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Geschichte zu Fuss: Auf den Spuren der Vergangenheit entlang der Wanderwege der Schweiz

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Geschichte zu Fuss: Auf den Spuren der Vergangenheit entlang der Wanderwege der Schweiz

Eine geschichtsträchtige Brücke oder ein gepflasterter Saumpfad… Hätten diese Orte eine Stimme, gäbe es viel zu berichten. Wer historische Routen erkundet, erlebt ein Stück Geschichte hautnah. Deshalb wird dieses kulturelle Erbe der Schweiz – wo immer möglich – ins Wanderwegnetz integriert.  

«Durch diese hohle Gasse muss er kommen!» – mit diesen Worten soll 1307 Wilhelm Tell auf den habsburgischen Landvogt Gessler gewartet haben, bevor er seine Armbrust auf ihn richtete. Der Ort erlangte durch Schillers «Wilhelm Tell» weltweite Bekanntheit und zählt zu den berühmtesten historischen Verkehrswegen der Schweiz. Der Weg verbindet Küssnacht am Rigi mit Immensee und war einst Teil einer wichtigen Handelsroute von Norden nach Süden.  

Um die historische Erinnerungsstätte vor dem zunehmenden Verkehrsaufkommen zu schützen, kaufte eine eigens dafür gegründete Stiftung 1935 die Hohle Gasse. Die Stiftung baute eine Umfahrungsstrasse und gab der Hohlen Gasse ihren ursprünglichen Charakter zurück: Aus der breiten Autostrasse wurde wieder ein schmaler Weg, der heute Teil des Wanderwegnetzes ist, so dass dieses Schweizer Kulturgut zu Fuss erlebt werden kann. Na, seht ihr schon Wilhelm Tell vor euch stehen? 

Hohle Gasse Nr. 0594
Immensee — Küssnacht am Rigi • SZ

Hohle Gasse

Die Historische Spazierwanderung beginnt in der geschichtsträchtigen Hohlen Gasse in Immensee am Zugersee. In der Hohlen Gasse soll 1307 Wilhelm Tell den habsburgischen Landvogt Gessler erschossen haben. In Friedrich Schillers «Wilhelm Tell» sagte Tell: «Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht.» Die Hohle Gasse wurde 2005 komplett renoviert, und beim Info‑Pavillon kann man sich ausführlich über die Geschichte informieren. Wandernde durchqueren auf dieser Route die Hohle Gasse, danach gehts rechts weiter über den Tellerenweg Richtung Gesslerburg, die am Dorfrand oberhalb Küssnacht liegt. Auf dem Tellerenweg lässt sich das schöne Panorama über Küssnacht geniessen. Die Besteigung der Gesslerburg lohnt sich: ein schöner Ausblick über Küssnacht und den Vierwaldstättersee erwartet einen. Wieder unten, laden zahlreiche Grillplätze zu einem gemütlichen Picknick ein. 1877 wurde am Fusse der Ruine Gesslerburg ein Schopf errichtet. Eingebaut wurden damals eine Fleischbein~ stampfe, eine Werkreibe und eine Bandsäge. Der Antrieb erfolgte durch das oberschlächtige Wasserrad. Das Wasser wurde aus einem Weiher oberhalb der Stampfe zugeleitet. Das Knochenmehl war ein begehrtes Düngemittel. Die Knochenstampfe bei der Gesslerburg kann besichtigt werden. Anschliessend führt die Wanderung hinunter Richtung Dorfkern Küssnacht. Dort bieten sich mehrere Möglichkeiten zur Weiterreise an: beim Hauptplatz (Kreisel) in den Bus, am Seeplatz ins Schiff oder am Bahnhof in den Zug steigen.

Inventar historischer Verkehrswege  
Das Beispiel der Hohlen Gasse zeigt auf, wie historische Wege eine Brücke zur Gegenwart schlagen und uns mit der Vergangenheit verbinden. Das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese bedeutenden Zeitzeugen zu bewahren. Als zuständige Fachstelle sorgt das Bundesamt für Strassen ASTRA dafür, dass historische Wege geschützt und erhalten bleiben.  
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Was sind historische Verkehrswege?  
Historische Verkehrswege umfassen alle Weg- oder Strassenverbindungen aus vergangenen Zeiten, die durch ältere Dokumente nachgewiesen werden können oder oder aufgrund ihres charakteristischen Aussehens im Gelände erkennbar sind. Festgehalten werden diese im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Das nationale Verzeichnis enthält grundlegende Informationen über Verlauf, Zustand, Geschichte und Bedeutung der Wege. Dabei wird zwischen historischen Verkehrswegen von nationaler, regionaler oder lokaler Bedeutung unterschieden.  
 
Auf den Spuren unserer Vorfahren  
Im Zusammenhang mit den Wanderwegen haben historische Verkehrswege eine wichtige Bedeutung. Wenn immer möglich, sollen Wanderwege über historische Wegstrecken verlaufen und somit helfen, die Substanz zu erhalten. Dies schreibt das Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege (FWG) vor. Laut Schätzungen verfügt die Schweiz über insgesamt 23 550 Kilometer historische Verkehrswege, die eine gut erhaltene Wegsubstanz aufweisen – davon sind 8000 Kilometer als Wanderwege begehbar. 

Historische Wege pflegen  
Die Schweizer Wanderwege tragen einen Teil zum Erhalt der historischen Wege und Pfade bei, indem der Dachverband etwa Kurse über historische Verkehrswege durchführt. Dabei erlangen Wanderwegverantwortliche die Grundlagen zu Wegsubstanz, typische Schäden und Ursachen, Unterhalt und Instandstellung. Das Ziel des Kurses ist, dass die Teilnehmenden auf ihren Kontrollgängen historische Wegsubstanz auf Wanderwegen erkennen, überprüfen und dokumentieren können, um die Erkenntnisse an die zuständigen Stellen weiterzuleiten.  
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Kurs zur Pflege historischer Wanderwege in der Schweiz

Die Schweizer Wanderwege schulen Wanderwegverantwortliche zum Thema historische Verkehrswege und Wanderwege. Hier gibt es einen Einblick in einen Kurstag im Vispertal. 

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Unterstützung durch Wanderwegfonds  
Mit dem Wanderwegfonds unterstützt der Verband Schweizer Wanderwege qualitätswirksame Massnahmen an der Wanderweginfrastruktur. Für Arbeiten an Wanderwegen – beispielsweise auch Sanierungen von historischen Wegen – können die Verantwortlichen einen Antrag zur finanziellen Unterstützung stellen. Anschliessend wird das Gesuch anhand einer Begehung vor Ort geprüft.
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«Alte Wege, neues Wanderglück»

Wie das abläuft, erzählt der Projektverantwortliche Leandro Oetiker in seinem Blogbeitrag.

zum Beitrag
Blogbeitrag

Einige Beispiele historischer Wege

Tradition trifft Innovation 
Um alte Wege aufleben zu lassen, sind zudem neue Ideen gefragt. Dies bewies die Gemeinde Schattenhalb, welche die Wanderwege auf der Alp Grindel von der Forststrasse auf vergessene Pfade verlegte. Obwohl keine Notwendigkeit zur Änderung bestand, wuchs das Bedürfnis, das Wandererlebnis im beliebten Haslital zu verbessern. Im Jahr 2016 initiierte die Gemeinde Schattenhalb eine Qualitätsoffensive: Ein neuer Rundweg von und nach Gschwantenmad wurde entlang historischer Pfade angelegt, die einst von Alpleuten zum Transport von Vieh und Waren genutzt wurden. Während der Rückführung auf die historischen Alpwege wurden gut erhaltene Steinplatten und Trockenmauern entdeckt, die sich mit geringem Aufwand freilegen und erneut nutzen liessen. Im Rahmen des Projekts wurden fast fünf Kilometer Wanderwege von Alpstrassen auf Naturpfade umgelegt. Zudem wurden neue Brücken, Weidedurchgänge und Treppen gebaut, um die Wege attraktiver zu gestalten. Dafür zeichneten die Schweizer Wanderwege die Gemeinde mit dem Prix Rando Hauptpreis 2024 aus.
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Geschichte auf 2500 Höhenmetern neu aufgelebt  
Im bündnerischen Bergell, zwischen Soglio und dem Val Madris, schlängelt sich der historische Saumweg über den Prasgnola-Pass – einstige Lebensader für die Bauern der Region. Um ihr Vieh sicher über das Gebirge zu bringen, errichteten sie vor Jahrhunderten die spektakuläre Treppenanlage «I Trapet» mit 300 Stufen. Das Video zeigt die spannende Instandsetzung und erzählt die Geschichte eines jahrhundertealten Kulturguts inmitten der Alpen.

Schweizer Wanderwege - Suisse Rando

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