Eislaufen ist mehr als Kreislaufen: Eiswanderwege im Engadin
Fertig mit im Kreislaufen auf einem quadratischen Eisfeld, träge wie ein Tiger in seinem Käfig. Auf den Eiswegen im Engadin geht es kilometerweit geradeaus – und mit Tempo. Die Wege verlaufen dem Inn entlang, durch Auen und Wälder, schlängeln sich durch die Tannen, manchmal gar mit kleinen Anstiegen und Abfahrten. Eine Herausforderung, sicher. Aber auch ein Abenteuer. Da bekommt plötzlich auch der Teenie Freude am Schlittschuhlaufen. Er, der in der Stadt kaum freiwillig auf die Eisbahn zu bringen ist, läuft plötzlich hoch motiviert auf und davon und wieder zurück.
Während unserem verlängerten Wochenende im Engadin besuchen wir die beiden Eiswege. Einer im Oberengadin zwischen Madulain und Zuoz, der andere im Unterengadin in Sur En, zwischen Scuol und Sent. Anstatt die Wanderschuhe schnallen wir uns die Schlittschuhe an, auch wenn unsere Kinder bisher nicht über allzu viel Erfahrung mit den Kufen verfügen. Der Lichterprinz war vorher sogar noch nie auf nur einer Kufe pro Fuss. Wird schon schiefgehen. Helm auf und los!
Mut ist gefragt
Zum Glück gibt es an beiden Orten fahrbare Stützen. Die Skepsis des Siebenjährigen bleibt aber anfangs noch bestehen. Verständlich, denn der Untergrund ist ja wirklich spiegelglatt, auch ich muss mich erst ans Eis gewöhnen. Solange der Weg topfeben ist, fährt es sich ziemlich bald ziemlich entspannt. Doch dann kommt die Herausforderung: In Madulain muss nur eine kleine Erhebung gemeistert werden, in Sur En sind es mehrere. Gar nicht so einfach, auch nicht für uns Erwachsene. Es braucht Mut, die Kufen gerade zu stellen und es einfach ziehen zu lassen, wenn es unter den Füssen zu rattern beginnt. Das Natureis ist lange nicht so eben wie jenes auf der Eisbahn: Je mehr Niveauunterschied, desto mehr fliesst das Wasser beim Präparieren ab und gefriert dabei. Kleine Wellen quer zum Weg entstehen. Zum Glück gibt es auf beiden Wegen auch Möglichkeiten, die Aufs und Abs gefahrlos zu meistern. Und schliesslich gibt’s noch die Methode Hosenboden, die unsere kleineren Kinder erfolgreich anwenden: Absitzen und runterrutschen.
Bremsen, kurven, springen, fallen
Mit der Zeit kehrt auf dem Eisweg immer mehr eine gemütliche Lockerheit ein. Wir üben das Bremsen, das Kurven, das Springen in den Tiefschnee. Die Kinder wagen sich immer mehr, meist erfolgreich, höchst selten müssen blaue Flecken in Kauf genommen werden. Die Zeit vergeht wie im Flug. Und plötzlich schmerzen die Füsse von diesen ach so unbequemen Schlittschuhen. Wir halten an, ich ziehe die Schuhbändel der Kinder an oder lockere sie, massiere ihre Füsse, was sie kitzelt (nein, das hab ich sicher nicht extra gemacht, das würde ich nie tun). Danach laufen wir weiter, doch bald merken wir, dass die Batterien langsam leer sind. Eiswandern ist doch anstrengender als Sommerwandern, merken wir. Und freuen uns, am Schluss noch einzukehren zu einer heissen Schoggi, einem Punsch, einer Portion Pommes Frites oder einem Apfelstrudel. Auch für ein warmes Plätzchen ist gesorgt. Wunderbar.
Die beiden Eiswege im Vergleich:
Übrigens: Seit diesem Jahr gibt es einen neuen Eisweg im Prättigau, in Grüsch und entlang der Landquart.
Kommentare
Noch keine Kommentare