Farbenfrohe Wanderbegleiter
Fasziniert und wehmütig schaue ich dem Bläuling nach, der uns bei unserer Wanderung oberhalb vom Oeschinensee eine ganze Weile begleitet hat. Der kleine Kerl hat unsere Gesellschaft wohl sehr genossen.
Scheinbar sorglos und voller Anmut tanzen, flattern, segeln und gleiten sie durch die Luft. Man trifft sie nicht nur in den heimischen Gärten, sondern auch in Höhen bis etwa 2’500 m. Es ist allerdings jedes Mal eine kleine Herausforderung, die Tierchen mit der Kamera «einzufangen». Sie sind sehr schreckhaft und reagieren auf die kleinste Bewegung. Zum Glück gibt’s in der Schweiz etwa 235 verschiedene Schmetterlingsarten und irgendwann klappt’s dann bestimmt mal.
Allerdings stehen auch mehr als 100 Arten auf der Roten Liste und sind teilweise ganz vom Aussterben bedroht. Sicherlich auch deshalb, weil einige von ihnen bei Oma und Opa zuhause in Bilderrahmen an der Wand hängen und sich auf Stecknadeln aufgespiesst in Schaukästen tummeln!
Dank tausenden von Farbpigmenten, die in den Flügelschuppen eingelagert sind, sind die Schmetterlinge eben dank ihrer Flügel ein echter Blickfang. Bei den Schillerfaltern ist es die Struktur der Schuppenoberfläche, die bei Lichtreflexion das Schillern in unterschiedlichen Farbtönen auslöst. Die bunten Flügel wurden allerdings nicht zu unserer Freude und Arterkennung geschaffen, sondern dienen den Schmetterlingen neben der zum Teil abschreckenden Wirkung vor Fressfeinden auch als Geruchsorgan. Poren in den Flügelschuppen, sogenannte Duftschuppen, senden Gerüche aus, die das gegenseitige Auffinden von Geschlechtspartnern erleichtern.
Ich hab mal versucht herauszufinden, ob man auf eine ganz einfache Art und Weise Männchen und Weibchen voneinander unterscheiden kann. Leider bin ich kläglich gescheitert. In einem Artikel hab ich dann gelesen, dass man bei manchen Schmetterlings- bzw. Falterarten das Geschlecht anhand der Grösse der Fühler bestimmen kann. Diese sind bei den Männchen grösser, damit sie die von den paarungsbereiten Weibchen ausgestossenen Lockstoffe auch über mehrere Kilometer Entfernung wahrnehmen können. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist wohl die Körpergrösse. Da die Weibchen Eier in ihrem Hinterleib tragen, ist dieser meist prall gefüllt und scheinbar gut erkennbar.
Jetzt muss man also nur noch zwei Schmetterlinge derselben Art finden, welche am besten friedlich nebeneinander auf einer Blüte sitzen… Sollte ja kein Problem sein! *smile*
Schmetterlinge besitzen die Gabe, dem Betrachter flüchtig ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Beim Anblick der dazugehörigen Raupe gehen die Mundwinkel aber meist schnell nach unten. Spontan fallen mir die auffällig gefärbten Raupen des Schwalbenschwanzes ein, die sich letzten Sommer an meinem Dill, am Fenchel und an den Kürbisblättern sattgefressen haben.
Hübsch anzuschauen, aber für den Menschen sehr gefährlich sind einige Arten der Prozessionsspinner. Jede einzelne Raupe besitzt rund 600’000 giftige Härchen, die sich über die Luft ausbreiten und beim Menschen Allergien und Hautreizungen auslösen. Ursprünglich ist der Abwehrmechanismus aber Vögeln und anderen Fressfeinden gewidmet.
Trotz dieser kleinen Beeinträchtigung auf uns, die wandernd in der Natur unterwegs sind, ist der Entwicklungsprozess von der Larve, über die Raupe zum Schmetterling eine enorme Leistung. Bereits im antiken Griechenland stand der Schmetterling als Symbol für die Transformation und den Wandel im Leben. Bis heute gelten die Tiere dort als Boten aus dem Jenseits, die Leichtigkeit und Sorglosigkeit auf die Erde bringen sollen.
Wenn man das so recht bedenkt, ist schon was Wahres dran, oder? An manchen Tagen sollten wir uns tatsächlich ein Beispiel an diesen wundervollen Lebewesen nehmen. Einfach mal beschwingter durch’s Leben gehen.
Novalis
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiss, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.
(…)
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