Vernayaz, Gare MC
— Finhaut
• VS
Auf den 37 Kehren zwischen Vernayaz und Salvan hat man viel Zeit, um sich die ein- und zweispännigen Kutschen der Touristen aus England vorzustellen, die hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkehrten. Als in den 1850er-Jahren die Eisenbahn durch das Rhonetal gebaut wurde und Vernayaz einen Bahnhof erhielt, beschlossen die Gemeinden des Vallée du Trient, von hier eine Fahrstrasse über Salvan, Finhaut und Le Châtelard zu bauen, um vom Touristenverkehr von und nach Chamonix zu profitieren. So entstand in den Jahren von 1855 bis 1867 die «Route des diligences» – auf Deutsch «Postkutschenstrasse». In den Bergbauerndörfern auf dem Sonnenhang des Vallée du Trient wurden grosszügige Hotels gebaut. Als 1906 die Bahnlinie Martigny–Chamonix eröffnet wurde, verlor die Route ihre Bedeutung. Der Wanderweg verläuft auf gut zwei Drittel der Strecke auf der alten, seit dem 19. Jahrhundert praktisch unverändert gebliebenen breiten Naturstrasse. Auf dem mittleren Abschnitt, zwischen Salvan und Le Trétien, führt der Weg durch Wohnquartiere, und auf einem neu angelegten Pfad. Direkt am Weg liegt in Les Marécottes der Alpenzoo, der einheimische Wildtiere wie Luchse, Wölfe, Murmeltiere und Raubvögel beherbergt. Gleich daneben befindet sich das einzigartige Felsenschwimmbad, dessen Schwimmbecken in die natürliche Felsenlandschaft eingebettet ist. Der folgende Abschnitt führt über eine schwach befahrene Strasse auf Hartbelag zur Triège-Schlucht mit den drei kühnen Brücken. Von Le Trétien bis Finhaut führt der Weg wieder über die alte Postkutschenstrasse ins verschlafene Dorf Finhaut, von wo der Mont-Blanc Express die Wanderer nach Martigny zurückbringt. Tipp: Wer nicht die gesamte Strecke zu Fuss gehen will, kann die Wanderung in Salvan, Les Marécottes oder Le Trétien unterbrechen und einen Teil der Strecke mit dem Zug zurücklegen.