772 Meter Höhe reichen, um die Schweiz zu sehen. Nicht die ganze, klar. Aber fast. Der Alpenbogen vom Säntis über die Bünder, Glarner und Berner Alpen breitet sich aus, dazu der Schwarzwald, der Feldberg, der Jura und ein Stück Mittelland mit Aaretal, Hallwiler- und Baldeggersee. Der Berg, der dieses Rundumpanorama bietet, heisst Gisliflue. Ein felsiger Gipfel am Ende eines langgezogenen Grats, mit der Stadt Aarau zu Füssen und eingepackt in stimmungsvollen Jura-Buchenwald, in dem der Bärlauch aus allen Löchern schiesst. Sagenumrankt ist diese Gisliflue auch. Ihren Namen hat sie von der heiligen Gisula, die in den Wäldern hauste. Sie war so fromm, dass sich die Kirchentür von allein öffnete, ging sie am Sonntag in Veltheim zur Kirche. Doch eines Tages vergriff sich Gisula an den Reben im nahen Weinberg. Die Türen blieben zu, der Frevel kam aus. Heute sind Gisula und ihr Weinstock auf dem Skulpturenweg zu sehen, kurz unterhalb des Gipfels.
Der Start ist in Wildegg. Erst eine Weile der Aare entlang bis nach Auenstein mit seinem Schlössli, dann durch Buchen-Bärlauchwald am Bergmatthof vorbei in die Höhe führt der Weg. Ist die Skulptur der heiligen Gisula passiert, ist der Gipfel nicht mehr weit. Unerwartet felsig präsentiert er sich, ein richtiger Berg. Felsig ist auch die Fortsetzung, nach dem Gatter zur Hombergegg wird manch zerfurchter Jurastein überschritten und mit zunehmender Müdigkeit überstolpert. Die Hombergegg ist im Unterschied zur Gisliflue dicht bewaldet, doch an ihrer steilen Felskante kann man – Schwindelfreiheit vorausgesetzt – Blicke in die Tiefe werfen. Der Rest der Tour ist gemütliches Waldwandern, und bald schon ist das Ziel Küttigen erreicht.