«Die Leute müssen wieder lernen, in die Natur hinauszugehen»

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«Die Leute müssen wieder lernen, ohne Animation in der Natur Spass zu haben»

Auf einer gemeinsamen Wanderung hatte ich die Gelegenheit, mit unserem Präsidenten Simon Stadler übers Familienwandern zu sprechen – und über Themenwanderwege. Den Urner stören künstliche Animationen mitten in der Natur. Er plädiert dafür, die Natur so zu geniessen, wie sie ist. Als Lehrer sieht er aber durchaus auch Vorteile von Themenwegen.

Simon, wie du sicher weisst, bin ich Themenwanderwegen eher skeptisch eingestellt. Wie denkst du darüber?

Simon Stadler: Ich habe Mühe mit dem Massentourismus in den Bergen, jede Gemeinde muss eine noch längere und noch exponiertere Hängebrücke haben, und auf dem Berg oben muss es eine Rodelbahn und eine Hüpfburg geben. Und es ist auch Mode geworden, immer mehr Themenwege zu bauen. Das finde ich schade. Die Leute müssen wieder lernen, was es heisst, in die Natur hinauszugehen, dass es genauso viel Spass macht, mit wenig auszukommen. Deshalb bin ich Themenwegen gegenüber auch eher skeptisch eingestellt.

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Unsere Wanderung im Urnerland bot eine grosse Überraschung. In der Ruogigbahn. (Bilder: Markus Ruff)

Und was denkst du als Lehrer darüber?

Da sehe ich auch Vorteile: Den Themenweg Hochwasserschutz in Uri finde ich zum Beispiel gut. Es ist interessant, mit der Klasse zusammen schauen zu gehen, wohin das Wasser bei Überschwemmungen in welcher Geschwindigkeit abläuft. So lernen die Schülerinnen und Schüler vieles darüber, wie unsere Entwässerung funktioniert, und dass ohne die Grundwasserpegelsenkung vor gut 100 Jahren ein grosser Teil der Fläche vom Urner Talboden nicht nutzbar wäre. Das wissen heute viele nicht mehr. Themenwege, die erklären, warum es heute so aussieht, wie es aussieht, machen Sinn.

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Anstatt wie geplant Krokusse fanden wir knietiefen Schnee.

Sie müssen aber gut gemacht sein.

Ja, der Klassiker sind die Tafeln mit Lauftexten, die überall rumstehen und für die sich die Kinder nicht interessieren. Und wenn, haben sie zuhause alles wieder vergessen. Das ist nicht stufengerecht, oft sind dies Texte für Erwachsene…

…die ich als Vater dann lesen und den Kindern übersetzen muss.

Genau. Leider sind nur zwei von hundert Themenwanderwegen überlegt und lehrreich gemacht, damit man den eigenen Lebensraum besser verstehen kann.

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Dafür verwöhnte uns die Sonne den ganzen Tag.

Ich fände Elternthemenwege gut, wo den Eltern auf einfache Art Infos zugehalten werden, die sie dann ihren Kindern auf ihre eigene Art erzählen können.

In diese Richtung geht auch die Bachelorarbeit, die ich mit einem Kollegen 2016 verfasst haben. Wir schrieben über die didaktische Erschliessung des Urner Sagenwegs. Also darüber, wie ein Themenweg gestaltet werden muss, dass dieser von Schulklassen und Familien mit Kindern genutzt wird. Wir haben vorgeschlagen, dass man beispielsweise mit einem QR-Code eine Hördatei abspielen könnte. Eine andere Idee war, dass zum Beispiel die Wandernden in einem dunklen Alphüttli sitzen und einem Erzähler zuhören, der im tiefsten Urner-Dialekt eine Sage erzählt – das macht etwas mit dir, das berührt dich.

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Mit den Schneeschuhen dauerte der Weg zur Hüenderegg etwas länger.

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    Als Präsident der Schweizer Wanderwege übergibt Simon 2023 den Post-Förderpreis an Isenthal Tourisums (Bild: Urs Graber, Die Schweizerische Post AG)

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