Gut vorbereitet auf Heldenkurs

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Gut vorbereitet auf Heldenkurs

Vor einiger Zeit erhielt ich quasi die Krönung von meinem neunjährigen Sohn. «Papa, du weisst ja richtig viel über die Gegend hier!», lobte er mich während unserer Wanderung. Cool lächelte ich ihn an und genoss den Moment.


Bildlegende: Zwar nicht aus Raron, aber trotzdem ein schönes Bild. Eines aus dem Nachbardorf Niedergesteln.

Normalerweise weiss ich ja nicht allzu viel zu erzählen über die Dinge, an denen wir vorbeiwandern. Nicht so an diesem Tag. Das örtliche Tourismusbüro lud zu einer Dorfführung. Ich packte die Gelegenheit. Hélène Troger zeigte mir das Dorf und stattete mich mit dem Nötigsten aus – sprich mit Geschichten, Geschichten, Geschichten. Und so lud ich meinerseits die Kinder gut vorbereitet auf die Wanderung:


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Den Pranger am eigenen Leib erleben.

Erste Geschichte:

Der Pranger. Es ist nur ein römischer Meilenstein vor dem Burgerhaus auf dem Dorfplatz. Doch sich davor zu stellen und erklärt zu bekommen, dass man hier Diebe und Verräter an den Pranger gestellt hatte, beeindruckte die Kinder schon mal sehr.


Zweite Geschichte:

Der älteste Briefkasten der Schweiz: Dieser wurde in eine Holztür des Maxenhauses eingebaut, laut Überlieferungen gegen Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts. Wissenschaftlich ist dies allerdings nicht belegt; wie auch immer, das Maxenhaus steht als Denkmal unter Schutz des Kanton Wallis und der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Briefkaste

Der Briefkasten ist in der Tür des Maxenhauses eingelassen.


Loch

Ehemaliger Arkadenbogen, heute auf Strassenhöhe

Dritte Geschichte:

Ebendieses Maxenhaus wurde seit dem 16. Jahrhundert vom Bietschbach mehrfach überschwemmt und das Kellergeschoss mit Geröll gefüllt: Daran erinnern die nur mehr zum Teil sichtbaren Arkadenbögen entlang der Dorfstrasse.


Vierte Geschichte:

Seht ihr das weisse Haus mit dem treppenartigen Dach? Das Haus wurde im 16. Jahrhundert erbaut für den Landeshauptmann Joh. Zentriegen. Es beinhaltet drei Wohnungen, eine Ratstube – und zwei Gefängnisse.

Haus

Gefangene in Blicknähe


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Gotteshäuser auf und im Felsen drin.

Fünfte Geschichte:

In Raron gibt es zwei Kirchen – eine auf dem Felsen, eine im Felsen. Die obere wurde aus einem alten Wehrturm gebaut. Die untere ist eine Höhle, dafür mussten 6000 Kubikmeter Stein aus dem Felsen herausgebrochen werden. Das entspricht dem Inhalt von fast drei 50-Meter-Schwimmbecken. Die Felsenkirche ist das grösste Gotteshaus Europas der Neuzeit, das sich vollumfänglich im Felsinneren befindet. Sie wurde damals auch gedacht als Bunker bei Katastrophen.


Sechste Geschichte:

Der Teufelsabdruck. Beim Friedhof hinter der Burgkirche – gleich neben dem Rilke-Grab – gibt es auf einem Steinweg einen besonderen Abdruck. Der kam auf diese Weise dahin: Raron hatte lange Zeit die einzige Kirche. Als nun Unterbäch auf der anderen Talseite eine baute und sie vom Bischof weihen lassen wollte, passte dies den Männern von Raron gar nicht. Während sie berieten, was zu tun sei, kam ein Fremder und bot an, er werde die Aufgabe schon übernehmen. Man wurde handelseinig und der Mann passte dem Bischof im Rhonetal ab, um diesen an der Anreise zu hindern. Doch der Bischof bekam Wind und stieg bereits weiter unten im Tal auf die Anhöhe und erreichte Unterbäch auf diesem Wege. Der Fremde – es war der Teufel selbst – stampfte auf der Felsplatte, auf der er stand, und hinterliess ebendiesen Abdruck. Wutentbrannt verliess er das Tal. Wie die Platte den Weg zur Burgkirche fand, ist unbekannt.

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Vom Teufel höchstpersönlich hinterlassen.


Da hatte ich viel zu erzählen. Und schwupps, hatten wir den steilen Anstieg in der Sonne hinter uns. Die Niwa-Suone wartete mit ihrem Eiswasser! Und alle waren happy.

Wanderpapa

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