Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Durchs Bärenloch steigen Nr. 1331
Les Plans-sur-Bex • VD

Durchs Bärenloch steigen

Es ist heute nicht klar, wie das Trou à l’Ours, zu Deutsch Bärenloch, zu seinem Namen gekommen ist. Bis ins 20. Jahrhundert gab es im Vallon de Nant in den Alpes vaudoises noch Bären - ob das Loch aber seinen Namen erhalten hat, weil dort Bären hausten, oder ob die Bewohner vor ebendiesen durch das Loch flohen, ist unbekannt. In der Tat würde ein Bär nicht durch die einzige Öffnung passen, die durch das Felsband an der westlichen Flanke des Tals führt. Wer hindurchwill, sollte gar besser den Rucksack ablegen, bevor er das mit einer Kette gesicherte Loch durchsteigt. Am oberen Ausstieg bietet sich eine Felsplatte zum Rasten an. Die Aussicht von hier aus ins Tal hinunter ist beeindruckend: Gegenüber prangen die mächtigen Felswände des Grand und des Petit Muveran, riesige Gesteinsschichten ziehen sich durch die ganze Bergkette. Im Tal fliesst das Flüsschen L’Avançon de Nant. Es entspringt beim Glacier de Martinets und durchquert am Ende des Tals eine liebliche Alpweide, die vor dem Aufsteig zum Trou à l’Ours durchquert wird. Der Weg dort hinauf ist - im Gegensatz zum Kiessträsschen durchs Tal - eng und steil und an einigen Stellen durch Ketten gesichert. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Dass dieses Tal und vor allem sein Flüsschen nicht immer so lieblich waren, legten deren Namen nahe: Nant bedeutet auf Deutsch so viel wie Sturzbach. Die nach heftigen Regenfällen plötzlich auftretenden Wassermassen stammen von Bächen, vom Gletscher und von der Schneeschmelze und reissen viel Geröll mit. Der Abstieg nach Pont de Nant verläuft steil durch den Wald hinab. Beim Feinschmeckerrestaurant liegt auch der botanische Garten «La Thomasia». Auf einem Hektar finden sich hier circa 3000 Pflanzen, die von nah und fern, ja gar aus arktischen Gebieten stammen.
Weinwandern ganz unten Nr. 1278
Pedrinate • TI

Weinwandern ganz unten

Wer an Tessiner Wein denkt, denkt an Merlot. Die charakteristische Traube bedeckt rund 80 Prozent der kantonalen Weinanbaufläche von 1000 Hektaren. Im südlichsten Kantonsteil, dem Mendrisiotto, profitieren die Reben vom warmen Klima und von den mächtigen Lehmböden. Entsprechend weiche und elegante Weine werden gekeltert. Hinter Chiasso, am Hügel Penz, gedeiht der südlichste Merlot der Schweiz. Das junge Anbaugebiet um die Dörfer Seseglio und Pedrinate lässt sich auf einer abwechslungsreichen Rundwanderung erkunden. Nach dem Start bei der Bushaltestelle «Pedrinate Paese» ist das Dorf bald passiert. Durch ausgedehnte Weinberge und mit Blick auf die italienischen Nachbarorte und die Walliser Alpen erklimmt man das Kirchlein Santo Stefano, das historisch wertvollste Bauwerk der Region. Ein etwas ruppiger Abstieg bringt einen nach Bresciano, wo der neu angelegte Weg nach Seseglio und Moreggi beginnt. Er heisst Sentiero delle Guardie und erinnert daran, dass auf dieser Route einst Grenzwächter unterwegs waren, um dem Schmuggel Herr zu werden. Unterstützung leistete ihnen der Grenzzaun, den man kurz nach dem Rebberg Ca Nova erreicht. Das Bauwerk aus Eisen und Beton beeindruckt, obwohl es in die Jahre gekommen ist. Mittlerweile werden mit Elektrozäunen andere abgehalten: Wildschweine, die über die Reben herzufallen drohen. Bei Moreggi wartet der letzte Höhepunkt der Bergwanderung: der südlichste Punkt der Schweiz. Eine Helvetiastatue aus Holz und ein idyllischer Picknickplatz mit Feuerstelle laden zum Verweilen ein. Der Rückweg verläuft über Laghetto nach Pedrinate, wo man die Tour mit einem 40-minütigen Abstieg nach Chiasso beenden kann. Es lohnt sich.
Höhenwanderung im Emmental Nr. 1125
Gmünden — Bärau • BE

Höhenwanderung im Emmental

Im Frühling sind noch eher selten Kühe auf den hochgelegenen Weiden des Emmentals anzutreffen. Keine Glocke ist zu hören. Doch unsere Wanderung mit Start in Gmünden führt uns in das Dorf Bärau, das seit drei Jahrhunderten eine Glockengiesserei beherbergt. Von der Bushaltestelle Gmünden geht man nordöstlich in Richtung Sieberli. Ein paar Hundert Meter geht es einem lieblichen Fluss entlang. Danach rechts abbiegen. Die Steigung beginnt durch eine sattgrüne Weidelandschaft mit faszinierendem Relief. Bei der Alphütte bereitet eine etwas verängstigte, aber gleichzeitig neugierige Ziegenherde einen besonderen Empfang. Rund um die Alphütte herumgehen und dann in Richtung Langnau rechts abbiegen. Nach etwa zehn Minuten entfaltet sich ein eindrucksvolles Panorama mit Blick auf die Alpenkette. Linkerhand beginnt der Höhenweg. Es geht auf und ab, stets dem Waldrand entlang, ab und zu auch durch lichte Waldabschnitte hindurch. Immer wieder kann man auf der linken Seite die wunderbare Aussicht auf die Berner Alpen geniessen. Bei Untergrindlen angekommen, beginnt der Abstieg. Es geht rund eineinhalb Kilometer einer kurvenreichen Asphaltstrasse entlang. Dann nach links wieder in die grünen Felder abbiegen. Beim Schulhaus Kammershaus links abbiegen, um wieder auf die Strasse zu gelangen. Der letzte Teil der Wanderung ist etwas weniger idyllisch, doch etwas Positves kann man ihm abgewinnen: Es geht dem schönen Bächlein entlang in Richtung Bärau, wo man auf Voranmeldung seine eigene Glocke giessen kann. Von der Bushaltestelle Bärau Dorf bringt einen der Bus wieder nach Gmünden zurück, oder zum Bahnhof Langnau i.E.
Haldi für jedes Wetter Nr. 1121
Haldi • UR

Haldi für jedes Wetter

Ob Schneetreiben oder Sonnenschein: Das Haldi bietet ideales Schneeschuhgelände für jedes Wetter. Seit dem Winter 2004/05 werden zwei verschieden lange Routen markiert und unterhalten: Die kürzere blaue sowie die - mit 3 Stunden Wanderzeit etwa doppelt so lange - rote Route. Auch Schlittler, Skifahrer und Spaziergänger kommen auf dem Haldi auf ihre Rechnung. Ein Skibus bringt die Gäste von der Bergstation der Luftseilbahn zum Skilift Kellerberg, der sich besonders für Anfänger und Familien eignet. Bei guten Schneeverhältnissen wird sogar eine kleine Schlittelpiste präpariert. Nachdem die Schneeschuhe montiert sind, geben schon bald Wegweiser und Markierungsstangen die Richtung vor. Insbesondere bei Schneetreiben oder Nebel sind diese sehr hilfreich. Die längere rote Route führt entlang der Krete der Schattdorfer Berge, bis bei Oberfeld (ca. 1420 m) der Höhepunkt erreicht ist. In einem weiten Bogen macht der Weg nun kehrt und es geht weiter durch den Billenwald zum Billentrog, einem geheimnisvollen Kraftort, über den schon in Büchern berichtet wurde. Es sollte nicht erstaunen, wenn zwischen den Bäumen plötzlich eine Fee oder Elfe hervorlugt und den Schneeschuhläufern interessiert auf die Füsse schaut. Unterwegs laden zwei Skihäuser, das Sunntigsbodä Beizli oder das Restaurant Alpenrösli zu einer Stärkung ein. Besonders bei Schneetreiben eine höchst willkommene Sache. Aber auch bei schönem Wetter ist diese Tour zu empfehlen: die Sicht auf die umliegenden Berge, wie Bälmeten, Gitschen oder Rophaien, ist wunderschön.
Bergseen wie Perlen im Val Piora Nr. 1274
Stne Piora • TI

Bergseen wie Perlen im Val Piora

Beim Namen Piora sträuben sich den Erbauern des Gotthard-Basistunnels die Nackenhaare: Die Mulde aus zuckerförmigem, porösem Dolomitgestein hätte das Jahrhundertwerk beinahe verhindert, führt doch der Tunnel durch die instabile Gesteinsschicht. Glücklicherweise zeigte sich bei näherer Untersuchung, dass sich Tunnel und Mulde nicht in die Quere kommen. Der Bau nahm planmässig seinen Lauf, nun können die Züge unterirdisch von Erstfeld nach Bodio brausen. Auf einer Wanderung zu den Piora-Seen begegnet einem das eigenwillige Gestein, beim Lago di Tom leuchtet der zuckerförmige Dolomit unter der Tessiner Sonne. Die Tour startet bei der Bergstation der Ritombahn, einer der steilsten Standseilbahnen Europas. Die zahlreichen Ausflügler lässt man rasch hinter sich, einsam geht es in angenehmer Steigung zur Selbstversorgerhütte Rifugio Föisc und auf den Gipfel mit dem grossen Kreuz. Die Rundsicht vom Föisc auf den Gotthard, die Leventina, das Bedrettotal und das Val Piora mit seinen Seen ist einzigartig, die Ruhe wohltuend. In einer Schlaufe steigt man weiter zum Lago Ritóm ab, wandert ein Stück seinem rechten Ufer entlang und steigt dann zu besagtem Lago di Tom auf. Hier bietet sich eine Rast an (baden ist erlaubt, aber auf eigene Gefahr), bevor man zum Weiler Cadagno di Fuori und zum Lago Cadagno absteigt, dem dritten der Piora-Seen. Zwischen Cadagno di Fuori und der Capanna Cadagno zweigt rechts ein Pfad ab: Er führt malerisch durch Lärchenwald und auf der linken Seite des Lago Ritóm zu dessen Staumauer. Nun ist es nicht mehr weit zur Bergstation der Ritombahn, wo die Rundtour endet. Der Lago Ritóm liefert übrigens Strom für die Gotthardbahn.
Grottitour am Luganersee Nr. 1279
San Rocco — Museo doganale svizzero • TI

Grottitour am Luganersee

Sie ist in mancher Hinsicht einzigartig, die Wanderung von San Rocco nach Cantine di Gandria. Der weiss-rot-weiss markierte Bergweg verläuft auf einer Höhe von nur gerade 270 Metern über Meer, die Route folgt in attraktiver Wegführung stets dem Ufer des Luganersees, unterwegs wird man in vier Grotti kulinarisch verwöhnt, bei schlechter Witterung ist der Weg wegen Steinschlaggefahr gesperrt, und am Schluss der Tour lädt das Schweizerische Zollmuseum zum Besuch. Ein Erlebnis sind auch die An- und die Rückreise: Sie sind nur auf dem Wasserweg möglich, mit Abfahrt und Ziel Lugano. Das Ausflugsschiff von Lugano nach Gandria bringt einen zum Start der Wanderung nach San Rocco. Nach der ersten halben Stunde einwandern wird die Tour ab Cantine di Caprino merklich spannender, in munterem Auf und Ab führt der Weg über das Grotto dei Pescatori und Landessa nach Cantine di Gandria. Verlaufen kann man sich kaum, Abzweigungen gibt es keine. Dafür erwarten einen viele schöne Rastplätze mit Aussicht auf den tiefblauen Luganersee und auf das gegenüberliegende Seeufer mit dem malerischen Dorf Gandria, dem Monte Brè und dem Monte Boglia. Nach knapp zwei Stunden steht man nicht nur an der Landesgrenze, sondern auch vor den Türen des Schweizerischen Zollmuseums. Im Zollgebäude aus dem Jahr 1835 erhält man Einblick in den Alltag der Zöllner und in die Geschichte des Zollwesens seit der Gründung des Bundesstaates 1848. Die Themen reichen von Schmuggel, Drogenfahndung, Wirtschaftskriminalität und Migration bis zum Arten- und Kulturgüterschutz und beinhalten manch ein spannendes Exponat, zum Beispiel eine Sammlung historischer Grenzsteine und Schlagbäume.
Den Sauriern auf der Spur Nr. 1280
Meride • TI

Den Sauriern auf der Spur

Der Monte San Giorgio, südlich von Lugano in der Region Mendrisiotto gelegen, hat eine weite Reise hinter sich. Er stammt aus Afrika, sein Gestein lag vor 240 Millionen Jahren, in der sogenannten Mittleren Trias, 20 Grad nördlich des Äquators. Hier herrschte subtropisches Klima, die Tiere lebten in einer weiten, vom offenen Meer geschützten Lagune: Fische, Schnecken, Ammoniten, Muscheln und stattliche Reptilien wie der furchterregende Ticinosuchus. Den damaligen ökologischen Bedingungen ist es zu verdanken, dass viele dieser Lebewesen als Fossilien erhalten geblieben sind. Rund 20'000 versteinerte Tiere und Pflanzen wurden am Monte San Giorgio gefunden, die meisten sind nahezu unversehrt. Die Unesco hat die weltweit bedeutendste Fundstätte des Mittleren Trias zum Welterbe erklärt. Auf einem Lehrpfad kommt man den geologisch-paläontologischen Geheimnissen des Monte San Giorgio auf die Spur. Der Weg ist mit zwölf Infotafeln in italienischer und englischer Sprache versehen und führt rund um den dicht bewaldeten Berg. Start ist im pittoresken Ort Meride, wo auch das Fossilienmuseum steht, das die wichtigsten Fundstücke vom Monte San Giorgio zeigt. Nach einem ersten langen Wegabschnitt im Wald tut sich bei Serpiano und wenig später auf der Alpe di Brusino die Aussicht auf den Lago di Lugano und das Südtessin auf. Auf der lauschigen Alp lädt das Grotto an schönen Tagen zu Speis und Trank unter 800 Jahre alten Kastanien. Über Gaggio, Pozzo und Albertina schliesst sich die Rundwanderung in Meride. Unterwegs zweigen mehrere Wege zum Monte San Giorgio ab, einem der besten Aussichtsgipfel im Südtessin.
Ein Wandertag über dem Südtessin Nr. 1281
Alpe Foppa (Corte di Sopra) — Monte Lema • TI

Ein Wandertag über dem Südtessin

Zwei Dinge haben den Monte Tamaro zu einem national beliebten Ausflugsziel gemacht: die Kapelle Santa Maria degli Angeli und die lange, aussichtsreiche Gratwanderung zum Monte Lema. Erstere ist das Wahrzeichen der Alpe Foppa, wo die Bergtour zum Monte Lema beginnt, und trägt die Handschrift des bekannten Tessiner Architekten Mario Botta. Der eigenwillige Bau gleicht einem Amphitheater, ein 65 Meter langer Viadukt führt zur Aussichtsplattform, von der aus man einen wunderbaren Blick über das Südtessin geniesst. Noch mehr Aussicht erwartet einen auf dem Gipfel des Monte Tamaro, den man in knapp zwei Wanderstunden erklimmt - bis zur Capanna Tamaro auf gemächlich ansteigender Naturstrasse, danach auf gut ausgebautem und zum Schluss schweisstreibendem Bergweg. In der Capanna Tamaro kann man sich mit Kuchen und Kaffee stärken, auf dem Weiterweg zum Monte Lema warten zwei Getränkehütten. Ansonsten sucht man bis kurz vor dem Ziel vergeblich nach Quellen und Brunnen. Dafür gibt es viel Aussicht: auf den Lago Maggiore, den Lago di Lugano, die Südtessiner Voralpen und auf die hohen Tessiner und Walliser Gipfel. Zwischen Monte Tamaro und Monte Lema ist, mit wenigen Unterbrüchen, Gratwandern angesagt. Trotzdem sind zahlreiche Höhenmeter zu überwinden, die Tour beschreibt ein munteres und zum Schluss kräftezehrendes Auf und Ab. Bis zum Passo d’Agoria ist der Weg einfach, danach wird er konditionell und technisch anspruchsvoller. Schwierige Passagen sind aber gut gesichert, und so erreicht man nach gut fünf Wanderstunden die Seilbahn auf dem Monte Lema. Die Wartezeit lässt sich auf der Sonnenterrasse des Restaurants bestens überbrücken.
Zum Neuntöter im Baselbieter Laufental Nr. 1223
Pfeffingen — Dittingen • BL

Zum Neuntöter im Baselbieter Laufental

Der Neuntöter hat eine ungewöhnliche Angewohnheit: Der Singvogel spiesst einen Teil seiner erbeuteten Tiere auf Dornen und spitze Äste von Rosenbüschen, Berberitzen, Schwarz- und Weissdornbüschen. Auf diese Weise legt er Vorräte an für magere Zeiten, wenn wegen schlechten Wetters der Jagderfolg ausgeblieben ist. Zudem lassen sich die erbeuteten Tiere - Heuschrecken, Grillen und Käfer, hin und wieder auch Regenwürmer, Feldmäuse oder Jungvögel - besser zerteilen, wenn sie aufgespiesst sind. Seinem Verhalten hat der Neuntöter den Namen zu verdanken: Einst nahm man an, er spiesse zuerst mehrere Tiere auf, bevor er eines frisst. Zu Hause ist der Neuntöter in halboffenen, mit Dornengebüsch durchsetzten Landschaften. In den drei geschützten Laufentaler Magerweiden, insbesondere in der Blauenweide und der Dittinger Weide, findet er ideale Plätze zur Jagd und für die Aufzucht der Jungen. Die Weiden sind aber auch ein lohnendes Ziel für eine Wanderung im Kanton Basel-Landschaft. Die Tour startet in Pfeffingen und führt zuerst auf lauschigen Waldwegen über Nenzlingen auf die Nänzligeweid. Ausschau nach dem Neuntöter hält man am besten auf der Blauenweide. Sie ist reich an Rosenbüschen, seinem bevorzugten Gebüsch. Man entdeckt den Vogel mit dem rostbraunen Rücken, dem hellen Kopf und der auffälligen Augenmaske meist auf den äussersten Ästen eines Gebüschs. Sein Gesang ähnelt einem verhaltenen Schwätzen, der Warnruf ist gepresst. Die dritte Magerweide, diejenige von Dittingen, ist mit nahezu 500 verschiedenen Pflanzenarten eine der ökologisch wertvollsten Magerweiden in der Nordwestschweiz. Seit vielen Jahren wird sie extensiv bewirtschaftet und von Natur- und Vogelschützern aufwendig gepflegt - sehr zur Freude des Neuntöters, der sich hier zwischen Mitte Mai und Anfang August ebenfalls niederlässt und sich fortpflanzt, bevor er ins Winterquartier im südlichen Afrika zieht.
Nahe den Naturgewalten 1 Nr. 1227
Rosenlaui — Kaltenbrunnensäge • BE

Nahe den Naturgewalten 1

Zu Beginn tost es höllisch: Eisige Wassermassen zwängen sich durch den Fels, stürzen meterhoch hinab in Schlünde, mahlen seit Jahrtausenden im harten Fels, bis dieser Millimeter für Millimeter weichen muss. Die ersten Höhenmeter des Aufstiegs dieser Wanderung sind bereits sehr eindrücklich. Sie wären ein tolles Finale, würde man die Wanderung andersrum machen, doch die Rosenlouwischlucht ist nur von unten nach oben begehbar. So ist sie nun ein furioser Start. Wem das zu mächtig ist, der wählt den gemütlichen Wanderweg südlich der Schlucht. Kaum draussen aus der Schlucht, hat der Gletscher die Gestaltung der Landschaft übernommen. Über ein grosses, fein geschliffenes Felsplateau geht es aufwärts, etwas abseits des Weges hat sich der Bach in den Stein gefressen - hier ist allerdings Vorsicht angesagt, denn nun fehlen die Geländer. Der Rosenlauigletscher hat sich mit den Jahren immer weiter zurückgezogen, sein Rest thront aber immer noch eindrücklich über dem Tal. Durch Wald, über Felsen und durch Geröllhänge mit losem Gestein geht es hinauf, den Engelhörnern entgegen, deren schroffe Felszinnen sich weit oben in den Himmel schwingen, als wollten sie so selbst zu den Engeln gelangen. Beim Ochsetal kurz vor der Hütte ist man den Engeln besonders nah - ein eindrücklicher Ort, der einen ehrfürchtig gegen den Himmel blicken lässt. Ein Genuss der irdischen Art ist später der Apfelkuchen in der Engelhornhütte. Nach der Pause geht es an den Abstieg. Er führt der Flanke entlang talauswärts, an einigen ausgesetzten Stellen empfiehlt es sich, sich an den Seilen festzuhalten. Es folgt ein steiler Abstieg bei Allmeindwäälli, dann klingt die Wanderung idyllisch aus.
Megalithen im Zürcher Säuliamt Nr. 1220
Affoltern am Albis — Mettmenstetten • ZH

Megalithen im Zürcher Säuliamt

Zwischen 4500 bis 1000 vor Christus lebten in Europa Völker, deren Steinbauten bis heute sichtbar sind. Die Zeugen dieser Megalithen-Kultur geben Rätsel auf: Wozu dienten die Steinreihen, Hinkel-, Wackel- und Lochsteine, die sie errichteten? Wanderer dürfen mitfantasieren, wenn sie sich im Säuliamt auf deren Spurensuche begeben. Den meisten der Steine werden kultisch-religiöse Funktionen nachgesagt. Es lockt also eine mystische Frühlingswanderung, bei der Nebelschwaden passende Begleiter sind. Die erste Steinreihe steht in Grüthau (Koordinaten 677’550/235’170) neben dem Waldweg und besteht aus L-förmig aneinandergereihten Sandsteinen. Was auf den ersten Blick nach einem alten Weidezaun aussieht, wurde vermutlich für kultische Zwecke errichtet. Ebenso der Lochstein beim Weiler Grüt (677’400/234’980); sein Loch zeigt bei Tages- und Nachtgleiche den Sonnenauf- und -untergang an. Vor der Homberger Weid liegt ein Wackelstein aus Nagelfluh (678’670/233’760), der zwischenzeitlich nicht mehr aus eigener Kraft bewegt werden kann. Wackelsteine wurden ursprünglich als Orakel oder als Stätten für Opfergaben genutzt. Auch Obelix lässt grüssen: Auf dem Homberg befindet sich ein fast zwei Meter hoher Hinkelstein (678’900/233’720). Gefunden hat ihn der Grundeigentümer knapp unter der Bodenoberfläche, und er hat ihn dann vor dem Zaun seiner Weide aufgestellt. Das «Keltenmürli», eine der eindrücklichsten Megalithen-Anlagen im Knonaueramt, liegt versteckt im Wald oberhalb von Herferswil (679’320/233’920). Die gut erhaltene Megalithen-Reihe ist L-förmig angelegt und im Ganzen etwa 37 Meter lang und sieben Meter breit. Besonders gut ersichtlich sind die grossen, vermoosten Steine der Nord-Süd-Achse.
Louis Napoleons Revier I Nr. 1221
Ermatingen — Schloss Arenenberg • TG

Louis Napoleons Revier I

Der junge Louis Napoleon war ein Pferdenarr. Und ein Frauenheld. Mehr als einmal ritt der Neffe des grossen Kaisers Napoleon I. los, um die durchgebrannten Rosse der Kutschen wieder einzufangen. Am motiviertesten sei Louis gewesen, wenn in der Kutsche eine hübsche Thurgauerin gesessen habe. Dies erzählt Dominik Gügel, Direktor des Napoleonmuseums im Thurgauischen Mannenbach, wo Louis Napoleon in seiner Kindheit und Jugendzeit lebte. Er war viel gesehen in der Region, es gab kaum ein Bürger- oder Bauernhaus, in dem der leidenschaftliche Jungspund nicht ein- und ausgegangen wäre, und viele der Besuche endeten in einem Schäferstündchen. Nicht immer aber schätzten die Damen seine Leidenschaft: Öfters kassierte er Ohrfeigen, wenn er wieder mal zu weit gegangen war. Diese Familienwanderung führt durch die Landschaft, die der junge Louis durchstreifte. Sie quert zwei wildromantische Tobel, führt entlang einer Anhöhe mit Ausblick auf den Untersee und durch eine Zwetschgenbaumallee zum Schloss Wolfsberg, das heute ein Kongresszentrum der UBS ist. Wanderer dürfen den Schlosshof besichtigen oder auch den gewölbten Eiskeller am Südende des Parkplatzes, wo im 19. Jahrhundert Eis für die hölzernen Kühlschränke im Gebäude lagerte. Da das Schloss privat genutzt wird, besteht keine Verpflegungs- oder Rastmöglichkeit. Zu Beginn passiert die Wanderung den Wildrosenpfad, mehrere Male verläuft sie auf dem Thurgauer Fabelweg. Bei Ebenöödi können Kinder Tiere streicheln. Und am Ende steht der Besuch des Napoleonmuseums an, wo Kinder auf altersgerechten Führungen erfahren, wie steif das Leben für Kinder damals war. Starre Tischmanieren, wenig Beachtung und hohe Erwartungen prägten ihr Leben. Auch Louis Napoleons Zukunft war geprägt vom starken Wunsch seiner Mutter, der schliesslich auch in Erfüllung ging: Er wurde der letzte Kaiser der Franzosen.
Louis Napoleons Revier II Nr. 1222
Kreuzlingen — Schloss Arenenberg • TG

Louis Napoleons Revier II

Es war ein flegelhafter Junge, der sich früh im Schiessen übte, und seine Laufbahn war schon damals vorgespurt: Louis Napoleon, der Neffe des grossen Kaisers Napoleon I., verbrachte seine Kinder- und Jugendzeit auf Arenenberg am Untersee. Nicht ahnend, dass er später auch den Thron besteigen würde, tollte sich der Junge mit den heimischen Kindern in den Rebbergen rund um das Schloss Arenenberg. Das Schloss ist auch das Ziel dieser Familienwanderung, die in Kreuzlingen beginnt. Zuerst führt sie durch eine lange Pappelallee, deren erste 41 Bäume allerdings gefällt worden sind. Dank des Widerstands der lokalen Bevölkerung blieben die restlichen Bäume verschont, und die gefällten Pappeln wurden ersetzt. So ist diese Partie entlang des Rheinufers eine liebliche, die im Seecafé in Gottlieben mit einer Hüppen-Waffel abgerundet werden kann. Mit kleinen Kindern empfiehlt es sich, die Wanderung erst hier zu beginnen. Auf dem Weg Richtung Ermatingen steht auf der rechten Seite ein hohler Baum, in den Kinder hineinschlüpfen können. Bald ist auch die Insel Reichenau zu sehen. Sie war früher Ziel von Louis Napoleons Schiessversuchen. Er benutzte das damals unbewohnte südliche Ufer als Zielscheibe, weil er beabsichtige, eigene Kanonen zu erfinden. «Er verfehlte in mehreren Schüssen sein Ziel nie», schrieb der Jugendfreund und spätere Stadtarchivar von Konstanz Johann Marmor später. Bald ist Ermatingen erreicht, etwas später sind schon die Serpentinen zu sehen, die zum Schloss Arenenberg hinaufführen. Beim Bahnübergang verlässt man den Strandweg und steigt hinauf zu dem Ort, wo Louis Napoleon wohnte und wo heute ein Museum dessen Zeit lebendig werden lässt. Für Kinder gibt es hier Extraführungen, wo sie sich als Prinzessinnen und kleine Napoleons verkleiden können.
Märchenhaftes Toggenburgerland Nr. 2206
Alp Sellamatt • SG

Märchenhaftes Toggenburgerland

Der Toggenburger Sagenweg ist Wanderfans bestens bekannt – zumindest im Sommer. Im Winter, wenn sich eine weisse Decke sanft übers Land legt, erhält das Gebiet einen ganz anderen Charme. Die Rundwanderung startet bei der Bergstation der Alp-Sellamatt-Bahn, wo man sich im Restaurant stärken kann, bevor es losgeht. Nach ungefähr zehn Minuten folgt bereits die nächste, aber letzte Einkehrmöglichkeit, das Zingge Pub. Ab hier trennen sich der gut markierte Winterwanderweg und die Wanderloipe für Langlaufende. Der Säntis schaut den Winterwandernden von der anderen Talseite aus zu, auf dieser Seite ragen die sieben Churfirsten in den Himmel. Beim ersten Stall fällt eine Sagentafel auf – entlang des Winterwanderwegs sind noch weitere aufgestellt. Der Weg führt nun in den Wald – man wähnt sich in einem Märchenland. Um die Wandernden herum nur Tannen und Stille. Ist der Wald durchquert, findet man sich bald auf der Hochebene beim Thurtalerstofel wieder und geniesst das Panorama. In einer Schlaufe geht es nun wieder auf dem gleichen Weg zurück zur Alp Sellamatt.
Mystisches Vallée de Joux Nr. 1119
La Douane, Les Esserts • VD

Mystisches Vallée de Joux

Die Schneeschuhroute startet bei La Douane/Les Esserts bei einem Parkplatz kurz vor der französischen Grenze. Der Startpunkt ist ungefähr 4 Kilometer vom Bahnhof Les Charbonnières entfernt, und zu Fuss oder mit dem Taxi erreichbar. Obwohl sie noch in der Schweiz sind, haben die Landschaft und die Dörfer schon einen französischen Charakter. Der Start der Route ist pink markiert und der weitere Routenverlauf lässt sich durch den gespurten Weg und die nie weit entfernten Langlaufloipen erahnen. Anfangs führt die Spur durch eine typische Juraweide: die einzelnen Bäume dienen dem Vieh im Sommer als Unterstand. Die verschneiten Tannen glitzern in der Sonne und über dem Tal liegen noch einige Nebelschwaden. Ab und zu überholt ein Langläufer auf der parallel verlaufenden Loipe, sonst ist es still. Nach einer leichten Steigung ist der Weiler La Frasse erreicht. Die Spur folgt nun durch einen lichten Wald bis zur nächsten grossen Juraweide. Hier endet die Route und es geht auf demselben Weg wieder zurück. Wer noch etwas Zeit übrig hat, kann in Les Charbonnières das Vacherin Museum besuchen und vor Ort einen im Ofen gebackenen Vacherin Mont-d’Or geniessen. Der Vacherin Mont-d’Or hat seinen Namen vom gleichnamigen Berg im Jura. Der Käse reift in einem Gebinde aus Fichtenholz, was seinen Geschmack ausschlaggebend beeinflusst. Alternativen zu dem intensiven Geschmack des Vacherin bietet das Restaurant La Truite in Le Pont. Mit Blick auf den Lac de Joux kommen die Wanderer in den Genuss einer frischgefangene Forelle.
Von Le Pont nach Vallorbe Nr. 1161
Le Pont — Vallorbe • VD

Von Le Pont nach Vallorbe

Das Flüsschen Orbe hat einen geheimnisvollen Verlauf. Es entspringt in Frankreich, speist die beiden Seen im Vallée de Joux und verschwindet danach spurlos im Boden, um mehrere Kilometer entfernt am Fuss einer mächtigen Felswand wieder aus dem Boden zu schiessen. 24 Stunden benötigt das Wasser für die unterirdische Reise vom Lac Brenet hinunter nach Vallorbe. Wanderer schaffen die Strecke ohne Hast zehnmal schneller. Die Wanderung beginnt in Le Pont am nördlichen Ende des Lac de Joux und verläuft zuerst ebenen Wegs dem Lac Brenet entlang. Bei der Cave à la Metsire wird die Kantonsstrasse überquert. Danach geht es auf einem Waldweg sanft aufwärts zum Col du Mont d’Orzeires und hinüber zum Mont d’Orzeires. Dort befindet sich auf einer grossen Waldlichtung der Juraparc: In mehreren Gehegen tummeln sich Bisons, Bären und Wölfe. Erneut durch den Wald geht es dann etwas steiler talwärts. Der Wanderweg verläuft meist fern der Strasse. Einzig auf einem 200 Meter langen Teilstück ist das Terrain dermassen abschüssig, dass die Wanderer auf einer separaten Spur am Strassenrand marschieren müssen. Gleich anschliessend geht es im Zickzack sehr steil hinunter zur Grotte aux Fées. Wer eine Taschenlampe dabei hat, kann sich als Höhlenforscher versuchen und den vorderen Teil der Tropfsteinhöhle erkunden. Noch ein bisschen weiter unten im Tal liegt der Eingang zur Grotte de l’Orbe. Die Höhle gilt aufgrund ihrer Vielfalt an Tropfsteingebilden und unterirdischen Wasserläufen als eine der schönsten der Schweiz. Dank einem befestigten und beleuchteten Rundgang kann sie trockenen Fusses besichtigt werden. Ein idyllischer Uferweg führt auf der rechten Seite der Orbe Richtung Vallorbe und im Gebiet der Morcel-Teichlandschaft zum Bahnhof Vallorbe hinauf.
Rund um den Gamser Rugg Nr. 1168
Gamsalp — Oberdorf • SG

Rund um den Gamser Rugg

Die Nordhänge des Toggenburgs zwischen Alt St. Johann und Wildhaus sind grosszügig mit Bergbahnen und Bergrestaurants ausgerüstet und nicht zuletzt deshalb ein beliebtes Wanderziel. Der Gamser Rugg zählt offiziell nicht zum mächtigen und berühmten Massiv der Churfirsten. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die Gamsalp etwas weniger frequentiert wird als der benachbarte Chäserrugg. Mit zwei Sesselbahnen gelangt man von Wildhaus bequem zum Ausgangspunkt. Von der gemütlichen Terrasse des Bergrestaurants Gamsalp ist die Aussicht auf den Säntis und hinunter ins Rheintal fantastisch. Im Aufstieg zum Sattel auf dem Geopfad erfährt man Interessantes über die Entstehung der Churfirsten. Je nach Jahreszeit blühen hier Türkenbund, Feuerlilien, Alpenanemonen und Strauss-Glockenblumen. Der Abstieg vom Sattel bis zur Alt Hütte führt durch spektakuläre Karstfelder. Hier blüht der Türkenbund manchmal bis weit in den Herbst, und in den gegenüberliegenden Hängen kann man mit etwas Glück Gämsen beobachten. Von Alt Hütte bis zum Kurhaus Voralp wandert man auf der Alpstrasse, das letzte Stück ist asphaltiert. Der Voralpsee liegt etwas weiter unten in einer Senke. An warmen Sommertagen wird man den kurzen Abstecher hinunter (und den Wiederaufstieg) zum Voralpsee für eine Abkühlung gerne in Kauf nehmen. Bei Gamperfin muss man dem Wegweiser Richtung Herti folgen, um den interessanten Abschnitt des Moorwegs nicht zu verpassen. Dieser führt rund um die urwüchsige Landschaft des geschützten Hochmoors, auf einem Pfad durch einen lichten Wald mit vielen Heidelbeeren und Blumen. Über das Moor führt ein Holzsteg, damit die Pflanzen geschützt bleiben. Ab Herti geht es weiter auf der Alpstrasse bis nach Ölberg. Über Weiden und durch lichten Wald ist die Mittelstation Oberdorf rasch erreicht, von wo man mit der Sesselbahn sanft ins Tal schweben kann.
Höhenwanderung im Prättigau Nr. 1169
Stn. Madrisa • GR

Höhenwanderung im Prättigau

Rund um Klosters erzählt man sich unzählige Sagen. Einige davon werden im Madrisa-Land, einem Spiel- und Erlebnispark für Kinder, erlebbar gemacht. Eltern brauchen viel Überzeugungskraft, damit die Kinder zuerst auf die dreistündige Wanderung mitkommen. Von der Bergstation Madrisa führt der Wanderweg an den Bergrestaurants Saaseralp und Zügenhüttli vorbei nach Älpli. Dort geht es steil bergauf zum Schaffürggli, einem Grat des Madrisahorns. Er bietet einen sagenhaften Blick ins Prättigau und es gibt eine Sage über die unten liegenden Alpenweiden, die sich durch ihre würzigen Kräuter auszeichnen. Ihr Heu sei sehr nahrhaft, erzählt die Sage. So kam es, dass einst der Sohn eines reichen Bauers, der im Winter die Kühe mit Heu versorgte, unüblich lange nicht ins Tal abstieg, um neuen Vorrat zu holen. Der besorgte Vater stieg zur Alp hoch. Erstaunt bemerkte er, dass das Vieh wohlgenährt war, reichlich Milch, Butter und Käse vorhanden war und der Heustock noch für Wochen reichen werde. Der Vater fragte seinen Sohn: «Wie kommt das?» «Sieh Vater», sagte der Sohn, «Madrisa hat mir geholfen. Sie brachte Wurzeln und Kräuter und mischte es mit Salz und verfütterte es dem Vieh.» Der Vater drehte sich um und erblickte ein schlafendes wildes Mädchen von wunderbarer Schönheit. Da erwachte sie und sagte: «Schade, dass du kommen musstest, wärst du nicht gekommen, hätte ich unerkannt mit deinem Sohn das Vieh gepflegt. Jetzt muss ich die Alp und deinen Sohn verlassen.» Wehmütig schwebte sie leichten Schrittes über den Schnee dahin, zu den Felsenhörnern, die ihren Namen tragen. Kein Mensch hat sie je wieder gesehen. Vielleicht erscheint sie ja dann auf dem Abstieg durch die herrlichen Alpenweiden - ganz sicher aber im Madrisa-Land!
Hochalpine Passlandschaft am Lukmanier Nr. 1170
Passo del Lucomagno — Acquacalda • TI

Hochalpine Passlandschaft am Lukmanier

Der Aufstieg vom Stausee zum Passo dell’Uomo auf einer alten Militärstrasse ist holprig und mühsam. Der Rest der Route ist fantastisch. Der Pass bildet eine europäische Wasserscheide, Richtung Süden fliesst das Wasser in den Ticino und weiter zur Adria, nach Norden in den Rhein und in die Nordsee. Wir folgen dem Wasser Richtung Val Piora, biegen aber bereits bei der nächsten Verzweigung auf einer weiten Hochebene links ab. Sofort fällt die helle Felskrone des Pizzo Columbe auf, die zwischen Passo delle Columbe und Passo del Sole leuchtet. Man reibt sich die Augen: Da thront doch tatsächlich ein Kalkgipfel artfremd in dieser vom dunklen Gneis dominierten Gegend. Ein wahrhaft spektakuläres Bild gibt der Campanitt vom Passo del Sole aus, dem höchsten Punkt der Wanderung. Wie Kirchtürme ragen die zerklüfteten Felszacken in den Himmel. Ein guter Platz für eine ausgiebige Rast. Tipp: Auf der gegenüberliegenden Seite, am Pizzo del Sole, lebt ein Adlerpaar. Mit etwas Glück sieht man sie in der Thermik kreisen. Im Abstieg nach Lareccio hat man die Adula-Gruppe mit dem Rheinwaldhorn, dem höchsten Tessiner Gipfel, wunderbar im Blick. Bei der Waldgrenze, exakt bei der ersten grossen Lärche, kommt der Weg an den Rand einer Schlucht; dies ist die einzige ausgesetzte Stelle der Wanderung, und Eltern sollten ihre Kinder hier im Auge behalten. Beim Weiler Lareccio ist der Weg nach Acquacalda mit dem Wegweiser «Riserva forestale» signalisiert. Der steile Abstieg durch den märchenhaften Selva secca nach Acquacalda ist ein letztes Highlight dieser Wanderung. Im Centro Pro Natura Lucomagno in Acquacalda kann man auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen die Abendsonne geniessen. Und dann im Hotelzimmer oder in einer Jurte übernachten, denn die Gegend am Lukmanierpass ist viel zu schön, um hier nur einen Tag zu verbringen.
Über den Jorat im Norden Nr. 1214
Bercher — Moudon • VD

Über den Jorat im Norden

Moudon, 10. Januar 1868. Selten hatte die Stadt so viele Menschen gesehen. 20 000 Personen waren gekommen, um der Enthauptung von Héli Freymond beizuwohnen. Vielleicht weil die Todesstrafe wenige Jahre später mit der neuen Bundesverfassung abgeschafft werden sollte, weil es eine der letzten Hinrichtung sein würde? Wollten alle diese Leute dieses - im wahrsten Sinn des Wortes - Mordsspektakel noch einmal mit eigenen Augen sehen? Diese Wanderung rollt das Leben des Doppelmörders Héli Freymond wieder auf und führt an den Schauplätzen seiner Verbrechen vorbei. Bercher, die Endstation der LEB, ist der Ausgangspunkt. Von hier geht es erst zum Fluss La Menthue hinunter und dann hinauf auf den Jorat. Die Wanderung quert diesen langen, gedehnten Rücken, der sich von Lausanne Richtung Norden bis auf die Höhe von Moudon erstreckt. Sie kommt an St-Cierges, dem Wohnort des ersten Opfers, vorbei und streift bei Les Troncs den Schauplatz des zweiten Verbrechens. Beim Hof Beauregard beeindruckt die Sicht auf den Alpenkranz. Hier ist auch die Ostseite des Jorats erreicht. Der Weg steigt nach Moudon hinunter, in das Städtchen, wo Héli verurteilt und schliesslich, ganz in der Nähe des heutigen Bahnhofs und umgeben von einer schaulustigen Menge, geköpft wurde. Gegner der Todesstrafe fragten damals sarkastisch: Soll dies die abschreckende Wirkung sein? Wird so ein Exempel statuiert? Die Todesstrafe wurde 1874 denn auch tatsächlich abgeschafft - aber nur fünf Jahre später per Volksabstimmung für etwa 60 Jahre wieder eingeführt. Ebenso sehr wie mit Héli s Verbrechen, befasst sich deshalb diese Wanderung auch mit der Geschichte der Todesstrafe in der Schweiz.
Unterwegs im Räuberwald Nr. 1215
St-Cierges — Thierrens • VD

Unterwegs im Räuberwald

Die als «Brigands du Jorat» bekannt gewordenen Wegelagerer waren – auch wenn sich diese Legende hartnäckig hält – keine organisierten Banden oder Robin Hoods, sondern arme Einheimische, die sich zum Stehlen und Rauben gezwungen sahen, um ihre Familien versorgen zu können. Von den mitunter schaurigen Missetaten, mit denen sie hier einst jahrhundertelang Angst und Schrecken verbreiteten, erzählt bis heute der Wind, der in den weitläufigen Wäldern zwischen Chalet-à-Gobet oberhalb von Lausanne und Thierrens im Norden von Moudon durch die Blätter der Bäume streicht. Die besonders auch für Familien geeignete Wanderung beginnt in St-Cierges. Aus dem Dörfchen hinaus geht es zunächst bis zum Friedhof bei La Sable und von dort weiter nach links – zwar auf Asphalt, aber dafür zwischen malerischen, zu dieser Jahreszeit in leuchtendem Gelb erstrahlenden Rapsfeldern hindurch. Bei der übernächsten Kreuzung biegt die Route rechts ab und führt Richtung Wald. Nach etwa 300 Metern ist ein Graspfad erreicht, der sich von nun an zwischen den Bäumen hindurchschlängelt. Den Wegweisern des «Chemin des Blés» folgend und an der Auberge des Brigands vorbei, gelangt man zum Refuge du Bois des Brigands, wo die Kinder Würste oder Marshmallows grillieren und um drei grosse Totempfähle herumtoben können. Hier zweigen auch drei thematische, je etwa 30 Minuten lange Rundwege ab, von denen einer, der «Sentier du Donjon», zum gleichnamigen Aussichtsturm und ein anderer zu einem von Schülern aus der Region gepflegten botanischen Garten führt. Wer stattdessen beim Refuge geradeaus weiterläuft, erreicht nach einigen Hundert Metern die nordöstliche Ecke des Waldes und wenig später die Haltestelle des Postautos in Thierrens.
Dichte Wälder, tiefe Schluchten Nr. 1216
Chalet-à-Gobet — Montpreveyres • VD

Dichte Wälder, tiefe Schluchten

Nach wenigen Gehminuten, vorbei an den letzten Häusern von Chalet-à-Gobet und dem Rand einer Lichtung folgend, ist der Bois du Jorat erreicht. Der Weg durch den majestätischen Wald vor den Toren von Lausanne - dessen Markierungen man aufmerksam folgen sollte, wenn man sich nicht verlaufen will - ist sehr abwechslungsreich: Mal geht es hinauf, mal hinab, und es gibt auf Schritt und Tritt viel zu sehen. Zahlreiche verschiedene, vorwiegend laubtragende Baumarten prägen das Bild, doch auch die restliche, je nach Sonneneinstrahlung mehr oder weniger dichte Vegetation ist äusserst vielfältig. Hier und da ist das Plätschern eines Baches oder das Zwitschern eines Vogels zu hören, und neben Wanderern und Spaziergängern sind auch einige Velofahrer und Reiter unterwegs. Nach einer guten Stunde lichtet sich der Wald, sodass der Blick ungehindert Richtung Moudon im Nordosten sowie bis zu den Freiburger Voralpen mit dem Gipfel des Moléson im Südosten schweifen kann. Am Waldrand entlang, vorbei an Dörfern und Feldern, geht es in stetem Auf und Ab bis zum nördlichsten Punkt der Wanderung. Etwa die Hälfte der Strecke ist nun zurückgelegt. Vor und nach der kleinen, schmucken Gemeinde Ropraz gibt es tiefe, ebenso malerische wie imposante Schluchten zu entdecken, teils sogar mit Gletschertöpfen, die das Wasser der Bressonne über Jahrtausende aus dem Fels geschliffen hat. Nach Ecorcheboeuf taucht der Weg in ein letztes Waldstück ein, kreuzt noch einmal die Bressonne und führt schliesslich hinauf nach Montpreveyres. Das Dorf hat mit dem Pfarrhaus und der Kirche zwei prächtige, jahrhundertealte Bauwerke zu bieten und wird, da es auf dem Jakobsweg liegt, regelmässig auch von Pilgern besucht.
Dem Flüsschen Talent entlang Nr. 1217
Mauvernay — Echallens • VD

Dem Flüsschen Talent entlang

Diese Wanderung führt ins Waadtland, dorthin, wo die Pâtés vaudois herkommen. Das Blätterteiggebäck mit der Fleischfüllung und der charakteristischen Sülze oben drauf wird hier traditionell hergestellt. In Etagnières, nahe dem Flüsschen Talent, leben die beiden Schwestern Brigitte Grossenbacher und Maggy Berti, die mit ihren Pâtés vaudois schon mehrere Preise gewonnen haben. Das Unternehmen der beiden Frauen «Le Petit Encas» bereitet die weitherum begehrte Delikatesse nach einem alten Hausrezept und mit regionalen Produkten zu, vom Teig bis zur Füllung wird alles im Hause fabriziert. Die Pasteten gibt es in allen Formen, Grössen und mit diversen Füllungen. Die Wanderung dem Talent entlang kann in einer längeren oder kürzeren Version ab Cugy gemacht werden. Bei Mauvernay entspringt das Flüsschen. Von der Bushaltestelle biegt man hinter dem Centre sportif de Mauvernay links ab. Der Weg führt zum markierten Wanderweg Richtung Montheron. Kurz nach dem Kloster Montheron und dem gleichnamigen Restaurant muss der unvollständig markierte, nicht offizielle Wanderweg «Sentier du Talent» gesucht werden: Wo die Hauptstrasse links über den Fluss und der markierte Wanderweg rechts hinauf nach Bottens führt, wählt man das Strässchen geradeaus, von welchem nach einiger Zeit ein kleiner Pfad nach links abbiegt. Nun gilt: Immer möglichst dem Flussufer entlang marschieren. In Cugy lohnt sich ein Halt in der Moulin, einer alten, zu Restaurant, Bäckerei und Metzgerei umgebauten Mühle. Kurz danach, bei Scierie, muss ein Umweg über ein ansteigendes Strässchen gemacht werden, bevor der Weg wieder einfacher ist. Die Brücke unter Moulin d’Assens wird überquert, bevor ein Waldweg links abbiegt. Ab Reni kann auf dem Schnitzelpfad des «Sentier des Racines»/Vitaparcours gewandert werden, der nach Echallens führt.
Auf dem Weg des Salzes II Nr. 1219
Ste-Croix — Vuiteboeuf, Bahnhof • VD

Auf dem Weg des Salzes II

Die Schmalspurbahn Chemin de fer Yverdon-Ste-Croix zieht zwischen Vuiteboeuf und Ste-Croix eine kilometerlange Schlaufe bis nach Six Fontaines, um danach auf einer Rampe am Mont de Baulmes die fast 500 Meter Höhenunterschied in das kleine Städtchen Ste-Croix im Waadländer Jura zu bewältigen. Die Fuhrwerke, die in umgekehrter Richtung bis ins 18. Jahrhundert kostbares Salz aus den französischen Salinen von Salins-les-Bains nach Bern karrten, nahmen den kurzen direkten Weg. Damit sie an den steilen Jurahängen ob Vuiteboeuf nicht abrutschten und in die Schlucht der Gorges de Covatanne stürzten, wurde ein ganzes System von Karrgeleisen angelegt, das als das eindrücklichste seiner Art in der Schweiz gilt. Diese Wanderung verläuft von Ste-Croix zunächst der Kantonsstrasse entlang, die hinunter nach Yverdon-les-Bains führt. Bei Le Rocher lässt man den Asphalt hinter sich und gelangt auf dem Wanderweg nach Le Château-de-Ste-Croix. Wichtig ist hier, nicht in die Schlucht abzusteigen. Ab Le Château-de-Ste-Croix ist der Weg zur Via Salina auch mit braunen Wegweisern markiert. Nach der grossen Kurve, welche die Strasse in Le Château macht, zweigt der Fussweg nach rechts ab. Es folgt ein etwas steiler Abstieg durch Laubmischwald. Nach einem flachen Wegstück folgt man dem braunen Wegweiser nach links und erreicht nach einem kurzen Anstieg das Trassee der Salzstrasse. Die tiefen Fahrspuren im Kalkstein könnte man leicht für einen Römerweg halten. Tatsächlich wurden die verschiedenen Karrgeleise, Ausweichstellen und Stufen für die Zugtiere aber erst ab dem 14. Jahrhundert in verschiedenen Etappen in den Fels geschlagen. Manchmal sind sie etwas im letztjährigen Buchenlaub versteckt. Der Wanderweg verläuft über längere Strecken auf dem einen oder dem anderen Geleise und endet im schmucken Dorf Vuiteboeuf.