Schweizer Wanderwege | Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Genferland Nr. 0650
Lully • GE

Genferland

Das französisch‑genferische Flüsschen Aire hatte früher einen schlechten Ruf. In den 1930er‑Jah~ ren zwängte man es von Saint‑Julien‑en‑Gene~ vois bis zum Zusammenfluss mit der Arve in Genf in ein Betonkorsett, um die wiederkehrenden Überschwemmungen zu bekämpfen, welche die Landwirtschaftsebene des Tals jeweils in eine eklige Kloake verwandelten. Jetzt hat ein Pro~ gramm des Kantons Genf zur Renaturierung der Flüsse, in Zusammenarbeit mit der französischen Nachbarschaft, auch der Aire ihre Lebhaftigkeit zurückgegeben. Vom Dorf Lully in der Genfer Gemeinde Bernex führt eine Wanderung der Aire entlang nach Thairy in der hochsavoyischen Gemeinde Saint‑Julien; zurück in die Schweiz nach Soral, durch Laconnex und Sézenove bis zur Anhöhe von Benex und steil hinunter nach Lully. Wer noch mag, kann bis Lancy an den Pforten Genfs weiterwandern, der Aire entlang, die im aufkeimenden Frühling einige blumige Über~ raschungen bereithält. Diese markierte Wan~ derung ist für jede Jahreszeit geeignet und kann auf ihrem Schweizer Teil überall abgekürzt werden, da jedes Dorf mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen ist. So bietet sich Gelegen~ heit, eine äusserst vielfältige Naturlandschaft zu betrachten, und das vor den Toren einer Stadt, die im Autoverkehr erstickt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, fliesst die Aire frei. Jedes Dorf hat seinen eigenen Charme. Im Frühling verleiht die erwachende Natur mit ihrem Blütenreichtum diesem Spaziergang seinen besonderen Reiz.
Über die Wasserflue nach Aarau Nr. 0651
Salhöhe — Aarau • SO

Über die Wasserflue nach Aarau

Bei der Bushaltestelle «Salhöhe» steht wie gerufen für den Aufbruchskaffee das Passrestaurant Waldgasthaus Chalet Saalhöhe. Geistig wach wandert man anschliessend am nahen Bunker vorbei in Richtung Wasserflue. Zuerst den Waldrand entlang, dann über den bewaldeten Rücken, der sich mehr und mehr zu einem Grat verengt, strebt der Wanderweg dem Gipfel entgegen. Die Wasserflue ist eine herrliche Aussichtskanzel am Rand der Felsen und gut mit Geländern gesichert. Bei klarem Wetter steht der Sicht gegen Norden zum Schwarzwald und gegen Süden zum Alpenbogen nichts im Weg. Die Jurakette mit der Wasserflue ist eine Wetterscheide zwischen Mittelland und Fricktal. Dank der Webcam auf der Wasserfluh, die Bilder von allen Himmelsrichtungen zeigt, lässt sich schon zu Hause am Computerbildschirm abklären, wo die Sicht ungetrübt ist und auf welcher Route sich ein Ausflug lohnt. Für den Weiterweg können Wandernde sich den Wegweisern anvertrauen, die in Richtung Aarau zeigen. Man läuft dabei zuerst im Wald und am Rand des grössten Waldreservates des Kantons Aargau. Im Wald scheint es auch dem Bärlauch wohl zu sein. Auf der ganzen Wanderung führt der Weg immer wieder durch ausgedehnte, grüne Teppiche von Bärlauch. So hängt auch ein knoblauchartiger Duft zwischen den Bäumen. Wenig oberhalb von Aarau steht der «Alpenzeiger», eine originell gestaltete Panoramatafel bei einem Picknickplatz. Hier braucht es wiederum ein bisschen Wetterglück, damit die Aussicht wirklich bis zu den Alpen hinreicht, aber auch die Sicht auf Aarau ist interessant. Bald darauf schlendert man durch die attraktive Stadt mit manchen sehenswerten Ecken und einladenden Restaurants.
Mostindien Nr. 0652
Wittenbach — Romanshorn • SG

Mostindien

Diese Genusswanderung fängt im Sanktgallischen an und endet mitten im thurgauischen «Most~ indien». Der Frühling mit der Blütepracht der Obstbäume ist die schönste Jahreszeit für die 4‑stündige Tour ohne nennenswerten Höhen~ unterschied. In Wittenbach geht man nordwärts die Bahnhofstrasse hinunter, überquert die Kreu~ zung, lässt das Gemeindehaus rechts liegen und biegt beim Wegweiser zum Restaurant Hirschen unbedingt links in die Dorfstrasse hinauf (nicht Richtung Romanshorn). Diese schönere Strecke führt durch den alten Teil des Städtchens. Vor dem hellblauen Schindelhaus der Bäckerei Gätzi rechts auf der Route der «alten Konstanzer~ strasse» (braune Schilder) weitergehen. Bald tut sich vor einem das Drumlinplateau von Witten~ bach auf und gibt einen ersten Eindruck, was die folgenden Wanderstunden landschaftlich bieten werden: sanfte Hügel mit um die Wette blühende Kirsch‑, Birn‑ und Apfelbäume inmitten von Blumenwiesen. Nach Hurliberg und der Wirtschaft zum Schäfli folgen rund 800 Meter auf der Hauptstrasse von Ober‑ nach Unterlören. Bei den ersten Häusern scharf rechts in östlicher Richtung in den Naturweg, der alsbald über Wiesen und an Niederstammkulturen und dem Hof Sittehueb vorbei bis nach Ruggisberg verläuft und idyllischer nicht sein könnte. Die gleichnamige Wirtschaft ist eine Perle in der Landschaft. Von nun an stets in Richtung Romanshorn wandern. Bei Watt über die Gleise, von wo der Blick bis zum Bodensee und hinüber nach Friedrichshafen reicht. Im Zickzack geht es gut ausgeschildert durch Wiesen und an Apfelkulturen vorbei über Burketsuelishus zum Weiler Moos. Dort rechts in den Thurgauer Rund~ wanderweg und alsbald links übern Bach. Von nun an verläuft die Strecke nur noch nordwärts über Stocken bis nach Egnach. Ab dem Bucher Ried führt der Uferweg bis nach Romanshorn.
Vallemaggia Nr. 0653
Gordevio • TI

Vallemaggia

Zwei alte Dorfkerne besitzt Gordevio, Briee und Villa. Doch wer von der Kantonsstrasse kommt, wo der Bus ins Maggiatal hält, sieht vorerst vor allem Einfamilienhäuser aus jüngeren Jahren. Während die engen, hintersten Täler des Valle Maggia mit schwindender Bevölkerung kämpfen, ist der vordere Teil als Wohnort beliebt. Die Schwemm~ ebene verleiht dem Tal hier eine gewisse Grosszügigkeit und Locarno liegt in tolerierbarer Pendlerdistanz. Von der Bushaltestelle aus führt der Wanderweg linkerhand des Wildbachs Ri da Briee an den Berghang. Den Hang entlang läuft man zunächst auf mit Trockenmäuerchen ge~ säumten Wegen, so genannten «caraa», später durch Kastanienwald oder terrassierte Rebberge mit sorgfältig restaurierten Rustici und Reblauben. Kurz vor Maggia, dem Hauptort des Tals, fällt der Weg ab in die Ebene. Dort thront etwas ausser~ halb des Dorfes die Kirche Santa Maria delle Grazie aus dem 16. Jahrhundert. Imposant angelegt ist auch die Pfarrkirche San Maurizio. Sie ist weiter taleinwärts auf einer kleinen Anhöhe über Maggia gebaut und im Innern modern renoviert. Auenwälder säumen den weiteren Weg nach Lodano. Dort quert die Route die Maggia über eine Brücke und führt auf der gegenüberliegenden Seite wieder das Tal hinaus. Wieder geht es über sorgfältig restaurierte alte Wege und durch die nach altem Vorbild neu angelegten Rebberge von Lodano. Bevor die Wanderung über eine Hänge~ brücke zurück nach Gordevio gelangt, führt sie durch die schmucken Dorfkerne von Moghegno und Aurigeno. Und auch bei diesen beiden Dörfern drängen vom alten Zentrum her moderne Einfamilienhäuser hinaus in die Ebene.
Das autofreie Braunwald Nr. 0673
Grotzenbüel — Braunwald Bergstation • GL

Das autofreie Braunwald

Auf eine Bergterrasse westlich oberhalb von Linthal im Kanton Glarus schmiegt sich Braunwald. Seit 1907 ist eine Standseilbahn Zubringerin zum autofreien Ferienort - deren gibt es in der Schweiz bloss acht. Nach einem kurzen Gang vorbei an der Bruder-Klaus-Kappelle, trägt einen die Gondelbahn nach Grotzenbüel, wo Wandernde im Bergrestaurant bei einem Kaffee erst einmal ankommen und die schöne Gegend geniessen können. Wie wäre es mit einem Ausflug auf den Ortstock an einem anderen Tag? Und, aha, die Eggstöcke (mit Klettersteigen) sind es, die sich in nördlicher Richtung erheben. Für diese Wanderung geht es ebenen Weges los und dann in stetigem Auf und Ab weiter. Anfangs tauchen immer wieder einmal Wegweiser und Objekte des Zwergenweges auf: Es ist ein Themenweg für Familien, der entweder in Gumen oder als moderate Variante ebenfalls in Grotzenbüel startet und Kinder zum Beispiel mit der Aussicht auf einen Besuch im Zwergenschloss zum (Weiter-) Wandern motiviert. Via Ortstockhaus führt die Route mal über Alpwiesen, mal durch Waldstücke abwärts zum Bergetenseeli, in dem Kälteresistente vielleicht ein Bad wagen. Nach einem steilen Abstieg ist das Restaurant Nussbühl in Nussbüel erreicht, das weitherum bekannt ist für seinen Gugelhopf. Nun geht es wieder nach Braunwald zurück, wo nach einem erneuten Marsch vorbei an der Gondelbahn Hüttenberg-Grotzenbüel das Märchenhotel Bellevue vor einem liegt, wo man den Tag bei einem Glas «gespritztem Glarner» ausklingen lassen kann.
Aussichtspunkt Golitschepass Nr. 0674
Undere Elsige • BE

Aussichtspunkt Golitschepass

Zwischen Adelboden und Kandersteg, über dem Engstligen‑ und dem Kandertal, erhebt sich die Elsigenalp auf 1800 Meter über Meer. So schnell sie von Frutigen erreichbar ist, so überraschend ursprünglich ist die Landschaft, die in der Region bekannt ist für ihre Pflanzenvielfalt. In alle Himmelsrichtungen lassen sich genussvolle, wenig schwierige (Berg‑)Wanderungen unternehmen. An sonnigen Tagen ziehen Gleitschirmflieger ihre Kreise über den Köpfen der Wandernden in den Himmel und Bergfexe werden sich über den Klettersteig freuen. Fünf Minuten braucht die Luftseilbahn von Elsigbach auf die Elsigenalp. Dort startet die Rundwanderung. Etwa fünf Minuten nach der Bahnstation steht das Bergrestaurant mit den Wegweisern zu allerlei Zielen. Für diese Route schlagen Wandernde den Weg in Richtung Elsigsee ein. In dem kleinen, idyllischen See kann man im Sommer baden oder am Ufer bräteln. Anschliessend gilt es, kurz Ausschau nach dem Wanderweg zu halten. Der Pfad schlängelt sich über Bergmatten den Hang hoch, schlägt eine enge Kurve und steigt auf den Stand, den höchsten Punkt dieser Wanderung, der auf 2320 Meter über Meer liegt. Nach einem kurzen Abstieg ist der Golitschepass erreicht. Beide Punkte warten mit einer fantastischen Aussicht auf: Blüemlisalp, Fründe‑ und Doldenhorn reihen sich am Horizont auf. Nebenan erhebt sich das Elsighorn - ebenfalls ein kleiner Wandergipfel -, das aus dieser Perspektive wie ein Hügelchen wirkt. Das erste Stück Abstieg ist etwas steil, dann geht’s sanft abfallend auf kleinen Pfaden über Weideland, das die liebliche Hügellandschaft begrünt, zurück zur Station der Luftseilbahn.
Grenzwandern bei Lucelle Nr. 0675
Lucelle • EU

Grenzwandern bei Lucelle

Ein paar Kilometer nordwestlich von Delémont, im Tal der Lucelle, direkt an der Schweizer Grenze, liegt der zur Gemeinde Pleigne gehörende Weiler Lucelle. Die Wanderung beginnt an der Bushaltestelle beim Zoll, wo ein Pfad hinter der Wandertafel Richtung Kloster hinunterführt zum Ufer des kleinen Stausees. Am Seeende über die Staumauer gehen und links die Treppe hinuntersteigen, dann taucht der Weg in den Wald und folgt mehr oder weniger ebenen Wegs der Lucelle. Linkerhand wird der Blick frei auf das ehemalige Kloster von Lucelle. Später zweigt die Route rechts ab und steigt hoch zur Löwenburg, die auf einem Höhenzug liegt. An diesem historischen Ort lässt sich gut eine Pause einlegen, dabei können Wandernde sich von der Sonne wärmen lassen und die Aussicht nach Frankreich hinüber geniessen. Zu besichtigen gibt es in Löwenburg eine gotische Kirche, eine Ruine oder ein archäologisches Museum (vorher anrufen, Tel. 032 431 12 20). Die Hofanlage gehört heute der Christoph-Merian-Stiftung und wird als Landwirtschaftsbetrieb geführt. Der kulinarische Höhepunkt erwartet Wandernde im Restaurant Moulin Neuf oder Neumühle. Im schön restaurierten, mit dem «Goût Mieux» ausgezeichneten Haus in liebevoll gestalteter Umgebung werden frische Bioköstlichkeiten auf den Tisch gezaubert, die allein schon den Ausflug wert sind. Wer müde ist nach dem Essen oder einfach noch ein wenig verweilen möchte, kann hier übernachten oder die Heimreise mit dem Bus in Richtung Laufen antreten. Alle anderen machen sich auf den Rückweg. Der folgt wieder der Lucelle und lässt dem Magen Zeit, die Köstlichkeiten zu verdauen.
Das Sälischlössli bei Olten Nr. 0676
Olten • SO

Das Sälischlössli bei Olten

Am Bahnhof von Olten startet diese ideale Sonntagswanderung. Wandernde gehen unter der Unterführung durch und folgen dem Wegweiser Richtung Aarburg. Gemütlich folgt man der Aare. Nach deren Überquerung wird es überraschend schnell ländlich. Der Wanderweg durchquert das Naturgebiet Ruttiger, eine naturnah gepflegte Kulturlandschaft. Gut sichtbar sind Falt-prospekte aufgestellt, die darüber informieren, wie der Kanton Solothurn die Hecken, Waldränder und Heumatten erhalten und fördern will. In Aarburg, der schmucken Kleinstadt, die bereits im Kanton Aargau liegt, gilt es, gut auf die Wegweiser zu achten, um nicht den falschen Weg rechts durchs Dorf zu erwischen. Steil steigt der Pfad den Hang hoch, führt vorbei an der Ruine Wartburg, dann gemächlich durch den Wald zum Sälischlössli, das die Herren von Ifenthal 1260 als zweites Zentrum ihrer kleinen Ro¬dungsherrschaft unter dem Namen Neu-Wartburg gründeten. Wer kein Picknick mitgebracht hat, braucht trotzdem nicht mit knurrendem Magen heimzukehren. Bei einem Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants – oder sonntagmorgens ab zehn Uhr bei einem Brunch – lassen sich Rundsicht und Sonnenwärme geniessen. Dann folgt der Abstieg durch den Wald. Eingangs Olten taucht ein kleiner Wildpark auf, in dessen Gehegen am Wegrand sich Hirsche, Mufflons und Ziegen tummeln. Mit etwas Glück streckt ein süsser – aber dem Warnschild nach bissiger – Waschbär sein Näschen aus dem Hüttchen. Durch Wohn¬quartiere hindurch schlängelt sich der Wanderweg schliesslich zum Bahnhof zurück. Auf der Terrasse des Restaurants Aarhof, das am anderen Ende der Bahnhofbrücke steht, lässt sich der Wandertag vor der Heimreise bei einem Wanderdrink gemütlich abschliessen.
Der Pic Chaussy Nr. 0677
Col des Mosses • VD

Der Pic Chaussy

Schön sieht sie aus, die Hochebene von Les Mosses. Damit ist spätestens jetzt, beim Aussteigen aus dem Postauto auf dem Col des Mosses, die Wanderlust geweckt. Gleich zwischen Post und Le Relais Alpin geht’s los, immer den mit Lac Lioson und Pic Chaussy beschrifteten Wegweisern folgend, den Hang hoch, durchs Dorf hindurch und links den Waldrand entlang aufwärts. Auf der ersten Terrasse quert der Weg eine Matte und führt nach Lioson d’en Bas, direkt auf eine kleine Käserei zu. Wer die Alpkäserei besuchen oder Hofprodukte kaufen möchte, ruft am besten vorher an. Weiter geht’s ein kurzes Stück auf der Teerstrasse hoch und nach einer scharfen Linkskehre wieder auf einem Naturweg nach Lioson d’en Haut mit einem Bergrestaurant und dem Lac de Lioson, der auch «Perle der Bergseen» genannt wird. Der Aufstieg geht weiter in Richtung Pic Chaussy. Kleine Wege ziehen den Hang hoch, mit jedem Schritt weitet sich die Sicht auf die Salaires ein wenig mehr. Auf dem Übergang vor dem letzten Aufstieg zum Gipfel gilt es, den angezeigten, aber nicht sehr gut sichtbaren Weg zu erspähen, dann geht’s weiter aufwärts. Am Südhang tummelt sich eine Herde Steinböcke. Die Tiere sind gar nicht scheu. Sie sind wohl an die Besucher gewöhnt. Dann ist der Gipfel (2351,4 m) erreicht, und die Aussicht öffnet sich nach Les Diablerets hinüber: das perfekte Panorama zu Sandwich und Tee oder Kaffee. Der Abstieg führt bis zur Verzweigung bei P. 2079 über den gleichen Weg, dann aber geht’s linksherum über Vers les Lacs nach Lioson d’en Bas und wieder zurück nach Col des Mosses. Wer das Waadtland nicht gleich wieder verlassen möchte, kann im Dorfzentrum zum Beispiel im Hotel Le Relais Alpin übernachten oder vor der Rückfahrt wenigstens ein Stück feine Fruchtwähe geniessen.
Abstieg vom Monte Generoso Nr. 0678
Monte Generoso — Bellavista • TI

Abstieg vom Monte Generoso

Wer erinnert sich nicht an den dreieckigen, mit Crème gefüllten MonteGeneroso‑Cake? Auf dem gleichnamigen Berg startet die Wanderung. Blauorange wie die Verpackung des Cakes leuchtet die Zahnradbahn in Capolago, die einen auf den schweizerisch‑italienischen Grenzberg hinaufträgt. Zufall ist es nicht, dass die Migros einen Cake nach dem Berg benannt hat; Gottlieb Duttweiler rettete 1940 die Zahnradbahn vor dem drohenden Konkurs. So ist der beliebte Ausflugsberg, dessen Süd‑ und Westflanke zur Schweiz und die Nordflanke zu Italien gehört, den Wandernden erhalten geblieben. Bei klarer Sicht reicht der Blick über den gesamten Alpenbogen bis hin zur Bernina. Der lässt sich am besten bei einem wandermotorenstartenden Kaffee im Panoramarestaurant Vetta oder an der Bar im Parterre geniessen. Überraschend und wunderschön ist es hier. Wer hätte eine derart urtümliche Landschaft erwartet? Los geht es abwärts in Richtung Alpe Nadigh. Der Berg, den die Einheimischen Calvagione nennen, ist bekannt für seine vielfältige Flora. Augenfällig sind die vielen Ziegen in allen denkbaren Farben, die sich hier offensichtlich wohl fühlen und um die eigentümlichen kleinen Trocken‑mauerhäuschen klettern. Es sind Schneegrotten oder Nevere, Vorläufer des heutigen Kühlschrankes. Zwei Drittel des Häuschens sind unterirdisch angelegt, aus der Erde ragt nur so viel der Schneegrotte, wie eine Tür Platz braucht. Sennen benutzten sie, um Milch in der Nähe des Stalls zu lagern. Nach der Alpe Génor und einer Hangpassage überquert der Weg die Bahnlinie und führt dann parallel dazu zur Bahnstation Bellavista.
Bisse de Clavau im Rebhang Nr. 0680
St-Léonard — Sion • VS

Bisse de Clavau im Rebhang

74 Kilometer ist er lang, der Weinweg, der in sanftem Auf und Ab inmitten von Rebgärten in vier Etappen von Martigny nach Leuk führt. Er ist ganzjährig begehbar, im Winter ist es die apere sonnenerwärmte Südhang‑Lage, die lockt, im Frühling die fortgeschrittene erwachende Vegetation, im Herbst sind es die Ausblicke auf die farbenfrohe Natur mit bereits weiss gekrönten Bergspitzen. Bloss unter der Sommerhitze ist die Route besser zu meiden. In Saint‑Léonard, dem Dorf mit dem grössten natürlichen, unterirdisch befahrbaren See Europas (www.lac‑souterrain.com), beginnt diese Wanderung. In der Bäckerei gleich neben dem Bach, der die Dörfer Uvrier und Saint‑Léonard trennt und wo auch der Hauptwegweiser steht, lässt sich der Tag mit einem Frühstück gemächlich starten. Dann geht’s direkt den Hang hoch und immer der Bisse de Clavau entlang durch die Rebhänge, stets begleitet von Ausblicken aufs Rhonetal und die Walliser Bergwelt, die sich im Hintergrund majestätisch erhebt. Einblicke in die Seitentäler wie das Val d’Hérens machen Lust auf weitere Wanderungen. Auf den Schautafeln des Weinwegs erfährt man viel Neues über den Weinbau. Chasselas, Johannisberg, Gamay und Pinot noir sind die vier Hauptsorten, die neben einheimischen Reben wie Amigne, Humagne, Petit Arvine, Cornalin und Païen, aber auch international bekannten Trauben wie Syrah angebaut werden. In der Guérite Brûlefer, sie gehört zum ältesten Weingut im Kanton Wallis, und wird von der Familie Bonvin geführt, bietet es sich an, bei einem Raclette Mittagspause einzulegen und bei einem Glas Fendant Brûlefer die Aussicht zu geniessen. Dann sticht der Weg bereits nach Sion hinunter, wo er durch die Altstadt zum Bahnhof führt.
Vom Bernina hinunter Nr. 0679
Bernina Suot — St. Moritz / S. Murezzan • GR

Vom Bernina hinunter

In Sameden besteigt man den Zug in Richtung in Tirano. Je nach Lust kann man mit der Rhätischen Bahn (RhB) soweit fahren, wie man zurück wandern kann; die Via Albula/Bernina Nr. 33 führt von jeder Station an der Berninalinie sicher nach St. Moritz. Für diese Variante der Via Bernina steigt man bei der Bahnstation Bernina Suot aus. Der morgendliche Talwind bläst hier scharf ins Gesicht. Wer die traumhafte Fahrt mit der RhB, – mit Aussichten zum Piz Bernina oder Morteratsch Gletscher – verschlafen hat, ist spätestens hier wach! Dem Fluss Ova da Bernina talwärts entlang wandernd, wandelt sich der ruhig dahin rauschende Fluss bald in einen Bergbach, mit tosenden Wasserfällen und schäumenden Strudeltöpfen. In Morteratsch angelangt, eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf den gleichnamigen Gletscher: An beiden Talflanken sieht man immer noch die Schliffgrenzen des ursprünglichen Gletschers. Das mussten gigantische Eismassen gewesen sein. Ein Abstecher zur Gletscherzunge dauert aktuell 53 Minuten, aber in jedem folgenden Jahr wird es länger dauern, wie Tafeln mit Jahreszahlen das Abschmelzen des Gletschers eindrücklich dokumentieren. In Sichtdistanz zum Bahntrassee geht es weiter Richtung Pontresina, sodass man keinen der roten RhB‑Züge der verpasst. Das Pfeifen der Züge und der ganz sanft abfallende Wanderweg lädt jeden ein, mit voller (Zugs‑) Kraft zu wandern; hier erreicht man Wander‑Höchstgeschwindigkeit! Kurz unterhalb von Pontresina wird dieses Vergnügen gar verdoppelt, weil links und rechts der Wanderweg von Bahntrassees gesäumt wird. Bei der Station Fda Punt Muragl–Staz stechen wir linkerhand in den Wald, vorbei an Sümpfen zur Waldlichtung mit dem Lej da Staz. Ein wunderbarer Ort für einen letzten Rast, bevor es an das Ufer des Lej da S. Murenzzan und in das mondäne St. Moritz geht, dem Endpunkt der Wanderung geht.
Entdeckungen im Schwarzbubenland Nr. 0681
Aesch (BL) — Seewen (SO) • BL

Entdeckungen im Schwarzbubenland

Ausgangsort dieser Wanderung ist der Bahnhof Aesch. Hier zwängen sich Eisenbahnlinie, Haupt‑ und Autostrasse durch die Klus, dem Nadelöhr ins Laufental. Es erstaunt daher nicht, dass man zu Beginn der Wanderung an Panzersperren und Bunker vorbei wandert, denn während des zweiten Weltkriegs war die Klus von Angenstein ein militärstrategisch wichtiger Ort. Mit viel List wurde hier eine 9‑Zentimeter‑Panzerabwehr‑Kanone in einem Haus mit Ziegeldach, bemalt mit Wabenfenster, getarnt. Vorbei am Schloss Angenstein und den Felstürmen mit Resten der Ruine Bärenfels geht es auf die Herrenmatt hinauf, wo man in der Gartenwirtschaft erstmals einen Rast einschalten kann oder sich schon von der gutbürgerlichen Küche verwöhnt lassen kann. Nur unweit dieses Gehöfts stürzte 1973 ein britisches Flugzeug nach langer Irrfahrt ab. Ein Denkmal erinnert noch heute an die 108 Todesopfer. Durch Wälder, entlang von Wiesen geht es Richtung Hochwald, oder Hobel, wie man im Volksmund sagt. Doch die Einwohner haben noch einen weiteren Übernamen: Buttenklopfer. Er kommt daher, dass Hochwald praktisch der einzige Ort in der Schweiz ist, wo man aus Hagenbutten einen Früchtebrei, den Buttenmost, herstellt. Dabei werden die Hagenbutten zerklopft. Aus Buttenmost lassen sich Konfitüren, Parfait, Joghurt‑ oder Quarkspeisen herstellen. Wer im September oder Oktober durch Hochwald wandert, kann ihn direkt ab Hof kaufen. Über den höchsten Punkt von Hochwald, dem Nättenberg, geht es hinunter nach Seewen. Man folgt jetzt ausnahmsweise nicht mehr den gelben Wanderwegweisern, sondern den braunen, die zum Musikautomattenmuseum führen. Hier lässt man sich zum Abschluss der Wanderung von den Drehorgeln‑Klängen oder von den dutzenden Orgelpfeifen der Britannic‑Orgel verzaubern.
Der Toggenburger Sagenweg Nr. 0682
Alp Sellamatt • SG

Der Toggenburger Sagenweg

Auf einer wunderschönen Hochebene im Toggenburg liegt auf 1400 Meter über Meer die Alp Sellamatt. Gleich neben der Seilbahnstation steht das Berghotel Sellamatt, flankiert von einer Kapelle aus Naturstein. Das Wirtepaar hat sich einen Wunsch erfüllt, als es sich diese Kapelle im Jahr 2002 bauen liess. Gern wird sie für Hochzeiten genutzt, und an Weihnachten wird hier die Weihnachtspredigt gehalten. Die Route – der Sagenweg – beginnt gleich oberhalb des Restaurants, sie ist gut ausgeschildert. Der Bergwanderweg ist problemlos zu begehen. Ohne nennenswerte Steigungen schlängelt sich der Pfad zuerst durch ein Wäldchen, dann über ausgedehnte Wiesen, die an die Weiten des Juras erinnern, wären da nicht die Churfirsten, die sich in unmittelbarer Nähe erheben. An über zehn Stationen werden auf bemalten Holztafeln die eindrücklichsten Figuren von Sagen dargestellt, die in Kurzform daneben nachzulesen sind. Über die Holztafeln mit Aussparungen in Kopfgrösse werden sich vor allem Kinder freuen, wenn die Mutigsten unter ihnen zum Beispiel den Kopf vor dem Henker auf den Richtblock legen können. Beim Thurtalerstofel lässt sich die Route abkürzen. Wer von der Station drei direkt zur Station sieben weitergeht, hat am Schluss (inkl. Tafeln lesen) eine dreistündige Wanderung zurückgelegt. Wer Lust und Puste für mehr hat, geht geradeaus weiter bis zum Wildmannlisloch, einer alpinen Karsthöhle, in die sich diejenigen hineinwagen dürfen, die eine Taschenlampe mitgebracht haben. Und auch hier lockt eine Abkürzungsvariante. Wann bietet sich denn sonst die Gelegenheit, in einer Seilbahnkiste zu fahren? Eine solche steht unweit der Höhle (vorher anrufen, die Betriebszeiten sind unregelmässig: Tel. 079 537 77 20 bzw. www.wildmannli.ch/Lage). Standhaft Gebliebene schlagen nun den Rückweg ein, der bei Station sieben wieder in den Rundkurs mündet. Von dort geht’s zurück zum Berghaus.
Flusswanderung Nr. 0646
Büren an der Aare • BE

Flusswanderung

Vom Bahnhof in Büren an der Aare führt die Wanderung zunächst ins Städtchen hinunter. Beim Eingang in die Altstadt steht auf der linken Seite ein stattliches bemaltes Gebäude mit mehreren Türmen¹. Es handelt sich dabei um den bedeutendsten bernischen Schlossbau des 17. Jahrhunderts, der von 1620 bis 1625 als Landvogteisitz erbaut worden war. Die gesamte Altstadt ist aus kulturhistorischer Sicht sehr reizvoll. Gegenüber dem Hotel zum Bären biegt die Route links zur Holzbrücke ab. Sie war 1989 im Bern- Jura‑Konflikt einem Brandanschlag zum Opfer gefallen, wurde rekonstruiert und 1991 wieder in Betrieb genommen. Auf der anderen Seite der Brücke biegt der Weg nach links und folgt während rund acht Kilometern dem alten Lauf der Aare, welcher nach dem Bau des Nidau-Büren‑Kanals im Rahmen der 1. Juragewässerkorrektion (1868‑1891) vorerst als scheinbar funktionsloses Zwischenstück übrigblieb. Später jedoch erwies sich dieses «Anhängsel» als ökologischer Glücksfall, entstand 1982 doch ein kantonales Naturschutzgebiet. Wandernde sind denn auch gebeten, sich an die Vorschriften zu halten und beispielsweise im Sommer nur an den ausdrücklich bezeichneten Stellen zu baden oder zu grillieren. Der Weg folgt grösstenteils als Naturpfad dem Flusslauf, während er auf dem letzten Drittel der Strecke zum Teil auf Hartbelag führt. Ein 5‑Minuten‑Abstecher zu einem hölzernen Beobachtungsturm lohnt sich, bevor die Wanderung wenig später in der Altstadt von Büren endet.
Flusswanderung Nr. 0647
Unterengstringen — Wettingen • ZH

Flusswanderung

Vom Bahnhof Schlieren aus fährt einen der Bus Nr. 302 oder 308 bis zur Haltestelle Eckstein, weiter geht es zu Fuss ein Stück neben der Limmat her zum Kloster Fahr. Es ist noch heute von Benediktinerinnen bewohnt und beherbergt zudem die Bäuerinnenschule Kloster Fahr sowie einen Klosterladen. Der Wanderweg führt vom Kloster Fahr am rechten Ufer der Limmat entlang. Wer möchte, kann sich über den omnipräsenten Strassenlärm und die vorbeibrausenden Züge ärgern. Andere blenden das Rauschen der Auto~ bahn, die parallel zur Limmat verläuft und diese mehrmals überquert, einfach aus und geniessen die in dieser dicht besiedelten Gegend unerwartet idyllische, gemächliche Flusslandschaft. Immer wieder raschelt es in den trockenen Blättern vom Vorjahr, eine Eidechse huscht über den Kiesweg, Enten, Schwäne und Blesshühner schwimmen vorbei oder sitzen am Ufer in der Sonne. Auf der Höhe des Bahnhofs Killwangen‑Spreitenbach überqueren die Wandernden die Limmat, der Weg führt nun das linke Ufer entlang. Nach dem Elektrizitätswerk Wettingen, bei dem seit 2007 ein «Fischpass» Fischen den Aufstieg bis in den Zürichsee ermöglicht, wird der Fluss erneut überquert, diesmal auf der Zollbrücke, einer gedeckten Holzbrücke. Nun gelangt man direkt auf das Gelände des Klosters Wettingen. Bis 1841 lebten im Maris stella (Meerstern) genannten Kloster Zisterziensermönche. Danach wurden die Gebäude als Lehrerseminar genutzt, heute ist es die Kantonsschule Wettingen. Der Kreuzgang und die Klosterkirche sind von Frühling bis Herbst tagsüber frei zugänglich, Park und Gärten bieten den Schülern und Besuchern wunderschönen Raum zum Ausruhen, Plaudern, Spielen und Geniessen. Im Lädeli bei den Geräteschuppen werden Gemüse, Früchte und Honig aus Eigen~ produktion verkauft.
Flusswanderung Nr. 0648
Rheinfelden — Stein (AG) • AG

Flusswanderung

Rheinfelden, die Stadt am Rhein, ist die älteste Zähringerstadt der Schweiz. Bei einem Stadt~ rundgang lassen sich die mittelalterlichen Türme und Torbogen, die alte Rheinbrücke und die kunstvoll verzierten Hausfassaden der autofreien Altstadt bestaunen. Die Wanderung nach Stein beginnt beim bekannten Kurzentrum. «Sole uno» heisst die moderne Bade‑Erlebniswelt und die Sole bzw. das Salz sind auch wichtiger Teil der Stadtgeschichte. Im Jahre 1844 wurden zwei Salinen gegründet, die Natursole schon bald zum Baden verwendet. Im Kurpark steht noch ein Sole‑Förderturm aus der Pionierzeit und ist heute als Museum eingerichtet. Vorbei am neuen Kraftwerk führt die Route weiter den Rhein entlang. Auf der deutschen Seite des Flusses zeigt sich das Umgehungsgewässer, ein Fischpass, der beim Bau des neuen Kraftwerkes eingerichtet worden war. Bald erreicht man in Ryburg‑Schwörstadt ein weiteres Flusskraftwerk, das stärkste am Hochrhein. Doch nicht nur Technik herrscht vor, die Route überrascht durch ihren fast durch~ gehenden Verlauf durch die Uferwälder des Rheins; am Weg liegen die Ruinen mehrerer römischer Wachtürme. Auch lässt die Wanderung Raum für Exkursionen: etwa eine Besichtigung der Saline Ryburg oder ein Besuch der Storchensiedlung in Möhlin. Am Ziel, in Stein AG, bietet sich dann die Gelegenheit, hinüber nach Baden Württemberg zu bummeln. Die gedeckte Holzbrücke zwischen Stein und Bad Säckingen ist mit 203,7 Metern die längste Holzbrücke Europas. Die Alte Rheinbrücke, wie sie auch genannt wird, steht nur Fussgängern und Velofahrern zur Verfügung. Und Bad Säckingen verlockt mit einer schönen Altstadt zum Einkaufs‑ und Beizenbummel. Ausweis nicht vergessen!
Von Carona nach Montagnola Nr. 0705
Carona — Montagnola • TI

Von Carona nach Montagnola

«Nie aber habe ich so schön gewohnt wie im Tessin... und eines meiner Bücher, das «Wanderung» heisst, ist nichts als ein Lobgesang an die Tessiner Landschaft. Sie ist mir zur Heimat geworden», schrieb Hesse 1954. Die Zeilen zeigen etwas von der heilsamen Wirkung, die Klima, Landschaft und Kultur dieses Landstrichs auf ihn hatten. Auf der Wanderung begeben wir uns auf die Spuren des Dichters. Im Zentrum von Carona angekommen, lohnt sich ein Besuch in der Pfarrkirche San Giorgio. Bemerkenswert ist ein Fresko des Jüngsten Gerichts im Chor der Kirche. Das malerische Dorf ist auch in Hesses Erzählung «Klingsors letzter Sommer» beschrieben. Gut wiederzuerkennen ist etwa ein Haus mit zwei kleinen Balkonen und einem im Dachgiebel aufgemalten Papagei. Ausgangs des Dorfes stehen das Grotto del Pan Perdü, im Wald ein Brunnen mit Tierfratzen und die Wallfahrtkirche Santa Maria oder Madonna d’Ongero, alles Bauten, die Hesse beschrieb. Die Kirche hatte es ihm besonders angetan: «Um die Zeit des Sonnenuntergangs ist der kleine Platz vor der Waldkirche der schönste in der ganzen weiten Gegend.» Vorbei am ehemaligen Kloster Santa Maria Assunta di Torello, das 1389 bereits aufgehoben wurde, führt der Weg durch schattigen Wald hinunter nach Figino und steigt auf der anderen Seite, der Collina d’Oro, über Agra nach Montagnola empor. Hier besteht ein Hesse‑Rundweg mit mehreren Stationen und eigener Signalisierung. Zu empfehlen ist ein Besuch im Hesse‑Museum in der Casa Camuzzi, in der der Dichter zwölf Jahre lang gewohnt hatte.
Wurstwandern Nr. 0612
Montfaucon — Pré Petitjean • JU

Wurstwandern

Eine eisige Bise weht über Montfaucon, das noch ein Morgennebel umhüllt. Hier beginnt eine vierstündige Wanderung, deren Herzstück der verträumte Weiher Etang de la Gruère ist. Bevor man sich Richtung Bémont aufmacht, drängt sich ein Zwischenhalt auf, um im Laden Couleurs du Terroir den Wandervorrat mit einer wohlschmeckenden Trockenwurst aus örtlichem Bio-Rindfleisch zu ergänzen. Ein breiter Weg führt durch Weiden, die von imposanten Fichten gesäumt sind. Bis zum Weiler Bémont ist keine Seele zu sehen. Nachdem die Route kurz der Hauptstrasse Saignelégier–Delsberg gefolgt ist, biegt sie Richtung Weiler Cerlatez ab und führt vorbei an stattlichen Freiberger Höfen, bevor ein Märchenwald auftaucht, in dem man sich leicht verirren kann. Da ist es beruhigend, wieder auf eine Strasse zu stossen und sich von einem gelben Wegweiser versichern zu lassen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Einige Kühe, die friedlich in der Nähe des Naturschutzzentrums Cerlatez grasen, sind ein willkommenes Lebenszeichen. Der Dunst ist unverschleiertem Sonnenschein gewichen, der aber gegen die hartnäckige Bise nicht aufkommt. Ein Weg führt nach Petite Theurre, von wo der Blick auf den Etang de la Gruère fällt, einen silbernen, von hohen, dunklen Tannen umgebenen Spiegel. In Petite Theurre zweigt ein gewundener Pfad rechtwinklig Richtung Montfaucon ab. Hier lässt sich der unbestreitbare Charme dieser Freiberger Landschaft geniessen, die sich im sanften Oktoberlicht hinter einem Trüppchen rastender Pferde weit ausbreitet. Der Ausflug endet bei der Bahnstation Pré Petitjean, etwa 20 Minuten von Montfaucon entfernt. Der Wind ist richtig eisig.
Piz Spadla Nr. 0614
Vnà — Sent • GR

Piz Spadla

Der Piz Spadla verspricht eine prächtige Gratwanderung. Ein paar anspruchvolle Passagen mit Kettengeländer sorgen für etwas Prickeln. Das alles ergibt einen Leckerbissen für geübte Bergwanderinnen und Bergwanderer. Der Start zur Wandertour erfolgt entweder in Vnà, dem kleinen Dorf hoch über dem Haupttal, oder beim Kurhotel Val Sinestra, das bereits ein Stück weit im gleichnamigen Tal hinten liegt. Beide Orte sind mit dem Postauto erreichbar. Man kann aber auch den ersten Teil der Wanderung bis zum Hof Zuort bereits am Vorabend zurücklegen. Der Weiterweg vom Hof Zuort führt hinauf ins Val Laver. Etwa auf der Höhe von Tiral zweigt die Route in Richtung Fuorcla Spadla ab. Von dieser Lücke führen die Pfadspuren über den Grat, den Fil Spadla, in nordöstlicher und östlicher Richtung weiter bergan. Eine Felskuppe muss umgangen werden. Zur Sicherheit wurde hier ein Kettengeländer befestigt. Die höchste Erhebung ist der Punkt 2936.3 auf dem Fil Spadla. Der eigentliche Piz Spadla ist nur ein unscheinbarer Nebengipfel, wo sich aber drei Grate treffen. Der Abstieg geht in östlicher Richtung bis zu besagtem Piz Spadla, dann über die Fortsetzung des Grates in südöstlicher Richtung. Hier folgt die heikelste Stelle der Wanderung. Mithilfe von Ketten turnt man über ein paar Felsstufen hinunter. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unabdingbar. Ohne Schwierigkeiten gehts dann weiter bis zu Punkt 2654 und im Zickzack zwischen Lawinenverbauungen hinunter auf einen breiten Weg, der nach Sent hinabführt.
Turtmanntal Nr. 0616
Gruben • VS

Turtmanntal

Von der Bergstation der Luftseilbahn in Oberems fährt der Ortsbus in einer Viertelstunde bis nach Gruben ins Tal (nur zwei Kurse am Vormittag). Hier beginnt die anspruchsvolle Rundtour zur Turtmannhütte. Die einfache Variante heisst Strassenweg und führt ab Gruben auf dem Jeepweg zum Stausee und von dort weiter zur Hütte (2 Std.). Der interessantere Bergweg steigt gleich hinter der Terrasse des Hotels Schwarzhorn am rechten Talhang hinauf Richtung Augstbordpass. Oberhalb der Waldgrenze bei den Wegweisern bei Punkt 2270 verlässt man die Passroute nach St. Niklaus und folgt nun dem Panoramaweg Turtmanntal zum grasüberwachsenen Damm und über die Gigi Oberstafel in südlicher Richtung. Auf diesem Höhenpfad ist bald der Turtmanngletscher in Sichtweite, ebenso die beiden milchigblaugrünen Stauseen. Ohne zur Materialbahn abzusteigen, wo auch der Stausee‑Weg einmündet, folgt der letzte kurze Anstieg zur Hütte. Für den Abstieg nicht den Steinmannliweg nehmen, sondern ein kurzes Stück der Aufstiegroute folgen, diesmal zur Materialbahn hinabsteigen. Von der breiten Naturstrasse führt ein Pfad durch den Geröllhang zur Staumauer. Weiter geht es auf dem Jeepweg, um nach knapp 30 Minuten kurz vor der Gefahrentafel wenige Meter in den imposanteren Schluchtweg hinabzusteigen, der die Turtmänna überquert. Im Vorder Sänntum, wo Strassenweg und Schluchtweg zusammenkommen, wird die Brücke überquert, und danach geht es links des Bachs auf Graswegen bis nach Gruben.
Romantische Hotels Nr. 0618
La Ferrière • BE

Romantische Hotels

Wie ein Spielzeugzug muten die beiden roten Waggons an, wenn sie hinter dem Bahnhof von La Ferrière eine grosse Kurve durch die verschneite Landschaft ziehen und in dem vom Raureif verzierten Märchenwald verschwinden. Trocken knirscht der Schnee unter den Schuhen, und die Kälte verschlägt einem den Atem. Der Weg schlängelt sich über die lang gezogenen Hügel, und auf einer Anhöhe taucht überraschend ein mächtiges Haus auf. Mitte des 19. Jahrhunderts war es als Wohnhaus gebaut worden, seit gut hundert Jahren wird es als Gasthaus genutzt, mal für wohlhabende Zürcher Industrielle – wie den Schokoladenfabrikanten Sprüngli, der zu Pferd über die weiten Juraweiden ritt –, mal für die aus dem Flachland vertriebenen Täufer und in jüngster Zeit für Langlaufbegeisterte und Leute, die Stille und Abgeschiedenheit lieben. Fast ein bisschen abweisend sieht das Haus von seiner Rückseite her aus; umso herzlicher ist der Empfang von Agnès Frochaux, die seit fast zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel La Chaux‑d’Abel führt. Gerade verabschiedet sie eine Gruppe, die ein Familienfest im Haus gefeiert hat. Schon bald dampft eine heisse Schokolade auf dem Tisch im Esszimmer, in dem das hölzerne Täfer und die Kassettendecke Stil und Gemütlichkeit verbreiten. In dem nur eine Bahnstation entfernten Les Bois sind mehrere Winterwanderwege ausgesteckt. Vor Ort empfiehlt die Hausherrin eine Rundwanderung auf einer verschneiten Strasse über die Montagne du Droit zurück nach La Ferrière, und ihrer familiären Freundlichkeit ist es keine Spur anzumerken, dass ihr Hotel im Führer des Schweizer Heimatschutzes als eines der schönsten Hotels der Schweiz aufgeführt ist.
Romantische Hotels Nr. 0619
Rotenboden — Riffelberg • VS

Romantische Hotels

«Ich werde den Riffelberg besteigen», sagte Mark Twain zu seinem Reisegefährten Harris, als er im Jahre 1878 in Zermatt weilte. Er hatte den Tag zuvor mit der Lektüre von Bergsteigerbüchern verbracht, und ein Abenteuer lockte ihn. Humorvoll sind seine Schilderungen, und nach erfolgreicher Expedition notierte er: «Unsere Grosstat war getan – die Möglichkeit des Unmöglichen war bewiesen worden, und Harris und ich zogen stolz in den grossen Speisesaal des Riffelberghotels ein und stellten unsere Alpenstöcke in die Ecke.» Im Laufe der Jahre entwickelte sich die ehemalige Bergsteigerunterkunft zu einem komfortablen Berghotel, und die Aussichten auf das Matterhorn und die Zermatter Bergwelt sind heute so schön wie einst. Dem romantisch‑historischen Hotel nähert sich die Route bequem von der Station Rotenboden (Station der Gornergratbahn): entweder auf dem präparierten Winterwanderweg oder auf dem Panorama‑Trail, einer markierten Schneeschuhroute. Beide Varianten unterscheiden sich nur unwesentlich, in eineinhalb Stunden sitzen Wandernde bereits auf der Sonnenterrasse vor den historischen Mauern. Auf dem Riffelberg wird auch geschlittelt. Mit der Schlitten‑Tages‑ oder ‑Halbtageskarte saust man beliebig oft auf der präparierten Schlittelstrecke von Rotenboden nach Riffelberg hinab. Und wer nach der Wanderung von Rotenboden zum Hotel Riffelberg noch Reserven hat, kann vom Riffelberg in wenigen Minuten mit der Bahn zur Riffelalp hinunterfahren. Hier beginnt ein markierter Winterwanderweg, der in rund zwei Stunden über Ritti hinab ins Zentrum von Zermatt führt.
Romantische Hotels Nr. 0620
S-chanf • GR

Romantische Hotels

Ladina Florineth und Christian Klainguti haben 2009 ein Engadiner Auswandererhaus aus dem Jahre 1904 mit viel Fingerspitzengefühl restauriert: mit viel Respekt vor dem Bestehenden und viel Geschick im Einbringen von Neuem! Zu Recht findet sich dieses Kleinod im Büchlein «Die schönsten Hotels der Schweiz» vom Schweizer Heimatschutz. Als Auftakt eines Aufenthaltes in der Villa Flor eignet sich ein halbstündiger Spaziergang den Inn entlang nach Zuoz, wo Geniesser/innen in der Pastizaria Café Klara vor der Vitrine mit der Patisserie leicht und gern schwach werden. Oder man wandelt durch die wunderbaren Räume der Villa Flor, macht es sich auf dem roten Sofa im Salon bequem, schmökert in der ausgesuchten Bibliothek, steigt auf die Dachterrasse und blickt in den sternenübersäten Nachthimmel, geniesst allein oder zu zweit eines der sieben schönen Zimmer – und lässt es sich gut gehen. Am nächsten Tag (nur ungern das himmlische Bett, das umwerfende Badezimmer, das feine Zmorge verlassend) empfiehlt die Hausherrin eine Wanderung zur Alp Griatschouls (Wildruhezone beachten). Es ist kein offizieller Winterwanderweg, nichtsdestotrotz ist der Weg gut gepfadet, und die Wanderwegweiser (etwas mehr Zeit einrechnen als angegeben) leiten einen ans Ziel: Nach einem gemächlichen Beginn klettert der Weg steil bergan, gute Schuhe sind vonnöten, doch dank dieser Anstrengung ist rasch Höhe dazugewonnen. Ab Acla Laret geht es mal eben, mal leicht ansteigend durch den märchenhaften Winterwald, die Baumgrenze ist überschritten, und die (geschlossene) Hütte der Alp Griatschouls taucht auf, umgeben von viel Ruhe. Zurück geht es auf dem gleichen Weg und mit grandiosem Blick ins Tal.