraschung, doch hier oben hätte sie wirklich niemand erwartet. Der Abstieg auf beweglichem Geröll erfordert etwas Aufmerksamkeit, dann sind die Jöriseen erreicht. Obwohl alle Seen nahe beieinander liegen, schimmern nicht alle türkisfarben und sind etwas milchig getrübt. Einzelne Seen sind klar und spiegeln die Farben des Himmels. Dahinter steckt der Jörigletscher, dessen mit Gesteinsmehl angereichertes Wasser unterirdisch in einzelne Seen fliesst und die wunderschöne Türkisfarbe entstehen lässt. Auch bei bewölktem Himmel verfehlen die Jöriseen ihre Wirkung nicht! Mehr oder weniger deutliche Wegspuren führen weiter zum Jöriflesspass. Hier ist es besser, wenn man den Weg nicht im Nebel suchen muss! Von der Passhöhe führt wieder ein deutlicher Wanderweg weiter, hinunter ins wilde, von eiszeitlichen Gletschern geformte Val Fless. Im Herbst sind die grasigen Hänge goldbraun verfärbt, die Alpgebäude sind wintersicher verriegelt, Kuh- und Ziegenglocken verstummt. Der munter sprudelnden Aua da Fless entlang führt ein Alpsträsschen hinunter nach Röven an der Flüelapassstrasse.
Wandern zu Spektakeln 1 Nr. 1255
Lehmen — Kronberg • AI

Wandern zu Spektakeln 1

Diese Wanderung beginnt gleich mit dem Höhepunkt - hat aber glücklicherweise zum Schluss eine ebenso attraktive Krönung. Nach knapp einem Kilometer führt ein unpräparierter Pfad wenige hundert Meter hinauf zum Leuenfall. Aus 34 Metern Höhe stürzt das Wasser herunter in ein kleines Becken. Wellen schwappen als Ufer, der eisige Wind trägt die leichtesten Tropfen des Wasserfalls ans Ufer, an die Felswände und die Sträucher in der Nähe, wo sich bei kalten Tempe- raturen wunderschöne Eiskreationen bilden. Auch der Schneeschuhläufer muss aufpassen, dass es nur bei einem feuchten Gesicht bleibt, das Ufer des Beckens ist nämlich rutschig. Nass wurde wohl auch Felix Lämmler, der sich hier im Januar 2007 mit dem Kajak den Wasserfall hinunterstürzte und kurzzeitig einen Weltrekord holte, bevor ein Amerikaner die 57 Meter hohen Palouse Falls im US-Bundesstaat Washington befuhr. Nach dem Leuenfall geht es durch den Wald hinauf zur Ahornkapelle, die im Winter zwar geschlossen ist, aber dennoch einen Halt wert ist. Wer nicht draussen rasten will, tut dies im Restaurant Ahorn gleich nebenan. Danach folgen etwa 600 Höhenmeter, welche die Wanderung an- spruchsvoll machen - speziell dann, wenn der vorderste Läufer die Spur in den frischen Schnee stapfen muss. Der Aufstieg auf die Wartegg ist steil und führt durch einen verträumten Wald. Oben bietet sich ein wunderschönes Panorama auf die Säntiskette mit Ebenalp, Schäfler, Altenalptürm, Öhrlikopf und Säntis. Nunmehr folgt der Weg praktisch eben dem Südhang, der Schneeschuhläufer geniesst Aussicht, Ruhe und Sonne. Bald zeigt sich auch das Panorama bis ins Flachland und zum Bodensee. Noch ein Aufstieg ist nötig, bevor der Kronberg erreicht ist und die spektakuläre Wanderung ein Ende findet.
Wandern zu Spektakeln 2 Nr. 1256
Giswil • OW

Wandern zu Spektakeln 2

An steilen Wald- und Felspartien entstehen im Winter zuweilen zauberhafte Eisgebilde. Dafür braucht es einige Voraussetzungen: reichlich Kälte, wenig Sonneneinstrahlung, zufliessendes Schmelzwasser. Im Tal der Kleinen Melchaa hinter Giswil in Obwalden sind diese Bedingungen erfüllt. Selbst in relativ milden Wintern bildet sich an den teilweise senkrechten Felswänden ein luftiges Gewebe von unzähligen Eiszapfen. Wenn strenge Kälte herrscht, dann verdichten sich die zarten Strukturen zu prallen Formationen, die wie gefrorene Wasserfälle in die Tiefe zu gleiten scheinen. Der unterste Teil der Schlucht ist so schmal, dass dort kein Weg am Wasser vorbeiführt. Für den Zugang ab Giswil muss man deshalb einen kleinen Umweg Richtung Zollhaus machen. Von dort führt ein Waldsträsschen in die Schlucht. Auch weiter oben ist das Tal teilweise sehr eng, sodass an manchen Stellen das Trassee in den Fels gesprengt werden musste. Der Wanderweg wird im Winter nicht gepfadet. Trotzdem kommt man auf dem breiten Weg in aller Regel gut voran, im Zweifel lohnt es sich, Schneeschuhe mitzunehmen. Wenn es zu tauen beginnt, soll man die Schlucht meiden: Unvermutet krachen dann Eiszapfen in die Tiefe und reissen Steine und Felsbrocken mit. Am Weg informieren kleine Tafeln über Flurnamen. Die Bezeichnungen haben einerseits mit der früheren Forstwirtschaft zu tun, andererseits beschreiben sie die eindrücklichsten Passagen. So kommt man am Cholplatz vorbei, wo einst eine Köhlerei betrieben wurde, oder am Bettlernest, wo sich die zu Tal geflössten Baumstämme oft verfingen. Später folgt der Dom, eine mächtige, gerundete Felswand, an der sich im Winter gewaltige Kaskaden von Eiszapfen bilden. Noch etwas höher liegen der Böse Stieg und der Loch-Chäller, deren senkrechte Wände ebenfalls von prachtvollen Eisgebilden überzogen sind.
Wandern zu Spektakeln 4 Nr. 1258
Brambrüesch — Mutta • GR

Wandern zu Spektakeln 4

Was macht eine schöne Landschaft aus? Und warum sprechen uns einige Landschaften mehr an als andere? WANDERN.CH hat sich mit drei Frauen auf Wanderschaft begeben, um das Wesen der Schönheit von Landschaften zu ergründen. Die Wahl des Orts fiel auf einen Berg bei Chur, der zwischen dem Domleschg und dem Churwalden-Tal steht, am nördlichen Fuss des Stätzer Horns, und der sich als weite, runde Kuppe zeigt. Obwohl der Berg keinen Namen hat, ist es nicht irgendein Ort. Denn hier, mit weiter und wunderbarer Sicht auf die Berge, steht der Dreibündenstein, die einstige March der rätischen Drei Bünde. Hier also sollte die Schönheit der Landschaft erkundet werden. Man lerne: Erste und wichtige Bedingung an die Schönheit einer Landschaft ist ihre Erreichbarkeit. Im diesem Fall gibt es nichts Leichteres als das. Mitten in der Stadt Chur steht die Talstation der Luftseilbahn Brambrüesch. Bei der Bergstation fängt der Weg schon an. Er führt über die Spundisköpf zur Sesselbahn Hühnerköpfe. Man nutzt sie mit Vorteil, da der Weg immer nahe oder sogar unterhalb der Bahn verläuft. Und schon ist man oben auf Furggabüel und sieht den Dreibündenstein, einen Obelisk aus Kalk, der am Rand der weiten Kuppe steht. Am Grenzstein vorbei geht es nun im weiten Bogen und sanft hügelig nach Westen, der Bergstation des Sessellifts Mutta und dem Bergdorf Feldis zu. Und, wie war das Resultat? Ist der namenlose Berg und ist die Landschaft beim Dreibündenstein schön? Die Antwort der drei Frauen fiel durchweg positiv aus, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Als ganz entscheidend stellte sich der persönliche Bezug zur Landschaft heraus. Doch Schönheit, das sagt ein Experte, ist nicht nur subjektiv, sondern auch kulturell bedingt. Und wo anders, als in einer wunderschönen Landschaft, hätten die Vertreter der rätischen Drei Bünde damals, vor Hunderten von Jahren, ihre gemeinsame March festlegen sollen?
Zuhinterst im Diemtigtal 1 Nr. 1259
Springebode • BE

Zuhinterst im Diemtigtal 1

Das Diemtigtal ist im Winter ein wunderbarer Ort. Es gibt zwar Skigebiete, aber die sind sehr klein und überschaubar. Und es gibt viele von der Sonne schwarzgebrannte Alphütten, die jetzt aber leer stehen. In der kalten Winterzeit scheinen sie im tiefsten Winterschlaf versunken zu sein. Vielleicht gefällt es dem Wild deshalb so gut im Diemtigtal. Hasen, Rehe, Füchse, Gämsen - sie alle gibt es dort in grosser Zahl. Sie zeigen sich den Wanderern zwar eher selten, ihre Spuren sind aber gut auffindbar. Vor allem, wenn es frisch geschneit hat. Dann ist es ein Vergnügen, die ganz eigenen Spuren der Hasen oder die in den Schnee getrippelten und scheinbar ziellos verlaufenden Spürchen des Hermelins zu analysieren. Der Winterwanderweg Springebode eignet sich bestens dafür. Er startet bei der Talstation des Skiliftes und führt erst etwa 100 Meter zurück auf der geräumten Strasse. Dann biegt er ab auf ein zugeschneites kleines Alpsträsschen, das später leicht steigt bis zu Chüeweid. Unterwegs sieht man immer wieder die erwähnten Tierspuren. Und wer lieber nicht ständig in den Schnee schaut, kann auch einfach die Aussicht geniessen. Nach der Chüeweid, wo sich eine grosse Alphütte befindet, folgt bald eine weitere Hütte, die von zwei wunderbaren Bergahornen flankiert wird. Der Ort bietet sich für eine Rast an. Immer noch führt der Weg sanft dem Hang entlang, macht dann einen leichten Bogen und überquert einen Bach. Nun nähert man sich dem Skigebiet, und die Tierspuren werden seltener. Oder vielleicht nur weniger sichtbar? Denn nachts, wenn die Wintersportler längst drinnen im Warmen sitzen, gehört der Springebode wieder ganz den Tieren.
Zuhinterst im Diemtigtal 2 Nr. 1260
Grimmialp • BE

Zuhinterst im Diemtigtal 2

Das Diemtigtal besitzt eine gute Seele. Sie ist benannt nach der hintersten Region des Tals - der Grimmialp. Der Grimmimutz lebt der Sage nach im Wald und ist bei den Leuten im Diemtigtal sehr beliebt. Denn im Winter, wenn sie sich kaum aus dem Haus trauen, sammelt er fleissig Holz, bündelt es und legt es den Leuten nachts vor die Tür. In besonders strengen Wintern füttert er die Rehe und Gämsen mit Gräsern und Kräutern, und hilft so dem Wild zu überleben. Die Geschichten rund um den Grimmimutz sind im Kinderbuch «Der Grimmimutz und die Pfefferhexe» von Peter Zahnd dokumentiert. Und es gibt im Sommer auch einen Erlebnisweg. Im Winter führt der Schneeschuhtrail zum Teil auf dem Grimmimutzweg. Er startet ebenso auf dem Parkplatz Senggiweid, 500 Meter von der Postautostation «Grimmialp, Hotel Spillgerten» entfernt, und führt dann durch Alpweiden sanft bergauf zur Sennhütte Nidegg. Dort verlässt der Trail den Weg und taucht in den Wald. Sind die Bäume frisch verschneit, mutet der Wald märchenhaft an. Man wartet nur darauf, irgendwo den Grimmimutz zu erspähen, der fleissig Holz sammelt. Stattdessen sieht man viele frische Tierspuren. Später verlässt der Pfad den Wald und führt ziemlich steil bergauf zur Wildbeobachtungsstation, die auch im Winter mit einem Fernrohr ausgerüstet ist. Danach berührt der Schneeschuhtrail kurz das Skigebiet, biegt aber gleich wieder nach links ab und dreht ihm den Rücken zu. Nur wer einkehren will, steigt noch einige Meter auf bis zum Nideggstübli. Ein steiler Abstieg folgt nun, bevor der Weg wieder flach verläuft und zurück zur Sennhütte Nidegg führt. Von dort nimmt man denselben Weg zurück. Es ist der Weg, den auch der Grimmimutz unter die Füsse nehmen muss, wenn er den Leuten im Tal seine heimlichen Besuche abstattet.
Auf Sonnensuche bei Sedrun Nr. 1261
Bahnhof Tschamut-Selva • GR

Auf Sonnensuche bei Sedrun

Zur Voraussage des Wetters verlassen sich die Menschen in der Surselva auf ihre eigene Methoden: Auf den Zwiebelkalender. Am 24. Dezember um Mitternacht halbieren sie eine Zwiebel, lösen die Schalen vorsichtig heraus, legen sie in eine Reihe und füllen sie mit Salz. Am nächsten Tag lesen sie ab, wie viel Wasser die Schalen gezogen haben. Jede Schale steht dabei für einen Monat, das Wasser darin zeigt das Wetter an. Ist gutes Wetter angesagt, ist die Zeit reif für eine sonnige Rundwinterwanderung. Sie beginnt am Bahnhof von Tschamut. Das eigentliche Dorf liegt weiter unten und ist Ziel dieser Tour. Bis Milez verläuft sie auf dem Bergwanderweg. Der Aufstieg ist gleichmässig und nicht anstrengend, das Panorama dafür attraktiv und die Ruhe wohltuend. In Milez taucht man für eine kurze Zeit in den überschaubaren Skirummel ein und hat die Möglichkeit, mit der Sesselbahn hinunter nach Dieni die Wanderung zu beenden. Die Strecke hinunter nach Planatsch teilt man sich mit den Schlittlern. Die Sonnenterassen der Bergrestaurants locken zur Pause, bevor der Weg unterhalb der Ustria Planatsch wieder einsam und idyllisch wird. Bald geht es durch den Wald bis zur kaum befahrenen Passstrasse, über diese erreicht man das Dorf Tschamut und damit das Restaurant Rheinquelle. Danach wartet nur noch ein kleiner Aufstieg zum Bahnhof, und ein sonniger Tag nimmt mit der Zugfahrt Richtung Disentis oder Andermatt sein Ende. Ob das sonnige Wetter nun wirklich durchs Zwiebelorakel vorausgesagt worden ist, ist Ansichtssache. Skepsis schlug dem Tun in der Vergangenheit zumindest von kirchlicher Seite entgegen: Das einst mächtige Kloster Disentis wies die Orakler an, beim Auslegen der Zwiebeln noch ein Ave Maria gen Himmel zu schicken.
Auch ein Hügel ist ein Berg Nr. 1254
Schinznach-Bad — Wildegg • AG

Auch ein Hügel ist ein Berg

Eben noch im Verkehrschaos des Mittellands, schon taucht man ein in das Rauschen der Blätter und das Knacken der Äste. Die Sonnenstrahlen lassen das Buchenlaub golden schimmern. Die Wanderung über den Chestenberg, an dessen beiden Enden je ein Schloss liegt, ist empfehlenswert. Sie startet am Bahnhof Schinznach-Bad, zehn Fussminuten von hier liegt das gleichnamige Kurbad. Die Route führt in die andere Richtung, dorfaufwärts, man passiert den Friedhof und taucht in den Wald. Erst folgt man einem Forstweg, bald biegt rechts ein schmaler Fusspfad ab. Liebevoll angelegte Holztritte erleichtern Steigungen. Auch Holzbänke zum Ausruhen gibt es immer wieder. Zum Beispiel da, wo sich der Blick auf Holderbank und Schloss Wildenstein öffnet. Oberhalb Chärnenberg steigt der Weg für einmal mehr, flacht dann aber ab. Man ist nun schon ganz nah beim Schloss Wildegg, das am einen Ende des Chestenbergs liegt. Zunächst lässt man Wildegg aber links liegen und geht über den Chestenberg. Die Bezeichnung Berg verdient er kaum, es ist mehr ein Grat, auf beiden Seiten geht es zuweilen steil bergab. Und das Mittelland liegt tief unten. Die höchste Stelle ist zum Glück angeschrieben, sonst würde man sie glatt verpassen. Was nicht schlimm wäre, denn die unerwartete Einsamkeit und Wildheit hier oben ist Erlebnis genug. Der Chestenberg war in der Spätbronzezeit besiedelt. Die Häuser befanden sich ganz oben am Steilhang, man findet die Markierungen gut. Schliesslich erreicht der Wanderer das einsam gelegene Schloss Brunegg. Es befindet sich in Privatbesitz. Nun dreht man um und geht der Flanke des Chestenbergs entlang zurück. Kurz vor Schloss Wildegg streift man den Dorfrand von Möriken und erreicht über einen Feldweg den zum Schloss gehörenden Bauernhof.
Hoch über dem Haslital Nr. 1174
Hasliberg Reuti — Brünigpass • BE

Hoch über dem Haslital

Der Hasliberg ist eine wunderbar aussichtsreiche Sonnenterrasse über dem Haslital. Mehrere Dörfer mit schmucken Holzhäusern erstrecken sich am Hang, dazwischen gibt es stille Tannenwälder und verschneite Weiden. Der Panoramaweg zieht sich ohne grosse Höhendifferenzen durch das ganze Gebiet hindurch. Einzig zu Beginn der Route geht es eine Weile aufwärts. Ausgangspunkt der Wanderung ist Reuti, das östlichste Dorf der lang gezogenen Gemeinde Hasliberg. Auf dem Winterwanderweg Richtung Bidmi gewinnt man zügig an Höhe. Nach wenigen Minuten wird beim Eggli zum Trassee der Gondelbahn hin abgezweigt und wenig später die Skipiste gequert - Vorsicht und Aufmerksamkeit sind angezeigt. Im Übrigen aber bekommt man auf dem beschaulichen Winterwanderweg kaum etwas vom Pistenrummel mit. Am Ferienzentrum der Schweizerischen Nationalbank vorbei gelangt man ins Dorf Wasserwendi. Ausserhalb des belebten Siedlungsgebiets kehrt rasch wieder winterliche Stille ein. Der nun folgende Abschnitt bis zur Biitiflue bietet eine grossartige Aussicht auf den Brienzersee sowie ins Rosenlauigebiet auf der gegenüberliegenden Talseite. In leichtem, aber anhaltendem Abstieg geht es danach ins Dorf Hohfluh hinunter. Dessen Ortsbild ist geprägt von einer Reihe schöner, alter Holzhäuser, die von traditionsreicher Zimmermannskunst zeugen. Nach der Überquerung der Kantonsstrasse steigt man weiter ab, bis der untere Dorfrand erreicht ist. Danach geht es praktisch ebenen Wegs über offenes Gelände zum Schlupf und von da in den Wald, wo der Weg bis zum Bodemli wieder leicht ansteigt. Mehrere mächtige Findlinge am Wegrand erinnern daran, dass die Gegend hier vor 10 000 Jahren noch komplett vergletschert war. Das letzte Teilstück bis zum Brünigpass führt durch einen schönen Wald mit mächtigen Tannen.