Von einer, die auszog, das Auszeiten zu lernen
Zugegeben: der Frust war riesengross, als meine langersehnte und vollständig bezahlte Australien- Auszeit Corona zum Opfer fiel. Umso grösser aber die Freude, als ich diesen Juni trotzdem verreisen durfte, wenn auch etwas anders als ursprünglich angedacht. Ich verrate euch mein persönliches Rezept zum grenzenlosen Glücklichsein:
Man nehme fünf Wochen AUSTRALIA, streiche davon zwei Buchstaben und zwei Wochen, unterlege das Ganze mit perfektem Sommerwetter, würze es mit pikanten Wanderungen, gebe eine Handvoll Velotouren dazu, garniere es mit bunten zwischenmenschlichen Begegnungen und geniesse schliesslich 23 fantastische Tage AUSTRIA. Aber Achtung: grosses Suchtpotenzial!
Wer jetzt denkt, dass ich losfuhr, um einfach einmal nichts zu tun, der irrt sich. Und zwar gewaltig. Die Tage hätten ausgefüllter nicht sein können, und nur die Vernunft hat erwirkt, dass ich mich zwischendurch doch noch für ein paar Stunden in der Horizontalen, regungslos und mit geschlossenen Augen erholt habe. Mit einem Mietauto, der gesamten Wander- und Veloausrüstung sowie viel Enthusiasmus und Tatendrang im Gepäck zog ich los, um das Auszeiten zu lernen. Ich hatte einen ständigen treuen Begleiter in der Gestalt von Petrus bei mir, der dafür sorgte, dass ich mich niemals, aber wirklich niemals über unpassendes Wetter beklagen musste und die Regenjacke – man lese und staune – erstmals am 20. und letztmals am 21. Reisetag ihren kurzen Auftritt hatte. Ansonsten: schön, heiss und zu wenig Sonnencrème.
Mein geliebtes Österreich! Land der Berge. Heimat grosser Söhne. Deine Süssspeisen: eine Offenbarung. Deine Wanderweg-Signalisation: ein Reinfall. Da schätzt man einmal mehr, was man zu Hause hat. Dabei gäbe es so unendlich viel Schönes zu erwandern, das sich landschaftlich sowie kulturell lohnt und sich tatsächlich von der Schweiz unterscheidet. Ich verstehe deshalb erst recht nicht, weshalb ich mich bei den Indigenen wiederholt erklären musste, wieso ich als Schweizerin zum Wandern nach Österreich komme.
Nebst den vielen tollen Begegnungen mit Einheimischen bleiben mir auch die grossartigen Wildtiersichtungen in bester Erinnerung. Besonders erwähnenswert: Ringelnattern, Gänsegeier, Adler, Kreuzotter. Für alle, die gerne einmal ähnliches erleben möchten, präsentiere ich zum Schluss meine Wander-Highlights (mit Betonung auf Highlights, denn die Auswahl fiel mir schwer).
Kärnten:
- Karawanken: wildromantisches Bodental mit Meerauge und Bären (letztere gottseidank bei meinem Besuch nicht zugegen)
- Karnische Alpen: Garnitzenklamm
- Egelsee mit Pediküre Österreicher Art
Osttirol:
- Nationalpark Hohe Tauern: Auf Exkursion mit einem Ranger, beispielweise zum Beobachten von Greifvögeln (Gänsegeier, Bartgeier, Adler)
Tirol:
- Für gleichgesinnte Skifans: einmal in Kitzbühel die Streiff hochrennen
- Wilder Kaiser: Gipfeltour auf die Goinger Halt
- Wilder Kaiser: Kaiserbachtal, Stripsenjoch
- Karwendel: aussichtsreiche Seebergspitze
- Karwendel: Lamsenjochhütte. Nicht wegen der Hütte, sondern wegen der Begegnung mit Kreuzotter und fast zahmen Gämsen
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