Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Hüttenwandern im Sustengebiet Nr. 1320
Gadmen, Fuhren — Guttannen • BE

Hüttenwandern im Sustengebiet

Die Windegghütte liegt mitten im Sustengebiet, wo viel Wasser fliesst. Man könnte also meinen, dass die Energieversorgung hier ein leichtes Spiel wäre. Dem ist aber nicht so: Sonne, Holz und Gas aus Flaschen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. So erstaunt es nicht, dass man Dusche und Handyladestation vergebens sucht. Aber vielleicht macht gerade das den Charme der Hütte aus. Dafür duftet es nach Holzfeuer und frisch gebackenem Brot. Die Abendstimmungen über dem Hasliberg sind legendär, genauso wie der «Haslichueche» der Hüttenwartin. Die Windegghütte ist bequem erreichbar. Ab der Bushaltestelle Fuhren bei Gadmen führt der Weg erst talauswärts und steigt dann über die östliche Flanke des Tals, in dem das Triftwasser fliesst, durch den Bergwald hinauf zur Bergstation der Seilbahn Trift. Hier quert er das Wildwasser und erreicht wenig später Bosslis Stein, die Abzweigung zur Triftbrücke. Die Überschreitung der 170 Meter langen Hängebrücke ist für manche eine Mutprobe. Aber keine Bange, um zur Windegghütte zu gelangen, braucht man keinen Fuss darauf zu setzen. Wer es trotzdem wagt, dem lässt der Blick von der Brücke keine Zweifel: Hier wäre ein idealer Ort, um eine Staumauer zu bauen. Von der Hängebrücke führt schliesslich der sogenannte Ketteliweg spektakulär über runde Felsen zur Windegghütte. Dieser Abschnitt mit den Seilen und Ketten macht auch Kindern richtig Spass. Die Tour führt anderntags über den Furtwangsattel nach Guttannen. Dieser wenig begangene Pass bietet nochmals einen tollen Blick in den Triftkessel mit seinem schwindenden Gletscher.
Ruhe pur im Meiental Nr. 1334
Meien, Gorezmettlen • UR

Ruhe pur im Meiental

Das Meiental ist karg und schön. Viele Menschen leben nicht mehr in der Handvoll Weiler, die sich durchs Tal ziehen. Doch wer geblieben ist, schätzt die Ruhe und die unberührte Natur und lebt damit, dass Lawinen im Winter das Tal einige Wochen von der Welt abschneiden. Für Wanderer ist der Sommer spannend. Auf einer Rundwanderung zur Sewenhütte lässt sich die Familienzeit ausgiebig geniessen. Der Aufstieg fordert Eltern und Kinder, ist mit einem genug grossen Zeitbudget aber gut machbar. Entspannend ist etwa das Heidelbeerenpflücken im ersten Teil des Aufstiegs, der damit gut und gerne doppelt so lange dauert wie geplant. Er führt lange Zeit steil durch den Wald hinauf, genügend Pausen sind empfehlenswert. Bei der Sellflue werden die Tannen immer weniger, später auch die Heidelbeerstauden. Ein nicht offizieller Pfeil zeigt bald nach rechts zum See, dieser Weg ist aber nicht mehr als eine Spur. Wer auf sicher gehen will, wandert weiter bergauf und biegt später beim gelben Wegweiser ab zum See. Eine Fahrt mit dem Ruderboot ist eine willkommene Alternative zur Mutprobe, ins sehr kalte Wasser einzutauchen. Danach ist es nicht mehr weit bis zur Hütte, wo eingekehrt oder übernachtet werden kann. Nicht entgehen lassen sollte man sich die rasante Fahrt mit der Tyrolienne - die Seilbahn verlangt den Kindern schon etwas Mut ab. Der Abstieg beginnt direkt vor der Hütte und ist steiler als der Aufstieg. Für Kinder ist das meist kein Problem, Erwachsene, die Mühe damit haben, wählen besser den alternativen Abstieg zum Dorf Meien als Familienwanderung. Auf alle Fälle rät es sich, auch hier genügend Zeit für die Heidelbeeren einzuplanen, da das Postauto unten im Tal selten fährt.
Knieverträgliche Kurvenkaskade Nr. 1336
Finhaut — Vernayaz • VS

Knieverträgliche Kurvenkaskade

Das Dörfchen Finhaut liegt in einer überaus wilden Landschaft. Wegen der anspruchsvollen Topografie war das Val de Trient früher fast unzugänglich, nur durch einen miserablen Saumpfad erschlossen. Mit dem Mont-Blanc-Tourismus wurde die «Route des diligences» gebaut, eine jahrzehntelang bedeutende Verkehrsachse. Mit der 1906 in Betrieb genommenen Bahnlinie von Martigny nach Chamonix verlor die Postkutschenroute jedoch rasant an Bedeutung. Für den aufkommenden Autoverkehr erwies sich die Strasse als zu eng - ein Glücksfall, denn dadurch ist sie heute noch weitgehend in ihrem Originalzustand. Sie dient praktisch nur noch dem Fussverkehr und stellt damit einen Wanderweg der Extraklasse dar. Das Filetstück der «Route des diligences» beginnt unterhalb von Salvan. Hier geht sie in eine Kaskade von Kurven über, die sich elegant in den Hang schmiegen. Unterwegs gibt es Ausblicke auf das wunderschöne, höchst abwechslungsreiche Trassee, den märchenhaften Bergwald und die Rhoneebene. Nicht einmal 700 Meter beträgt die horizontale Distanz zum Talboden. Die Erbauer haben diese Strecke auf das Vierfache verlängert. Fast drei Kilometer lang ist der Abschnitt dadurch geworden. Das Gefälle ist damit so gering, dass Knie- und Hüftgelenke kaum beansprucht werden - selten macht das Abwärtswandern so viel Vergnügen. Wissenswertes erfährt man zudem in Salvan: Auf dem dortigen Findling «Pierre bergère» machte 1895 der italienische Naturwissenschaftler Guglielmo Marconi die ersten Versuche auf dem Gebiet der drahtlosen Informationsübermittlung. Seine Erkenntnisse, für die er 1909 den Nobelpreis erhielt, waren die Basis für die drahtlose Telegrafie, für das Radio - und letztlich für Mobilfunk und drahtlose WLAN-Computernetzwerke.
Vom Stausee zum Moiry-Gletscher Nr. 1337
Barrage de Moiry • VS

Vom Stausee zum Moiry-Gletscher

Hervé Hirt ist auf einem Auge blind und verfügt auf dem anderen über eine Sehkraft von lediglich fünf Prozent. Dieses Handicap hält den Waadtländer jedoch nicht davon ab, regelmässig über Berg und Tal zu wandern, meist zusammen mit seiner treuen Begleiterin, der Blindenführerin Pierrette Amstutz. Sie informiert ihn unterwegs mit kurzen Hinweisen wie «Stufe» oder «Hindernis» laufend über die Beschaffenheit des Untergrunds und geht auf schwierigerem Terrain voran, sodass er sich an ihrem Rucksack festhalten kann. Auf Anfrage von WANDERN.CH hat Hirt für einen gemeinsamen Ausflug die Bergtour zur Cabane de Moiry vorgeschlagen - eine ideale Gelegenheit, um aus erster Hand zu erleben, dass Sehbehinderte zu sehr viel mehr fähig sind, als ihnen manche zutrauen. Die Wanderung beginnt beim Moiry-Staudamm. Nach dem Überqueren der 148 Meter hohen Talsperre verläuft die Route zunächst dem gleichnamigen See entlang, dessen Wasser in einem intensiven Türkisblau leuchtet. Beim Lac de Châteaupré laden gemütliche Sitzgelegenheiten zu einer Rast mit Blick auf den Moiry-Gletscher ein. Der Aufstieg stellt anfangs keine besonderen Anforderungen, wird dann aber auf dem steinigen Kamm der Moräne des Gletschers deutlich anspruchsvoller. Nach einer Senke beginnt der Schlussanstieg, der im Zickzack hinauf zur Cabane de Moiry führt. Zurück wandert man auf gleicher Strecke bis zum Punkt 2522, biegt dort rechts ab und gelangt nach einer Schlaufe über die Hochebene Fêta d’Août de Châteaupré wieder zum Staudamm.
In den Waadtländer Alpen Nr. 1338
La Marnèche — Col du Pillon • VD

In den Waadtländer Alpen

Der Kuchen, der in Les Diablerets traditionellerweise hergestellt wird, heisst Salée ormonanche. Er ist aber mitnichten salzig. Der für die Region typische Kuchen ist mit einem Gemisch aus einem speziellen Zucker aus Belgien, Mehl, Butter und Rahm sowie Zimt belegt - eine sehr süsse Angelegenheit also. Die Oberfläche ist dabei noch etwas cremig. Wer sich in Les Diablerets in der Molkerei oder in einer Bäckerei mit einem Stück Kuchen eindeckt, kann sich freuen, nach einer sonnigen Familienwanderung zum Lac Retaud herzhaft in den zuckrigen Traum hineinzubeissen. Auf der Tour um den Bergstock La Palette gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einzukehren, als Erstes lockt bereits die Terrasse des Restaurants an der Bergstation mit einem herrlichen Talblick Richtung Les Diablerets. Ein Strässchen führt danach zur Alp Isenau und zur dortigen Besenbeiz, bevor sich der Wanderweg hinauf auf den Col des Andérets zieht, wo die Aussicht aufs Saanenland lockt. Oberhalb des malerischen Arnensees wandert man durch Alpenrosen hin zur Buvette Chalet Vieux, bevor man den Col de Voré passiert und dann entlang einer Bergflanke wieder Richtung Westen zieht - diesmal mit Ausblick auf Sanetschhore, Oldehore und Sex Rouge. Bald wartet ein Bad im Lac Retaud oder ein erfrischendes Getränk auf der Terrasse des gleichnamigen Restaurants. Wer eine Rundwanderung vorzieht, wandert von hier wieder zurück an die Bergstation der Gondelbahn. Wer aber hinunter auf den Col du Pillon steigt, kann in einem viertelstündigen Abstecher die Cascade du Dar besichtigen.
Zwei Gipfel oberhalb Leysin Nr. 1327
La Comballaz, centre — Berneuse • VD

Zwei Gipfel oberhalb Leysin

Schönes Wetter ist Pflicht für diese anspruchsvolle Zweigipfeltour in den Alpes vaudoises. Der erste Höhepunkt ist der Tour de Famelon, dessen Aufstieg am Schluss so steil ist, dass die letzten Meter mithilfe einer Kette überwunden werden müssen. Das Panorama ist grandios. Der Weg zum Tour de Mayen führt durch das karge, aber wunderbar vielfältige Karstfeld von Mayen-Famelon – darüber geht die erste Stunde der Wanderung, die eintönig über ein Kiessträsschen bis Pierre du Moëllé führt, schnell vergessen. Tiefe Furchen ziehen sich durch den Fels, zahlreiche runde Löcher durchziehen den Stein. Der Karst zieht sich über 15 Kilometer. Höhlenforscher haben hier mehrere grosse Grotten und über hundert Meter lange Tropfsteinhöhlen sowie Eisgrotten gefunden, 320 Hohlräume haben sie erfasst. Einer davon befindet sich 504 Meter unter dem Meeresspiegel und ist somit eine der tiefsten Tropfsteinhöhlen der Schweiz. Die Schönheit dieser Landschaft sorgt aber auch dafür, dass die bei der Vorbereitung der Wanderung errechneten Zeiten nicht eingehalten werden können. Immer wieder sind die Hände nötig, der Aufstieg führt über kleine Spalten und um Steinbrocken herum. Es empfiehlt sich, die Wanderwegmarkierungen im Auge zu behalten, um den Weg nicht zu verlieren. Oben auf dem Bergrücken blickt man auf den Genfersee. Nun behält der Weg die Höhe, führt über dem Lac Segray vorbei, bevor der Aufstieg auf den Tour de Mayen beginnt. Er ist steil und über eine längere Passage mit Ketten gesichert. Wer hier raufwill, muss schwindelfrei sein. Es lohnt sich aber: Das 360-Grad-Panorama von Montreux bis zum Matterhorn und Montblanc ist eindrücklich. Der breite Gipfel lädt zu einer Rast ein, bevor der Abstieg ansteht.
Oberhalb von Villars Nr. 1330
Col de la Croix — Solalex • VD

Oberhalb von Villars

In den Alpen gibt es keine Vulkane – weder aktive noch erloschene. Dass in dieser Region aber einst sehr wohl vulkanische Aktivitäten stattgefunden haben, zeigt sich auf einer Wanderung durch das Naturschutzgebiet von Taveyanne. Ab der Bushaltestelle «Col-de-la-Croix» folgt die Route zuerst kurz der Hauptstrasse in Richtung Taveyanne und Les Chaux. Danach führt ein schmaleres Strässchen hinauf zum Weiler Taveyanne am Fusse des Les-Diablerets-Massivs. Kurz vor dem malerischen Dörfchen mit den charakteristischen Schindeldachhäusern geht es linker Hand ins steilste Teilstück hinein, immer den nun weiss-rot-weissen Wegweisern Richtung «Chaux Ronde» nach. Wer hier die Augen offen hält, kann einen der seltenen «Taveyanne-Sandsteine» entdecken – grünliche Felsbrocken mit weissen Flecken, die vulkanisches Material enthalten. Deren Vorkommen in dieser Gegend erklären sich die Geologen mit dem Aufeinanderprallen von Europa und Afrika vor 30 Millionen Jahren, das in der Nähe der Kontaktzone zwischen den beiden Kontinenten eine kurzfristige vulkanische Aktivität in Gang setzte und damit zur Entstehung der Alpen im eigentlichen Sinne führte. Nach einer wohlverdienten Rast unter dem Gipfelkreuz beginnt der Abstieg, zunächst bis zum Restaurant des Chaux und dann nach links dem Hang entlang und durch ein kleines Waldstück über La Mérine bis zum Tagesziel in Solalex.
Zur Eiszeithöhle bei Niedergesteln Nr. 1188
Station Gampel-Steg — St. German • VS

Zur Eiszeithöhle bei Niedergesteln

Von ihrem Ursprung beim Rhonegletscher bis zur Mündung ins Mittelmeer ist die Rhone insgesamt 812 Kilometer lang und entwickelt sich vom wilden Bergbach zum mächtigen Strom. Bis ein Tropfen Wasser aus geschmolzenem Gletschereis mit der Rhone ins Mittelmeer fliesst, vergehen viele Jahre. Allein der Durchfluss durch den Genfersee dauert für einen Wassertropfen im Durchschnitt etwa elf Jahre. Vom Bahnhof Gampel-Steg führt der Wanderweg flussaufwärts der Rhone entlang. Schon von weitem ist die Burg von Niedergesteln und ihre im Wind flatternden Fahnen zu sehen. Die Eiszeithöhle hingegen liegt gut versteckt im Innern des Burgfelsens. Auf dem Ritterpfad, den frühere Bewohner der Burg in Form von Holzmodellen säumen, besteigt man den Burghügel. Im 12. Jahrhundert stand hier eine trutzige Burg, die 600 Jahre später teilweise wieder rekonstruiert wurde. Etwas höher gelegen führt ein Pfad zum Eingang der Felsenhöhle, die während der Eiszeiten vom Schmelzwasser aus dem Fels gehobelt wurde. Auf einer kurzen Rampe, in die Tritte gehauen sind, steigt man in die beleuchtete Höhle hinein. Nach etwa 20 Metern kann man den Kopf auf der anderen Seite des Burgfelsens hinausstrecken. Der Weiterweg führt durch das gut erhaltene Walliser Dorf und dann dem in der Schlucht versteckten Jolibach entlang den Hang hinauf zur Lötschberg-Südrampe. Von oben sieht man nun hinunter zum Felssporn bei Niedergesteln. Mit schönem Ausblick über das Rhonetal wandert man zuerst den sonnigen Halden entlang und steigt dann hinunter nach St. German, wo sich vor der Heimreise ebenfalls noch ein Dorfbummel oder ein Besuch im Gourmet-Restaurant lohnt.
Auf dem Weg des Salzes bei Bex Nr. 1329
Plambuit — Le Bévieux • VD

Auf dem Weg des Salzes bei Bex

L’or blanc – das Salz! Das weisse Gold war früher ein höchst kostbares Gut, das man mit allen Mitteln zu verteidigen suchte. Vielerlei Wissenswertes erfährt man auf dem Sentier du Sel bei Bex. Der Lehrpfad ist ein Meisterstück an kurzweiliger Didaktik. Auch die P’tit Loups, neugierige Spitzbuben und Spitzmädchen, kommen hier voll und ganz auf ihre Rechnung. Ebenso kurzweilig ist die Wanderung. Deren Ausgangspunkt, die Bahnstation Plambuit, erreicht man mit dem Zug ab Aigle Richtung Les Diablerets. Von hier geht es durch Weiler, Wälder und Weinberge nach Bex. Von Plambuit führt der Weg zum Gutshof Salines, einst Geschäftssitz einer der Salinen, wo kein Geringerer als Albrecht von Haller als Direktor waltete, dieser Schweizer Universalgelehrte aus der Zeit der Aufklärung. Weiter geht es zum Weiler Panex und von hier durch den Bois de Confrêne nach Glutières. Nun an einem Hunderte Jahre alten Kastanienbaum vorbei nach Antagnes und an die Gryonne. Von Les Dévens führt der Weg durch den Wald Richtung West nach Le Bévieux, dem heutigen Produktionsstandort der Salzminen von Bex. Das Salz wird einige Kilometer von hier im Berg gewonnen. Die Rückkehr erfolgt ab Bahnstation Le Bévieux. Auf dem Sentier du Sel erfährt der Wanderer auch, wieso der Begriff «Salz des Lebens» seine Berechtigung hat. Rund sechs Gramm braucht jeder Mensch täglich davon. Das Salz gehört mit dem Käse fest zur Schweiz. «Sans sel pas de Suisse» heisst deshalb eine weitere Erkenntnis des Sentier du Sel. Salz hat auch magische Kräfte: Es macht Männer männlich und vermag Geister zu vertreiben. Noch nicht davon überzeugt, wie wichtig das Salz im Leben der Menschen ist? Dann ab auf den Sentier du Sel. Zwischen Antagnes und Les Dévens lohnt sich der Abstecher ins riesige unterirdische Labyrinth der besuchbaren Salzminen von Bex (genug Zeit einrechnen).
Südliche Wege von Aigle nach Bex Nr. 1328
Aigle — Le Bévieux • VD

Südliche Wege von Aigle nach Bex

Der Sentier des vignes führt durch die Rebberge des Chablais. Das ist die Region am Genfersee, welche die Zipfel von zwei Ländern und von zwei Kantonen umfasst. Das Chablais nämlich, das sind einerseits die savoyardischen Berge im Süden des Genfersees, dann aber auch das Gebiet um Monthey im Wallis sowie das Gebiet um Aigle und Bex im Kanton Waadt. «Chablais», das ist aber auch die Bezeichnung für einen ganz ausgezeichneten Wein, der in dieser Region gekeltert wird. Der Grund für dessen Qualität sind die an Mineralien reichen Böden. In Yvorne zum Beispiel hat der Bergsturz aus dem Jahr 1584 dem Boden seine besondere Qualität verliehen. Anderswo sind es die Moränen der Gletscher oder die Murgänge aus den Bergen nördlich von Aigle und Bex, und entlang der Talebene ist es das Geschiebe der Rhone. Auch das Klima trägt das Seine zum guten Wein bei. Die Weinberge sind nach Südwest exponiert. Das lässt, auch mithilfe des warmen Föhns, die Trauben ausgezeichnet reifen. Das warme Klima bekommt man auch auf dieser Wanderung zu spüren. Diese Wanderung ist ein Teil des Sentier des vignes. Vom Bahnhof führt der Weg zum Schloss Aigle, dann in den Wald und kreuzt kurz darauf die Schienen, auf denen der Zug nach Les Diablerets hochfährt. Einen Moment folgt er nun dem Sentier de Provence. Und tatsächlich ist es wunderbar mild und warm, wie im Süden. Nicht umsonst wachsen in diesem Wald Föhre, Eibe und Stechpalme. Kurz nach Ollon geht es wieder in den Wald zum Weiler Antagnes und von da weiter über Weinberge an die Gryonne. Ein letzter kurzer Aufstieg führt zu den Salzminen von Bex mit dem riesigen unterirdischen Labyrinth (für einen Besuch genug Zeit einrechnen). Über den Weiler Le Fenalet und die Weinberge bei Le Chêne erreicht man die Bahnstation Le Bévieux. Wer unterwegs einkehren und ein Glas Rot- oder Weisswein, also Pinot Noir oder Chasselas aus der Region, kosten will, kann dies in Aigle, Ollon, Le Bouillet oder in Bex tun.
Hoch über dem Gletscher Nr. 1314
Griesalp • BE

Hoch über dem Gletscher

Es gibt nicht viele Berggänger, die so oft auf der Gspaltenhornhütte waren wie er. Architekt Daniel Suter stieg bereits als Kind zur Hütte neben dem Gamchigletscher auf. Später nahm er seine Tochter mit. Und vor ein paar Jahren baute der Architekt die Hütte um und erweiterte sie. Den ausgesetzten und imposanten Pfad kennt er darum fast auswendig. Vor allem der längere Zustieg von der Griesalp über die Bundalp und den Gamchigletscher hat es ihm angetan. Hier kommt man von der traditionellen Alpwirtschaft in eine karge Urlandschaft. Der Gletscher hat sich in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen, das Eis ist manchmal nur noch zu erahnen unter dem Schotter. Das Schmelzwasser hat sich einen gewaltigen Graben in den Fels gefressen. Der tiefe Graben wird auf einer Brücke überquert. Nun folgt der Anstieg über Schotter und die Gletschermoräne zur Gspaltenhornhütte. Dabei gilt es, eine Schlüsselstelle zu passieren: Man quert einen steilen Gletscherbach. Man kann sich mit Seilen sichern, aber je später der Tag, desto mehr Wasser führt der Bach. Im Zickzack geht es dann zur Hütte, die durch einen mit Blech verkleideten Anbau erweitert wurde. Innen aber sieht man den Übergang von Alt zu Neu fast nicht. Das war auch das Ziel von Architekt Daniel Suter. Er ist jetzt nicht mehr ganz so häufig auf der Gspaltenhornhütte anzutreffen, aber etwa zweimal im Jahr nimmt er den langen Marsch unter die Füsse, zumal auch der Abstieg angenehm ist. Stetig geht es runter, ohne je anstrengend oder sehr steil zu werden. Man bleibt immer in der Nähe des Gornernbachs und hat mehrere Male die Möglichkeit, in einer Alphütte einzukehren, bis man schliesslich wieder die Griesalp erreicht.
Silberne Klüfte im Karst Nr. 1315
Parkplatz, Pt. 1374 — Pragelpass • SZ

Silberne Klüfte im Karst

Was haben die Science-Fiction und die Bergwanderung gemeinsam? Diese Frage stellte sich WANDERN.CH und befragte Simon Spiegel, den Filmexperten und Science-Fiction-Forscher von der Universität Zürich. Studienobjekt war ein Wander-Science-Fiction-Film, der sich im Bödmerenwald und auf den Silberen in etwa so zugetragen haben könnte. Könnte, denn selbstverständlich handelt es sich um einen fiktiven Film. Er dient nur zur Illustration des Versuchs. Als Drehort für den möglichen Wander-Science-Fiction-Film wurden der Bödmerenwald und die Silberen ausgewählt. Diese im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) aufgeführten Landschaften des Muotatals schienen besonders und einzigartig genug, um als Szenerie für einen Science-Fiction-Film herzuhalten. Diese Wanderung führt somit an die Orte des Geschehens, von der Alp Mittenwald durch den Bödmerenwald bis unterhalb des Roggenstöckli. Von da geht es über die Alp Bödmeren zum Torstöckli. Nun das Gross Mälchtal hinauf bis unter den Schwarz Nossen. Bald schon ist der Silberen-Karst erreicht. Ab Oberist Twärenen gilt es, genau den Markierungen zu folgen. Das Gelände ist stark zerklüftet, den Weg verlieren ist nicht angesagt. Vom flachen Gipfel der Silberen führt der Weg zur Alp Butzen hinunter und über den Ruch Tritt zum Pragelpass. Die Antwort des Experten übrigens, das sei hier verraten, fällt verblüffend aus. Film und Wandern haben tatsächlich mehr gemeinsam, als man denkt, als Szenerie für die Science-Fiction hingegen müsste der Film auf etliche Spezialeffekte zurückgreifen, was den Sound, aber auch was die Farben betrifft.
In der Wildnis des Nationalparks Nr. 1316
Pradatsch — Il Fuorn • GR

In der Wildnis des Nationalparks

Eine Wanderung durch den Schweizerischen Nationalpark gleicht für ihn einem Theaterstück aus lauter Tönen und Geräuschen: Kurt Eggen- schwiler, Leiter der Abteilung Akustik/Lärmminderung an der Eidgenössischen Forschungsinstitution EMPA, hört hin und analysiert, wo andere unwissend vorbeigehen. Der Wald etwa ist für den Akustiker ein grosser, natürlicher Konzertsaal, die Bäume liefern ein wunderbares Klangerlebnis und die Ouvertüre zur Tour. Es folgen Bachlandschaften, der Inbegriff eines ruhigen Ortes, totale Ruheräume, die den Menschen irritieren, Kuhglocken, die für uns zur akustischen Kulisse einer Bergwanderung gehören, das Brausen des Windes, der alles andere übertönt, eine Geländeerhebung, die funktioniert wie eine Lärmschutzwand, und zum Schluss eine viel befahrene Strasse, die zum Lärmteppich gehört, der uns täglich umgibt und uns zurückholt in die Zivilisation. Die Hörspielwanderung startet in Pradatsch im Val S-charl. Der Weg steigt durchs Val Mingèr bis zum Rastplatz auf der Alp Mingèr und verlässt den Nationalpark bei Sur il Foss vorübergehend. Bis hierhin ist die Tour wenig anstrengend, der folgende Aufstieg auf die 2677 Meter hohe Fuorcla Val dal Botsch ist aber steil und kräftezehrend. Oben angekommen, ist man zurück im Nationalpark, es geht an den langen, im Vergleich zum Aufstieg aber moderaten Abstieg zur Ofenpassstrasse. Ständiger Begleiter ist ein wilder Bergbach, an dessen Ufer wartet auf halbem Weg ein schöner Rastplatz. Nach der Querung der Ofenpassstrasse folgt die Route der Ova dal Fuorn bis zum Hotel Il Fuorn, wo der Bus nach Zernez fährt. Im Nationalparkgebiet dürfen die Wege nicht verlassen werden.
Eisige Überraschung im Val-de-Travers Nr. 1317
St-Sulpice, poste — La Brévine, poste • NE

Eisige Überraschung im Val-de-Travers

Gletscher gibt es nicht nur in den Alpen: Mitten im neuenburgischen Val-de-Travers versteckt sich die unterirdische Glacière de Monlési, die grösste ganzjährig mit Eis gefüllte Höhle der Schweizer Jurakette. Die Wanderung zu ihr beginnt in St-Sulpice, führt zunächst durch ein Waldstück oberhalb des Dorfs und anschliessend an mehreren Landwirtschaftsbetrieben vorbei. Vorsicht: Beim Hof von La Petite Charbonnière auf dem markierten Wanderweg bleiben - dies bedeutet zwar einen Umweg, man vermeidet damit aber einen Konflikt mit Mutterkühen. Die Eishöhle ist unter einem malerischen Plateau voller Nadelbäume verborgen, auf dem es im Sommer durchaus bis zu 30 Grad heiss werden kann. Dass hier in nur 20 Metern Tiefe 6000 Kubikmeter Eis schlummern sollen, ist auf den ersten Blick kaum vorstellbar. Der Zugang zur Höhle erfolgt über einen steil abfallenden, mit einem Stahlseil gesicherten Pfad und eine Metallleiter. Am Grund des Schachts herrschen das ganze Jahr über Temperaturen um den Gefrierpunkt, weshalb man, neben einer Stirnlampe, unbedingt auch eine gute Jacke dabeihaben sollte. Im Innern der Höhle haben Sickerwasser, Schnee und eingeschlossene Kaltluft mächtige Skulpturen geschaffen, und der Boden ist mit einer über zehn Meter dicken Eisschicht bedeckt. Nach einer Viertelstunde kriecht allmählich die Kälte in die Knochen, und man ist froh, an die Oberfläche zurückkehren zu können. Der zweite Teil der Wanderung führt via Les Bans bis an den Lac des Taillères, der zum Sonnen und Baden einlädt, und schliesslich zum Tagesziel in La Brévine.
Zu Fuss auf den Monte Generoso Nr. 1318
Arogno, Sasso Grosso — Monte Generoso • TI

Zu Fuss auf den Monte Generoso

Er ist der höchste Berg südlich von Lugano, der 1701 Meter hohe Monte Generoso. Und er ist der Haus- und Lieblingsberg von Ettore Cavadini. Unzählige Male stand der Pensionär auf dem Gipfel, er kennt jede Ecke am Monte Generoso, kennt ihn wie seine Hosentasche. Das kommt nicht von ungefähr: Ettore Cavadini war bis im April 2017 Präsident der Tessiner Wanderwege. Für vier Jahre wollte er das Amt ausüben, geworden sind es 24. Während seiner Amtszeit konzipierte er mit der Fachstelle Ticino Sentieri das 3600 Kilometer lange Tessiner Wanderwegnetz und setzte es in die Realität um. Ein gewaltiger Brocken Arbeit, der viel Engagement und Fingerspitzengefühl erforderte. Beherzten Einsatz fordert auch diese Wanderung auf den Monte Generoso. Rund 1300 Höhenmeter sind zu bewältigen, vier Stunden Daueraufstieg. Nur gut, verläuft ein Grossteil der Route im Wald. Der Weg startet in Sasso Grosso oberhalb Arogno. Über die Alpe di Arogno wird die Cima Crocetta erreicht. 800 Höhenmeter sind geschafft, vor einem öffnet sich der Blick auf den Lago di Lugano, die Tessiner und die Walliser Berge. Noch besser wird die Aussicht von der Cima dei Torrioni weiter oben. Allmählich zeigt der Monte Generoso sein wildes Gesicht. Schluchten und steil abfallende Felswände prägen das Bild. Für ein paar kurze Momente heisst es achtgeben beim Wandern. Auf der Cima della Piancaccia ist die Höhe geschafft, der Rundblick einzigartig. Dem Grat entlang gelangt man schliesslich zum Gipfel des Monte Generoso. Wer nach dem Besuch im neuen Bergrestaurant von Mario Botta oder bei den sympathischen Landwirten Adriano und Marisa Clericetti auf der Alpe Generoso Vetta weiterwandern will, steigt entlang der Bahnlinie ab nach Bellavista.
Unterwegs mit Pilgern Nr. 1319
Treib — Flüeli-Ranft • UR

Unterwegs mit Pilgern

Eine viertel Million Menschen pilgern jährlich auf dem Camino nach Santiago de Compostela. Tausende Kilometer quer durch Europa, zu Fuss. Auf ihrem Weg liegt auch der Ranft in Flüeli ob Sachseln, wo Bruder Klaus die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte und wo ihn Staatsmänner aus halb Europa aufgesucht und um Rat gebeten haben. 100 000 Menschen sind es auch hier, die pro Jahr zu diesem Heiligen pilgern. Etliche davon kommen, wie die Santiago-Pilger, über den Bruder-Klausen-Weg zu Fuss. Diese Wanderung führt erst auf dem Camino von Treib über Beckenried nach Stans, wo die beiden Pilgerwege und Pilgerströme aufeinandertreffen. Ab hier führen sie gemeinsam zum Ranft. Die Ausgangsstation Treib erreicht man mit dem Schiff ab Brunnen. Dann folgt der Weg der Wanderlandroute Nr. 2 nach Beckenried, mit einem kühlen Bad in der Rütenen dazwischen. Via Buochs, Ennerberg und Waltersberg erreicht man Stans, wo der Bruder-Klausen-Weg beginnt. Er steigt die Kniri hoch und führt dann via Meierskählen, Hubel und Murmatt geradewegs nach St. Jakob und von da weiter zum Maichäppeli ob Kerns. Nun immer der Route Nr. 4, der Via Jacobi, folgen. Kurz vor dem Ranft führt der Weg zur Kirche St. Niklausen hoch und wieder hinab zur Kapelle im Müsli. Von da steigt ein Weg hinunter an die Melchaa, wo eine Brücke hinüberführt zum Ranft. Der Weg ist keine gewöhnliche Wanderung. Das zeigen die vielen Kirchen, Kapellen und die Heiligenstöcke am Wegesrand. Ein Pilgerstübli lädt zur Rast, Pilgerzimmer bieten Nachtlager an. Und vielleicht wird man auf Pilger treffen, sie ein Stück ihres Wegs begleiten und erfahren, warum sie sich auf Pilgerschaft begeben haben.
Schneeschuhtour im Val d‘Anniviers Nr. 1203
St. Luc, Tignousa — St. Luc, Le Prilett • VS

Schneeschuhtour im Val d‘Anniviers

Für eine spektakuläre Schneeschuhtour im Val d‘Anniviers fährt man mit dem Postauto ab Sion nach St. Luc und anschliessend mit der Standseilbahn bis nach Tignousa. Bei der Bergstation werden die Schneeschuhe montiert und los geht es entlang dem Planetenweg auf der signalisierten Schneeschuhroute. Nach dem Jupiter biegt man ab und es wird etwas anstrengender. Vorbei an der Buvette Tsigère de la Cohà kommt man bis zur Bergstation des Skiliftes Pas de Boeuf ordentlich ins Schwitzen. Die einzigartige Aussicht über das ganze Val d’Anniviers entschädigt für die Strapazen. Entlang der Route sind immer wieder einige der imposanten Walliser Viertausender, wie das Zinalrothorn oder die Dente Blanche sichtbar. Durch tief verschneite Landschaften verläuft die Route weitab von Skipisten am Hangfuss des mächtigen Le Touno bis man in Le Chieso wieder auf den präparierten Weg gelangt. Ab hier wechselt die Routennummer und sie steigt noch einmal ordentlich, bis das altehrwürdige Hotel Weisshorn in Sicht ist. Eine Rast auf der sonnigen Terrasse lohnt sich schon wegen des bekannten Heidelbeerkuchens. Die müden Beine haben die Erholung verdient. Ab dem Hotel Weisshorn verläuft die Route sehr abwechslungsreich entlang eines wunderschönen Waldwegs hinunter bis nach Le Prilett. Dort fährt am Nachmittag jeweils der Skibus zurück nach St. Luc. Aufgrund der hohen Lage von bis fast 2700 Metern, sowie der Abgeschiedenheit der Strecke zwischen Pas de Boeuf und Le Chieso sollte die Route nur bei schöner und stabiler Wetterlage begangen werden. Nur so ist die Signalisation im Gelände einwandfrei erkennbar. Bei unsicherer Wetterlage wird der Auf- und Abstieg zum Hotel Weisshorn ab Le Prilett empfohlen.
Aussicht von den Sonnenhängen Nr. 1117
Mägisalp — Hasliberg Reuti • BE

Aussicht von den Sonnenhängen

Der Hasliberg ist nicht nur ein attraktives Skigebiet, sondern bietet auch vielfältige Möglichkeiten zum Winterwandern. Hoch über Meiringen im winterlich-schattigen Aaretal kann man stundenlang den sonnigen Hängen am Hasliberg entlang wandern und Sonne tanken. Begleitet wird man von inspirierender Aussicht zu den verschneiten Bergen ringsherum. Der auffälligste Gipfel ist das silbrig leuchtende Wetterhorn, das wie ein majestätischer Himalajariese auf der gegenüberliegenden Talseite thront. Wer sich bei der Ankunft auf der Mägisalp zwischen all den Skifahrern und Liftanlagen zuerst noch etwas verloren vorkommt, taucht schon nach ein paar wenigen Schritten in die beschauliche Welt des Winterwanderns. In angenehmer Steigung führt der Winterwanderweg nach Käserstatt hinauf. Auf einer Strecke von etwa 200 Metern ist etwas Vorsicht geboten, wenn man am Rand der Piste entlang hochsteigen muss. Höher oben steht ein kleines Häuschen, das an einen Strandkorb erinnert, und schützend vor dem hier oben fast immer wehenden Wind zu einer ersten Rast einlädt. Wenn man einen Schlitten mitziehen würde, könnte man die steile Strecke von Käserstatt zur Balisalp hinunter sausen. Von dort führt der Winterwanderweg sanft absteigend weiter durch Wald und an schneebedeckten Wiesen vorbei über Lischen nach Bidmi. Schon von weitem schwebt verführerisch der Duft von Pommes Frites, Bratwurst und Käseschnitte in der Luft. Auf dem letzten Wegabschnitt nach Reuti zeigen sich im Spätwinter oft schon erste Frühlingsblumen wie Huflattich an den Wegrändern.
Feine Entdeckungen bei Diablerets Nr. 1322
Col du Pillon — Les Diablerets • VD

Feine Entdeckungen bei Diablerets

Dieser Spaziergang führt zu zwei feinen, kleinen Attraktionen, die – etwas unbeachtet unterhalb des bekannten Glacier 3000 liegend – eine Wanderung wert sind. Gleich zu Beginn erreicht man den Cascade du Dar: Der Dar stürzt hier über zwei Stufen von 72 beziehungsweise 79 Metern hinunter ins Tal. Beide Wasserfälle können auf Wanderwegen erkundet werden, der eine von oben, der andere von unten. Die untere Kaskade ist eine Viertelstunde vom Col du Pillon entfernt. Bei der Postautostation folgt man dem Wegweiser, das erste, kurze Stück führt der Hauptstrasse Richtung Diablerets entlang. Kaum ist diese verlassen, wird der Wasserfall sichtbar, wie er über mächtige Felswände fällt. Am Fusse des unteren Falls lässt es sich entspannen. Der Bach schlängelt sich anschliessend durch den harten Fels, das Wasser bildet fein geschliffene, runde Bassins, in denen Gischt schäumt. Im weiteren Verlauf der Wanderung folgt der Weg dem Bachbett des Dar, erst über Weideland, dann im Wald. Es ist ein schattiger Spaziergang über Wurzeln und am Unterholz vorbei, der keine grossen Anforderungen stellt. Bald biegt ein Weg nach links ab, eine wackelige Seilbrücke lädt zu einem kleinen Umweg ein. Wer dies nicht schätzt, bleibt vorerst am rechten Ufer; beide Wege führen etwas später wieder zusammen. Die Brücke ist ein schmuckes Gegenstück zum «Peak Walk by Tissot», der oben auf Glacier 3000 zwei Gipfel verbindet. Hier gibt es keine Aussicht zu gewinnen, doch das Queren der Seilkonstruktion ist ein ebenso kleines wie ungefährliches Abenteuer. Und sie erzählt einen Teil der Geschichte über die Unwetter im Juni 2005, als der Bach im ganzen Dorf Les Diablerets grosse Schäden anrichtete. Die am Schluss der Wanderung anzutreffenden Uferverbauungen erinnern an die Kraft des Wassers, mit der die Leute hier seit Jahrhunderten leben.
Übers Eis zum Teufelskegel Nr. 1323
Glacier du Scex Rouge • VD

Übers Eis zum Teufelskegel

Vor langer Zeit wagten sich die Menschen von Diablerets nicht auf den Tsanfleuron-Gletscher – er war das Revier des Teufels. Das ganze Ormonttal war als Versammlungsort von Dämonen gefürchtet. Wenn es im Sommer gewitterte oder im Winter Lawinen ins Tal donnerten, glaubten die wenigen dort lebenden Menschen, der Teufel würde kegeln. So kam der markante Fels am südlichen Rande des Gletschers zu seinem Namen Quille du Diable, Teufelskegel. Wenn die Dämonen also wieder einmal ihrem teuflischen Spiel frönten, verfehlte ab und zu ein Geschoss den Kegel, und dann kam es vor, dass grosse Felsbrocken auf die Alpschaften von Anzeinde oder rund um den kleinen See bei Derborence stürzten. Dann blickten die Bauern sorgenvoll hinauf zum Quille du Diable und sandten ein Gebet zum Himmel. Die Refuge l'Espace unterhalb des Quille du Diable, der offiziell Tour St-Martin heisst, ist das Ziel der kurzen Wanderung, die über den Gletscher und auf demselben Weg zurückführt. Schritt für Schritt wird der markante Zacken grösser am Horizont, und auf der Terrasse der gemütlichen Hütte ist seine wahre Grösse eindrücklich zu spüren. Der Weg ist nicht als offizieller Winterwanderweg signalisiert, wird aber von den Betreibern des Skigebiets ganzjährig unterhalten. Er ist flach und einfach zu begehen, einzige Herausforderung bilden der matschige Schnee und knöcheltiefe Pfützen an warmen Sommertagen. Hohe und wasserdichte Schuhe empfehlen sich. Wer nach der Wanderung nicht genug hat von der Bergwelt, wagt sich auf den «Peak Walk by Tissot», eine über 100 Meter lange und frei zugängliche Hängebrücke zwischen zwei Gipfeln. Von deren Plattform aus sieht man mehr als 24 Gipfel von 4000ern. Oder man braust mit der Rodelbahn Alpine Coaster talwärts. Ein teuflisches Vergnügen.
Hoch hinauf zur Videmanette Nr. 1324
Château d'Oex — Rougemont • VD

Hoch hinauf zur Videmanette

Château-d’Oex ist ein kleines Dorf, doch es begeistert schon am Start der Wanderung mit der ältesten Hängebrücke der Westschweiz, der Pont Turrian. Die 1883 erbaute Eisenbrücke ist eine der wenigen, die heute noch begehbar sind. Die Saane windet sich durch das Tal und weist den Weg zum Anstieg. Nach Harz und Tannennadeln duftet der Wald, der das Tor zum Naturschutzgebiet La Pierreuse markiert. «Die Steinige» wurde nach den grossen Geröllkegeln benannt, die sich am Fusse der hohen Felswände finden und der Landschaft ihren Charakter verleihen. Das grösste Naturschutzgebiet der Westschweiz, das sich über den ganzen Weg nach oben erstreckt, wartet auf mit Flachmooren, einer grossen botanischen Fülle, einer intakten Fauna sowie sichtbaren Spuren der Eiszeiten. Die Findlinge und die grossen Gesteinsblöcke, die die Gegend prägen, sind Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Für in Geologie oder Botanik Kundige bietet sich hier ein Tummelfeld an Entdeckungen. Doch auch der Laie erfreut sich der Vielfalt und lässt sich durch die Düfte der Pflanzen oder den Ausblick, der sich bereits beim Aufsteigen bietet, betören. Mit etwas Glück entdeckt man die Steinböcke, die kaum Scheu zeigen, sodass ein Betrachten aus nächster Nähe möglich ist ein ehrfurchtsvoller Anblick. Auch Gämsen, Murmeltiere, Luchse, Königsadler oder Birkhühner finden sich in diesem Terrain. Nach dem Aufstieg durch das steinige Voralpengebirge folgt ein kurzer ebener Abschnitt. Kaum hat man diesen passiert, offenbart sich hinter dem letzten Felsvorsprung ein beeindruckender Rundblick über die Berner Alpen und die Alpes vaudoises. Der Weg hinab führt hinter dem Kalkgebirge «Rubli» durch Alpwiesen und später erneut durch duftende und moosbewachsene Waldpassagen nach Rougemont.
Kulturwanderung durch das Pays-d’Enhaut Nr. 1325
Les Combes — Rossinière • VD

Kulturwanderung durch das Pays-d’Enhaut

Château-d’Oex ist bekannt für sein alljährlich stattfindendes Ballonfestival – Bertrand Piccard startete hier 1999 seine Nonstop-Ballonfahrt rund um die Welt –, hat aber noch einiges mehr zu bieten als heisse Luft. Die prunkvollen alten Bauernhäuser schmücken das stattliche Dorf, welches in seiner Geschichte mehrmals Feuersbrünsten zum Opfer fiel. Die Häuser wurden daher nach dem letzten grossen Brand im Jahr 1800 aus Stein statt aus Holz wieder aufgebaut. Heute ist das Dorf nebst der Landwirtschaft vor allem touristisch geprägt. Die Wanderung startet östlich von Château-d’Oex beim Weiler Les Combes und führt an die Saane, hier La Sarine genannt. Durch eine kleine Schlucht gelangt man schon nach kurzer Zeit nach Château-d’Oex. Der Weg führt nun direkt durch das stattliche Dorf, und man gewinnt rasch an Höhe. Für die Aussicht auf das Tal und die Gipfel Rocher Plat und Rocher du Midi lohnt sich der Aufstieg auf Hartbelag. Hat man Château-d’Oex einmal verlassen, führt der Wanderweg über Weiden und durch einen kleinen Wald nach La Frasse und Rossinière. Zahlreiche Holzchalets mit kunstvoll geschnitzten und bemalten Holzfassaden schmücken das Dorf. Besonders eindrücklich das Grand Chalet, das grösste Holzhaus der Schweiz. Die fünf Stockwerke haben insgesamt 113 Fenster, und an der Fassade befindet sich eine aus 2800 Buchstaben gemalte Widmung. Im Grand Chalet, früher Grande Maison genannt, wohnte der Maler Balthus und empfing dort einige berühmte Schriftsteller, Maler und Künstler des 20. Jahrhunderts. Das Grand Chalet ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Rundwanderung am Fuss des Tour d’Aï Nr. 1326
Berneuse • VD

Rundwanderung am Fuss des Tour d’Aï

Die Anreise auf die Berneuse gestaltet sich bereits als Erlebnis. Ab dem Bahnhof Aigle tuckert die Zahnradbahn gemütlich durch den Ort. Das Auge erblickt kurz das Schloss, doch die Bahn arbeitet sich munter weiter durch die Rebberge und das Waldgebiet hinauf nach Leysin. Schon während der Fahrt erhascht man immer wieder einen vielversprechenden Blick auf die Berge. Der Berneuse wird nachgesagt, einer der schönsten Aussichtspunkte der Westschweiz zu sein, und es wird schnell klar, warum: Sicht auf den Genfersee, die Rhoneebene, Berge wie die Dents du Midi, den Eiger, das Matterhorn oder den Montblanc. Das Panoramarestaurant Le Kuklos, das sich neben der Seilbahn befindet, ist zudem das einzige Drehrestaurant der Westschweiz. Die Architektur des Glasbaus wurde den beiden Bergen Tour d’Aï und Tour de Mayen nachempfunden, und das Restaurant dreht sich in 90 Minuten um sich selbst. Die Wanderung beginnt mit einem kurzen Abstieg zum Lac d’Aï, umgeben von alten Maiensässen. Von dort schlängelt sich der Weg im Zickzack hoch auf den Chaux de Mont unterhalb des Tour d’Aï. Eine kurze Gratwanderung führt hinüber zum Gipfelkreuz des Chaux de Tompey. Ein schöner Platz für eine Rast, sofern der Wind gnädig ist. Steil geht es bergab zum Col de Tompey. Hier wechselt die Szenerie. Man streift durch einen duftenden, stimmigen Wald mit Wurzelgeflechten und Farnen, bis sich dieser beim tiefsten Punkt der Wanderung lichtet und auf einer Alpwiese den Blick hinab ins Tal freigibt. Wurde noch keine Rast eingelegt, ist es jetzt an der Zeit. Denn nun beginnt der zweite, steilere Anstieg der Rundwanderung. Dem Berghang entlang werden die letzten Kilometer in Angriff genommen, bis sich der Kreis am Ausgangspunkt der Bergbahn wieder schliesst.
Zum höchsten Punkt im Baselbiet Nr. 1271
Bergstation Wasserfallen • BL

Zum höchsten Punkt im Baselbiet

Zuhinterst im Oberbaselbiet überrascht Reigoldswil mit prächtigen Bauernhäusern. Es scheint, dass es diesem Dorf einmal sehr gut ergangen ist. In der Tat: Während mehr als zwei Jahrhunderten wurden hier Posamenten (Seidenbandweben) in Heimarbeit hergestellt, sie waren die Haupteinnahmequelle. Da die Bauern dem Papiergeld der Basel-Städter nicht trauten, liessen sie sich mit Fünflibern auszahlen. Deshalb heisst dieses Tal im Volksmund noch heute Fünflibertal. Ein kurzer Fussmarsch durch das Oberbiel, und schon geht es mit der Gondelbahn hoch zur Bergstation Wasserfallen. Den attraktiven Waldseilpark lässt man vorerst links liegen, denn die Wanderung wird hier enden. An Naturschutzgebieten vorbei geht es über die Waldweid zum höchsten Punkt des Kantons Basel-Landschaft, der Hinderi Egg. Das immer wieder fälschlicherweise als höchste Erhebung genannte Chellenchöpfli ist erstens zehn Meter weniger hoch, und zweitens muss der Kanton Baselland den Gipfel mit dem Kanton Solothurn teilen. Dennoch: Der Weitblick ins Mitteland und zum Alpenkamm ist vom Chellenchöpfli aus besser. Über Pferdeweiden geht es hinunter zur Rochus-Kapelle, die nach einem Schutzheiligen der Pestkranken benannt ist. Von dort an verläuft die Wanderung zuerst auf einem mit Buchenblättern bedeckten Weg, der so weich ist, dass man den nächsten Kilometer am liebsten barfuss gehen möchte. Bald durchbrechen blanke Kalksteinbrocken den Kammweg, der hoch zum Vogelberg führt. Hier schweift man nochmals in die Ferne, bevor es an der Nordflanke des Passwangs hinuntergeht. Durch die Kalkrippe des Schattbergs, einen aus dem Felsen herausgeschlagenen Durchgang, geht es nochmals über Pferdeweiden hinunter zur Bergstation Wasserfallen. Dort empfängt das Restaurant Heidi-Stübli Wandernde mit einem reichlich bestückten Wanderplättli mit regionalem Käse und Trockenfleisch oder mit dem sehr beliebten Schnitzelbrot.