Das erste Mal ohne Rucksacktrage
Vor einer Woche gingen wir wandern – es war die erste Wanderung seit Langem, auf welche die Rucksacktrage nicht mitkam. Der Lichterprinz war ja zu schwer geworden dafür, und ich musste feststellen, dass die Zeit der Trage um ist. Wir planten also eine einfache Wanderung, auf welcher der Dreieinhalbjährige möglichst viel selber laufen konnte.
Wir verbrachten das Wochenende auf dem hübschen Campingplatz bei Le Creux-des-Biches nahe Noirmont JU. Ich suchte nach einer Wanderung, fand im Web aber nichts Passendes. Auf der Karte entdeckte ich dann eine Wanderung, die mir landschaftlich attraktiv schien: Juraweiden mit losem Wald (und hoffentlich vielen Pferden), einige kleine Seen als Pausenorte (Reservekleider mitnehmen!) und ein Restaurant auf halber Strecke (Glace). Mit dem Zug fuhren wir nach Le Pré-Petitjean. Dort beginnt ein Wanderweg, der recht lange mehr oder weniger dem Geleise folgt. Das stört aber nicht, da man das Trassee kaum sieht und nur zweimal pro Stunde eine kurze Formation der jurassischen Bahn durchrattert .
40 Pferde für eine Glace
Schon am Bahnhof gab ich das Versprechen einer Glace ab, sobald wir 40 Pferde gesehen hätten. Die Wanderung begann gut, der Lichterprinz entdeckte immer wieder und überall Pferde, sodass ich erwog, die zu erreichende Quote hinaufzusetzen. Es war nicht nötig, wie sich herausstellte, denn beim Restaurant Buffet de la Gare in La Combe waren wir erst auf 19. Und dies auch nur, weil kurz davor eine Pferdekarawane an uns vorbeigezogen war. Ich liess mich erweichen und spendierte trotzdem eine Runde Glace.
Doch zurück zum Thema „Wanderpapa ohne Rucksacktrage“: Es funktionierte also, soviel sei schon verraten. Nach den ersten Pferdewiesen begann die Zauberfee, auf der Plain-de-Saigne Blumen zu pflücken, derweil die Giele sich im Löwenzahnmeer zu verstecken versuchten. Dann zog der Dreijährige los, als ob er zuvor nie was anderes gemacht hätte, als selber zu wandern. Und ich vermisste die schwere Trage keineswegs, freute mich übers rasche Vorwärtskommen – wenn nur die Zauberfee nicht am Blüemelen gewesen wäre und sich vorerst nicht davon abbringen liess.
Naturreichtum zum Schluss
Der Lichterprinz hielt durch, auch nach der Glacepause. Er gab erst auf, als der Weg durch ein enges Tal und damit für längere Zeit dem Bach Tabeillon entlang geradeaus führte. Klassisch: ein breiter, gerader Weg ist nichts für Kinder. Ich griff zum Manuduca-Tragbeutel und schnürte mir den kleinen Wanderer auf den Rücken. Er schlief auf der Stelle ein. Und verpasste schliesslich das wunderschöne Naturschutzgebiet rund um den Étang de Bollement. Ein idyllischer Weiher mit Schilfgürtel und Feuchtwiese, dessen Wasser früher zum Antrieb einer Mühle genutzt worden ist. Ein altes Mühlerad ist unterhalb des Wehrs noch zu entdecken.
Vom Teich ging es dann steil bergauf zum Bahnhof Bollement. Hier erfuhr ich, dass der Tragbeutel – sei er zum Beruhigen von Bebes in der Wohnung und bei einer Flachlandwanderung noch so Gold wert – für Bergwanderungen ungeeignet ist. Mir wurde heiss, das Gewicht zog an meinem Körper und ich war froh, den Kleinen bald loszubinden. Er erwachte mit gequälter Miene und machte keine Anstalten, sich bei mir fürs Schleppen zu bedanken. Wäre ja auch zuviel verlangt gewesen. Schliesslich hatte er mich ja schon mit seinem Durchhaltewillen auf der Wanderung belohnt.
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